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Published: December 1st 2016
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Tag 113 – Coulée verte (12e arrondissement) Als ich zur gewohnten Zeit mit der Arbeit anfangen wollte, war Françoise noch nicht unten. So bügelte ich schon mal die Wäsche, wie sie mir gestern gesagt hatte. Danach sollte ich den Kühlschrank sowie einige Schubladen in der Küche auswischen – das hieß Stück für Stück die ganzen Lebensmittel ausräumen, saubermachen und möglichst genauso wieder rein puzzeln.
Ich war ja echt erstaunt, was die alles an speziellen Produkten hatten! Mehrere Sorten Nussmus, Chinesische Chilisauce, besondere Reissorten und viele Sachen, die es wohl nur im Feinkostladen gab. Es war mir ein Rätsel, wozu sie den ganzen Kram hatten, beziehungsweise eher, warum sie ihn denn nicht verwendeten? Zu essen gab es mittags meistens Salat (immer den gleichen), Brot und Suppe aus dem Tetrapack oder Reste, abends kochte sie dann Gemüse. Zum Beispiel lagen dann ein Paar ganze Möhren, Kartoffeln mit Schale und halbe Paprika in einer Schale. Konnte man dann mit Olivenöl oder Sojasauce essen. Oder heute zum Beispiel einfach Kürbis. Und so war das bisher immer gewesen, essen zubereiten hieß hier irgendwie ein bis drei Sorten Gemüse kochen, und fertig. Salz nahm sie prinzipiell nicht, konnte man sich ja aber dran machen, und
aus dem reichgefüllten Gewürzregal wurde irgendwie auch nichts verwendet. Nun ja, das dazu.
Als ich alles wieder an seinen Platz geräumt hatte, bezogen Françoise und ich mit vereinten Kräften zwei Matratzen – sie hatte die Hülle vom Schaumstoff abgemacht, um sie zu waschen, und jetzt hatten wir das Theater. Aber irgendwann hatten wir es dann einigermaßen wieder hingezuppelt. Dann war es halb eins – ich hatte frei.
Heute fuhr ich ins 12. Arrondissement. Fabienne hatte mir die Coulée verte oder auch Promenade Plantée empfohlen, eine auf der ehemaligen Bahntrasse entlangführende, begrünte Fußgängermeile. Und außerdem „Le viaduc des arts“ – in den Bögen unter der der Weg befanden sich überall Künstlerateliers.
Ich hatte beschlossen, zum Gare de Lyon zu fahren, dafür musste ich von Saint-Lazare aus nur die M14 nehmen, und dann bis zum Beginn der Promenade zu laufen. Mithilfe von Google Maps kam ich dann auch an, meine Offlinekarte wollte mir irgendwie nicht helfen. Dann suchte ich gleich noch nach dem Weg zur Rue Picpus; von dort aus wollte ich dann nämlich den Spaziergang aus dem Buch beginnen, und das war ungefähr die gleiche Richtung.
So folgte ich der Promenade ungefähr eine halbe Stunde, und konnte
von oben die umliegenden Dächer und Fassaden im Sonnenuntergang sehen. Außerdem achtete ich ein bisschen auf die Leute um mich herum. Eine adrett gekleidete Dame, Jogger, ein junger Mann, der seine Freundin auf die Schultern nahm und jemand, der Gitarre spielte und anscheinend für ein Foto posierte. Hier verbrachten die Pariser einen entspannten Nachmittag. Einmal nahm ich auch kurz die Treppe nach unten, um einen Blick auf die Kunstgalerien darunter zu werfen.
Schließlich verließ ich die Promenade und folgte zwei Straßen bis zur Rue Picous. Hier begann der 12e Arrondissement Spaziergang. Ich lief dann größtenteils an der großen Straße entlang, und ab und zu sollte ich auch wieder in die abzweigende Straße gehen und dann wieder umdrehen.
Richtig was zu sehen gab es da aber in meinen Augen nicht. Ja, es waren teilweise ganz schöne Fassaden, und vielleicht hatten manche Gebäude auch irgendeine Geschichte, aber ein schöner Spaziergang war das nicht, die ganze Zeit an der Autostraße entlang! Ich glaube, ich würde mir meine Spaziergänge in Zukunft anders raussuchen, so schön das auch war mit dem Buch, in dem für jedes Arrondissement eine Route beschrieben war – richtig überzeugen tat mich das irgendwie nicht. Das konnte unmöglich die
schönste Ecke des Viertels sein!
Schließlich kam ich am Place de Nation vorbei, wo ich dann auf eigene Faust nochmal ein bisschen um die Ecke schaute und ziemlich große Denkmäler oder so entdeckte. Das war eindeutig das Spektakulärste, und sie hatten mich da noch nicht mal hingeschickt!
Darauf holte ich mir erst mal eine Crêpe Citron/Sucre. Die beiden am Stand waren ziemlich nett; sie scherzte mit einem Kunden (wollen sie das Nutella auch mit Crêpe – er raffte es aber nicht) und gab einem Straßenverkäufer einen Kaffee aus; sie schienen sich wohl schon zu kennen.
Nun lief ich noch brav zu der anderen Straße, die ich sehen sollte (ja, der eine Eingang war besonders) und fand auf dem Weg in einem Babyladen einen plüschigen Freund. Wenn ich schon meinen Affen nicht haben konnte, dann kaufte ich mir jetzt wenigstens ein kleines Nilpferd, so!
Mittlerweile war es halb sechs, der Rundgang war beendet, und ich hatte auch keine Lust mehr. Also einmal in die Metrostation unter dem Place de la Nation abgetaucht, RER A genommen (eigentlich sollte ich irgendwie bis Auber fahren und dann zu Saint-Lazare laufen, hatte aber keine Lust auf Experimente und nahm lieber vom
Gare de Lyon meine M14) und dann hechte ich gerade noch so in den vollen Zug nach Colombes, bevor sich die Türen schlossen. Geschafft! Nun war ich ja schon so gut wie zuhause. Ich glaube, morgen brauchte ich mal ein bisschen Zeit zum Ausruhen und Planen.
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