My Eurovision: Workaway in Europa - Step 7: Paris


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December 16th 2016
Published: December 17th 2016
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Tag 128 – Marché de Noël

Nun war er gekommen, mein letzter Tag in Paris.
Françoise ließ mich heute nur noch zwei Stunden arbeiten; ich fegte nochmal Blätter im Garten und putzte die Fenster des Gartenhäuschens. Hierbei handelte es sich um Oliviers Atelier – da staunte ich aber nicht schlecht; es schien; als seien all die Collagen an den Wänden von ihm angefertigt worden. Im Atelier waren Farben und Materialien und zwei angefangene Bilder lagen auch auf dem Boden – da wurde ich ja glatt ein bisschen neidisch, das hatte was, so ein Atelier im Garten, davon hatte ich ja irgendwie auch immer geträumt.
Nach der Arbeit konnte ich dann schon mal anfangen, meine Sachen zusammenzupacken.
Mittags bereitete ich dann mal das Essen zu – wollte ja meine Plantain verarbeiten. Dafür ließ ich mir noch schnell ein paar Instruktionen von Miguel geben. Dann schälte ich die Plantain und kochte sie, bis sie weich war. Dazu briet ich Zwiebeln in Olivenöl an und machte daraus mit passierten Tomaten, Rosmarin und Pfeffer eine Sauce für die Plantain. Außerdem aß ich noch Käse dazu, und wir hatten auch noch einen Salat vom Vortag. Françoise schmeckte es dann zum Glück auch.
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Plantain mit Tomaten-Zwiebelsauce und Käse
So besonders fand ich die Plantaine jetzt nicht, war ja auch normalerweise nichts Außergewöhnliches, wenn man es kannte. Aber ich war ja nicht so der Fan von Bananen, da war die nicht-süße Variante ja auch mal interessant gewesen zu probieren.

Nachmittags fuhr ich dann erst in mein Lieblingsviertel, also bis zur Station Saint-Michel. Ich hatte schon gewusst, dass ich heute mindestens ein Ticket zusätzlich kaufen würde müssen – und dann war der Transport wegen der Umweltverschmutzung mal wieder umsonst! Das war ja eine schöne Überraschung – perfekt für diesen letzten Tag. 😊
Als erstes ging ich auf den Weihnachtsmarkt bei Notre Dame. Es war der erste Tag heute, da hatte ich echt Glück gehabt, dass ich den noch mitbekam. Hatte ja erst gedacht, er wäre auf dem Vorplatz der Kathedrale stattfinden, und erwartet, dass es brechendvoll sein würde. War es dann aber überhaupt nicht – ich hatte im Internet schon was von „familiärer Atmosphäre gelesen“, und das nicht wirklich glauben können, doch treffender konnte man es gar nicht ausdrücken. Der Weihnachtsmarkt befand sich in dem kleinen Park auf der gegenüberliegenden Straßenseite, und es gab keinen einzigen Essensstand – nur Kunsthandwerk.
Ich nahm mir Zeit, um in Ruhe
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Weihnachtsmarkt bei Notre Dame
bei allen Ständen zu schauen.
Und wurde gleich beim ersten Stand fündig: Hier verkauften sie handbemalte Weihnachtskugeln mit Parismotiven – das war doch wirklich ein schönes Andenken, aus Kopenhagen hatten wir ja auch schon zwei. Eigentlich wollte ich bloß eine kleine, doch dann fand ich eine große, die einfach genau richtig war – die musste mit! 😊

Etwas weiter hatte ein Imker einen Stand. Ich wurde von den Probiergläschen angezogen und erkundigte mich interessiert, wollte eigentlich gar keinen Honig kaufen und nur ein bisschen plaudern. Hier kamen vermutlich auch nur interessierte Leute her und heute am ersten Tag waren die Verkäufer auch noch motiviert.
Dann entdeckte ich jedoch etwas, das ich nicht kannte – meine Neugier war geweckt! Ein Glas mit Pollen, als praktisch das Rohmaterial. Wenn die Biene in den Stock zurückkehrte, transportierte sie ja einen Pollenpaket mit sich, und dieses wurde abgestreift und dann später gesammelt direkt entnommen. Sollte wohl sehr gesund sein, reich an Vitaminen und eine super Prävention gegen Infekte im Winter. Ich konnte es leider nicht probieren, aber man konnte es wohl beispielsweise in Joghurt rühren. Nun, ich war immer offen für Neues, und vielleicht würde ich es nirgendwo anders finden –
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Weihnachtsbaumkugeln
musste also mit, können dann ja mal alle zuhause kosten. 😊

Nachdem ich alle Stände angesehen hatte, ging ich rüber zur Île de la Cité, um die Sainte-Chapelle zu besichtigen, eine Empfehlung von Bea. Ich war dann zuerst etwas enttäuscht, als ich eintrat – ganz schön klein, und dann hatten sie die Hälfte mit Verkaufsständen zugebaut, so eine Frechheit! Als ich dann aber die Treppe hochstieg, realisierte ich, dass die eigentliche Kapelle sich oben befand – und die ließ wirklich staunen. Obwohl im Stil der Gotik unterschied sich die Sainte-Chapelle deutlich von den Kirchen und Kathedralen, die ich bereits besichtigt hatte. Das kam wohl auch vor allem durch die blaugestrichenen Wände, die für eine ganz besondere Stimmung sorgten. Auf einem Bildschirm informierten sie zweisprachig und durch Fotos illustriert über die abgeschlossenen Restaurationsarbeiten – unzählige Fensterscheiben waren herausgenommen und aufwendig gereinigt worden. Ein Projekt von 10 Millionen Euro.

Daraufhin nahm ich die Metro beziehungsweise den RER A nach La Défense. Die vielen beeindruckend hohen Bürokomplexe musste man schließlich auch mal gesehen haben, und außerdem hatte ich gesehen, dass dort der größte Weihnachtsmarkt von Paris war, ein richtiges Weihnachtsdorf. War vielleicht nicht so eine gute Idee, da am Freitagnachmittag hinzugehen, aber so voll war es dann gar nicht.
Im Internet hatte ich gelesen, dass es dort jeden Tag um 17 Uhr ein Konzert gab, Jazz oder so, variierte wohl. Bereits bei der Kontrolle am Eingang fragte ich danach, und sie schickten mich geradeaus. Ich hatte noch gut Zeit und schaute ein bisschen bei den Ständen, und begann dann gegen halb fünf, rumzufragen, wo genau denn das Konzert nun war. Die Frauen, die ich fragte, wussten es nicht; ein Security-Guard verwies mich an die Verkäufer und ein Mann schickte mich zurück in die andere Richtung, er meinte, es handele sich um ein Restaurant alsacien, das das Konzert veranstaltete. Nun fragte ich also nach diesem Restaurant.

Schließlich kam ich an einem Restaurantzelt vorbei, vor dem zwei angeheiterte Männer standen. Sie fragten, ob sie mir helfen könnten, und so versuchte ich mein Glück und fragte nach dem Konzert. Der eine ging gerade hinein und der andere meinte, dieser sei der Musiker aus dem Alsace, und ob ich ein Foto mit ihm machen wolle. Ich erwiderte nein, ich wolle bloß wissen, wo das Konzert war. Das wusste er aber nicht. Ob er ihn denn nicht fragen könne? Nein, das könne er nicht.
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Alles zugebaut :0

Mir war schon klar, dass er mich bloß veräppeln wollte, und da tauchte zum Glück eine Frau neben ihm auf und fragte mich augenzwinkernd, ob sie mir helfen könne. Sie meinte dann, das Konzert sei nicht hier, sondern auf der Esplanade de la Défence, ich müsse also immer geradeaus gehen.

Also verließ ich den Weihnachtsmarkt (die Security-Leute taten mir schon leid, der Weihnachtsmarkt war nämlich in der Hälfte geteilt und ich war bestimmt schon fünfmal kontrolliert worden, weil ich auf meiner Suche dauernd hin und hergelaufen war) und ging die Esplanade entlang. Wenig später kam ich auch an Hinweisschildern vorbei, und folgte dem Schild „Alsace“ – das passte dann ja mit dem zusammen, was mir der Mann vorhin gesagt hatte.

Nachdem ich ungefähr eine Viertelstunde lang immer den Schildern nachgelaufen war, gelangte ich schließlich an eine Treppe. Dort verwies ein Schild zum Quartier Alsace. Spätestens hier wurde mir dann klar, dass ich nicht zu meinem Konzert kommen würde und es höchstwahrscheinlich auch nicht existierte.
Daraufhin suchte ich nochmal im Internet nach der Seite, wo ich davon gelesen hatte. Von einer anderen Seite war ich dorthin verwiesen worden, wo alle Attraktionen des Weihnachtsmarkts detailliert beschrieben waren. Und
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Sainte-Chapelle
jetzt sah ich, dass ganz oben „Marché de Noël 2014“ stand.
Na toll! Okay, okay, ich hätte genauer lesen sollen. Aber ganz ehrlich, konnten die ihre Seite nicht mal aktualisieren? Und überhaupt, was reimten sich die Leute denn für einen Schwachsinn zusammen? Wenn sie es nicht wussten, dann sollten sie es doch wenigstens zugeben! Aber anstatt zu sagen, ich weiß es nicht, tut mir leid, schickten sie mich lieber ins Nirwana. Vielleicht war es bloß Zufall, aber mir war aufgefallen, dass es vor allem die Männer waren, die mir irgendeine Auskunft geliefert hatten. Ich meine, ich hatte da auch mal irgendeine Studie oder einen Versuch gesehen, wo jemand sich zu etwas durchfragen wollte, dass er erfunden hatte. Unglaublich, was er da für „hilfreiche“ Antworten bekommen hatte! Nun, sah ich meine Rennerei jetzt auch mal als Sozialstudie an, dann war es ja halb so schlimm. Und ihr könnt mich schön auslachen. 😉

Darauf holte ich mir jetzt erst mal eine Tüte Chirros mit Nutella auf dem Weihnachtsmarkt – ich hatte die jetzt schon überall gesehen, und noch nie gegessen, musste ich also auch nochmal probieren. Ich setzte mich zum Essen auf eine Treppenstufe an der Esplanade.
Plötzlich kam ein Typ vorbei und fragte mich, ob er einen Chirro haben könne. Ehm, ja klar. Als er damit wegging, sah ich, dass sein Freund anscheinend auf ihn wartete und ihn angrinste. War das jetzt etwa so eine Art Wette gewesen? Naja, die Portion war eh ziemlich groß gewesen, und wenn ich ihnen damit eine Freude gemacht hatte…

Ich hatte immer noch ungefähr drei Stunden Zeit, bis ich zum Weihnachtsessen bei Oliviers Eltern sein sollte. Was machte ich nun mit meiner Zeit? Hierbleiben wollte ich nicht so lange, also machte ich mich auf den Weg zu dem Ort, an dem ich mich in Paris am meisten zuhause fühlte – richtig, Shakespeare & Company.
Als ich zur Station kam, wartete dort eine riesige Menschenmenge. Was war denn da los? Sie hatten den RER A gestrichen. Riesen Tohuwabohu! Es brauchte ungefähr drei, vier Metros um die ganzen Passagiere abzutransportieren. Die M1 fuhr ja zum Glück auch bis Châtelet, brauchte aber mehr als doppelt so lange und in der überfüllte Metro musste ich die ganze Zeit stehen. Dann noch schnell umgestiegen und dann war ich endlich in meiner Lieblingsbuchhandlung angekommen.

Puh, erst mal gemütlich ins Lesezimmer setzen und durchatmen. Hier konnte ich mich jetzt ein bisschen ausruhen und entspannen und dabei ein bisschen Klaviermusik hören. Ein Mann spielte relativ lange, und ich glaube, er improvisierte; jedenfalls ließ sich kein wirklicher Zusammenhang in seiner Klimperei erkennen, doch es war trotzdem nett zum Zuhören. Schließlich spielte ich auch noch ein bisschen, und machte mich dann eine Stunde später auf den Weg.

Ich brauchte bloß den RER C nehmen, und dann war es zu Fuß ein Katzensprung. Eigentlich hatte ich viel zu viel Zeit eingeplant; die Fahrt dauerte nämlich bloß 13 min laut meiner App. Sie meinte, ich solle den Zug Richtung Pontoise oder Gare d’Austerlitz Grandes Lignes nehmen. Als ich zum Gleis kam, war gerade ein RER da, und auf der Anzeigetafel entdeckte ich den Halt „Gare d’Austerlitz“, also nahm ich den gleich.
Ein paar Minuten später hielt er da dann auch, doch als ich mir den Plan mit den Stopps ansah, realisierte ich, dass ich in die andere Richtung musste!
Mist, stieg ich also bei der nächsten Station wieder aus. Von den Metros war ich es gewohnt, einfach auf die andere Seite des Quais zu gehen. Da entdeckte ich jedoch keinen Zug Richtung Pontoise, und auf mein Fragen wurde ich drei Gleise weitergeschickt – ich mochte diese RERs einfach nicht, da fuhr die gleiche Linie meist in fünf Richtungen, und nicht bloß in zwei! Kurz darauf saß ich dann aber im richtigen Zug. Und bekam einen Schreck: Ich hatte meine Tüte mit den Einkäufen nicht mehr! So ein Mist aber auch. Höchstwahrscheinlich hatte ich sie bei Shakespeare & Company liegen gelassen. Da hatte ich ja noch Glück im Unglück, weil ich da ja jetzt sowieso nochmal vorbeifahren würde. So stieg ich nochmal bei Saint-Michel aus, und lief schnell nochmal hoch – zum Glück war die Tüte noch da.
Und diesmal vergewisserte ich mich, auch den richtigen RER C zu nehmen – der fuhr vom anderen Quai ab. Echt merkwürdig, warum mir die App dann was von Richtung Austerlitz erzählt hatte! Naja, jetzt war es jedenfalls der richtige Zug, zwar mit noch einer anderen Richtung, aber er hielt auch in Boulainvilliers.

Dort war ich dann im Handumdrehen da. Eingeladen war zu um acht, doch Françoise hatte mir erklärt, dass es in Frankreich die „Viertelstunde der Höflichkeit“ einzuhalten galt, die man zum Essen zu spät kommen sollte, damit der Gastgeber nicht mit der Zeit in Bredouille geriet. Ich war nun um halb neun da, aber das passte dann wohl schon. Wie gut, dass ich bereits vor einer Stunde losgefahren war! Man wusste ja eben nie…

Ich wurde dann Oliviers Eltern und seinen beiden Brüdern vorgestellt, und dann setzen wir uns erst mal zum Aperitif auf die Sessel. Man aß in Frankreich nämlich nie sofort.
Einer der Brüder lebte seit zwanzig Jahren in Kopenhagen. Das hatte mir Françoise bereits erzählt; das war auch ein Grund gewesen, weshalb ich gerne mitkommen hatte wollen– ich unterhielt mich dann auch bestimmt eine Viertelstunde lang angeregt mit ihm auf Dänisch. 😊
Bei den Häppchen, die zum Aperitif gereicht wurden, kam dann gleich raus, dass ich Vegetarierin war –aber es gab Kirschtomaten! Oliviers anderer Bruder ärgerte mich dann immer damit, zum Beispiel, dass die Litschis Freunde des Fleisches seien und so, aber auf eine nette Weise, und es zeigten sich auch alle verständnisvoll.
Oliviers Mutter machte sich dann natürlich Gedanken und hatte Sorge, dass „la petite“ überhaupt nichts gegessen hatte! Das stimmte aber gar nicht. Den Vorspeisensalat hatte ich ohne die Hummer oder was das für Viecher an der Seite waren bekommen, zur Hautspeise gab es Gemüse und Maronen als Beilage und zum Nachtisch Eis, Kekse und Früchte – pas de soucis, ich hatte sogar mehr zu Essen als normalerweise!
Gegen halb eins fuhren wir dann mit dem Auto nach Hause, und ich packte noch die Sachen ein, die ich zum Glück am Vormittag schon vorbereitet hatte. Dann war für die Heimreise morgen so gut wie alles bereit!


Additional photos below
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Palais de Justice
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Grande Arche
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La Défense
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Weihnachtsmarkt La Défense
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Indianer machen Musik - richtig schön :)


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