Dali, nein, nicht der Maler!


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November 4th 2009
Published: November 4th 2009
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Zum ersten Mal seit anderthalb Monaten hatte ich wieder ein Fahrrad unter dem Hintern. Zwar konnte man in den bisherigen Orten, die ich besucht habe, immer ein Fahrrad ausleihen, aber in den großen chinesischen Städten mit ihrer Luftverschutzung und dem massiven Straßenverkehr hatte ich meist keine Lust dazu. Hier in Dali bin ich allerdings in einem kleinen Nest, das zwishen einem See und einer Gebirgskette liegt, wo es sich anbietet, sich einfach mal ein Fahrrad zu mieten und das ein oder andere Dorf in der Umgebung zu erkunden.

Mit einer Gruppe von 7 Leuten fuhren wir los. Für eine ganze Umrundung bräuchte man mindestens zwei Tage und wir wollten am selben Tag zurück sein. Also entschlossen wir uns, mit der Fähre zur anderen Seeseite zu fahren, von dort aus das südliche Ende zu umrunden und wieder zurück nach Dali zu fahren. Leider mussten wir feststellen, dass es nicht möglich war, direkt am See entlang zu fahren. Es gab kein Pendant zum Bodenseeradweg oder ähnlichen Radwanderwegen, so dass wir auf die Hauptstraße hinter den Dörfern, die direkt am See lagen, angewiesen waren. Nach einigem Hin und Her (und der Feststellung, dass uns die Fähre zu weit in den Norden bringen würde) entschlossen wir uns, auf unserer Seite zur Kreis-Hauptstadt zu fahren und dort den Park am See zu besuchen.
Über holprige Pfade ging es hinauf zur Hauptstraße. Ich schaltete in den niedrigen Gang, es ratterte kurz und plötzlich war die Kette weg. Die anderen fuhren alle vor mir und so bemerkte keiner, dass ich nicht mehr hinterher kam. Als ich nach wenigen Minuten die Kette wieder drauf hatte, war es schon zu spät. Am Ende der Straße war niemand von meiner Gruppe zu sehen. Als ich auch in den umliegenden Straßen niemanden sah, entschied ich mich, alleine zur Hauptstadt zu fahren. Es waren nur 15 Km, irgendwann würde ich sie schon einholen. Als ich schließlich nach einer dreiviertel Stunde ankam, war an dem Park niemand zu sehen. Ich fuhr also wieder zurück ins Hostel. Nach etwa anderthalb Stunden kamen sie schließlich ebenfalls. Sie hatten mich wohl auch gesucht und seien dann zum Fahrradladen gegangen und danach in der Stadt geblieben. Wenigstens luden sie mich abends auf ein Bier ein.
...

Dali selbst ist einer der touristischsten Orte, die ich bisher in China besucht habe. Die Einheimischen gehören überwiegend zum Volk der Bai und die Frauen tragen weiße Trachten mit auffälligen Hüten (wobei sie diese wohl nur zu besonderen Gelegenheiten tragen, wenn sie nicht gerade in der Tourismusindustrie tätig sind. Dalis Hauptstraße trägt unter den Einheimischen den bezeichnenden Namen "Foreigner Street" und wirkt ein wenig, als habe man die Khaosan Road aus Bangkok mal schnell einige tausend Kilometer weit nach Norden versetzt. Laowai sind hier nicht wirklich ein seltener Anblick. Auf westliche Ausländer trifft an ungefähr genauso häufig, wie in Heidelberg, Rothenburg oder Schloss Neuschwanstein auf Japaner. Dennoch sind chinesische Touristen weiterhin in der Mehrheit.

Der Massentourismus hat seine Vor- und Nachteile. Es ist bespielsweise einfach mal angenehm, in ein Restaurant zu gehen, in dem man Englisch spricht. Andererseits häufen sich hier natürlich auch wieder die Verkäufer, Motorradrikschafahrer und Restaurantbesitzer, die einen ständig ansprechen, ob man nciht seine Dienste in Anspruch nehmen will. Wenn man allerdings das Zentrum mit seinen zwei, drei Touristenstraßen verlässt, findet man durchaus noch einige ruhige Ecken und das "normale" chinesische Landleben.

Am letzten Tag in Dali erkundigte ich die Berge, die sich hinter den Ortschaften parallel zum See entlangziehen. Mit dem Taxi fuhr ich etwa 6 Km Richtung Süden, wo eine Seilbahn in die sogenannte Scenic Area (dieser Begriff wird in China inflationär für alle möglichen Landschaftsparks benutzt) fuhr. Das Wetter war schön und man hatte eine wunderbare Aussicht. Wie in solchen Fällen üblich dudelte eine chinesische Fahrstuhlmusik während der Fahrt die Kabine zu, während eine Unzahl Marienkäfer auf die Scheibe knallte (keine Sorge, sie haben es alle überlebt).

Sobald man die Stufen von der oberen Seilbahnstation zum eigentlichen Wanderweg erklommen hatte, war letzterer eigentlich recht angenehm einfach. Es handelte sich um einen gepflasterten Weg, der sich etwa 10Km entlang am Berg schlängelte, vorbei an Felsvorsprüngen und Schluchten mit wilden Bächen. Es war sehr ruhig und friedlich, nur ab und zu traf man auf andere Wanderer und am Ende der Strecke, an der ein Sessellift wieder ins Tal führte, war ich der einzige Fahrgast. Da es dort keine Lautsprecher gab, konnte ich dann auch die Ruhe genießen. Mittlerweile war es schon wieder recht frisch geworden und ich zog die Jacke zu.

Anm.: Aus irgendwelchen Gründen kommt beim Versuch, Bilder hochzuladen eine Fehlermeldung (irgendein Java-Problem). Ich liefere die Bilder nach, wenn sich das hoffentlich erledigt hat.

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