Blog 7: Chinesen und ihr fehlendes Vermögen "Ich weiß es nicht" zu sagen


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Asia » China » Beijing » Haidian district
October 4th 2012
Published: October 4th 2012
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Gleich voran will gesagt sein, dass ich das natürlich nicht pauschalisieren will. Aber nach meiner Erfahrung trifft das auf mindestens 80% der, zumindest in Beijing lebenden, Bevölkerung zu. Es liegt auf der Hand, dass die Kombination von Orientierung und Ehrlichkeit auf jeden Fall nicht deren Steckenpferd zu sein scheint.

Obwohl dieses „ich hab zwar keine Ahnung aber ich sag trotzdem mal irgendwas“ eines der ersten Dinge ist, die man über die Chinesen hört, wenn man sich über das Land informiert, musste ich mich doch erst selbst davon überzeugen. Und es ging wirklich nicht lange bis dies geschah. Ihr müsst wissen, das Fan Pu kurzsichtig ist und anscheinend ist man in China, genau wie so oft in Deutschland, zu eitel um eine Brille zu tragen. Und nur weil man in Peking wohnt, heißt das auch offensichtlich nicht, dass man sich hinter der nächsten Straßenkreuzung noch auskennen muss. Deshalb müssen wir auf unserer Suche nach der nächsten Ubahn Station, auf dem Weg zu sehenswerten Plätzen oder einfach nur im Supermarkt oftmals hilfsbereite Mitmenschen oder im letzteren Falle die Verkäufer um Orientierungshilfe bitten.

Ein kleines Beispiel : Wir waren auf der Suche nach einer nahegelegenen Ubahn Station, um schneller an unser Ziel zu kommen. Nachdem wir uns nicht sicher waren, ob wir in die richtige Richtung gehen, fragten wir (oder besser gesagt Fan Pu) einen am Straßenrand stehenden älteren Mann der uns gleich um die Ecke die nächste Haltestelle versprach. Als wir 10 Minuten in die besagte Richtung gelaufen sind und immer noch keine Haltestelle in Sicht war, fragten wir die nächste Person. Dreimal dürft ihr raten. Genau. Sie schickte uns wieder zum Ausgangspunkt zurück. Dies ging dann noch 1 oder 2 Mal so weiter bis wir schließlich die Haltstelle sichteten – faszinierend.

Und nun erfolgt noch kurz die Erläuterung, der im 6. Blog geschilderten Situation, warum ich den Verkäufern im Supermarkt bei dem erfolgreichen Einkauf von Glühbirne und Putzmittel (!!) aus dem Weg gegangen bin.

Verkäufer im Supermarkt – klasse. Ich liebe sie. Zumindest seit dem ich das erste Mal mit Fan Pu einen Supermarkt betreten hab. Tausende von lächelnden, kleinen Chinesen wuseln umher, um sich doch meist angestrengt selbst untereinander zu unterhalten(was mich ein wenig an Deutschland erinnert hat). Meine Sprachkenntnisse haben mir leider immer noch nicht dabei geholfen, ein Gespräch zu verfolgen. Aber ich bin mir sicher, dass sie zum Beispiel in der Elektronik Abteilung über das nächste IPhone und über bedarfsgerechte Kundenberatung gefachsimpelt haben.

Nun gut, ich denke meine offensichtliche Naivität war auch der Grund, warum ich beim ersten Mal voller Tatendrang auf den nächstbesten Verkäufer zuging und ihn mal wieder mit Hand und Fuß um Hilft bat. Zugegeben, nach der Ubahn Geschichte hätte ich etwas misstrauischer sein können. Aber kommt schon – wer kann denn wissen, dass nicht einmal die Verkäufer in dem Supermarkt über den Horizont ihrer Abteilung hinausschauen? Anderer Ort – selbes Spiel. Ich bin im scheiß rumgeschickt worden. Bis ich dahinter gestiegen bin, dass selbst die keinen blassen Schimmer von ihrem eigenen Laden haben, musste ich wieder mit Bildervergleich und männlicher Intuition (was vielleicht der Grund war, warum es etwas länger ging) die Dinge selbst in die Hand nehmen. Aber schließlich dürft ihr nicht vergessen, dass ich ja mittlerweile quasi Meister des Yin und Yangs, der inneren Ruhe und Ausgeglichenheit bin - von dem her bringen mich solche Kleinigkeiten ja schon gar nicht mehr aus der Fassung.



Schlussendlich kann man also festhalten, dass man die gleiche Ergebniseffizienz erzielt, wie wenn man montags Frauen nach den Bundesligaergebnissen befragt.

Ich kann euch den Grund für dieses Nichtvermögen „ich weiß es nicht zu sagen“ nicht nennen. In verschiedenen Literaturen liest man, dass sie dadurch traditionsbedingt ihr Gesicht verlieren würden. Ich persönlich vermute ja eher, dass hier der Ursprung des Leitsatzes der Möchtegern-BWLer des Westens ist: „Sicheres Auftreten bei völliger Ahnungslosigkeit“. Da dies offensichtlich so in den Köpfen der Pekinger verankert ist, glaub ich ja, dass der alte Konfuzius wieder schuld daran ist und dies nur im Laufe der Jahrhunderte in den Westen überliefert wurde.

Um abschließend noch etwas für die Allgemeinbildung zu tun und den Klugscheißern unter euch bei Gelegenheit die Möglichkeit zu bieten das zu tun, was sie am besten können: „Konfuzius“ heißt im Chinesischen „Kong Fuzi“ oder „Kong Zi“, was so viel bedeutet wie „Meister Kong“.

Herzliche Freude und Grüße ins Abendland

Euer Philipp

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24th October 2012

das hatte ich auch!
Vor kurzem bin ich umgezogen und wusste nicht wohin ich gehen soll. Deswegen habe ich Passanten gefragt, sie waren Chinesen. Und obwohl da nur eine Straße gab, sie haben mich in falsche Richtung geschickt. Merkwürdig ist, dass sie sicher waren. Mindestens sahen so aus.

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