Blog 15: Der Beginn eines neuen Abenteuers. Hong Kong: Die andere Welt im „selben“ Land.


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Hong Kong's flag
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January 4th 2013
Published: January 4th 2013
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Endlich wieder Zivilisation. Nach einigen Tagen in Hong Kong wird mir erst einmal bewusst, was für eine Nummer das in Peking überhaupt war. Natürlich beginnt man schon in den letzten Tagen seines Aufenthaltes damit, die Ereignisse der letzten Monate zu reflektieren. Trotzdem wird mir jetzt mit ein bisschen Abstand darauf erst einmal klar, was dies für eine besondere Erfahrung war.

Wie einfach das Leben sein kann, wenn man nicht mehr mit seinen Händen sprechen muss und sich normal mit den Leuten unterhalten kann, hatte ich schon fast vergessen. Für mich ist Hong Kong nach meinem 3 ½ monatigen Pekingaufenthalt mit seinen ca. 7 Millionen Einwohnern und mit seinen über 8.000 Wolkenkratzern fast schon ein Naherholungsgebiet. Die Luft ist nicht verschmutzt, man hat nicht 24 Stunden am Tag ein Hupgeräusch um sich herum, die Autos bleiben bei einer roten Ampel sogar stehen und befolgen auch sonstige Verkehrsregeln, man muss nicht aufpassen, dass man angespuckt wird, die Straßenbezeichnungen sind in Pinyin geschrieben, man ist sogar so clever und lässt die Leute erst aus der Ubahn aussteigen, bevor man sich gegen den Strom in die Ubahn quetscht und das schönste: die Menschen hier sind sehr freundlich.

Interessant zu beobachten sind die verschiedenen Einstellungen der „Mainland“ Chinesen und der Einwohner in Hong Kong. Als ich meinen Arbeitskollegen in Peking erzählt habe, dass ich nach Hong Kong gehen werde, wurde diese Stadt ganz klar als eine „Provinz“ Chinas bezeichnet, die gleich wie Shanghai eine Wirtschaftsmetropole Chinas darstellt. Fragt man jedoch die Einwohner in Hong Kong nach ihrem Zugehörigkeitsgefühl zu China, wird sich hier ganz klar vom „Mainland“ distanziert – auch ich persönlich distanziere mich vollkommen davon. Denn Hong Kong ist definitiv nicht China. Es ist vielmehr„klein London“ in Asien. Eine atemberaubende Stadt, in der man die ehemalige britische Kolonialzeit überall sehen kann. Alleine der Linksverkehr und die Straßenbemalungen „Look left – Look right“ erinnern sehr an die englische Hauptstadt. Das beeindruckenste an dieser Stadt ist für mich jedoch die Menschendichte. Diese ist die höchste auf der ganzen Welt – gut das ich hier nur zum Urlaub machen bin. Denn hätte man es einmal richtig eilig, kommt man gegen die vor einem laufende Menschenmasse nicht an. Man läuft in einem Strom – und alle im selben Tempo. Man behält aber als Europäer immer ganz gut den Überblick, da die Leute hier nicht gerade großgewachsen sind -was mich auch schon zu meinem nächsten Punkt bringt.

Ich hatte zwei Wochen bevor ich nach Hong Kong geflogen bin kleinere Schwierigkeiten hier eine Unterkunft zu finden. Über Neujahr schien dies wohl glatt unmöglich. Erstens wurden die Preise in den Hostels über dieses Wochenende quasi verdoppelt oder man konnte sich nur noch in einem 5 Sterne Hotel niederlassen. Da ich in den letzten Monaten das chinesische Preisniveau gewohnt war, war für mich selbst eine Unterkunft für 30,-€ die Nacht schon Wucher – aber günstiger kam man hier in Hong Kong gerade zu Silvester wohl nicht davon. So buchte ich mir noch die einzig günstig zur Verfügung stehende Unterkunft: eine Schlafkapsel – nicht mehr, nicht weniger. Man liegt rein und gut ist. Vielleicht hätte ich mir vorher über die Maßen dieser Kapseln etwas Gedanken machen sollen – oder vor allem wo sie denn ursprünglich herkommen. Denn wie oben schon angedeutet, sind die meisten Asiaten jetzt nicht gerade dafür gebaut, um Basketballprofi zu werden. So verbrachte ich die ersten paar Nächte in Hong Kong in einer zwar schnuckligen aber doch etwas zu kurzen Kapsel, in der meine Füße zur Stolpferfalle für andere Gäste wurden.

Aber schließlich bringt mich so eine Kleinigkeit nach meinen letzten Monaten nicht mehr aus der Ruhe. Alleine als ich in Hong Kong gelandet bin, hätte ich die ganze Welt umarmen können. In Peking bei -15 Grad in den Flieger gestiegen – und in Hong Kong bei 25 Grad Plus ausgestiegen. Das ist glaube ich selbsterklärend, dass ein kleiner aber feiner Temperaturunterschied von 40 Grad etwas zur guten Laune beiträgt. Und genau so toll gingen die Tage hier in Hong Kong auch weiter. Selbstverständlich lasse ich es mir nie nehmen, das „Voll-Touristen-Programm“ in jeder Stadt mitzunehmen, welches normalerweise mit einer „Big Bus Tour“ beginnt, um einen ersten Überblick über die Stadt zu gewinnen. Als wir auf der Südseite von Hong Kong Island ankamen und sich mir ein atemberaubender Blick über das Südchinesische Meer darbot, schnappte ich mir meine Sachen, ging zum Strand und hab das erste Mal nach 3 ½ Monaten einfach nur dagelegen und die Ruhe genießen können – mit dem am Ende wohl angenehmsten Sonnenbrand aller Zeiten.

Als ich dann wieder in den Bus eingestiegen bin, lernte ich auch prompt zwei Argentinier in meinem Alter kennen, die mit ihrem Vater auf Tour waren. Nachdem wir die zweite Tageshälfte unter anderem mit einer Sampan Tour (ein kleines Boot, dass uns im Hafen rumschipperte) zusammen verbachten, luden Sie mich auch recht herzlich ein, sie mal besuchen zu kommen – in der Nähe von Cordoba – der „Traum“ eines jeden Deutschen – aber zumindest habe ich schon mal eine Anlaufstelle, falls es mich mal nach Südamerika ziehen sollte.

Das Highlight meines Hong Kong Aufenthaltes war ohne Zweifel der Silvesterabend. Mit den Mädels aus Stuttgart, die hier ein Semester studiert haben und mich Mitte Oktober in Peking besuchen kamen, meinem englischen Hostel Mate und einer weiteren dort kennen gelernten Deutschen aus Düsseldorf kämpften wir uns an der Promenade durch die unglaublichen Menschenmassen. Eng an eng fokussierten wir auf der anderen Seite des Ufers das riesige Hong Kong International Exhibition Centere ernational Exhibition Center, an dem der Countdown runter gezählt wurde – bis es schließlich hieß: „Happy New Year 2013“ – get the party started. Atemberaubend.

Gegen Ende meines 1 ½ wöchigen Hong Kong Aufenthaltes habe ich mir es natürlich nicht nehmen lassen, einen kleinen Abstecher in das „Las Vegas“ Asiens zu machen. Macau (mittlerweile auch bekannt durch den neuen James Bond „Skyfall“) ist das Spielerparadies der Asiaten und nur eine Stunde mit der Fähre von Hong Kong entfernt. Nachdem ich dem bunten treiben erst einmal zugesehen habe, habe ich es mir aber nicht nehmen lassen, selbst den Adrenalinspiegel bei einer Runde Black Jack und Roulette etwas zu steigern – aber nunja – was sagt man nochmal über Glück, Spiel und Liebe?

So, als kleine Abschlussempfehlung an alle Asien-scheuen: Hong Kong ist definitiv eine Stadt, in der man langsam und angenehm in die asiatische Kultur eingeführt wird. Man hat die Möglichkeit in die chinesische Küche einzutauchen, kann aber auf gleichermaßen auf die westliche Küche ausweichen. Dazu hat man lauter freundliche, kleine schwarzhaarige Asiaten um sich herum, die sich, sagen wir mal diplomatisch ausgedrückt, „sehr westlich verhalten“.

Für mich geht es nun erst einmal wieder zurück ins Mainland, genauer gesagt nach Guilin. Dies soll die landschaftlich schönste Umgebung Chinas sein. Ich bin gespannt.

Herzliche Freude aus Hong Kong

Philipp

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