Advertisement
Published: March 30th 2013
Edit Blog Post
Esslinger TagtraumIn etwas mehr als zwei Tagen geht die Reise los und es ist noch nichts gepackt... Diese gute alte Tradition beherrschen wir beide leider sehr gut, wobei Julika trotzdem nie die Nerven verliert. Ein beneidenswerter Wesenszug.
Durch Frankreich...
Die erste Etappe wird uns gleich schon einiges abverlangen. Am 1.April werden wir, so der Plan, früh morgens mit dem Zug nach Karlsruhe fahren, wo wir uns um halb 9 mit einer Mitfahrgelegenheit verabredet haben. Mit dieser geht es dann 750km mit dem Auto direkt nach Orange (Südfrankreich), von dort mit dem Zug nach Avignon Hauptbahnhof und hier wiederum mit dem Shuttlebus zum TGV-Bahnhof. Frankreich hat bei der Planung des Schnellzugnetzes keine Kompromisse gemacht und die TGV-Gleise und -bahnhöfe durch das Land gezogen wie ein Lötkolben durch Zuckerwatte. Da man Städte schlecht durchlöten kann, liegt der entsprechende Bahnhof auch in Avignon weit außerhalb der Stadt. Und hier befindet sich auch die einzige Autovermietung, die am Ostermontag geöffnet hat.
Da wir natürlich weder im Stau stehen, noch Zug oder Bus verpassen werden, müssten wir noch am Abend des selben Tages dort unseren reservierten Kleinstwagen abholen können. Von da an sind es nur noch 60km bis zu unserer
Esslinger Frühlingssonneersten Station "Le Quinquerlet", einem Komplex aus einzigartigen Ferienwohnungen, die von dem Künstler und Architekten Roland Graeter in einem Zeitraum von 35 Jahren aus Ruinen erbaut wurden. Da Roland ein Großcousin Julikas ist und ihm unsere vegetarische Lasagne bei seinem letzten Besuch geschmeckt hat, können wir uns für zwei Nächte dort breit machen! Anschließend tuckern wir über Land nach Marseille, der diesjährigen europäischen Kulturhauptstadt (zusammen mit Košice in der Slowakei). Dort wird uns ein erfahrener Couchsurfing-Veteran (
http://www.couchsurfing.org) für eine Nacht beherbergen, bevor wir tags darauf in See stechen.
...über das Meer...
Da schon genug geflogen wird, werden wir uns in Marseille von einer Fähre verschlucken lassen. 21 Stunden braucht die nach Tunis; dadurch erhält unsere Reise auch noch etwas Kreuzfahrt-Flair. Ob der besonders ausgeprägt sein wird, muss sich noch zeigen. Schließlich haben wir keine Kabine gebucht und sind somit in gewisser Weise der Gnade der 3198 übrigen Passagiere ausgeliefert. Aber wer stand denn schon mal tatsächlich am Bug eines gebeutelten Kahns und rief mit Tränen in den Augen "Land in Sicht! Wir sind gerettet!", wie in alten Büchern und Piratenfilmen? Eben, dieses Erlebnis wollen wir uns nicht entgehen lassen.
...in die
Mit dieser Ausrüstung sollten wir es zumindest bis auf die Fähre schaffenWüste.
Eine Couchsurferin in Tunis, die sich für Tanz und Sufi-Trance interessiert, wird unsere vorerst letzte "gebuchte" Station sein. Von da an werden die Spuren undeutlicher, die Temperatur höher, der Horizont weiter. Eine mögliche Station in Richtung Sand könnte Kairouan sein, die viertheiligste Stadt im Islam mit einer "direkten Brunnenverbindung nach Mekka". Oder Gafsa, eine Stadt, die seit über 10.000 Jahren Geschichte schreibt, zuletzt als Souffleuse der Tunesischen Revolution. Das Hauptziel wird jedoch Chebika sein (bei Google Maps unter "As Sabikah" zu finden). An diesem letzten Außenposten vor dem Nichts hat vor mittlerweile 7 Jahren ein Geograph namens Kollmannsberger knapp drei Monate seines Lebens damit verbracht, die Halbwüstenvegetation rund um den Berg Djabal Bliji zu erforschen und daraus eine zweitklassige Diplomarbeit zusammenzuflicken. Ein bewegendes Wiedersehen mit alten Freunden bei Wasser, Datteln und Couscous? Oder staubige Leere nach dem Wegbleiben der Touristen und dem Auszug der Berber in die Städte? Der Berg wird noch da sein. Und der Wind.
Sofern wir im nahe gelegenen Tozeur einen Mietwagen auftreiben können, werden wir den Wendepunkt unserer Reise noch weiter nach Süden drücken und auf eigene Faust das Chott Djerid, einen Teil der größten Salzpfanne der Sahara, durchqueren. Vor den Gefahren
eines solchen Unterfangens hatte schon Karl May in seinem ersten Band "Durch Wüste und Harem" (1913) gewarnt. Doch selbst diese Expertenmeinung wird uns nicht abhalten können. Schließlich haben die Franzosen nicht umsonst einen schnurgeraden, asphaltierten Damm im guten Kolonialstil durch diese Fata Morgana gelötet.
So wie sich die Geschichte wiederholt, so kehren auch unsere Stationen wieder. Am 16. April fährt die Fähre zurück nach Marseille, vermutlich mit uns an Bord. Alles weitere wird sich fügen.
Viel Freude an unserem Reisebericht!
Julika und Viktor
Advertisement
Tot: 0.078s; Tpl: 0.011s; cc: 12; qc: 30; dbt: 0.0333s; 1; m:domysql w:travelblog (10.17.0.13); sld: 1;
; mem: 1.1mb