Varanasi: Die heiligste Stadt der Inder


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September 25th 2008
Published: September 25th 2008
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Nach einer langen, aber im Grunde nicht ungemuetlichen, Zugfahrt kommen wir mit Verspaetung in Varanasi an. Der eine oder andere kennt diese heiligste Stadt der Inder vielleicht von der wohl bekanntesten und auch makabersten ihrer Traditionen, der offenen Leichenverbrennung. Negativ ist die Stadt leider auch durch ihren, mit grossen Staedten wie Delhi vergleichbaren, hassle bekannt, der uns aber nach fast 2 Monaten Indien nicht mehr so stoert, der Mensch gewoehnt sich an alles. Der Ganges mit seinen vielen Ghats dominiert hier das Stadtbild gemeinsam mit den verwinkelten und verdreckten Gassen der Old City . Ein Ghat ist im Prinzip eine grosse Badestiege direkt in den, hier bereits wirklich sehr verdreckten, Ganges (hier sei die Traveller Geschichte des Mannes erwaehnt der beim Photos machen von einer Brucke in ein eben so verdrecktes Gewaesser gefallen, schnell wieder hinaus und ins Krankenhaus geeilt, dort 3 Jahre behandelt und anschliessend gestorben ist). Bei manchen Ghats wird hier gebadet, andere werden zum Waesche waschen benutzt, manche als Anlegestellen fuer Boote und wieder andere eben zur Leichenverbrennung. Von diesen sogenannten Burning Ghats gibt es zwei an der Zahl; ein grosses (bis zu 30 Koerper auf einmal an geschaeftigen Tagen) und ein kleines (fuer die nicht so betuchten (ungeachted der Tatsache, dass die Leichen fast alle "betucht", also in Tuch gewickelt, sind)). Die Verbrennungen finden rund um die Uhr statt, was auch zu einem eigenartigen, die Stadt durchziehenden Geruch fuehrt (nach gegriltem Hendl meint eine Reisende). Manche alten Leute kommen extra hierher um zu sterben, damit sie sich heir verbrennen lassen koennen. Jedoch darf nicht jeder hier beerdigt werden; Kinder, Schwangere, holy men, Opfer von Schlangenbissen, Pocken und Lebra werden nicht verbrannt und ihre Koerper einfach beschwert und in der Ganges geworfen. Falls man nicht genug Ged fuer ausreichend Holz (welches auch in verschiedenen Preis- und Qualitaetsklassen kommt) hat, kann es auch passieren das die nicht verbrannten Ueberreste in den Ganges geworfen werden, in jedem Fall aber das Brustbein bei Maennern und die Beckenknochen bei Frauen, da diese zu stark sind und nicht verbrennen. Pfui! Nebenbei sei hier noch erwaehnt, dass nur Maener zu den Verbrennungen gehen duerfen, da weinen verboten ist (waere schelcht fuer die Seele des Verstorbenen) und Frauen eher dazu neigen.

Wir suchen uns also ein Hotel direkt beim grossen burning ghat. Sehr basic und klein, aber fuer 2 Euro beschwert man sich nicht. Das Hotel hat ein nettest rooftop Restaurant (angeblich 24 Stunden, natuerlich eine Luege), zwar keine besonders grandiose Kueche (eigentlich gar nicht) aber dafuer einen Billard Tisch (J freut sich gar sehr). Beim einchecken sehen wir ein Schild fuer eine fruehmorgentliche boat tour am Ganges (die man laut LP unbedingt gemacht haben muss) und beschliessen uns die volle Haerte des Aufstehens um halb 5 Uhr Morgens zu geben.

Die erste Erkundung fuehrt uns natuerlich zum Nahegelegenen grossen Burning Ghat. Man bemerkt die Naehe an dem immer strenger werdenden (aber nicht unangenehmen) Geruch und dem zunehmenden traenen der Augen von der beissenden Luft. Die verschiedenen brennenden Koerper in verschiedenen Zustaenden der Einaescherung auf einem Stapel Holz liegen zusehen ist eine sehr gewoehnungsbeduerftige und eigenartige Sache. So stehen wir also nahe den Koerpern von InderInnen die wir nicht gekannt haben und sehen ihnen zu wie immer mehr menschliches sich nicht nur in Luft aufloest, sondern auch ueber diese in weite Teile Varanasis befoerdert wird. Das staendige Gefuehl toten Mensch auf uns zu haben bewegt uns dann dazu uns zu bewegen. Die weiteren Besichtigungen fuehren uns duch verwinkelte Strassen, vorbei an hunderten von Seiden und Tee Geschaeften, von Ghat zu Ghat. Gespeist wird dann am Rooftop Restaurant (an den Geruch haben wir uns schon gewoehnt) und Bier bis spaet in die Nacht getrunken.

Am naechsten Morgen schaffen wir es tatsaechlich dem Weckerlaeuten folgend aufzustehen und tapsen noch etwas muede in Gesellschaft von gut 10 anderen Hostel Gaesten zum Ghat hinunter. Dort steigen wir, jetzt durch die Panik in den Ganges zu fallen oder auch nur von einem Tropfen des toxischen Wassers beruehrt zu werden ploetzlich sehr munter, in eine Nussschale und werden ein paar Meter hinaus gerudert um die Ghats beim Sonnenaufgang zu sehen. Andere Leute haben uns von vorbeischwimmenden Leichen (menschlich und tierisch) berichtet, unser Ausflug bleibt eher ereignislos. Am Abend verabschieden wir uns von den Amerikanern die nun seit etwa 2 Wochen unsere Reisegefaehrten waren. Unser fellowship loest sich auf, sie fahren weiter nach Darjeeling, wir treten unseren Weg zurueck in den Westen (sowohl Indiens als auch Europas) an.

Nach ein paar Tagen verabschieden wir uns von Tod und Silk Shops und widmen uns lieber den Freuden des Lebens, denn unsere naechste Station ist Kajuraho, bekannt fuer seine Kamasutra Temples.

Judith und Philipp

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