Colombia, final stage


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Colombia's flag
South America » Colombia » Popayan
September 2nd 2012
Published: September 11th 2012
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Als ich aus Cali abreisen will, steht in der Einfahrt ein riesiger SUV mit laufendem Motor, bewacht von zwei schwer bewaffneten, grimmig drein blickenden Söldnern. Im Garten ist offensichtlich Druglord-Konferenz, und ich frage mich, ob es so weise ist, diese durch meinen Abreisewunsch zu stören. Schließlich gelange ich jedoch heil und ohne Umwege zum Busterminal und bin bereits drei Stunden später in Popayan.

Die Hauptstadt der Region mit einer der weltweit höchsten Biodiversitäten (sic!) ist – zumindest im kolonialen Zentrum – vollständig weiß getüncht. Nur das Militär, was vermutlich wegen den Cauca-Separatisten überall rumsteht, hebt sich in grün von diesem feinen Stadtbild ab. Ansonsten besteht die Stadt aus etwa 50 Kirchen. Auf dem Hauptplatz, der wieder mal Plaza Bolivar heißt, werde ich mit einer Playback-unterstützten Panflötenversion von Sound of Silence begrüßt, während mich ein paar Lamas mit durchdringendem Blick mustern. Wer hätte gedacht, dass die postapokalyptische Fake-Indianer-Fußgängerzonenmusik auf der Zeil und Schildergasse tatsächlich authentisch ist.

Von einem Hügel, den ich ob der Höhe der Stadt mit der Kondition eines Berufstrinkers erklimme, bekomme ich einen wunderbaren Blick auf den Sonnenuntergang zwischen den Bergen. Ich sitze inmitten von kolumbianischen Pärchen und ein paar coolen Skaterkids, die den Dorfmädels zu imponieren versuchen. Ich habe meinen – allerdings wesentlich an Tiefgang gewinnenden - Nachtzug und wirre Zukunftsgedanken: Jedem das, was er verdient.

Im Hostel wirbt eine Reiseagentur in der vermeintlich gefährlichsten Region Kolumbiens mit dem Slogan „The only risk is wanting to stay“. Vielleicht jedoch nicht hinter verschlossenen Türen, wie die alte Frau im Nebenhaus des Hostels, die sich eigentlich nur mit einem Stuhl auf die Straße setzen will und mich daher um Hilfe bittet. Sie erzählt, dass ihr Sohn ihr einmal am Tag Essen bringt und sie sonst dort eingesperrt lässt, draußen sei es zu gefährlich. Es stinkt bestialisch nach Urin.Ich kaufe ihr eine Arepa und nen Schnaps und habe meine gute Tat für heute vollbracht.

Die etwa 60jährige Australierin im Hostel hat ganz andere Probleme. Sie rät mir, während sie sich mit extremem australischen Dialekt über den nicht funktionierenden Fernseher („that bloody woman from the reception should get the fucking TV going“) und Popayans Nachtleben („boring as shit“) aufregt, nach Otavalo zu gehen, sie hätte dort zwischen den DVDs drei Gramm bestes Gras versteckt, weil sie es nicht über die Grenze bringen wollte. Erschreckenderweise taucht sie wie auch mein unerträglicher schwedischer Bettnachbar, der sich ständig mit Babyöl einschmiert und nur von „Drugs and Supermodels“ redet, in der folgenden Nacht in einem sehr merkwürdigen Albtraum auf, so dass ich froh bin, um 5 Uhr morgens Richtung Busbahnhof für das Projekt „Popayan-Quito in einem Tag“ zu starten.


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