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Published: March 8th 2016
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Vorwort: In letzter Zeit war mein Terminkalender relativ voll, deshalb kommt dieser Eintrag so spät. Viel Spaß beim Lesen!
Das chinesische Neujahr kann auf verschiedene Weisen gefeiert werden, doch im Prinzip hat alles einen gewissen Rahmen. Nachmittags, oder auch schon mittags beginnt das New year's eve dinner, bei welchem die jeweilige Familie zusammenkommt. Wie viele Mitglieder zusammen kommen variiert, manchmal nur die der eigenen. Das dinner ist eine symbolische Darstellung des Zusammenkommens und kann sehr lang dauern. Nach Beendigung zieht man, falls man die noch nicht trägt, neue Klamotten an. Neu ist dabei jedem selbst überlassen, manche kaufen neue und manche tragen einfach ihre "gute" Kleidung. Abends, um 8 Uhr rum, beginnt die Spring Festival Gala, ein Fernsehevent, welches sich ein Großteil der Bevölkerung ansieht und ca. 7 Stunden lang geht. Dabei wird dann wieder gegessen. Die Jüngeren bekommen währenddessen Lucky Money, auf Chinesisch 红包(hongbao, rote Tasche). Dabei können dann schon sehr große Beträge von mehreren tausend yuan zusammenkommen. Natürlich ist dies bei jeder Familie etwas anders. Während des nächsten Tages geht man zu einem Tempel und verbrennt Räucherstäbchen, "Geld" und äußert seine Wünsche vor Buddha. Damit kenne ich mich nur nicht allzu gut aus.
Doch wie sah es bei mir in der Familie aus? Ich hatte am Vorabend gefragt, ob es wichtig ist, die Kleidung erst abends zu tragen, oder ob man sie den Ganzen Tag lang tragen soll. Da ich als Antwort zu hören bekam, dass es egal wär stand ich ab 10 Uhr im roten Hemd mit Krawatte da. Die Kunden sowie meine werte Familie war weniger Auffällig gekleidet.
Manche von euch fragen sich jetzt sicher, weshalb der Laden noch geöffnet hat, immerhin ist es doch das wichtigste Fest in China. Die Antwort ist relativ simpel, Kunden. Während Neujahr strömten ziemlich viele hinein, die noch Reiswein, oder Zigaretten brauchten. An dieser Stelle eine kleine Anekdote, am Vortag brachten wir sogar Reiswein zu einem Kunden. Einer einzigen Person, die im vierten Stock wohnte und unbedingt über 120 Flaschen Reiswein brauchte. Dieser Kunde kauft wohl schon seit drei Jahren so ein, immer für ein halbes Jahr. Für den Service darf mein Gastvater auch die Kartons, die 6 yuan pro Stück wert sind (!), in welchen jeweils 6 Flaschen sind und Sammelstreifen an den Flaschen, behalten. Die Streifen sind 2 yuan pro Stück wert. Also auf jeden Fall ein gutes Geschäft für den Vater.
Zurück zum Neujahr.
Um elf herum begannen wir Sachen zu befüllen. Erst 红包 für den Geburtstag meines kleinen Bruders, den wir am 10 in der Hometown gefeiert haben. Bei chinesischen Geburtstagen/Partys ist es wohl so, dass man allen Gästen Lucky Money gibt. In einen Umschlag packten wir 6 yuan, insgesamt waren es knapp 120 Stück.
Danach füllten wir Dumplings. Das war ziemlich lustig, meine Dumplings sahen zwar nicht immer perfekt aus, aber am Ende hatten wir eine Menge Dumplings. Currys Mutter machte indes andere Dumplings. Deren Hülle bestand nicht aus dieser Art Nudelteig, sondern aus in Streifen geschnittenem Pfannkuchen, der um die Füllung gewickelt wurde. Irgendwann waren wir fertig und die Eltern kochten in der Küche, Hilfe unerwünscht. Nach einiger Zeit bekamen wir eine Schüssel von den Pfannkuchendumplings vorgesetzt, die Curry und ich hungrig verschlangen. Um vier kam dann das Ganze essen, dumplings aller Art, Fisch, hotpot, Gemüse, Wurst und noch viel viel mehr. Wir aßen dann für einige Stunden und ich konnte einfach nicht nein zum Reiswein sagen, der mir angeboten wurde. Nachdem wir fertig mit essen waren wuschen sich alle (mich ausgeschlossen) und trugen "neue" Kleidung. Um 8 ging das Abendessen los und nebenbei sahen wir die spring festival gala, die könnt ihr euch mal bisschen auf YouTube ansehen, dann muss ich es nicht beschreiben 😉. Natürlich durfte lucky money nicht fehlen und wir Kinder bekamen alle einen Umschlag. In meinem waren 200 ¥ drin und das war mir schon ein bisschen unangenehm, selbstverständlich hab ich nicht direkt reingeschaut, sondern gewartet bis ich allein im zimmer war, aber trotzdem.
Da Currys kleiner Bruder unbedingt sein Lieblingsgetränk kaufen wollte, liefen wir zu dritt los zur nahe gelegenen mall, die aber (surprise surprise) geschlossen hatte. Im Gegensatz zu unserm Laden. Das war im Prinzip schon new year's eve und am frühen Morgen des nächsten Tages ging es zum Tempel. Auf dem weg wurde mir ein Haufen Kleingeld zugesteckt, wovon ich allerdings das Meiste ablehnte und zwar unter dem Vorwand, dass ich mein eigenes Kleingeld loswerden müsste.
Der Tempel war gut besucht, jedoch nicht voll, aber dafür brannte und räucherte es aus jeder Ecke. Ihr könnt euch nicht vorstellen, was da an Kerzen, symbolischem Papiergeld, Räucherstäbchen und was weiß ich nicht alles abgefackelt wurde. Auch mir wurden 9 Räucherstäbchen gegeben, da ich schon einmal in einem Tempel in Gongcheng alleine das Ganze ausprobiert hatte, wusste ich ungefähr wies läuft. Man verbeugt sich in alle vier Himmelsrichtungen, drei, sechs oder neun mal (wobei es wahrscheinlich egal ist, 3,6,9 bedeuten in China als Zahlen viel, deshalb 9 Stäbchen ~ viele Stäbchen).
Nachdem das getan war, warf ich meine Stäbchen zusammen mit "Geld" in einen gigantischen, brennenden Kasten und dann auf zu den Buddhas! Und ganz ehrlich, das sind echt eine Menge. Vor im Prinzip jedem wird sich verbeugt und man wünscht sich Wünsche für sich und Andere. Das ging ca eine halbe Stunde so und am Ende war die Orange in meiner Jackentasche irgendwie besonders glücksbringend. Deshalb aß ich sie. Sie schmeckte lecker.
Zuhause gab's dann Frühstück.
So, an dieser Stelle mein Review zum spring festival. Super Atmosphäre, super viel quality time (siehe dumplings machen), super leckeres Essen, super viel Essen und eine super Erfahrung im Tempel.
Zur Gala, naja, sie war schon krass gut organisiert und gemacht, doch hab ich die Witze (Selbstverständlich) nicht so ganz verstanden und es war alles sehr pro-government. Heißt aber nicht das es schlecht war, man muss sich nur drauf einlassen können, um es gut zu finden.
Der Tempelbesuch war eigentlich ganz schön. Das Wünsche wünschen hat echt geholfen, das ich meine Ziele und Träume nochmal vor Augen führe, doch das Ganze drumherum... Kultur und Tradition hin oder her, die Tonnen an Material, die da verbrannt werden sind unglaublich (verstörend?). Die, die sich in der Kirche über ein bisschen Weihrauch beschweren, sollten sich lieber von vollen Tempeln fernhalten. Klar, es ist irgendwie Brauch, aber brauch ein Brauch wirklich 60 Räucherstäbchen und 9 Kerzen und ein Kilo Papier? 6 Stäbchen reichen doch... aber dies ist natürlich nur meine Meinung. Am besten schaut es sich jeder mal selbst an.
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