Von Polizisten, Religionen und SIM Karten


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Russia's flag
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January 11th 2006
Published: January 11th 2006
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Also liebe Leute,

ich will wieder einmal etwas von mir hören lassen. Das wichtigste es geht mir gut. Ich bin immer noch wohlauf und habe mich die letzte Woche auskuriert. Dachte ich zumindest.

Aber von vorn. Seit meinem letzten Bericht gab es bis Samstag nicht viel neues. Ausser das ich Probleme mit dem Mobiltelefon hatte. Meine neue SIM Karte schien immer nur 5 Minuten zu funktionieren. Also habe ich diese gute Frau nocheinmal aufgesucht, bei welcher ich die Karte gekauft hatte. Diese meinte das es wohl am Telefon liegen müsste. Mhm, ich war schon ein wenig verbittert über diese Aussage, zumal die Karte in anderen Telefonen ebenfalls nicht funktionierte. Aber ich hatte unter der Woche nicht die Energie irgendwo den wilden Russen zu markieren und so habe ich mir das für das Wochenende aufgehoben.

Unter der Woche hatte ich AIESEC in Moskau angeschrieben ob die mich nicht auf irgendwelche typisch russischen Kulturerlebnisse mitnehmen könnten. Quasi auf Parties. Die haben mir geantwortet und gesagt das am Samstag das Weihnachtsfest sei und da sowieso niemand richtig weis wie man das feiert (es war eine ganze Zeit verboten dadurch sind die Traditionen verwaschen wurden und jeder feiert dies heute ein wenig anders), kann ich gern mitkommen. Sie wollten sich am Samstag abend bei mir melden.

Samstag früh bin ich also einmal allein auf Erkundungstour. Ich bin bis zur Ubahn gelaufen (ca. 45 min Weg). Das war interessant. Hier ist alles sehr weit. Sehr breite Strassen und daneben nochmal sehr breite Fusswege. Und daneben fahren dann noch Leute Langlauf (mir kamen da zwei ältere Herrschaften mit Holzski entgegen). Mitten in der Stadt. Da hab ich sofort wieder dieses leichte Kopfschütteln gehabt, was ja schon in Tscheljabinsk typisch für mich war. Hab auch ein Photo.

Wie dem auch sei, bin also an der Ubahn angekommen und habe aber die Station nicht gefunden. Muss ganz knapp davor gewesen sein. Also, nachfragen. Bevor ich mich versah saß ich in einem Bus und in ein Gespräch mit der Busfahrerin verwickelt. Ich war am Ende an einer ganz anderen Metro, aber da diese hier alle verbunden sind so war das weniger wichtig. Wenn man einmal bezahlt hat kann man quasi alle Linien solang fahren bis man wieder aus dem Metrokomplex aussteigt. Die Metrostationen sind der Hammer. Wie viele von euch sicher wissen ist das alles sooooooooo tief angelegt, man kommt sich schon ein wenig wie bei J.V. in d.R.z.M.d.E. vor. *Kleines Rätsel am Rande, was ist gemeint???*

Würde euch gern ein paar photos schicken aber man darf die Metrostationen nicht photografieren da dies strategische Objekte sind. Dies gilt auch für Bahnhöfe. Aber wirklich sehr sauber, und alles aus Mamor, usw. nobel, auch wenn es alles irgendwie sehr kalt wirkt. Aber dafür funktioniert alles einwandfrei und man wartet selten länger als zwei Minuten auf eine Metro. Deshalb ist dies auch die grösste der Welt, mit über 5 Mio. Fahrern jeden Tag. Und es gibt hier auch kaum Schwarzfahrer, was nicht etwa daran liegt das in Russland kaum Schwarze unterwegs sind, sondern an der starken Präsenz der Milizia (auch Minte genannt, aber wehe wenn die das mitbekommen).

Weiter im Text, ich also am Samstag (inzwischen war es Mittag) ein wenig in Moskau herumgelaufen, und immer den Menschenmassen hinterher. Diese waren alle unterwegs weil Weihnachten war und so bin ich im Menschenstrom erst zu der Tretjakovskaja Galeria gekommen und danach zum Kreml. Überall richtig viele Leute. Ich wurde auch schon mehrfach vor der Touristenpolizei gewarnt, diese ist unterwegs und verschleppt kleine ahnungslose Touristen. Dies geht ganz einfach, „Hallo darf ich mal ihre Papiere sehen? Wie da fehlt aber etwas, kommen Sie mal mit.“ Kost dann locker mal 3000 Rubel (100 €). Aber ich bin der Sache clever aus dem Weg gegangen, vielleicht auch ein wenig Glück gehabt.
Noch zu dem Schrein von Lenin aber der war grad nicht da (es war geschlossen…). Also bin ich noch ein wenig herumgelaufen und habe etwas gegessen. Danach bin ich wieder auf den Heimweg. War immerhin schon 1700 oder 1800 Uhr. Hunger hatte ich zwar noch aber ich wollte nicht diese überhöhten Preise zahlen. Kurz bevor ich vor der Metrostation ankam, wurde ich von zwei Studenten angesprochen. Diese waren nicht aus Moskau. Er war aus Indien und sie aus Smolensk (mit Verlaub - russische Provinz, fast so sehr wie Tscheljabinsk). Die sprachen mich also auf russisch an weil beide nur schlecht englisch konnten (verwunderte mich besonders bei dem Inder). Wie dem auch sei, man wollte den Weg wissen. Nun, der Brunnen meines Wissens war in dieser Hinsicht nicht sehr tief, also beschlossen wir ersteinmal einen Kaffee zu trinken. Auf dem Weg dorthin kam dem Inder eine Idee, er wollte uns (mir und seiner Freundin) einen Tempel zeigen. Da ich eh nicht viel anderes vor hatte stimmte ich zu.

Auf dem Weg zu dem Tempel hielt der Inder öfters einmal den Finger vor den Mund, immer wenn Polizei vorbeikam. Dies ist notwendig, denn Sie hatten keine Registrierung für Moskau.
Kleiner Exkurs: In Russland muss man sich auch für Städte registrieren, was aber nur in Moskau richtig wichtig ist. In anderen Städten gibt es da kaum Kontrollen. Aber in Moskau gibt es genug Polizisten die von so etwas leben. Kommt aus der Zeit von Anfang 1900, als die Landbevölkerung drohte die Städte zu überschwemmen und da die Wohnungen knapp wurden und die Armut zunahm. Da führte man diese Registrierung ein. Man muss quasi anmelden wenn man sich in einer Stadt für einen Zeitraum länger als zwei Tage (oder so) befindet. Heute ist dies eigentlich nur noch eine Regel um Touristen abzuzocken, aber das heist nicht dass sie deshalb abgeschafft wird. Ich für meinen Teil bin zwar ebenfalls noch nicht registriert, aber in meinem Pass steht: „Dienstreise Deutsche Botschaft“, da wagen sich die Touristenpolizisten meist nicht heran.

Zurück zum Thema, wir kamen in diesem Tempel an, nicht wirklich ein Tempel per se halt ein ganz normales Haus. Und drinnen wartete ein Inderfreund auf den Inder und wir wurden herzlichst begrüßt und aufgenommen. Dieser Tempel war von der Hare Krishna. Klasse oder? Da war ich auf dem Heimweg und 15 Minuten später mit drei Leuten in einem Hare Krishna Tempel. Also wenn das fand ich schon sehr ausgefallen.
Wir wurden gefragt ob wir an einem Gottesdienst zuschauen wollten. Ich sagte spontan ja, immer interessant soetwas. Aber dann wurde mir bewusst das solche Sachen in Indien spontan mal 4 Stunden dauern. Nun denn, ich also mit der Russin (Oksana) an den Rand versetzt wurden und dann wurde gesungen und verbeugt und irgendwie kam mir dieser eine Inder immer mehr bekannt vor. Lag vielleicht an der Ähnlichkeit mit Sachin, meinem Stuttgarter Mittbewohner. Oder an den Kräutern die in dem Raum verbrannt wurden.
Am Ende bin ich mit den zwei Studenten dann so gegen 2100 wieder da raus, keine Angst, ich bin nicht bekehrt und mehr als einer Blumenkette, einen vollen Magen und ein paar interessante Eindrücke habe ich dort nicht mitgenommen.

Wieder draussen und erstaunlicherweise ging mein Handy für 5 Minuten. In dieser Zeit habe ich eine SMS von AIESEC Moskau erhalten. Ich solle mich melden sobald ich erreichbar bin und dann wollten diese mich treffen. Das war aber auch schon alles von meinem Handy, mit einem Piep verabschiedete es sich wieder. Es war nicht mehr zum laufen zu bekommen. Ich dachte so bei mir, dass es auch reicht für den ersten freien Tag und machte mich auf den Heimweg. Ich holte mir noch ein Hühnchen mit Knoblauch und Brot, aß mich dann zu Haus satt und schlief völlig überfressen ein. Am Ende ein sehr erlebnisreicher Tag. Ich hoffe ich bekomme die Photos noch hochgeladen.

Am Sonntag habe ich erneut die gute Frau aufgesucht welche mir die SIM Karte verkauft hat. Ich belagerte diese so sehr das Sie mir am Ende die SIM Karte austauschte. Da wurde es aber auch schon wieder dunkel. Wenn man danach geht, so vergehen die Tage so schnell, weil es nur 8 Stunden hell ist. Nun Ihr Schlauberger, ich weiss das dies in Deutschland grad nicht viel anders, doch dort ist das etwas anderes. Man kann sich trotzdem treffen oder oder ins 41 gehen, wenn man dagegen in einer neuen Stadt ist, und dann noch meistens allein, so hat man immer das Gefühl der Tag ist vorüber, bzw. man muss langsam heim sobald es dunkel wird.

Ein weiteres freudiges Erlebnis war das der Montag Feiertag war. Das alte Spiel. Ihr wisst schon, Weihnachten war also an einem Wochenende und da wurde der Feitertag an einem Wochentag nachgeholt. Ist wie in Rom, gebt dem Volke Spiele und Feste und das Volk ist zufrieden. Die Frage ist ob es in Deutschland wirklich so anders ist…

So, am Montag bin ich mit Jaqueline (einer anderen Praktikantin hier vor Ort) dann nocheinmal in die Stadt. Dabei wurden wir doch tatsächlich beim Schwarzfahren im Bus erwischt. Nun, ich hatte eigentlich schon vorher darauf hingewiesen doch wir wussten nicht genau wie und wo man Karten kauft. Somit also der erste Konflikt mit der russischen Autorität. Dies ist gar nicht so abwegig, da überhaupt niemand zahlt weil alle irgendwelche Monatskarten besitzen. Wir hätten also vor zu dem Busfahrer gehen sollen, bei ihm ans Fenster klopfen und danach zahlen. Da das aber sonst niemand tat, blieben wir ebenso sitzen.
Also, der Kontrolleur zückt sein Scheckheft und lässt uns jeden 100 Rubel zahlen. Dies sind quasi 3 Euro. Da hab ich schon kurz mal mit dem Gedanken gespielt ihm ein Trinkgeld zu geben, so erleichtert war ich.
Weiterhin sind wir wieder auf den roten Platz. Diesmal hat uns die Touristenpolizei jedoch erwischt. Und wir konnten uns natürlich nicht richtig ausweisen. Liegt vor allem daran das alle Ämter seit 01.01. 2006 geschlossen waren da bis zum 07.01. öffentliche Feiertage sind. Wir hatten also nie eine Chance uns zu registrieren. Doch dies ist diesem Polizisten natürlich egal gewesen. Davon lebt er ja. Also ein wenig diskutiert, und immer unsere Pässe wieder gezeigt. Besonders Dienstreise Botschaft habe wir immer wieder betont. Doch der Kerl lies nicht mit sich reden.
Da habe ich mein Telefon herausgeholt und auf Russisch etwas von Botschaft gemurmelt. Der Kerl hat sofort abgewunken und uns weitergehen lassen. Erstaunlich, oder? Wie schon vorher gelernt, in Russland schlägt Form eben doch Inhalt.

Abends hab ich dann bei der Botschaftshallenzeit noch ein wenig mitgekickt und wurde eingeladen am Broomball teilzunehmen. Dies ist eine fiktive Sportart, praktiziert zwischen den Botschaften untereinander. Dafür werden die Tennisplätze der Botschaft geflutet, das Wasser gefriert und es wird zu einem Eishockeyfeld. Danach bekommt jeder eine Eishockeyausrüstung und einen Schläger. Dieser Schläger ist ein Besen (aus Gestrüpp). Weiterhin hat man keine Schlittschuhe.
Das Spiel besteht dann darin, das man auf einem Eishockeyfeld, in Turnschuhen einen kleinen Ball mit dem Schäger in das gegnerische Tor bugsiert. Muss wohl ein Heidenspass sein. Zumal überhaupt keiner irgendwelche Vorteile hat da auf dem Eis alle gleich viel halt haben. Nämlich gar keinen. Am Donnerstag ist wohl das erste Spiel, werde mir das also einmal anschauen.

Was am Wochenende passiert kann ich noch nicht sagen, werde es euch aber die nächste Woche sicherlich schreiben.
Das war es vorläufig, ich muss los.

Gruss an alle Leser (und Zuhörer vom Vorleser…)


martinowitsch



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11th January 2006

Hi Martin, wünsch dir noch viel Spaß in Moskau! Für mich gehts ab Montag für ein Jahr nach Charlotte, North Carolina. Gruß Frankie
12th January 2006

rätsel
Hi, martin, viele grüsse aus gera, wollte mal schnell dein rätsel lösen. Jules Verne: die Reise zum Mittelpunkt der Erde. Wieviel Punkte bekommt der Kandidat? lass es dir gut gehen. gruss karin
12th January 2006

Rätsel
Hi, du hattest recht. Wer glaubt mir denn jetzt noch!

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