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Published: March 7th 2019
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Nur Stufen...
Nach gefühlt zehn bis fünfzehn Stufen musste ich verschnaufen. Gegen Viertel nach acht ging es direkt nach dem Frühstück in Richtung Christo Blanco. Und jetzt durfte ich das erste mal spüren wie sich etwa 3.400 Höhenmeter auf mich auswirken. Und zwar gar nicht mal so gut. Und jetzt wollte ich sogar noch ein paar drauflegen. Gewiss ist das man sobald man auf dieser Höhe ankommt Probleme mit entweder nicht ausreichendem Sauerstoff in der Luft bekommt oder Anzeichen von Kopfschmerzen bis zu krankheitsähnlichen Zuständen oder beides. Gegen beides sollen die laut UN unter Drogen fallenden Cocablätter helfen. Doch ich kann bestätigen, das viel Wasser und Geduld auch helfen. Und wenn man auf die Blätter zurückgreift, dan sollte man genug nehmen, denn von drei, vieren hat man gar nichts und man hätte sich die 50 Cent für die riesige Tüte auch sparen können. Bei einer guten Handvoll wird die neue Energie greifbar und die Kopfschmerzen treten in den Hintergrund. Doch davon dass sie auch die Sauerstoffzufuhr erleichtern sollen, davon habe ich nichts gemerkt. Auf meinem gut 40 minütigen Aufstieg, der nur aus Treppen bestand, musste ich wiederholt stehenbleiben, weil ich einfach nicht gemächlich genug gegangen bin und dann verdutzt nach Luft schnappen musste. ich würde gerne behaupten, dass mir der Ausblick die
Luft geraubt hat, aber das wäre nur ein Teil der Wahrheit. Und nun zu meinem Ziel: der Christo Blanco ist im Gegensatz zum gestern beschriebenen schwarzen Jesus, eine große weiße Statue, der ähnlich wie jener in Rio über die Stadt wacht. Und nach besagten 40 Minuten und unzähligen Stufen, war ich nun auf einem Weg angekommen, der nicht länger aus Stufen bestand. Und schon bald stand ich Angesicht zu Angesicht mit dem weißen Christus und sobald ich mich umgedreht habe, hat mir das Antlitz der Stadt entgegengelächelt. Und sie hatte ein schönes Lächeln. Cusco liegt trotz seiner Höhe in einem Tal und das konnte ich erst so richtig feststellen sobald ich auf einem dieser umringenden Berge stand. Der Himmel war klar und hat die Stadt in seinem Licht erstrahlen lassen. Ich habe noch eine Weile den Ausblick genossen, doch mir war bereits aufgefallen, dass zu meiner Rechten alte Inka-Ruinen lagen, die auf den wohlklingenden Namen "Saqsaywaman" hörten, die fälschlicherweise häufig "Sexy Woman" genannt werden. Selbst von Einheimischen habe ich es bereits gehört. Und ich dachte dann zusätzlich noch, dass der Jesus gemeint sei. Bei solch einer Blasphemie musste doch etwas falsch sein. Ebenso falsch war meine Annahme, dass Cusco ja
ein Platz an der Sonne für Homosexuelle sein müsse, weil doch überall Regenbogenfahnen hängen. Stellt sich heraus, dass es nun einmal die Fahne der Stadt ist und die Farben die Stadt schon seit den Inka begleiten. Doch zurück zu meiner "Sexy Woman". Ohne etwas zu ahnen ging ich in Richtung des Tempels, denn das war er. Es war ein Sonnentempel, der sogar eine Sternenwarte aufweisen konnte und ein Tor besaß an dem die Sonne nur an einem Tag im Jahr durchschien. Doch während ich mich umschaute wurde ich angesprochen und gefragt, wie es denn mit meinem Ticket aussehe. Ich hatte natürlich keins, aber wollte jetzt auch keins mehr, weshalb ich leider gehen musste. Ab diesem Zeitpukt bin ich ins Blaue aufgebrochen und habe noch einen weiteren Ort samt Ruinen gefunden, der aber reichlich unspektakulär war. Gegen 11 Uhr habe ich mich dann auch wieder auf den Pfaden der Stadt befunden und war bald wieder im Stadtzentrum. Dort hatte ich noch ein weiteres Ziel vor Augen. Einen Inka Tempel, der keiner mehr war, sondern nun eine Dominikaner Kirche. Den historischen Aufzeichnungen zufolge war Cusco und in seiner Mitte dieser Tempel, das Zentrum des Inka Reiches, von wo aus die Linien gezogen
"Sexy Woman"
Wenn man es laut ausspricht kann ich verstehen, warum es zu Verwechslugen kommt. wurden und das Reich in vier Gebiete geteilt wurde. Und angeblich war eben jener Tempel bis oben hin mit Gold gefüllt, woher auch sein Name stammt. Denn Quorikancha heißt auf Quechua (der Sprache der Inka) soviel wie Goldraum oder -Tempel. Und auch wenn es dann doch nicht so viel gewesen sein soll, aus heutiger Sicht kann ich mir vorstellen, dass es durchaus einiges zu finden gab, denn die christliche Ausstattung war opulent. Und auch wenn die erste Reaktion der spanischen Invasoren war den ganzen Bums abzureißen, haben sich durchaus findige Köpfe auftreiben lassen, die bestätigt haben, dass sich die großartigen Inka Mauern weiter nutzen lassen könnten. Und so entstand auf einer alten heiligen Stätte eine neue. Das Ergebnis ist durchaus schön und einen Blick wert. Dank des tollen Wetters war ich nur in kurzer Hose unterwegs und ich wusste um die Gefahr, die in diesen Höhen von der Sonne ausgeht, weshalb ich mir zu dieser Zeit auch bereits das dritte Mal neue Sonnencreme aufschmierte. Jedoch habe ich jedes einzelne Mal meine Waden vergessen. Und als es mir dann gegen zwei auffiel, ist der Farbton von Eierschalenweiß zu Kaminrot umgeschwungen. Also nichts wie aus der Sonne und ab auf mein Zimmer.
Als die Sonne dann gegen 16 Uhr an Stärke verlor habe ich mich wieder raus gewagt und habe auf dem Markt noch letzten Proviant für die anstehende Reise nach Machu Picchu gekauft und in einem kleinen Restaurant die lokale Forelle probiert. Die war eigentlich recht langweilig und beinahe trocken, doch dazu gab es eine Passions Frucht Sauce, die süß und leicht säuerlich war. Ein Traum. Ein gelungener Abschluss und eine Einleitung zu einer Nacht in der ich halbstündig aufgewacht bin, denn das Einschlafen war kein Problem, doch da es um sechs rausging und ich nicht verschlafen wollte bei so einer wichtigen Reise, schreckte ich leichter hoch und dazu kam ab 23:30 Uhr ein Schlagregen, der bis 4 Uhr anhielt und auf dem Dach über mir Schlagzeug gespielt hat. Aber auch das ging vorbei. Und ein neuer Tag brach an.
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