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May 21st 2014
Published: May 21st 2014
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Die ver... Party direkt unter meinem Zimmer war irgendwann zu Ende, ich konnte einschlafen, begleitet vom Geräusch von Regentropfen auf dem Blechdach vor meinem Zimmer.
Gleiches Geräusch beim Aufwachen. Heute hatte ich Zeit, denn ich wollte zuerst zu Stalin, aber der ist erst am 10.00 zu sprechen. Und beim Packen vom MR wurde mir mit fester Stimme mitgeteilt, dass es Frühstück ab 9.00 gibt. Na gut, dann eben alles etwas langsamer.
Das Frühstück war sozialistisch, alles war exakt zugeteilt: 2 Wienerle, 2 harte Eier, ein Stück Margarine, eine Scheibe Käse in Folie, altbackenes Brot und Marmelade. Aber wenn man da zuschlug, dann wurde man schon satt, es kann ja nicht jedesmal toll sein.
Der Vorteil bei der ganzen Sache war, dass es nur noch tropfte, als ich zu Stalin fuhr, und hinterher ganz regenfrei war. Nach dem gestrigen Tag war das schon eine Erleichterung.

Das Rathaus wurde von deutschen Kriegsgefangenen des Zweiten Weltkriegs erbaut und wird wegen seiner Kuppel im Volksmund auch Reichstag genannt.



Vor dem gigantomanischen Museum steht eine Säulenhalle, die nur dem Zweck dient, das Geburtshaus Stalins zu schützen. Es ist eine kleine Hütte, zwei Räume, Keller, Flachdach und macht den Eindruck, dass da jemand mit ordnender Hand durchgegangen ist. Nette Holzmöbel, Bettüberwurf, alles ganz toll - und hat sicherlich nichts mit Stalin zu tun.
Das Museum ist nur im ersten Stock zugänglich, ist so ziemlich das Langweiligste, was man sich vorstellen kann und wurde schnell erledigt. Zuerst nur Bilder und Zeitungsausschnitte in Georgisch oder Russisch. Dann eine von 14 Totenmasken, die man ihm abnahm. Und dann Geschenke, die er bekam; das war noch die interessanteste Sache; was halt damals alles als “schön” angesehen wurde.....
Daneben sein Eisenbahnwaggon, gebaut in China (konnten die das noch nicht selbst?), gepanzert (man soll nichts dem Zufall überlassen). Küche, ein Raum für die Technik (mit Bett drin), zwei Abteile mit Betten, sein Badezimmer mit Badewanne, sein Schlafzimmer (ist zwei Abteile groß), und ein Besprechungs-/Speiseraum. Innen tobten zwei Frauen mit Federwisch und Spray herum - jeder Ansatz von Staub wurde entfernt, die Vorhänge wurden eingesprüht (warum????), es war wirklich alles tadellos sauber.
Eine Gruppe Deutscher war zeitgleich im Museum, sie waren sehr gelangweilt und wären lieber woanders hingegangen. Im Museums Shop gab es Devotionalien: Tasse, Messer, Kugelschreiber, alles mit Stalin - halt der üblichen Kram.... Ich überlegte kurz, ob ich einen Button kaufen sollte, war mich dann aber nicht sicher, ob dann noch wer mit mir redet. (Eigentlich war ich mir diesbezüglich doch sehr sicher, hab keinen gekauft.)
Bei der Ausfahrt kam ich an einem EUMM Gebäude vorbei mit erlesenem Fuhrpark davor - dacht ich’s mir doch, dass ich auch in Georgien etwas finanziere!!! Ich wollte ein Foto machen von dem Ganzen, aber einer von der Security wurde ganz böse. Ich erklärte ihm, dass ich doch herzeigen will, wo mein Geld steckt, aber er war trotzdem dagegen.

(European Union Monitoring Mission (EUMM, dt. Überwachungsmission der Europäischen Union) ist ein Überwachungsprogramm, das unter dem Dach der GASP durchgeführt wird. Das Programm startete 1991 mit einer Mission im ehemaligen Jugoslawien, 2008 kam eine weitere in Georgien hinzu.)
Dann weiter, wieder auf die Autobahn. Es gibt etwa 100 km Autobahn in Georgien - sie sind westlich von Tiblis. Das war’s dann schon. Der Rest ist zweispurig, aber sie sind schon am Bauen... Zahle ich da mit?
Den nächsten Teil verbrachte ich parallel zur Autobahn, auf einer winzigen Nebenstrecke, durch blühende Wiesen, Heckenrosen am Wegesrand, kleine, vergessene Dörfer, das Leben spielt sich an der Bushaltestelle ab. Und überall leerstehende, verfallende Häuser; die Landflucht muss groß sein.
Die Wasserleitung verläuft in diesen Dörfern meist oberirdisch, und
muss dann bei jeder Einfahrt einen Bogen nach oben machen. Ist aber sicher billiger, als sie unterirdisch zu verlegen. Außerdem, wenn sie einfriert, dann kommt man besser hin (dieses Argument stammt aus England, wo ich mich ganz zu Anfang gewundert hatte, dass Wasser und Abwasser außen an den Häusern verläuft).
Oft sind entlang der Zäunen Bankerl/Steine/Bretter, auf denen die Alten sitzen, oder auch Mütter mit Kleinkindern. Es kommt ja sicher mehrmals am Tag ein Auto oder der Bus vorbei, da hat man dann schon Unterhaltung.....
Manche Wiesen waren ganz weiß mit Margeriten, und da fiel mir wieder ein, dass mir die Mutter erzählt hat, dass sie und ihre Freundinnen als junge Frauen bei Vollmond auf den Auerberg gestiegen sind und dort auf solch einer Margeritenwiese getanzt haben. Was für ein Kontrast. Welch junge Frau würde heute noch 30 Minuten einen Berg hinaufsteigen, um in eine Disko zu gehen, von Feenwiesen und Tänzen im Mondschein ganz zu schweigen...Aber ich bin da ganz entschieden für den nächtlichen Tanz im Mondschein.
Dann kam ein Wegweiser nach rechts, Kloster und Burg und schöne Aussicht. Schotterweg, aber er sah ganz gut aus. Ich fuhr im Stehen, kam auch ganz gut hin, bis ich mit der Hand (Gas) abrutschte und Paul mit einem wilden Satz in die Prärie hüpfte. Da lag er dann. An Aufheben war nicht zu denken.
Ich ging zur Straße zurück, aber gerade jetzt kam da gar keiner. Überhaupt keiner. Niemand. Endlich ein Auto - ich sprang in die Mitte der Straße und breitete beide Arme aus - der musste einfach anhalten. Wollte aber nicht, fuhr flott heran, auf meine Kniescheiben zu. Aber was nützen mir Kniescheiben, wenn Paulchen da liegt? Ich blieb stehen und gewann, Auto hielt. Es waren zwei junge, kräftige Männer (was hätte ich mit einem Sabbergreis angefangen???), denen ich pantomimisch meine Lage erklärte. Ich glaube nicht, dass sie was verstanden, aber ich ließ sie einfach nicht fahren. Zu Dritt war es dann ganz einfach, Paulchen wurde wieder auf die Beine gestellt. Bei Berta wäre sicher schon wieder der Blinker ab gewesen (da hat es nicht viel gebraucht), und auf jeden Fall der Rückspiegel verstellt gewesen. Aber Paulchen hat das alles klaglos hingenommen, alles ok, Weiterfahrt problemlos. Ich nahm mir nur ganz fest vor, keine Schotterstraßen zu fahren, auf denen nicht mindestens 50 Autos am Tag verkehren - sonst kann ich da womöglich übernachten....
Und so kam es, dass ich den Rest des Tages auf der einen, gut ausgebauten Straße Georgiens blieb, die die O-W Achse des Landes darstellt. Mein zweiter Versuch, etwas ins Hinterland zu gelangen endete mit dem Teerbelag. Zuerst war ja noch netter Schotter, mit einem Sortiment von Schlaglöchern voller Wasser, aber dann kam lehmiges, schmieriges Zeug - und ich hatte noch gar kein Auto gesehen. Also kehrte ich SEHR vorsichtig um, auf den Pfad der Tugend, bzw. die Durchgangsstraße.
Jetzt bin ich in K , war gleich bei McDonald, habe leckeren Hähnchen-Bacon-Salat Burger gegessen und hinterher noch ein Eis. Mein Bauch freut sich, das ist mal was, was er kennt (nicht, dass ich daheim einen Burger auch nur anschaue, aber inzwischen bin ich die Kebabs richtig leid....).
Das Hotel hatte ich mir gestern Nacht (Party, kein Schlaf) im Tripadvisor rausgesucht, es liegt außerhalb, wird von einer netten Familie geführt, kostet 30 Euronen mit Frühstück. Der Vater ist in Rostock und Hamburg aufgewachsen, damals war Deutschland noch in DDR und BRD geteilt, sein Vater hat da für die russische Armee gearbeitet. Er spricht Deutsch und Englisch, was nett ist, letzte Nacht sprach die Dame nur Georgisch und Russisch. Die Eintragungen in ihrem Fremdenbuch nahm sie anhand meines russischen Visums vor - klever, nicht?
Und es regnet noch immer nicht!!


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eine typische Dorfstraßeeine typische Dorfstraße
eine typische Dorfstraße

Die Wasserleitung verläuft oben, die Stromzähler sind außerhalb, die Gärten sind mit Weinreben beschattet


22nd May 2014

Wasserbueffel???
Sehen aus wie Büffel! Die Kühe, meine ich! Gut, dass Paulchen durchgehalten hat!!! Und wenn mich nicht alle stöuscht, sind das russische Insignien und Buchstaben auf dem stalin'schen Waggon...???!!! Hund bin müde, ereignisreicher Tag heute, mit Konzert abends, mal was anderes, war toll! Natti-Natt!
22nd May 2014

Wasserbüffel
Das waren sie sicher nicht, sie weideten auf einer blumenübersähten Bergwiese, weit und breit kein Wasser. Aber Büffel klingt schon gut. Auf dem stalinschen Waggon ist das erste Zeichen AUCH ein chinesisches, aber vielleicht auch ein russisches. Das weißt Du besser als ich. In chin. heißt das Zeichen zhong und bedeutet Mitte und ist das erste Zeichen von China (zhong guo= Mitte Land, d.h. Land in der Mitte).

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