Mit einem Fuß in Tibet


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Asia » China » Sichuan » Litang
October 22nd 2009
Published: October 22nd 2009
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Heute morgen hat es geschneit. Seit wenigen Tagen bin ich im Westen Sichuans, einer Region namens Kham. Kham gehörte historisch zu Tibet und ist auch heute noch Teil des selben kulturellen Raums. Hier heißt es nicht mehr Ni Hao, sondern Tashi Delek. Politisch gesehen gehört Kham innerhalb Chinas allerdings nicht zur Autonomen Region Tibet, sondern befindet sich teilweise in den Provinzen Sichuan und Yunnan. Für den Reisenden hat das den Vorteil, dass er zum Besuch dieser Gebiete keine teure Sondergenehmigung mit eingeschränkter Bewegungsfreiheit benötigt, sondern einfach in den nächsen Bus Richtung Westen steigen kann.

Die bewaldeten Hügel westlich Chengdus weichen nach und nach höheren und steileren Gipfeln und die Strecke führt durch zahlreiche Schluchten. Die Straße ist mit Schlaglöchern übersät und es ist nur eine Durchschnittsgeschwindigkeit von ca. 25 km/h möglich, so dass es bis zur nur 200 km von Chengdu entfernten Stadt Kangding fast 8 Stunden dauerte. Die Toiletten, an denen wir Pause machten, bestanden oft nur aus baufälligen Buden, in denen ein Holzfußboden mit Löchern waren. Hier war ich zum ersten Mal dankbar dafür, dass ich mir zuvor die chinesischen Zeichen für Mann und Frau eingeprägt hatte: Der Mann sieht aus, wie jemand der so schnell wie möglich aufs Klo rennt, die Frau, wie jemand, der die Beine verschränkt, um ein Malheur zu verhindern.

Auf dem Weg passierten wir auch immer wieder Militärkonvois, die Soldaten in Richtung Tibet brachten. Auch später in Kangding sah man häufig Soldaten. Es handelte sich nicht um die geschniegelte, höfliche Version in Galauniform, die man während der Goldenen Woche in den Straßen von Shanghai und Beijing zu Gesicht bekam. Diese hier waren schwer bewaffnet und kampfbereit in Camouflage-Uniform. Direkt neben einer der vielen Klöster in dem Ort befand sich eine Kaserne. Die Tibeter sollen wohl nicht vergessen, wer das Sagen hat.

Kangding liegt auf ca. 2000 m Höhe, der in einer engen Schlucht, zwischen hohen Bergen an einem wilden Fluss liegt. Der Empfang war nicht gerade freundlich. Es regnete heftig und wr bitter kalt. Nach einem zeitaufwendigem Geldwechsel suchte ich ein Hostel, das vom Lonel Planet empfohlen wurde und etwas außerhalb lag. Als ich es erreichte, sah es irgendwie verlassen aus, nur aus dem Empfangsraum strahlte ein Licht. Als ich schon wieder gehen wollte, ging die Tür auf und eine Backpackerin, eine Engländerin, wie sich herausstellte, begrüßte mich mit "Hallo! Ich bin der andere Gast." Wir verbrachten den Abend und den nächsten Tag gemeinsam.

Zwei Tage später nahm ich den Bus nach Litang. Während die Kreishauptstadt Kangding mit 80000 Einwohnern noch vergleichsweise groß (nichtsdestotrotz ein Provinzkaff für chinesische Verhältnisse) und eine Mehrheit an Han-Chinesen beheimatet, ist Litang durch und durch tibetisch. Der Ort liegt auf einer Hochebene auf etwa 4000 m Höhe, eingebetet zwischen 5000ern. In den Straßen trifft man auf Tibeter in traditioneller Kleidung und auf zahlreiche tibetische Mönche. Überall wird man freundlich mit "Hello" oder "Tashi delek" gegrüßt. Oberhalb des Dorfes befindet sich ein großes tibetisches Kloster, das derzeit allerdings Renovierungsarbeiten unterzogen wird. Dennoch lohnt sich ein Besuch. Dort trafen wir auch einige Jungen in Mönchskleidung, die sich gerne fotografieren ließen.

Leider hat diese Gegend auch ihre Schattenseiten. Die Höhe ist im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubend. Ich musste kurz nach der Ankunft feststellen, dass ich mehrere Symptome einer akuten Höhenkrankheit habe, die auch nach einer Nacht nicht besser wurden, im Gegenteil. Ich habe mich schweren Herzens dazu entschlossen, den Rückweg über Kangding nach Chengdu anzutreten und von dort aus eine niedrigere Route Richtung Süden zu suchen.


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