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Published: September 25th 2008
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Kurze Zwischenstation auf Borneo, bevor es weiter in Richtung Kambodscha geht: Brunei. Ein Land mit rund 300.000 Einwohnern und genuegend Oel, damit sich keine Sorgen ueber irgendwas machen muss. Es gibt keine Steuern, kostenlose Bildung und Gesundheitsfuersorge fuer alle. Das Oberhaupt, der Sultan scheint auch ein netter Kerl zu sein: Er finanziert 1.000 Studenten pro Jahr das Auslandsstudium und laedt die Bevoelkerung waehrend des Rhamadan in seinen Palast ein um mit ihnen zu beten, zu dinieren und um jedem Geldgeschenke zu machen. Nun gut, "die Bevoelkerung" ist vielleicht ein bisschen generell: natuerlich nur die muslimischen Maenner, aber das waeren im Extremfall immernoch 100.000 Menschen, die nach Essen und Geld fragen...
Der erste Abend in Brunei beginnt gleich mit einer Ueberraschung. Es ist 23.00, der letzte Bus fuhr vor 5 Stunden (denn in Brunei wird nur bis 15.30 gearbeitet und oeffentliche Verkehrsmittel gibt es nur von 06.00 - 18.00) und der einzige Geldautomat am Flughafen der eine VISA-Karte akzeptiert ist kaputt. Gestrandet. Aber die Baenke auf dem Flughafen sind weich und die Musik nicht zu aufdringlich, so dass ich einfach vor Ort mein Nachtlager aufschlage.
Am naechsten Morgen wird dann der Automat repariert und Busse fahren wieder, so dass ich ohne Probleme
in die Hauptstadt Bandar gelange. Die einzige Jugendherberge hat zum Glueck gerade wieder geoeffnet und somit finde ich auch etwas bezahlbares. Obwohl die Jugendherberge selbst ein wenig merkwuerdig ist. So richtig ist keiner dafuer zustaendig und waehrend der naechsten drei Tage werden mich fuenf verschiedene Personen fragen, wer ich denn bin, woher ich komme und ob ich schon bezahlt habe... Bandar selbst ist schnell erkundet, denn eine Stadt mit 30.000 Einwohner kann so gross ja nicht sein. Zuerst laufe ich ins Royal Regalia Museum. Hier sind die Geschenke ausgestellt, die der Sultan waehrend der letzten Jahre und speziell zum 25-jaehrigen Thronjubliaeum bekommen hat und er scheint ein Faible fuer glaenzende Dinge zu haben. Aber was soll man jemandem auch schenken, der schon alles hat bzw. sich alles kaufen kann? Vielleicht eine Pferdestatue aus Kristall oder einen juwelenbesetzten Briefoeffner? Da lob ich mir die Bewohner eines Dorfes aus Brunei: die haben es bodenstaendig gehalten und ihm einfach ein geknuepftes 20m-Seil geschenkt. Danach bin ich zur Hauptmoschee, die wunderbar in einen See hineingebaut wurde. Obwohl ich lange Hosen trage und ein T-Shirt muss ich mir eine Kutte ueberwerfen. Dafuer muessen die weiblichen Touristen kein Kopftuch tragen. Verstehe wer will, aber es lohnt
sich wohl auch nicht drueber zu diskutieren. Zum Abschluss des Tages fahre ich ins Nationalmuseum und ich moechte den Bruneiies (wie heissen die eigentlich genau?) ja nicht zu nahe treten, aber viel zu zeigen haben sie nicht. Es gibt ein paar ausgestopfte Tierchen, alte Toepfe und aktuelles Kinderspielzeug zu sehen. Das interessanteste ist noch die Darstellung, wie das Oel aus dem Meer zur Tankstelle um die Ecke gelangt.
Ein grosser Teil der Haeuser in Bandar besteht aus auf das Wasser gebauter Stelzenhuetten. Der traditionelle Stadtteil heiss Kampung Ayer und ein Grossteil der Bevoelkerung lebt auf diese Art und Weise. Es ist ein wenig verwunderlich, warum die Menschen in einem solchen reichen Land immer noch auf so einfache Art und Weise leben, aber anscheinend wollen sie so ihre Kultur und ihre Traditionen am Leben erhalten. Auch der Palast des Sultans steht inmitten solcher Haeuser, um die Volkszugehoerigkeit zu demonstrieren.
Am zweiten Tag will ich den Ostteil des Landes erkunden. Um in die Provinz Temburong zu gelangen, muss man jedoch (zumindestens theoretisch) durch Malaysia hindurch, da Brunei in zwei Teile getrennt ist. Praktisch faehrt ein kleines Schnellboot mit einem Affenzahn durch das Mangroven-Labyrinth und haelt nach 45min in Bandar. Temburong besteht fast
komplett noch aus Urwald und Dschungel und beherbergt viele vom Aussterben bedrohte Tierarten. Leider scheinen um diese Zeit nicht wirklich viele Touristen unterwegs zu sein. Die Touristeninfo ist auf jeden Fall fuer immer geschlossen und Taxis zum Nationalpark gibt es auch keine. Am Ende faehrt mich ein Opa mit seinem auseinanderfallenden Toyota und ich wandere 2 Stunden um auf den Gipfel von Bukit Patoi zu gelangen. Ich bin zu dem Zeitpunkt anscheinend der einzige in diesem Wald, zumindestens begegnet mir auf dem Pfad niemand. Den beruehmtesten Einwohner Bruneis - neben dem Sultan - hoere ich waehrend dieser Wanderung leider nur: den
Nasenaffen . Vom Klang her scheint er aber eher ein Macho zu sein.
Am Abend gab es dann eine kleine Hauptstadttour mit einem der Besitzer (?) der Jugendherberge, der alle anwesenden Gaeste (1 Italiener, 1 Amerikaner + seine philippinische Frau + mich) zuerst zur Hauptmoschee und nach kurzem Dinnerstop zum Sultanspalast brachte. Da zur Zeit Rhamadan ist, ist der Zutritt zu allen Gebaeuden leider nur Muslimen gestattet.
Der dritte Tag begann mit einer Ueberraschung, denn die Polizeit klopfte an meiner Tuer. Zum Glueck waren sie allerdings nicht auf der Suche nach mir, sondern nach einem Chinesen, der gegenueber gewohnt hat.
Ihn haben Sie jedoch nicht allzu freundlich aufgefordert seine Sachen zu packen und mitzukommen. Anscheinend war er bereits seit einer Woche in der Jugendherberge und das ist ein deutlicher Hinweis auf einen illegalen Einwanderer. Auch ich wusste nun an Tag 3 in Brunei nicht mehr wirklich, was ich machen sollte. Vor lauter Verlegenheit, wollte ich mir das Empire Hotel, ein 1-Milliarde-Dollar-Hotel mit sechs Sternen anschauen. Da es laut Reisefuehrer keinen direkten Bus gab, habe ich zuerst einen Bus zum Jerudong Park genommen. Das ist bzw. war das inseleigene Disneyland. Leider war das ganze wohl keine grosser Erfolg. Die Hauptattraktionen wurden verkauft und der Rest des Parks vegetiert vor sich hin. Es sieht aus, als waere vor zwei Tagen noch ein grosser Zirkus hier gewesen, der dann ueberraschend abbauen musste. Von dort aus war es dann ein 45min Spaziergang an der Autobahn entlang. Nun ja. Es gibt mit Sicherheit schoenere Wanderungen und die Autofahrer haben mich sicherlich auch ein wenig fuer bekloppt gehalten, aber immerhin war das Empire Hotel dann doch die Muehe wert. Allein die 4-geschossige Lobby machte einiges her obwohl ich in dem Moment erstmal gluecklicher ueber die funktionierende Klimaanlage war. Marmor und Gold wohin man schaut und anscheinend
Kampung Ayer
traditionelles Wasserdorf kaum Gaeste da. Der hoteleigene Strand schien nur von einer handvoll Japaner bevoelkert zu sein und auch der Rest der Anlagen war nicht gerade ueberfuellt. Wer also mal richtig gut Urlaub ohne Touristen machen moechte, waere hier richtig. Auf dem Rueckweg konnte ich mir die Autobahn dann sparen, denn es gab doch einen Bus - auch wenn keiner so richtig wusste wo und wann. (Antwort: nach 90min warten, direkt am Haupteingang)
Tag 4 war dann so ziemlich die absolute Katastrophe, da ich nun wirklich alles gesehen hatte. Selbst die Bruneiies fragten mich, was ich denn bitteschoen so lange in ihrem Land machen wuerde?! Also ausschlafen, nochmal durch die Gegend spazieren und dann schon relativ frueh zum Busbahnhof. Denn es ist Sonntag und da faehrt der letzte Bus 15:00 - man will sich ja nicht ueberarbeiten...
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Max
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kleine Welt!
Hey Konstantin, grüße aus Leipzig! Brunei scheint ja ein erstaunlicher Staat zu sein. Aber mittlerweile biste ja schon längst weitergezogen. Gestern beim Training schleppte Stan einen australischen Spieler an, mit dem du angeblich vor kurzem bei den Singapur-Open zusammen in einem Team gespielt hast. Tja, klein ist die Welt. Weiterhin gutes Reisen! Max