4 Tage im Yasuní Nationalpark


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July 15th 2018
Published: July 26th 2018
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César, der Leiter des Projektes « Selva Vida » in dem ich meinen Freiwilligendienst in Ecuador gemacht habe, hat uns viel und oft von den verschiedenen Nationalparks in Ecuador erzählt. Da ich ein wenig enttäuscht war, dort wo wir lebten nicht viele Tiere gesehen zu haben, hatte ich große Lust einen dieser Parks zu besuchen und, glücklicherweise, war ich nicht die einzige die so fühlte! Als ich Maja sagte, es wäre ganz cool würden wir am Ende ihres Aufenthaltes in Selva Vida alle zusammen mit César als Guide zum Yasuní Park fahren, fiel die Idee auf fruchtbaren Boden. Sie erzählte Jacob davon und zusammen schlugen sie César vor diese Tour zu machen. César hat vor Jahren als Tourguide in Baños und in den verschiedenen Nationalparks im Amazonas und kennt sich dort sehr gut aus. Er war begeistert diese Tour mit uns - vor allem mit Maja und Jacob die fast ein Jahr bei ihm gelebt haben - zu machen und er machte uns sogar einen speziellen Preis. Wir hatten 2 Wochenenden zur Wahl, aber ich hatte keine große Lust, dass die 3 Franzosen mitkommen - Maja und Jacob auch nicht - und Jacob und ich hatten beide am ersten Wochenende schon was vor, also beschlossen wir am Wochenende vom 12. bis 15. Juli zu fahren, nach der Abreise der Franzosen. Unsere deutsche Kollegin, Caro, hatte das Wochenende schon was anderes vor und wollte nicht mitkommen ; um das Ganze günstiger zu machen hat Jacob daher eine andere deutsche Freiwillige die er kannte, Rahel einzuladen.



Mittwoch, den 11. Juli, nahmen Jacob und ich den 18h Bus nach Macas und vom Y aus - die Kreuzung wo sich die Straßen von/nach Macuma und von/nach Puyo treffen - eine Bus nach Puyo, wo wir gegen 21h30 ankamen. Maja war bereits seit dem Nachmittag dort, um noch letzte Einkäufe für unsere Tour zu machen. Am Terminal von Puyo haben wir dann alle noch eine Stunde lang das WLan genoßen - da wir im Jungle keins haben - und wir nahmen dann den 23h Bus nach Coca. Unterwegs, in Tena, stieß Rahel dan zu uns und wir haben alle noch ein paar Stunden schlafen können, bevor wir um 4:30 in Coca ankamen. César war schon seit dem Vortag dort um Essen und Material einzukaufen und um unsere Tour vorzubereiten und wir nahmen ein Taxi zu seinem Hostel. Da es noch viel zu früh war um die restlichen Sachen einkaufen zu gehen oder um frühstücken zu gehen, haben wir dann noch 2 Stunden auf dem Sofas im Hostel geschlafen.

Bei Frühstück entdeckte ich « Tigrillo », ein super leckeres Frühstücksgericht, aber ich könnte nicht sagen, woraus es genau besteht! ^_^ Als wir dann endlich alle restlichen Sachen abgeholt hatten, war es bereits relativ spät als unser Taxi endlich Coca verließ und wir die fast 3 Stunden Fahrt zum Yasuní Nationalpark antraten.



Unsere Tour begann in Tiwino, einem sehr kleinen Ort am Tiguiño Fluss. Die Tour würde im südlichen Teil vom Yasuní Park stattfinden, entlang des Tiguiño Flusses. Es ist kein touristischer Ort, denn die Waorani die dort leben kommen mit den meisten Guides nicht gut aus und erlauben es ihnen nicht in diesen Teil des Parkes zu kommen. Deshalb gehen die meisten Touristen zu anderen Teilen des Parkes, vor allem in den Norden zum Napo Fluss. Im Süden zu sein war richtig cool, denn 1) waren wir die einzigen Touristen dort, 2) gibt es keine Lodges (Hütten) sondern nur (wildes) Camping ; 3) man sieht dort viel mehr Tiere da es dort so ruhig ist.



In Ecuador ist der tropische Regenwald in 2 Nationalparks aufgeteilt, die beide für Touristen zugänglich sind : Yasuní und Cuyabeno. Zusätzlich gibt es dort die Tagaeri-Taromenane Intangible Zone und die Cuyabeno-Imuya Intangible Zone. Im Yasuní Park leben nur Shuar, Waorani, Tagaeri und Taromenane. Alle Shuar leben auf der Straße von Tiwino nach Coca, in der Nähe zur Stadt, während die Waorani in und um Tiwino am Tiguiño Fluss leben. Die Waorani haben noch Camps im Park, gehen dort aber nur zum Angeln und Jagen hin. César hat eine sehr gute Beziehung zu den Waorani, was der Grund ist dass sie uns erlaubt haben durch ihr Territorium zu reisen und in ihrem Camp zu übernachten. 2 von den Waorani waren unsere Guides und fuhren das mit Motor betriebene Canoe. Sie waren ruhige und nette Typen und es ist schwierig sich vorzustellen, dass sie nicht eine Sekunde daran zweifeln würden eine Person die ihren Regeln nicht folgt umzubringen...

Irgendwann hat ein Outsider eine Lodge am Tiguiño Fluss aufgemacht, aber er verstand sich nicht gut mit den Waorani und beachtete ihre Regeln nicht, da haben sie sein Lodge einfach niedergebrannt!

Eine andere, viel krassere Geschichte hat César uns noch erzählt : eine Waorani Familie hat ihr sehr krankes Kind nach Coca ins medizinische Zentrum gebracht, aber leider konnten die Ärzte es nicht retten und es ist gestorben. Die Familie gab den Ärzten die Schuld am Tod ihres Kindes und fuhr zurück in die Stadt um die Ärzte umzubringen. Glücklicherweise konnten die Ärzte rechtzeitig durch die Hintertür fliehen bevor die Waorani ins Gebäude eindringen konnten. Auf ihrem Rückweg in den Jungle begegneten sie einem Mann der eine Wasserstation baute und, aus purer Wut, haben sie ihn kaltblütig umgebracht! Verrückt, richtig!?

Man kann den Waorani absolut nichts abschlagen ohne sie wütend zu machen und sich ihre Ungunst zuzuziehen, was man absolut nicht möchte. So war César mal in einer Bar als ein paar Waorani reinkamen und mit ihm ein paar Bier tranken. Als sie gingen, ließen sie ihn auf einer 70$ Rechung sitzen und er hatte keine andere Wahl als sie zu zahlen...



Dann sind dort die Tagaeri und die Taromenane, 2 Völkergruppen die sich zusammengeschlossen haben. Sie haben beschlossen keinen Kontakt mit der Außenwelt haben zu wollen und so leben sie komplett isoliert und konform ihrer Traditionen. Die Regierung hat ihnen ihr eigenes Territorium zugesprochen und dort sind sie geschützt. Die Regierung gibt ihnen sogar Macheten, Messer, Feuerzeuge und andere Dinge via Helikopter. Diese beiden Zivilisationen sind sehr brutal und gefährlich ; sie bringen jeden Outsider den sie treffen skrupellos um. Anders als die Shuar, Waorani und andere Völker lehnen sie es kategorisch ab eine andere Sprache, wie Spanisch, zu lernen und mit der Außenwelt zu kommunizieren. Die Regierung überwacht sie per Helikopter um die Waorani die an der Grenze zum Territorium der Tagaeri-Taromenane leben warnen zu können, wenn diese Nomaden ihnen zu Nahe kommen. Die Waorani sind auch Jäger und Krieger, aber sie haben große Angst vor den Tagaeri-Taromenane, was zeigt wie gefährlich diese sein müssen. Verrückt, dass sowas heute noch existiert, richtig!? Und nicht nur im Amazonas von Ecuador, solche Völker gibt es auch im Amazonas von Peru und Brasilien noch!



Wir begannen die Reise von Tiwino zu unserem ersten Lager gegen 13h und wir brauchten 3 Stunden um dort anzukommen. Es war etwas bewölkt, aber ganz schön ; weder zu kalt noch zu warm. Es war ein komisches Gefühl in diesem Canoe zu sitzen, denn es schwankte ganz schön und wir hatten ein bisschen Angst es würde umkippen. Zum Glück tat es das nicht und wir gewöhnten uns ans Schwanken. :-) Ich teilte am ersten Tag eine ziemlich enge Sitzbank mit Maja und es war ein bisschen unbequem, aber doch gemütlich. An diesem ersten Tag sahen wir « nur » Vögel (Aras, Toucans, Eisvögel, ...) und ein paar Affen. Als wir im Camp ankamen, hatten wir ein spätes Mittagessen/frühes Abendessen und dann sind wir 3 Mädels im Fluss baden gegangen ; natürlich nicht im Haupt-Tiguiño-Fluss, wer will schon in eine « Badewanne » mit Piranhas, Zitteraalen, Boas, Anakondas und Kaimanen ? ^_^ Wir badeten in einem kleinen Fluss am anderen Ende des Camps. Das Wasser war ziemlich klar, aber es schien stehenedes Wasser zu sein und das schien uns nicht sehr vertrauenswürdig ; per Definition ist stehendes Wasser voller Bakterien und ungesund... César sagte uns aber, dass sie immer dort baden und dass es ganz gefahrenlos ist. Und hey, wir leben alle noch, also kann es nicht so schlimm gewesen sein! ^_^ Nach dem Baden und Essen versuchten wir uns im Speerwerfen, aber wir könnten mit einem Speer wohl niemanden töten... ;-) Dann bauten wir uns Angeln und sind mit dem Canoe raus in die Dunkelheit gefahren um Piranhas zu angeln. Leider hatten wir kein Glück und fingen nichts.



Am nächsten Morgen sind wir früh aufgestanden und hatten ein großes Frühstück bevor wir unsere Sachen zusammenpackten und zurück ins Canoe kletterten. Am zweiten Tag fuhren wir zu einer Lagune die gut 3 1/2 Stunden von unserem ersten Camp entfernt war. Nach gut 2 1/2 Stunden haben wir keine kurze Pause gemacht, denn niemand von uns hielt es länger auf den harten Sitzbänken aus! Auf dem Weg zur Lagune sahen wir ein Reh, eine Baby-Boa, eine riesige Anakonda (+/- 10m), eine Schildkröte, einen Kaiman (kleines Krokodil) und jede Menge Vögel. Es war wirklich cool, aber wir kamen den Schlangen für unseren Geschmack ein bisschen zu nahe! Leider war die Anakonda gerade dabei aus dem Wasser zu verschwinden und ich war zu langsam un ein Bild von ihr zu machen...

An der Lagune gab es kein Camp, also mussten wir wild zelten. César und die 2 Waorani machten ein Lichtung zwischen ein paar Bäumen frei und bauten uns dort mit Ästen und Plastikplanen ein Dach und legten den Boden mit Palmblättern und mehr Plastikplanen aus. Sie brauchten dafür nur 1/2 Stunde! Nachdem wir zum Mittagessen leckere Suppe hatten, sind wir zur Lagune gegangen und haben dort erfolgreich einige Piranha geangelt ; ich hatte 3, Rahel 2, Maja 6 oder 7 (sie hat eine magische Stelle gefunden!) und die Jungs (Jacob und die 2 Waorani, César musste uns Mädels helfen ^_^) hatten auch ungefähr 10. Wir grillten den Fisch und hatten ein super leckeres Abendessen mit frischem Fisch, Reis, Tomaten und Zwiebeln! :-D

Nach dem Abendessen machten wir dann noch eine nächtliche Ausfahrt um Kaimane zu finden und, wer hätte das erwartet, César fing auch eine Kaimanen der am Strand lag! Wir brachten ihn mit zurück ins Camp um dort Bilder von ihm zu machen. Als César ihn wieder laufen ließ drehte er sich um und attakierte uns! Die Jungs jagten ihn dann zum Wasser, aber sie waren sehr gemein zu dem armen Tier und ich konnte kaum hinschauen. An seiner Stelle wäre ich nachts wiedergekommen und hätte sie alle umgebracht! ;-)

In dieser Nacht hörten die beiden Waorani auf der anderen Seite des Flusses einen Jaguar und César fand am nächsten Tag Spuren eines Puma dort wo wir am Vortag geangelt hatten! Das war ziemlich cool, auch wenn wir die Tiere nicht gesehen haben. :-)



Am nächstne Tag packten wir unsere Sachen zusammen und, nach leckerem Fisch, Pancakes und Ei zum Frühstück, haben wir dann unser Camp verlassen und sind zurück zum ersten Camp gefahren. Leider regnete es den ganzen Tag über und, nach nur 10 Minuten, waren wir durch und durch nass ! Der Regen machte die 5-stündige Rückfahrt wesentlich unangenehmer als die Hinfahrt... Es dauerte gut 90 Minuten länger zurück zu fahren als hin, denn 1. fuhren wir nun gegen den Strom und 2. war der Wasserstand viel niedriger als am Vortag, was das umfahren von Bäumen und Ästen im Fluss wesentlich schwieriger machte. Aufgrund des Regens sahen wir fast keine Tiere, aber wir kamen einer riesigen (+/- 8m) Boa ziemlich nahe. Sie war im Wasser und in Angriffsposition, ihre nächste Beute suchend. Glücklicherweise entschied sie, dass die Beute nicht wir sein würden! ^_^ Unsere beiden Waorani Guides sagten uns, dass es keine Gefahr gibt, aber César sagte uns etwas ganz anderes und, für unseren Geschmack, kamen wir dieser Schlange wesentlich zu nahe!

Am Ende waren wir alle froh wieder im Camp zu sein, zu baden und dann trockene, warme Kleider anzuziehen!

Da es bis spät abends weiter regnete, haben wir keine andere Aktivität mehr gemacht, außer nahe am Feuer zu bleiben, zu essen und den Geschichten der Waorani und von César zu lauschen. Eigentlich hatte César mit uns Wildschweine jagen wollen, aber bei dem Wetter hatten wir keine Lust mehr irgendwo hin zu gehen und es wäre eh schwierig gewesen irgendwas zu fangen. Also kein frisches Fleisch am Abend, aber was solls.



Sonntag, unser letzter Tag, begann gemütlich mit einem späten Frühstück. Die Sonne hatte endlich beschlossen wieder zu erscheinen und wir waren froh unsere Sachen zu trocknen bevor wir wieder unsere Rucksäcke packten. :-) Wir brauchten ungefähr 3 bis 4 Stunden zurück zu unserem Startpunkt in Tiwino und wir genossen die Fahrt im Sonnenschein, machten viele Bilder und sahen einige Affen.

Einerseits war es schade, dass es schon unser letzter Tag in Yasuní war, andererseits waren wir froh zurück in die Zivilisation zu kommen. César sagt, dass eine 5 bis 6-Tage-Tour am besten ist, aber wir genossen auch unsere 4-Tage-Tour. :-D

Ich habe die Tour wirklich sehr genossen, vor allem die Erfahrung an sich und die Aktivitäten : (wildes) zelten im tropischen Regenwald von Ecuador, Canoe fahren, Piranhas angeln und etwas über die Eingeborenen im Amazonas erfahren. Die Tiere waren auch ganz cool und - im Falle der Schlangen - furchterregend, aber ich habe im Corcovado Nationalpark in Costa Rica vergleichend viel mehr Tiere gesehen.

Ich kann die Tour in den Yasuní Nationalpark nur weiterempfehlen, vor allem eine Tour mit César Tucupi die wildes zelten beinhaltet! :-D


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