Vietnamtagebuch - Tag 2 - Die Suche nach dem Turm von Hanoi und einer Honda Win

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Heute sind Zwei Sachen geplant.
Zum einen Sightseeing. So oft, wie ich schon von den Türmen von Hanoi gehört habe, müssen die echt cool sein. Ich will zumindest einen coolen solchen Turm finden.
Zum anderen bin ich um 18 Uhr verabredet zu einem Treffen mit demjenigen, der mir sein Motorrad verkaufen will.
Ich steh morgens auf und mach mich auf den Weg. Als erstes komm ich zum Flag Tower - minem ersten Kandidaten für einen Turm von Hanoi. Es ist ein ganz solides Türmchen, bis auf ein paar kleine Gänge für Treppen, ich gebe ihm eine Bewertung von 5/10. Auf dem Turm weht seit der Revolution 1954 anscheinend immer eine Flagge Vietnams, er soll eine große symbolische Bedeutung haben.
Als nächstes geh ich zur Imperial Citadel of Thang Long. Dies bezeichnet einen Ort, an dem vor ca. 1000 Jahren der Palast des Kaisers errichtet wurde. Seitdem wurde immer wieder mal alles mögliche zerstört und eventuell neu oder anders woeder aufgebaut, mal durch Kaiser neuerer Dynastien, mal durch die Franzosen. Entsprechend ist nicht mehr allzu viel übrig von den ehemaligen Anlagen. Doch es gibt einige Ausstellungen mit Ausgrabungsgegenständen, das weiträumige Areal selbst ist relativ beeindruckend, und ein paar Gebäude stehen noch. Unter anderem liegt auf dem Gelände auch der Bunker, aus dem während des Vietnamkriegs die Kommunistische Führung ihre Befehle gegeben hat, auch ihn kann man betreten. Außerdem kann man die Ausgrabungsstätten sehen, und ich finde Zufällig auch einen Garten mit einem Haufen Bonsai (Nennt man das dannn auch einen Wald?)
Als nächstes geh ich zum Ho-Chi-Minh Mausoleum Komplex. Ho Chi Minh war der Gründer und langjährige Präsident Vdes kommunistischen Vietnams und wird entsprechend als befreier von den Kolonialmächten, Vereiniger Vietnams etc. Verehrt. Viele Vietnamesen nennen khn angeblich auch einfach Onkel Ho. Der Komplex ist ein Riesiges Areal, vollkommen im Kontrast zum engen wuseligen Old Quarter einen halben Kilometer Luftlinie entfernt. Dort befinden sich ein Tempel auf einer Säule, das Mausoleum von Ho Chi Minh, das Ho-Chi-Minh-Museum und weitere Gebäude mit ähnlicher Thematik. Das Mausoleum hat schon geschlossen, aber das Museum ist noch ca. 20 Minuten geöffnet, also geh ich da noch schnell rein. Dort finden sich viele Texte, die ich aus Zeitmangel nicht lese, persönliche Gegenstände von Ho Chi Minh, viele kleine Kunstausstellungen, die klarerweise auch jeweils irgendwas symbolisieren, immer im Sinne der Kommunistischen Geschichtsdeutung.
Vormittags wenn das Mausoleum geöffnet hat, kommen angeblich immer zahlreiche Vietnamesen, die zu seinem einbalsamierten und Konservierten Leichnam Pilgern.
Insgesamt finde ich das Areal ziemlich interessant. Klar, der Vietnamesische Staat von heute ist immer noch kommunistisch, es gab seitdem nie eine Revolution, einen Umbruch oder etwas ähnliches, und somit ist die Vietnamesische offizielle Geschichtsdeutung sicherlich etwas mit Vorsicht zu genießen. Aber ich kann die deutung des Befreiers Ho Chi Minh beziehungsweise der befreienden Kommunisten durchaus nachvollziehen.
Historisch war Vietnam vor dem zweiten Weltkrieg eine Französische Kolonie. Während des zweiten Weltkriegs wurde er unter Japanischem Einfluss pseudounabhängig. Als diese besiegt wurden und der Weltkrieg endete, gelangen im Norden Vietnams die Viet Minh, die Kommunisten, an die Macht. Parallel dazu versuchten die Franzosen ihren Einfluss wiederzuerlangen, was im Süden auch gelang. Es folgte ein Krieg zwischen den Viet Minh und den Franzosen, der erste Indochinakrieg. In diesem gelang es den Kommunisten, die Franzosen zu vertreiben. Es folgte die Teilung in ein kommunistisches Nordvietnam und das auch nicht ganz demokratisch Südvietnam. Dort herrschten, immer mit Unterstützung der USA, erst ein ehemaliger Kaiser und dann diverse Angehörige des Militärs. Die Regierungswechsel waren großteils mehr oder weniger blutige Putschs. Eine geplante Wahl in ganz Vietnam wurde vom Südvietnamesischen Regime abgelehnt, bzw. Verhindert, da es befürchtete, dass die Kommunisten gewinnen würden. Auf diese Teilung folgte schließlich der Krieg, den wir Vietnamkrieg nennen und der hier eher als Amerikanischer Krieg oder Widerstandskrieg gegen die Vereinigten Staaten bekannt ist. Während ich diesen bisher vor allem als Krieg von Vietnamesen mit Amerikanischer Unterstützung gegen Vietnamesen mit Sowjetischer Unterstützung gesehen habe, wird er hier als Krieg des gesamten Vietnamesischen Volkes gegen die USA interpretiert, der Sieg wird schließlich als Wiedervereinigung Vietnams gefeiert, die Rolle als Stellvertreterkrieg im Kalten Krieg wird eher sekundär gesehen - zumindest interpretiere ich das Ho-Chi-Minh-Museum mach meinem zwanzigminütigen Aufenthalt dort so.
Ich finde im Museum noch ein paar Postkarten, schließlich mache ich mich weiter auf den Weg. Als nächstes will ich zur Tran-Quoc-Pagode. Diese habe ich gerade auf einer Postkarte gesehen und für einen würdigen Kandidaten als einen der Türme von Hanoi bewertet.
Mach zwanzig Minuten komme ich dort an und mache ein paar Fotos. Die Pagode kennzeichnet den ältesten Tempel der Stadt, über 1500 Jahre alt. Mit dem Turm bin ich sehr zufrieden - man kann klar die einzelnen Segmente erkennen, und jedes Segment ist etwas kleiner als das Segment darunter. Er kriegt eine Bewertung von 9/10 und wird von mir fortan als DER Turm von Hanoi angesehen. Für eine 10/10 müsste er etwas größer sein und 64 Segmente beinhalten.
Als nächstes geh ich zum Treffen mit demjenigen, der mir sein Motorrad verkaufen wollte. Der Typ ist mir leicht suspekt, doch als ich mir das Motorrad anschaue, kann ich keine schlimmeren Schäden feststellen. Beide Rückspiegel sind vorhanden (was für einen großteil der Motorräder hier nicht zutrifft), Lichter und Blinker funktionieren, die Kette ist weder zu rostig noch zu locker, die Bluecard (Eigentumsschein, prinzipiell die Fahrzeugpapiere) sind vorhanden und die Nummern stimmen auch mit Nummernschild-, Motor- und Rahmennummer überein. Ich fahre ein kleines Stückchen rum, dq Gangschaltung funktionert auch gut. Also kaufe ich das Motorrad schließlich und fahr damit zu meinem Hostel. Ich mache noch eine kurze Runde, um ein Schloss fürs Motorrad und ein Gummiseil fürs Gepäck zu kaufen. Dann fange ich damit an, dieses Tagebuch zu schreiben.

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Photos

Flag Tower
Der Flaggenturm von Hanoi. 5/10 Sternen - es ist jeder scheibe kleiner als die darunter, aber vier Stufen sind doch sehr wenig. Außerdem sind sie nicht gleichmäßig genug.

Tor zur Zitadelle
Auch eher nur ein Turmrating von 5/10, da sind schon Pluspunkte für geschichtliche Relevanz dabei.

Pagode
Die bekommt 9/10 - für mich ist das DER Turm von Hanoi.

Mein Motorrad
Eine 2015 Detech Espero Win - Also Vietnamesische nachgemachte Honda win