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Published: March 28th 2012
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Ein Nasenaffe
(leider im Gegenlicht) Der Bako Nationalpark liegt auf einer Halbinsel direkt am Meer. Gesäumt von Mangrovenwäldern und erodierten Felsen, steilen Klippen und dazwischen liegenden wunderschönen Sandstränden befindet sich ein Stück Urwald. Mit dem Boot angekommen geht es auf Entdeckungstour.
Ich habe gerade die ersten zwanzig Meter Dschungel erobert, da stehe ich in einer Wasserwand. Es läuft und tropft, die Kleidung klebt am Körper. Der Schweiß strömt einfach nur so aus mir heraus. Es ist wie baden gehen, ohne ins Wasser zu springen. Gut, dass ich mir eine Flasche Wasser mehr mitgenommen habe.
Den Wasservorhang vor dem Gesicht zu Seite wischend gewöhnen sich meine Augen an das schummrige Licht und sehen sich um Baumstämme windende Lianen, riesige und klitzekleine Blätter, eine grünes undurchdringbares Wirrwarr. Irgendwo dort hinein führt ein kleiner, mit Wurzeldickicht gepflasterter Weg. In den Büschen verschwindet noch der graue Schwanz eines Leguans, gut zu wissen, wo das zukünftige Rascheln herkommt, so ist mir etwas wohler zumute. Hinter mir fängt es an zu flatulenzieren, da schießt auch schon etwas unförmig Schwarzes mit einem gelben Punkt an mir vorbei und verschwindet in der Ferne. Später kann ich dieses Geräusch einem dicken schwarzen Käfer zuordnen, dessen Flügelschlag lustige Geräusche macht.
Den Blick immer schön nach oben
gerichtet, um auch keinen der seltenen Affen in den Baumwipfeln zu verpassen, erhasche ich aus den Augenwinkeln eine längliche Bewegung auf dem Boden vor meinen Füßen. Vor dem Hineintreten schnell einen Schritt zur Seite machend stolpere ich auch schon über eine dieser knorrigen Wurzeln und sitze mit meinem Hintern genau dort, wo ich eben noch dieses schwarze, sich bewegende Etwas gesehen habe. Verdammt! Da krabbelt es auch schon an meinen Beinen hinauf. Fluchend wische ich hastig über meine Hose.
Da fange ich an zu lächeln und meine Gedanken werden wieder klarer: Ameisen, es sind doch nur Ameisen. Ich sitze in einer dicken, fetten Ameisenstraße. Etwas weiter sind noch mehr davon und alle führen irgendwo neben mir zu einem Punkt in den Dschungel.
Mein Weg geht weiter auf eine Hochebene mit braunen klaren Bächen und Libellen. An den Bäumen hängen fleischfressende Kannenpflanzen. Vor mir sehe ich eine andere Art Ameise, welche an einem Regenwurm zerrt. Scheint etwas schwer für sie zu sein. Selbst eine zweite Ameise kann da erst einmal nicht weiterhelfen. Nach etwas, was wie eine Beratungspause aussieht, begibt sich jede Ameise an ein Wurmende und ein heftiges Tauziehen beginnt. Plötzlich reißt der Wurm entzwei und kann nun portionsweise abtransportiert
werden. Unglaublich. Zum Glück gibt es Fotoapparate.
Bei meiner Tour komme ich an einsamen malerischen Sandbuchten vorbei, ich gehe zwischen Mangroven hindurch, durch Schlammpfützen, die um mich herum schmatzen und blubbern. Ich sehe Krabben, Einsiedlerkrebse und viele putzige Schlammspringer, die sich erst springend an den Strand schmeißen, um dann gleich wieder dem Wasser hinterher zu robben.
Das absolute Highlight in diesem Park sind allerdings neben den silbernen Haubenlanguren und den rotzfrech klauenden Makaken die Nasenaffen. Die Weibchen habe eine rote Stubsnase, die Männchen ziert eine rote überaus große Nase. Beim Kauen wackelt sie, als wäre sie aus Schaumstoff und angeklebt. Mit der großen Nase sollen die Männchen attraktiver auf die Frauen erscheinen. Dazu kommt noch ein dicker Bauch. Die Nasenaffen sollen in Bezug auf Nase und Bauchumfang eine gewisse Ähnlichkeit mit früheren Kolonialherren haben, weshalb man sie hier auch holländische Affen genannt hat.
Da ich ein paar Tage in diesem kleinen Paradies verbringe, fallen mir drei faule und unbeweglich auf Ästen und Zweigen herumliegende grüne Vipern auf. Nicht eine Bewegung kann ich feststellen, belegt durch eine Fotoserie. „Ist das alles nur Nepp für die Touristen?“ frage ich den Parkaufseher, welcher mich erstaunt anschaut und mir belustigt nahelegt, den Aufdruck „made
in taiwan“ zu suchen. Daraufhin ziehe ich die Frage sicherheitshalber zurück und bekomme trotzdem meine Antwort, indem dieser mal kurz am Zweig wackelt. Zum Glück stehe ich weit genug weg, als sich da jemand giftig ans Gehölz klammert…Da wende ich mich doch lieber wieder den Nasenaffen zu.
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