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Published: September 10th 2008
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parlament
mit dschingis khan denkmal mittwoch, 10.09.08 der tag nach unserem abschiedsessen im 'ikh mongol' war, sagen wir mal, anstrengend. die luft am morgen in unserem ca. 8 m2 grossen viererzimmer im ub guesthouse war zum abstechen und ich hatte regelrecht kopfweh, schon bevor ich erwacht war - zugegebenermassen wohl auch vom nicht spärlichen bierkonsum... zudem war unser zimmer gleich neben dem office vom guesthouse, sprich radau ab 6 uhr früh...
mit warmer dusche war nix, also versuche ich so schnell wie möglich die kurve zu kratzen, packe meine sieben sachen zusammen und fahre mit dem guesthouse taxi für 1.5 dollars in mein neues domizil - das hotel bayangol. dieses hatte ich schon von zu hause aus gebucht, um mich vom wüstentrip zu erholen... anfangs, hier angekommen, dachte ich, das sei doch sehr übertrieben. aber inzwischen habe ich mich doch wieder an ein bisschen mehrluxus gewöhnt. wie zum beispiel eine warme dusche - das debut dauerte sicherlich eine viertelstunde - oder ein frühstück, das mehr ist als trockenes brot, milkyway-brotaufstrich und instant kaffee mit milchpulver... oder auch nur ein bisschen ruhe um mich ;-)
den samstag verhänge ich also mehr oder weniger in meinem hotelzimmer im 11-ten stock, schreibe blog, erkunde das hotel
und gehe früh schlafen. denn gemäss wetterbericht soll am sonntag superschönes wetter sein und den rest der woche sosolala - und ich will ja noch so viele fotos machen von ub und diverse sachen anschauen gehen. geplant, getan, ich, ein wort (oder wie ging noch gleich dieser spruch...?).
also am sonntag zeitig aus den federn, das frühstücksbuffet geplündert, ziehe ich los in die stadt. vorbei am sukhbaatar square mit dem reiterdenkmal und dem parlament mit dschingis khan denkmal quer durch die stadt zum gandan kloster, wo in einem der tempel die fast 30 m hohe vergoldete bronze-statue von meji-janraiseg steht. das gandan kloster ist kein museum, sondern das aktive religiöse zentrum der mongolei - folglich komme ich mir als touri zwischen all den praktizierenden gläubigen etwas dämlich vor. als nächstes klettere ich auf den elefantenhügel zum recht grossen ovoo mit gutem überblick über die stadt. dann, am nachmittag, fahre ich mit dem taxi - ja, ich musste ihm den weg erklären - zum bogd khan museum, welches aus dem winterpalast des achten bogd khan und einigen sehr schönen tempeln besteht und leiste mir sogar ein eintrittsticket für meine kamera - wenn man in einem museum fotografieren will, muss oft
extra bezahlt werden. zu fuss kehre ich ins hotel zurück, strecke ein bisschen die beine, bevor ich zum abendprogramm übergehe - apero und znacht mit meinen drei engländerinnen...
begonnen hat alles ganz harmlos mit dem apero in der bar auf dem corporate hotel... da dann doch etwas zu snobbish ziehen wir weiter ins irische pub 'grand khaan'. wir kriegen einen tisch inmitten der mongolischen masse - die eine hälfte, hinter uns, feiert die goldmedaille im mcs (wenn wir das recht verstanden haben: mongolische fussballmeisterschaft) und die andere hälfte, vor uns, feiert die silbermedaille im mcs. witzigerweise in der gleichen bar, völlig friedlich, gratulieren sich alle gegenseitig zum erfolg. dann kommt die live musik - betrunkene mongolen und musik ist immer lustig, das kennen wir schon, aber das war unglaublich: es wird aus voller kehle mitgesungen und gefeiert, wir gratulieren allen, alle gratulieren uns - wie auch immer, alle scheinen glücklich. zu unseren ehren, offenbar sind wir eine attraktion und werden per mikrofon auf englisch begrüsst, werden viele englische lieder gespielt. ja, ich glaube das kann man so sagen: die mongolen sind ein sehr herzliches, offenes und fröhliches volk ohne berührungsängste! jedenfalls einmal mehr ein gelungener abend voller neuer positiver
eindrücke - wirklich beeindruckend!
auch auf der tour, zum beispiel wenn wir irgendwo am mittagessen waren und gerade ein mongole seine herde vorbeitrieb, kam dieser locker daher geritten, bekam einen tee und ein paar salamirädchen, setzte sich zu den fahrern hin, plauderte ein bisschen, setzte sich wieder auf sein pferd und zog weiter. diese form von gesellschaftsverständnis kannte ich zwar aus den büchern, aber dass das so selbstverständlich praktiziert wird, ist ein enorm schönes gefühl - vor allem auch, weil ja so eine begegnung auf einer tour nicht geplant werden kann, sondern sich spontan ergeben muss. ich war oft verblüfft - vieles wäre in unseren breiten nicht vorstellbar...
und jetzt die kehrseite - ein mongole in seinem auto. da geht's ums nackte überleben! ich habe mal ein paar grundsätze zusammengestellt, die man immer und jederzeit im hinterkopf haben muss:
1. grundsätzlich fährt man auf der rechten strassenseite (gähn, ist ja sooo langweilig), wenn aber gerade auf der gegenspur jenseits der doppelten sicherheitslinie nicht allzu viel verkehr (der aufmerksame leser hat gemerkt: nicht 'nicht kein verkehr') ist, kann man auch locker überholen und weiter vorne wieder reindrücken, natürlich nur mit allseitigem gehupe.
2. symmetrisch funktioniert das auch
ovoo
auf elefantenhügel nach rechts übers trottoir oder über die bushaltestelle oder, klar, warum nicht, off road - schliesslich hat man 4wd. aber aufgepasst, da stehen manchmal strassenlampen, seltener strassenschilder...
3. ampeln werden grundsätzlich ignoriert, besonders und vor allem die für fussgänger.
4. fussgänger gelten als freiwild - oft habe ich das gefühl, dass die autos nicht auf die zwischenräume zwischen den fussgängern zielen, sondern voll auf den mann spielen... ich denke, man kriegt bonuspunkte, wenn man erfolgreich jagt.
5. zebrastreifen gibt es, ja, wecken aber beim autofahrer aggressionsgefühle.
so, und jetzt versucht mal die peace avenue, eine 6-spurige sehr stark befahrene strasse, zu überqueren... das geht praktisch nur mit synchronrennen und -stoppen zusammen mit einem rudel einheimischer, denn die autos flitzen hinter und vor einem in beiden richtungen... :-)
und dann gibt es das problem der obdachlosen, bzw. der waisenkinder. die zahl habe ich vergessen, mehrere hundert sind es aber sicherlich. sie leben, vor allem im winter, in den schächten der strassenkanalisation, weil es dort logischerweise wärmer ist. das hat zur folge, dass die schächte - auch zur ventilation - teilweise immer offen sind und gar keinen deckel mehr haben und bedeutet für den touri, ein auge
tempel
im bogd khan museum auf den boden und ein auge auf den verkehr zu richten... nicht ganz ungefährlich.
weiter zum thema ub ist nicht russland. ich habe mal geschrieben, dass die einzige gemeinsamkeit die kyrillische schrift sei - und der verkehr vielleicht... die mongolen haben das problem, zwischen russland und china eingeklemmt zu sein. beide seiten drohten sie in der geschichte zu verschlucken, sind als eine art erzfeind - folglich klammern sich die mongolen irgendwie an den westen. man lernt fleissig englisch, viele geschäfte sind auch auf englisch angeschrieben und viele produkte in den läden sind westliche - auch zum beispiel auf deutsch angeschrieben! so habe ich im 'state department store' versucht, waschmittel für handwäsche zu finden... die chancen standen sicher besser als in china oder japan, dachte ich. gefunden habe ich aber dann doch nichts passendes.
aber sonst ist ub eine sympathische stadt, mindestens soweit wie man als tourist normalerweise kommt - viele fussgänger, viele restaurants an den strassen mit terrassen. man hat das gefühl, man sei willkommen, ganz im gegensatz zu russland.
voilà - das nächste mal aus peking! morgen früh fährt der zug...
liebe grüsse
dominik
ulaan baatar bei flickr...!
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regula
non-member comment
!!
ich beneide dich!! oder vielmehr: bewundere dich, denn ich könnte so etwas ja auch machen, wenn ich den mut hätte... r.