Klassenfahrt und Karneval des guten schlechten Benehmens


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February 9th 2013
Published: February 9th 2013
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Endlich hatten wir unsere erste von den vielen angekündigten Exkursionen mit der Uni! Gestern war ich mit meinem Kurs "Nutzung von Wasserökosystemen für den Tourismus" (Ich weiß, der Name klingt furchtbar langweilig, ist aber tatsächlich echt spannend) ganz an der südlichen Grenze "meines" Bundesstaats in dem kleinen Örtchen Acaú, um die Umwelt dort zu erforschen. Mit nur einer Stunde Verspätung sind wir zusammen mit ein paar Leuten aus anderen Kursen unseres Profs losgefahren. Was ich hier ziemlich cool finde, ist dass meine Uni eigene Busse inkl. Fahrer hat, sodass man nicht auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen ist. Und ich finde, es macht auch ganz schön was her, in ein kleines Dorf eingerollt zu kommen mit einem Bus, auf dem fett "Universidade Federal da Paraiba" und "Zentrum für Naturwissenschaften" steht 😊

In Gruppen mussten wir dann den Ort inklusive Fluss und Küste in Hinsicht auf biologische, physisch-geografische und sozio-ökonomische Aspekte untersuchen. Da wir von meinem Kurs nur 4 Leute waren konnten wir mit dem Prof aushandeln, eine Gemeinschaftsarbeit zu machen, 3 Gruppen wären ja eh nicht zustande gekommen. Wieder mal Glück gehabt, dass ich sowas nicht alleine ausarbeiten muss.... Schnell hat sich auch herausgestellt, dass dieser Ort ein schlechtes Beispiel für unser Unterrichtsthema ist. Trotz großer, schöner Mangrovenwälder, war alles total verschmutzt und runtergekommen, die Leute leiten ihre Abwässer direkt in den Fluss, die nahe gelegene Fabrik ihren Abfall ins Meer, alle werfen ihren Müll wild umher.... es war echt ein trauriger Anblick. Aber der Prof hat uns versprochen, dass wir in den anderen Exkursionen bessere Beispiele kennen lernen und schließlich ist es ja auch gut mal zu sehen wie man es nicht machen sollte.
Zum Schluss der doch anstrengenden Exkursion - wir sind ständig durch die knallende Sonne gewandert, da es schon im Schatten 35°C sind, will ich gar nicht wissen wie viel es in der Sonne sind... - sind wir noch an einen nahe gelegenen Strand gefahren, die Praia Bela. Zwar nicht zum Baden gehen, aber zum Angucken war es auch ganz nett. Bei Flut bildet sich ein Kanal zwischen dem Meer und den kleinen Seen kurz hinterm Strand, was ein unglaublich schönes Farbspiel ergibt: da geht das Türkis des Meeres über in ein tiefes Blau und schließlich ein sattes Grün im See. Schade, dass meine Kamera das nicht so gut einfangen kann.

Als ich abends um 5 endlich wieder zu Hause war, bin ich nur noch unter die Dusche gesprungen und danach ins Bett gefallen, weil ich einfach so kaputt war. Gegen 8 kam Carol in mein Zimmer und fragte, ob ich mit in die Stadt komme zum Karneval. Ach ja, da war ja was. Und dann auch noch so ne große, beliebte Veranstaltung, zu der irgendwie alle gehen wollten die ich hier kenne. Im ersten Moment hab ich gesagt ich wär zu kaputt. Aber als Carol gerade gehen wollte, hab ichs mir anders überlegt - schließlich hab ich nur einmal die Chance das alles zu erleben. Im Eiltempo und ohne Zeit noch etwas zu essen hab ich mir ein buntes Kleid übergeworfen und bin los. Sogar Guilherme sollte dieses Mal mitkommen. Mit dem Auto haben wir noch ein befreundetes Paar von Carol und Rodrigo abgeholt, die uns netterweise noch ein bisschen karnevalsmäßig ausgestattet haben mit lustigen Haarreifen, Federboas und unpassenden Gürteln. Denn das gestrige Motto war "Cafuçú", was einen Menschen mit schlechtem Benehmen beschreibt - also möglichst furchtbar gekleidet und gestyled erscheinen!
Der Abend war sehr lustig, wieder Menschenmassen ohne Ende, viel Musik und lustige Verkleidungen. Hab mich mit meinem goldenen Schmetterlingshaarreif und der lila-pinken Federboa regelrecht langweilig gekleidet gefühlt. Übrigens habe ich festgestellt, dass die brasilianische Karnevalsmusik sich doch nicht so sehr von der deutschen unterscheidet, zumindest die Texte sind genauso inhaltsleer und laden dafür zum Mitgrölen ein. Schade, dass ich die alle nicht kannte, so konnte ich nur versuchen irgendwie dazu zu tanzen. Hat aber Spaß gemacht, weil in den Menschenmengen ausnahmsweise jeder für sich tanzt, im Gegensatz zu allen anderen Veranstaltungen, wo nur paarweise getanzt wird und das ohne auch nur 1mm Abstand zwischen den Partnern und das kann ich doch so gar nicht. Außerdem habe ich für jedes stümperhafte Hüftwackeln Applaus bekommen, das hat schon motiviert 😉 Gegen Mitternacht mussten wir uns auf den Nachhauseweg machen, da Guilherme todmüde und dementsprechend nur noch am Quengeln war. Sonst hätten wir vermutlich die ganze Nacht mit Feiern verbracht.

Bis Mittwoch haben nun hier fast alle frei, denn bekanntlich ist Karneval in Brasilien geradezu ein Nationalfeiertag. Ob ich bis dahin zu noch einer Veranstaltung gehe weiß ich nicht. Irgendwie sind sie ja doch alle sehr ähnlich und ich hab auch noch nen riesen Berg Hausaufgaben zu erledigen 😞 Aber ich kann jetzt sagen, dass ich mal den brasilianischen Karneval miterlebt habe und es schon aufregend fand, auch wenn João Pessoa in der Hinischt kein Vergleich ist zu den richtigen Hochburgen wie Rio oder Salvador.


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