Muskat Teil Eins - Geburtstag im Taxi und eine erste Lektion in Omanischer Gastfreundschaft


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Middle East » Oman » Muscat » Qurum
February 13th 2023
Published: February 13th 2023
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Wie sagt man so schön: Die schönste Aussicht wartet immer hinter dem steinigsten Aufstieg. Und so können wir nach einem wirklich mehr als holprigen Start in den Urlaub eigentlich nur auf eine absolute Traumreise hoffen. Aber kurz zusammengefasst von vorne: Nachdem Dennis und ich noch bis zum Abend vor der Abreise mit Magen Darm komplett flach lagen und die letzten Reisevorbereitungen um 6 Uhr morgens vor der Abreise erledigt wurden, saßen wir Irgendwann gegen 11 Uhr entspannt im Flugzeug und dachten uns, dass jetzt ja kaum noch was schief gehen könnte. Allerdings standen wir dann über eine Stunde auf dem Rollfeld und so langsam dämmerte uns, dass unsere Transferzeit in Abu Dhabi gerade auf knackige 40 Minuten heruntergeschrumpft war, als wir dann mit mehr als einer Stunde Verspätung endlich in Frankfurt abhoben. In Abu Dhabi rannten wir dann also mit zwei müden Kleinkindern, etlichen Handgepäckstücken und diversen Einzelteilen (weil ja Kinder auch im Flieger immer noch 1000 Sachen geschenkt bekommen) durch den halben Flughafen zu einer erneuten Sicherheitskontrolle, um danach dann auf der anderen Seite einer Glasscheibe fast den gesamten Weg wieder zurück zu rennen. Und das alles während schon die ganze Zeit freundlich aber nachdringlich das „last call“ Zeichen für unseren Flug auf allen Monitoren rundherum blinkte. Als letzte Gäste betreten wir dann auch den Bus der uns zum Flieger bringt und der Flieger startet tatsächlich halbwegs pünktlich. Und wieder denken wir uns so, ach jetzt haben wir’s gepackt, nur noch schnell ins Hotel und ne Runde schlafen, als wir gegen halb zehn abends Ortszeit in Muskat, der Hauptstadt des Oman landen. Wir dachten wir wären besonders schlau und haben uns ein Airport Hotel gebucht, richtig nett mit großem Frühstücksbuffet weil am Folgetag ja auch Dennis‘ Geburtstag ist. Danach erst wollten wir uns ausgeschlafen und bei Tageslicht mit dem Mietauto ins Getümmel der Hauptstadt stürzen. Aber ganz so glatt läuft es natürlich nicht. Als wir nirgends ein Schild zum „Airport Hotel“ sehen, fragen wir einen der zahllosen Flughafenangestellten, der uns dann freundlich mitteilt, dass wir im Airport Hotel nur schlafen können, wenn wir auch ein Weiterflugticket haben, da sich das Hotel in der Abflughalle hinter den Passkontrollen befindet. Okay. Diese Info kam jetzt auf der Homepage leider nicht so raus…obwohl man es vielleicht im Nachhinein betrachtet hätte wissen können, da das Ding „Transit Hotel“ heißt. Wie auch immer, das Ganze ist wirklich ziemlich sch…ade, denn neben den 145 Euro für das Zimmer, die jetzt für die Katz sind, hatte ich auch einen Kuchen dort bestellt für Dennis‘ Geburtstagsfrühstück und als ich jetzt an der Rezeption anrufe und unsere Buchung stornieren muss, fühle ich mich auch noch ziemlich schlecht weil der nette Mensch an der Rezeption mir sagt, dass alles schon „ready and decorated“ war. Wir stellen uns also zähneknirschend in die ziemlich lange Schlange vor der Grenzkontrolle und überlegen so vor uns hin, wo wir jetzt wohl landen werden für die Nacht. Irgendwann wird uns klar, dass es passieren kann, dass wir demnächst in Dennis‘ Geburtstag vor dem Schalter der Einwanderungsbehörde „reinfeiern“ weil die fast einschlafen bei ihrer Arbeit und wir obwohl wir in der „Family Lane“ stehen, bei der es ja eigentlich etwas schneller gehen sollte, inzwischen fast eine Stunde hier warten. Gut, könnte auch daran liegen, dass die anderen „Families“ eigentlich alle mehr oder weniger normale Erwachsene sind und somit die Schlange hier nur unwesentlich kürzer ist als die ganz normale Warteschlange. Außerdem werden immer wieder wahllos aus anderen Warteschlangen, Menschen an die „Family Schalter“ heran gewunken oder eine Putzkolonne setzt kurzerhand den Weg zu einem Schalter derart unter Wasser, dass eine Zwangspause des Schalterbeamten unausweichlich ist. Irgendwann sind wir dran. Zwei müde Kinder müssen in die Kamera gehoben werden, Dennis und ich versuchen minutenlang vergeblich unsere Fingerabdrücke abzugeben, da das Gerät immer wieder behauptet, dass irgendein Finger nicht dran wäre und natürlich will die Passbeamtin weder die internationalen Geburtsurkunden unserer Kinder, noch die Ausdrucke unserer E-Visa oder die angeblich zwingend mitzuführenenden Bestätigungen unserer Krankenversicherung, dass sie auch im Ausland bei Covid-19 bezahlen würde, sehen. Sie stempelt einfach unsere Visa in die Pässe und fragt nicht mal, ob wir verheiratet sind. Das war im Vorfeld unsere größte Sorge gewesen, denn eigentlich dürfen wir hier nicht in einem Zimmer übernachten als unverheiratetes Paar ( und uneheliche Kinder sind natürlich sowieso auch illegal), wir haben aber in unserem E-Visum ordnungsgemäß angegeben dass wir „single“ sind und hatten ein bisschen Bedenken, ob wir jetzt einen großen roten Stempel auf unser Visum oder in den Pass kriegen, dass wir „not married“ sind und dann in jedem Hotel noch ein extra Zimmer buchen müssen. Der Oman gilt eigentlich als das liberalste aller Emirate und der aktuelle Sultan Haitham Bin Tariq wie auch sein Vorgänger Sultan Quaboos, als ein großer Modernisierer, es gibt gute Infrastruktur hier, die Posten Schulbildung und Gesundheitsfürsorge sind die größten Ausgaben seiner Regierung, und die Frauen dürfen sogar Auto fahren. Also alles in Allem war es ein überschaubares Risiko mit diesem fehlenden Ring. Ich werde berichten, ob es tatsächlich irgendwann irgendwo überhaupt mal jemand interessiert hat, ob wir verheiratet sind. Vielleicht ist es auf dem Land, abseits des kosmopolitischen Muskat nochmal etwas anders, in den Reiseforen, die ich vorab gelesen habe, gab es tatsächlich sehr unterschiedliche Kommentare und Erfahrungen diesbezüglich.

Wie auch immer, wir stehen jetzt also um halb 12 nachts am Flughafen und haben kein Bett für die Nacht. Außerdem müssen wir am nächsten Morgen um 11 unseren Mietwagen- natürlich am Flughafen- in Empfang nehmen. Wir gehen also kurzerhand zum einzigen Informationsschalter in der Ankunftshalle und fragen den dortigen Herrn, ob er uns ein günstiges, sauberes, nicht zu schäbiges (da ja Geburtstag) Hotel buchen kann, und weit weg vom Flughafen darf es auch nicht sein. Er guckt erst leicht verzweifelt, telefoniert dann jedoch diskret ein wenig herum und teilt uns irgendwann in kaum verständlichem englisch mit, dass er im IBIS Hotel ein Zimmer für uns vier habe. Er reicht mir den Hörer und der nette Herr versichert mir sogar, dass es mit Frühstück grad mal die Hälfte unseres Zimmers im Flughafenhotel kosten soll. Wir bitten also den Flughafenmitarbeiter, ob er für uns aufschreiben kann, wie das Hotel genau heißt. Da er offenbar nur arabisch schreiben kann möchte er das aber nicht, sondern kommt mit uns zum Taxistand, wo er dann dem Taxifahrer das Hotel nennt. Der Taxifahrer fragt uns dann auf halber Strecke natürlich, ob er nicht nochmal nach einem anderen Hotel „nicer and cheaper“ für uns gucken soll. Jaja, kann er machen, zumindest bis wir beim IBIS sind. Unser Fahrer ist dann aber wirklich ziemlich nett und telefoniert ein paar Optionen für uns ab. Er erklärt dann aber, dass die alle keine guten Preise angeboten haben. Wir kommen also am IBIS an und die schlechte Nachricht ist, dass das IBIS komplett ausgebucht ist. Häh, okay, mit wem hatten wir denn telefoniert? Am Ende ist es Mitternacht und wir sitzen wieder im Taxi. Unser netter Fahrer hat den Taxameter ausgemacht und telefoniert wild für uns herum während wir „happy Birthday“ singen. Geburtstagsparty im Taxi- hätte schöner sein können….Tatsächlich findet er dann aber noch ein wirklich sehr annehmbares Hotel für uns und wir können erkennen, wie er sogar um halb eins Nachts noch um den Preis für uns feilscht. Für 23 omanische Rial (circa 55 Euro) bekommen wir letztlich sogar noch Frühstück dazu, ein riesiges sauberes Zimmer und vor Allem, endlich etwas Schlaf. Als Dennis unserem Fahrer für die extra gefahrenen Kilometer und den Aufwand noch zusätzlich etwas Geld geben möchte, winkt der nur ab und antwortet „no, my friend, that is enough for me“. Unsere erste Lektion in omanischer Gastfreundschaft ist gelernt. Die zweite lernen wir am nächsten Morgen. Das Hotel am Flughafen hat geschrieben, dass sie uns gerne eine Rückerstattung geben wollen, obwohl ich dort über booking.com ein nicht stornierbares Zimmer gebucht hatte. Sie würden auf ihren Anteil des Geldes verzichten, ich soll mich doch bitte mit Verweis auf ihre Mail beim Kundenservice von booking.com melden. Kein Wort von dem Kuchen, auf denen sie wegen uns sitzen geblieben sind. Ich hoffe, er hat ihnen wenigstens geschmeckt.

Halbwegs ausgeschlafen holen wir am nächsten Morgen unseren Mietwagen ab und fahren auf vier- bis sechsspurig ausgebauten Schnellstraßen durch die „Capital Area“ zu unserem airbnb direkt am schönen Strand des Stadtteiles Qurum. Es ist ein bisschen schwer zu finden, Hausnummern gibt es hier nicht wirklich, aber irgendwann haben wir es gefunden. Wir haben ein riesiges Apartment für uns mit zwei Schlafzimmern, zwei Bädern, einem Wohn- und einem Essbereich, einer Küche mit Waschmaschine und Balkon. Nachdem wir ein bisschen entspannt haben, gehen wir erstmal runter an den Strand, der sich hier gefühlt kilometerlang in beide Richtungen erstreckt und super breit und flach abfällt. Es ist gerade Ebbe und das Meer hat sich weit zurückgezogen, sodass man wahnsinnig viel Platz hat, um hier entlang zu schlendern. Sowohl einheimische Großfamilien als auch ein paar vereinzelte Touristen spazieren am Wasser entlang, immer wieder haben größere Gruppen auf dem noch feuchten Sand Fußballfelder abgesteckt und kicken, es sind jede Menge Jogger und sogar Reiter unterwegs. Das hier scheint das Freizeitareal der ansonsten sehr autogeprägten Stadt zu sein. Wir genießen die blaue Stunde am Meer, die Kinder hüpfen durch die Fluten und wir sitzen einfach nur glücklich im Sand und genießen den Nachmittag. Muskat ist keine Stadt, die mich auf den ersten Blick begeistert, dazu ist sie viel zu groß und autobahnähnliche Schneisen, Unterführungen, riesen Kreisel und Überführungen zerstören das Stadtbild. Es gibt keinen wirklichen Stadtkern, kein charmantes Altstadt Ensemble, dafür wechseln sich jede Menge Prunkbauten mit modernen Wohnblocks und ungepflegten Schotterflächen ab. Und dennoch ist die Architektur insgesamt sehr einheitlich und einzeln für sich betrachtet recht hübsch. Die Gebäude sind ausnahmslos weiß und eckig mit arabischen Zierelementen. Auch moderne Glasbauten und mehrstöckige gesichtslose Wohnblocks passen sich da dem Stadtbild an. Farbtupfer bieten einzig die vielen kleinen und großen Moscheen mit ihren prächtigen bunten Kuppeln und Minaretten. Es gibt – naturgemäß- wenig Grünflächen, dafür jede Menge Kreisverkehre, die allesamt aufwendig angelegt und sehr gepflegt sind. Es liegt kaum Müll herum, weder am Strand noch in den Straßen, dafür wird aber an jeder Ecke gebaut. Auf den Straßen sieht man kaum Menschen, jeder ist mit dem Auto unterwegs, lediglich ab und zu sieht man einen indischen oder pakistanischen Gastarbeiter laufen. Ein Auto scheint aber das Status-Symbol hier zu sein und neben etlichen Mercedes AMG sehen wir auch nicht wenige Lamborghinis, Porsches und immer wieder eine Corvette, die ihre Runden dreht. Sprit kostet hier auch einfach sehr wenig Geld, daher ist "Cruisen" offenbar als Hobby weit verbreitet. Die Stadt ist aber auch allein wegen ihrer Weitläufigkeit keinesfalls auf Fußgänger ausgelegt. Als wir bei uns in der Unterkunft fragen, ob wir zum nächsten Supermarkt laufen können werden wir sogar ein bisschen ausgelacht. Muskat ist also keine klassische Schönheit, aber durch das Meer durchaus lebenswert. Irgendwie habe ich aber hier nicht das Gefühl habe, dass das der „echte Oman“ ist. Auch wenn Viele der männlichen Omanis traditionelle Gewänder und Kopfbedeckungen tragen und die Frauen großteils auch.

Am frühen Abend fahren wir nochmal in den Stadtteil Mutrah, wo es den größten Souk der Stadt und einen kleinen Hafen mit Promenade gibt. Wir schlendern am Wasser entlang und dann in den Irrgarten des „Old Mutrah Souk“ hinein, in dem man sich wunderbar verlieren kann zwischen Weihrauchduft, Pashmina-Schals, Gewürzen und „echten Rolex“. Wir kaufen ein bisschen Kleinkram und üben uns dabei in ersten Versuchen des Feilschens. Ich glaube da ist noch Luft nach Oben. Wie ich dieses Gassenwirrwarr und die vielen ungewohnten Gerüche und Geräusche liebe. Souks, die traditionellen arabischen Märkte, faszinieren mich immer wieder aufs Neue und auch die Kinder, die ehrfürchtig an unseren Händen laufen sind sichtbar vom Zauber dieses Spektakels beeindruckt. Die Händler sind hier relativ zurückhaltend aber natürlich wie immer geschäftstüchtig und am Ende habe ich eine neue Sonnenbrille, Dennis einen Pashmina-Schal für die kalten Nächte in der Wüste und die Kinder haben sich jeder ein kleines glitzerndes Kamel als Schmuckschatulle ausgesucht. Wir essen direkt am Souk in einem einfachen kleinen Café während die Sonne über der „Corniche“, der Strandpromenade von Mutrah untergeht. Für umgerechnet knapp 30 Euro biegt sich unser Tisch unter Teigtaschen, Grillspießen, Salaten und kleinen Tellern mit Hummus, Baba Ganoush und hausgemachten Weinblättern. Dazu gibt es frisch gepressten Wassermelonen- und Mango-Saft. Die Kinder hören zum ersten Mal den Muezzin und torkeln nach dem Essen schlaftrunken mit uns zurück zum Auto über die immer noch stark belebte Mutrah Corniche. In kleinen Pavillons an der Wasserseite sitzen fast ausschließlich männliche Einheimische beisammen und unterhalten sich, während die übertrieben riesige prunkvolle Yacht des Sultans und ein großes Kreuzfahrtschiff den charmanten kleinen Hafen „beleuchten“. Auf dem Heimweg gehen wir noch fürs Frühstück einkaufen und so ist es erneut fast 23 Uhr bis wir im Bett liegen.

Am nächsten Morgen schlafen wir erstmal aus, frühstücken und sortieren uns ein wenig in der Wohnung. Dann fahren wir über die Mittagshitze in eine große Mall, weil wir uns dort einen Indoor Spielplatz oder ähnliches erhoffen, wo die Kinder sich außerhalb der Sonne mal ein bisschen austoben können. Den gibt es in der riesigen pompösen Grand Mall nicht, dafür einen kompletten Indoor Freizeitpark und natürlich können wir da nicht dran vorbeigehen ohne die eine oder andere Karussellfahrt zu spendieren. Wir sind ja schließlich im Urlaub. Die Mall ist gigantisch und man könnte glaube ich vom Fussboden essen, allein das Parkhaus ist schicker als so manches Einkaufszentrum wo anders. Allerdings könnte dieser Ort auch genauso in den USA oder einem anderen beliebigen Ort der Welt stehen. Wir schlendern eine Stunde herum ohne großartig etwas zu tun, erstehen aber wenigstens noch etwas günstiges Sandspielzeug, was wir zuhause vergessen hatten. Jetzt sind wir bereit für den Strand, an dem wir heute nochmal den Nachmittag verbringen wollen. Gegen 16 Uhr gibt die Ebbe den Strand wieder frei und wir haben erneut diese wunderbare weite Ebene im wunderschönen südlichen Nachmittagslicht vor uns liegen. Dennis geht eine Runde am Strand joggen, die kids buddeln und toben durch die Wellen während ich ein bisschen lese. Der indische Ozean hat hier tatsächlich eine ganz schöne Brandung, das hatten wir irgendwie nicht erwartet. Allerdings ist der Strand so flach, dass man locker 100 m ins Meer hineinlaufen kann ohne sich mehr als die Knie nass zu machen, die Kinder können also ganz unbedenklich hier in der Brandung spielen. Abends stecken wir noch die Kinder in die Badewanne, und gehen dann noch in ein tolles Grillrestaurant direkt bei unserer Unterkunft am Strand. Auch hier essen wir wieder köstlich und recht günstig in einem Grillrestaurant und verbummeln danach noch etwas die Zeit an der Strandpromenade, an der auch um zehn Uhr abends noch das Leben tobt.

Am nächsten Morgen wollen wir dann aber endlich mit dem Auto aufbrechen, den „echten“ Oman erkunden.

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