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Hat jetzt doch ein wenig gedauert, bis ich mich wieder hier zurück gemeldet habe. Zur Info: Mir geht’s gut:-)
Die letzte Woche war mit Abstand die beste Woche und es wird mir schwer fallen einige Menschen hier zurück zu lassen. Die Woche vom 21.5.-25.5. haben wir Paulo begleitet (in seinem Projekt beschäftigt er sich mit Mäusen). Innerhalb eines Jahres werden je eine Woche lang Fallen aufgestellt und die Mäuse, die dabei gefangen werden anhand ihrer Schädelform bestimmt.
Die Fallen wurden in 6 unterschiedlichen Waldgebieten ausgelegt. Jeden Vormittag fuhren wird die Strecke ab und kontrollierten die Fallen, füllten Futter nach und sammelten die Mäuse, die sich in den Fallen befanden ein. Nachmittags wurden die Mäuse dann seziert und endhauptet. Der Kopf wird dann nach Porto Alegre in ein Institut geschickt und dort so präpariert, dass der Schädel zur Bestimmung vollständig offen liegt.
Am Montag hatten wir schon 6 Mäuse gefangen und waren damit den ganzen Nachmittag beschäftigt. Eine kleine Beschreibung von der vorgehensweise:
Zuerst wurden die Mäuse natürlich getötet. (Mit Ether). Nachdem ich Paulo die etwas schnellere und tierfreundlichere Variante gezeigt hatte, die Tiere durch einen Genickbruch zu töten, war
das dann auch eine angenehmere Sache. Nachdem die Tiere tot waren wurden sie gehäutet. Dabei musste man sehr vorsichtig sein, dass man die Haut im Ganzen vom Tier abbekommt (hier ein Lob an meinen lieben Opa!!! Durch die viele Übung an den Hasen war ich damit schon richtig geübt und konnte den Mäusen fix das Fell über die Ohren ziehen;-)) Später entstand aus der Haut+Fell eine ausgestopfte Maus. Dabei konnte man seine Nähkunst unter beweis stellen;-) Die Maus bzw. das Fell wurde mit Watte ausgestopft, Drähte gaben den Extremitäten ihre Form zurück. Anschließend wurde die Maus wieder zugenäht. Der Rest der Maus wurde in Formalin eingelegt nachdem ein Stück der Leber entnommen wurde und die Maus enthauptet worden war. Am Montag war eine andere Gruppe ebenfalls im Labor, in dem wir die Mäuse „bearbeiteten“. Diese Gruppe arbeitete mit Ratten. Bei den Ratten soll die cerebrale Wirkung verschiedener Mittel und die Veränderungen in der DNA untersucht werden. Die Ratten wurden mit einer Guillotine getötet. Was war dann eine etwas blutigere Angelegenheit...aber auch mal „interessant“ zu sehen.
Donnerstag und Freitag nachmittag machten Paulo Ausflüge mit uns. Donnerstags (24.5.) fuhren wir (bzw. fuhr ich! Paulo hat mir das Steuer überlassen:-))
zu einem wunderschönen Platz. Über ein Privatgelände (naürlich fragten wir vorher den Besitzer. Sonst hätten uns seine Hunde wahrscheinlich auch zerfleischt;-)) gelangten wir in ein Waldstück und an einen kleinen Abhang. Als wir den hinabgeklettert waren, kamen wir an einem Sammelbecken unter einem Wasserfall heraus. Dort legten wir uns auf die Steine und machten ein Nickerchen. Bevor wir wieder zur Zivilisation zurückkehrten nutze Sebastian die Gelegenheit und nahm ein Bad im frischen und sauberen Wasser.
Die zweite Station war eine Kirche. Dort kletterten wir hoch bis zum Kirchturm, in dem sich das Nest einer weißen Eulenart befand. Schon als wir uns auf der etwas wackeligen Leiter zum Glockenturm befanden, hörten wir das Gekrächze des älteren Jungtieres. Die Mutter war glücklicherweise nicht da und so konnten wir die kleinen Babys in Ruhe betrachten und Fotos schießen. Paulo nahm dann noch das herumliegende Gewöll mit, um die darin befindlichen Tierknochen zu untersuchen.
Freitags sind wir zusammen mit einem Freund von Paulo zu einem Berg gefahren (Botcarai). Ich bin in meinem Leben noch nie so einen steilen Berg hinaufgeklettert!!! Wir mussten uns an Wurzeln und Baustämmen festhalten, um nicht wieder runterzurutschen. Ich war wirklich wirklich fix und
fertig, als wir oben ankamen, aber: ES HAT SICH GELOHNT!!!
Die Aussicht war fantastisch!! Der Berg hatte an beiden Seiten steile Felsklippen. Dort setzten wir uns an den Rand der Klippen und genossen die Aussicht. Paulo, der vor nichts und niemandem Angst hatte und der absolute Naturmensch war sprang über eine Felsspalte auf einen separaten Felsvorsprung, der frei vom Boden bis zur Spitze des Berges heraufragte. DER WAHNSINN!!! Das ist Freiheit! (Und ein bisschen übermütig;-)).
Nein, stellt euch vor, ich hab das nicht gemacht. Krass, woher auf einmal die Vernunft kam weis ich nicht, aber es scheint doch, dass ich manchmal sowas in der Art besitze;-)
Wir blieben einige Stunden am Berg und suchten noch erfolglos Vogelspinnen, die es hier eigentlich in Massen geben sollte. (Zumindest haben wir die „Höhle“/das Schlupfloch einer Vogelspinne gefunden).
Der Abstieg war aber noch um einiges genialer. Ich dachte an die Abstiege, die wir beim Wandern in den Bergen immer hatten. Das ging immer ganz schön in die Knie und war keinesfalls leichter als der Aufstieg. Hier aber, war es der pure Spaß! Wir rutschten, sprangen, hüpften den Berg hinunter. Endlich hatte ich
in Paulo einen gefunden, der das zur Perfektion konnte. Den Berg in einer solchen Geschwindigkeit „hinunterzuspringen“ war aber nur möglich, durch die vielen Bäume, an denen man dich immer wieder abfangen konnte und den Wurzeln, die man zur Absicherung hatte. Freitag abends war dann wieder Anatomieunterricht (Herz) und bevor wir heim gingen halfen wir Paulo mit den Mäusen. Da wir Freitag abends nicht alle Mäuse fertig bekamen, haben wir Samstags noch eine Schicht eingelegt und die restlichen Mäuse reziert. Mittags ging es mir etwas schlecht, deshalb habe ich mich bis 16Uhr hingelegt. Eigentlich hätte ich auch noch weiter schlafen können, aber um 17Uhr waren Sebastian und ich bei Josés Mutter zu ihrem Geburtstag eingeladen. Wir wollten einige Stunden bei der Geburtstagsfeier bleiben und dann zur Marina gehen. Dort sollten wir uns mit den anderen vom Lab treffen, um gemeinsam gegen 23Uhr zum Party machen in die Stadt zu gehen. Seb und mir war aber nicht so nach „saufen“ zumute und außerdem verstanden wir uns mit Josés Familie so gut, dass wir dort bis Mitternacht blieben.
Leider wurde es mit meinen Beschwerden die folgenden Tage nicht besser. Zuerst dachte ich, dass ich wieder zu viel Laktose und zu
wenig Laktrase zu mir genommen hätte, aber das war es nicht. Dann dachte ich an das Fleisch, dass am Freitag den ganzen Tag in der Wärme in meinem Rucksack war und erst abends verspeist wurde. Vielleicht war es das auch, auf jeden Fall fängt mein Bauch bis heute noch nach jeder Mahlzeit zu krampfen an, was nicht wirklich angenehm ist, mittlerweile aber deutlich besser zu ertragen ist.
Noch zu erwähnen sei, dass ich mich lange mit Josés Vater unterhalten hatte. Da er nur portugiesisch konnte nutzen wir die Großmutter als Übersetzerin. Das wurde manchmal etwas zu viel für sie, wenn sich unsere Konversation zu hitzigen Diskussionen entwickelt hatten:-D Eine superwitzige Erfahrung. Ich weiß zumindest jetzt was: sag ihr!!! „dis par ela“ heißt;-)
Am Sonntag waren wir für 10Uhr mit Familie Rusch verabredet (der Goiaba-Familie). Zusammen verbrachten wir den Tag im Parque da Gruta und aßen Steckenfleisch, schauten uns die Affen und Papagaien an und machten einen Spaziergang zur Grotte.
Nachmittags ging es zum Oktoberfestplatz, dort war ein Fest eines Radiosenders. Wir trafen auf ein paar Bekannte und auch meine Familie war dort, sodass ich nach einige Stunden mit ihnen nach Hause
fahren konnte.
Den Abend verbrachten wir mit Mate-Tee trinken und komische Fensehshows schauen...
Montag war unser letzter richtiger Tag an der Uni. Morgens machten wir unser Wasserinsekten-Projekt fertig und besprachen unsere Ergebnisse mit Andreas. Außerdem unterhielten wir uns mit ihm in einem Abschlussgespräch über unsere Zeit und dem noch anstehenden Praktikumsbericht, den wir zu schreiben haben. Außerdem seht uns in Hannover noch eine Postergestaltung und ein Vortrag, den wir halten sollen, bevor.
Den Unitag schlossen wir mit einer Indiaka-Partie ab.
Abends waren wir bei Cristianas Eltern eingeladen. Das war auch noch echt witzig. Der Vater macht uns erst einmal klar, woher seine Vorfahren ursprünglich kamen. Also ich bin ein Pommer und wir sprechen noch die pommersche Sprache. Und die Nachbarn haben eine andere Sprache: Hunsrück...;-) Jaja, da in Brasilien ist das noch anders. Da die meisten hier vor dem 2. Weltkrieg ausgewandert sind, haben sie hier auch ihren Nationalstolz und den Stolz auf ihre Heimat nicht verloren. Stolz auf ihr Land zu sein und sich sogar von den Hunsrückern abzugrenzen war schon was besonders.
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