November 2011


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November 19th 2011
Published: November 19th 2011
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...ach komm, ist ja gleich schon wieder Weihnachten! Linus' Geburtstag steht vor der Tuer, Tim's Schulcamp und Linus geht auch fuer drei Tage mit der Schule auf Klassenfahrt ... und wer darf bezahlen???
Hm. Immerhin wird es endlich warm genug zum wandern und entgegen allen Gemecker und Gemaule machen wir uns auf die Socken... nach langem Hin und Her - ich will ja die Jungs nicht ueberanstrengen - entscheide ich mich fuer den Ausflug zur Mangaturuturu Huette an den Haengen des Ruapehu Vulkans (im Tongariro, da haben wir ja schonmal die lange Wanderung gemacht). Im Wanderfuehrer steht "einfach" und es sind auch nur 1 1/2 Stunden bis zur Huette, das werden wir wohl ueberleben. Auf dem Programm stehen zwei oder drei Flussueberquerungen ... naja, ansonsten sieht der Weg ganz machbar aus. Bevor wir uns auf zur Huette machen, schauen wir noch den hoechsten Wasserfall im Park an, Waitonga Falls mit 39m (oder so). Ach herje, da wird ja schon gestorben. Die Jungs auf der langen Hinfahrt (2 1/2 Stunden) froehlich hinten drin mit Buechern und Computer, nachdem wir am Startschild vorbeimarschieren, rollen die ersten Traenen bei Linus. Ach der Ruecken tut weh und die Beine und sowieso will er ja nicht mit wandern. Warum auch? Wieso muss er eigentlich? Wandern ist doch bloed! Pubertaet?
Tim rennt voraus und jodelt "ich hab zuviel Energie!" (mal wieder am Platzen, wie immer). Es geht ein paar Stufen hinauf und wieder hinunter - "Mama hast Du nicht gesagt es geht nur gradhin?" (Linus). Ja im Computer geht es immer nur gradhin, in der echten Welt gibts das fast nicht. Auf einer Anhoehe geht es auf dem "Holzweg" entlang und Linus versteht immernoch nicht, dass er mit seinem Gemecker auch nur auf dem Holzweg laeuft. Beim "Gruppenfoto" versteckt er sich dann auch erfolgreich hinterm Holzpfahl. Gut. Es geht schon wieder bergab und beginn zu rauschen, wir sind also schon da. 30 Minuten kann man ja wohl kaum "wandern" nennen. Der Wasserfall ist wunderschoen und Tim ist schon auf den Steinen im Wasser unterwegs um die Umgebung zu erforschen. Linus hat sich ein gemuetliches Plaetzchen gesucht am Rand der Treppe und schmollt "zufrieden" vor sich hin. Ich mach meine Fotos und huepfe Tim hinterher. Leider kann man nicht bis direkt zum Fuss des Wasserfalls gehen (also vielleicht schon, aber ich wollte meine Schuhe trocken halten).
Der Rueckweg ist immer irgendwie schneller ... Tim rennt wieder weit voraus und Linus jammert wieder weit hinter mir. Ach wandern ist doch schoen! Da kann man aber auch diskutieren wie man will, mit knapp 11 sieht man die Welt eben anders! Macht nix, wir wandern trotzdem.
Zurueck am Auto, die Stimmung steigt wieder sobald man sitzt. Ach da war noch der andere Wasserfall, den ich sehen wollte. Protest. Das ist ja nicht fair! Wasserfaelle sind auch doof! Gut, die Mangawhero Faelle sind direkt an der Strasse und die Jungs muessen nicht mal aussteigen.
Gegen zwei Uhr Nachmittags haben wir dann endlich die Rucksaecke auf und sind abmarschbreit. Knapp unterm Gipfelplateau des Ruapehu Skifeldes geht unser Weg los. Wir treffen gleich zu Beginn einen Wanderer aus der Gegenrichtung und er zeigt uns auch gleich die Huette, die man in der Ferne als weissen Punkt sehen kann. Ach das ist ja nur ein kurzer Spaziergang meine ich. Nee nee sagt der da - es gibt einen Abstieg ins Tal mit "klettern zwischen den Wasserfaellen", aber das Wasser ging ihm bloss bis uebers Knie. Ha! Linus guckt mich an. Ich guck zurueck. "Aber dann geht mir das Wasser ja bis zum Bauch!" meckert er los ... na nun so klein bist du aber auch nicht mehr Linus! Ach herje, die was-waere-wenn Phase kommt wieder. Linus liebt das. "Was machen wir denn wenn wir im Wasser feststecken oder es zu hoch ist?" ... "Das sehen wir wenn es soweit ist.". Durch's erste kleine Tal und wieder hinauf auf einen Auslaeufer des Vulkans, der Weg mit orangenen Dreiecken markiert, wandern wir durch schwarz-braunes Gestein. Der Ruapehu hat sich in Wolken gehuellt und wir koennen nur den Beginn der Schneegrenze sehen. Die Huette verschwindet auch ab und zu in Nebel und Wolken, irgendwie hatte doch der Wetterbericht Sonne gemeldet? Oben auf'm Kamm oeffnet sich der Blick ins naechste Tal und man sieht unzaehlige Wasserfaelle am Vulkan ihren Weg ins Tal suchen. Alles Regen- und Schmelzwasser vereinigt sich im Tal zum Mangaturuturu Stream (den wir ueberqueren muessen). Ich frage mich, ob Fruehling wirklich eine gute Wahl fuer diese Wanderung war - wir werden sehen. Jedenfalls hab ich gelesen, dass im Sommer das Wasser nur noch troepfelt und das waer ja nicht mehr interessant - wir wollen es da schon spannend!
Die Spannung kommt in Form eines riesigen schwarzen Lavastromes, der sich von irgendwo oben nach irgendwo unten ins Tal schiebt. Die orangenen Dreiecke sind uebern Lavastrom verteilt und das Wasser rauscht in Stroemen ueber die schwarzen Steine ins Tal. Schon bald fuehrt der Weg nah an einem der Wasserstroeme entlang - ich bekomm das Gluckensyndrom "bleibt alle schoen nah bei mir meine Kueken!". Das Wasser schaeumt und rauscht an uns vorbei, auf weissem Stein (irgendwelche Ablagerungen), in unzaehlichen Wasserfaellen und Becken und auf glattpoliertem Fels. Das ist also der "Fluss". Linus beginnt wieder das was-waere-wenn Spiel. Wir koennen die Wegmarkierungen ein gutes Stueck voraus sehen - und es sieht abenteuerlich aus! Linus lernt, dass man sich ein grosses "Problem" in kleine Stuecke portioniert und wir ueberlegen uns unseren Weg immer nur bis zur naechsten Markierung oder Flussueberquerung. Tim hat auch eine theoretische Leine bekommen, er darf nur bis zur naechsten Flussueberquerung alleine klettern "ich muss ja wenigstens sehen, wohin ihr rutscht, wenn euch das Wasser mitnimmt!" (Linus war dann sehr still und sogar Tim hat ueberlegt). "Mama was machen wir denn, wenn einer von uns abrutscht?". "Kommst Du dann und rettest uns?". "Was ist wenn ein Rucksack runterfaellt - holen wir den auch wieder?". Ach ja. Wandern.
Unser System hat aber gut funktioniert. Es waren immerhin nur zwei Ueberquerungen und das Wasser war nicht so hoch wie beschrieben (wer weiss wo der Mann gewandert ist). Die Kletterei nach unten war zaeh und langsam aber alle haben es super gut geschafft!!! Gott sei dank hat es nicht geregnet (da waer der Stein zu Seife geworden). Am Fuss des Lavastromes haben wir alle einen Huepfer gemacht und es sollten von hier nur noch 15 Minuten bis zur Huette sein. Die Jungs sind wieder erwacht aus der Konzentrationsstarre und es wird geredet und gelabert.
Dann ein abrupter Halt. Noch ein Fluss. Und der Weg am anderen Ufer ist mitsamstem Hang abgerutscht. Wie war das, portionieren! Einen Weg nach unten zum Fluss finden, einen Weg uebern oder durch den Fluss, einen Weg nach oben. Gedacht getan. Jetzt aber endlich zur Huette.
Was fuer ein Glueck, die Huette ist schon knackig warm mit gluehendem Ofen - eine Gruppe Wanderer traf vor uns ein. Die Huette ist wunderschoen, eine der besten im ganzen Park. Nur acht Schlafplaetze, sehr sauber, gepflegt und gut versorgt, es gibt genug trockenes Holz fuers Feuer und sogar Muelltueten. Der Blick auf den schneebedeckten Vulkan ist immernoch mit Wolken verhuellt und unser Lagerfeuer mit Wuerstchen muss wegen Regen ausfallen. Die Wuerstchen gehen auch mit Nudeln und die Matrazen sind sehr bequehm zum Kartenspielen und lesen. Es wird ein kurzer Abend, irgendwie macht die Hitze muede.
Am naechsten Morgen - die Jungs wollten ein "Fruehstueckslagerfeuer" machen - es regnet immernoch ein wenig. Die anderen Wanderer sind schon weiter, wir haben Zeit, es sind nur knapp zwei Stunden bis zum Auto und der Wetterbericht hat wenigsten fuer heute eine Wetterbesserung gemeldet. Vielleicht kommt ja noch die Sonne!
Gegen 9 Uhr machen wir uns auch auf den Weg, die Huette wieder schoen gefegt und die Rucksaecke sauber gepackt, nochmal auf's Klo, letztes Photo vor der Huette und schon brennen die Jungs drauf, endlich loszugehen (ja der Heimweg ist immer besser - Computer und Wohlstand zu Hause rufen bis zur Huette!). In der Ferne kann man gut den Lavastrom sehen und die Fluesse, die zu beiden Seiten und kreuz und quer herunterspringen. Naja, ich denke mal, hinauf klettern wird besser als hinunter. Die Jungs sind sehr guter Laune und Linus hat heute seinen unterhaltsamen Tag. Gestern war es Tim, der nicht aufhoeren konnte mit reden (da muss ich ihn schon mal vorweg schicken, dass ich ein wenig Ruhe habe) und heute ist Linus nicht ruhig zu bekommen. Wir klettern in Teamarbeit den Lavastrom hinauf (die Jungs wechseln sich ab im "Pfadsuchen") und oben auf dem letzten Stueck schalte ich einfach mal meine Ohren ab und bewundere die Landschaft. Das Mangaturuturu Tal hinter uns mit weitem Blick auf Vulkanhaenge, Waelder, Wasserfaelle und Lavafelswaende, in der Ferne kann man einen See oben auf einem Bergplateau schimmern sehen, die Moose auf den Lavafelsen schimmern in sattem dunkelrot und leuchtend gruen, Wasserfaelle sind ueberall zu entdecken - weisse Streifen am dunklen Hang, es rauscht und gurgelt bei jedem Blick in die Landschaft, das weisse schaeumende Wasser kontrastiert mit den schwarzen Steinen und ueber allem trohnt ruhig und maechtig der schneebedeckte Ruapehu.
"Das Auto! Ich kann unser Auto sehen! Der Punkt da oben!" und "Seh Euch dann am Auto, tschuehuess!". Weg ist Tim. Linus bleibt bei mir, damit er mir noch mehr erzaehlen kann. Ab und zu sehen wir in groesser werdendem Abstand einen roten Punkt am Hang empor huepfen - Tim. Linus meint zum Abschluss noch "das mit der Kletterei und dem Wasser war ja richtig aufregend, mir hat's sogar ein bisschen gefallen!". Na wer hat da jetzt gewonnen... wir beide denk ich schmunzelnd. Gut so.


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