Zurück in Europa


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Azerbaijan's flag
Asia » Azerbaijan » Baku
October 11th 2010
Published: December 20th 2010
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Unser Aufenthalt in Baku beginnen wir mit einem Spatziergang der Strandpromenade entlang (mit Gepäck, direkt von der Fähre kommend).
Wir sind überrascht wie modern und westlich sich die Stadt hier präsentiert. Nach den vielen Städten, die einen klaren sowjetischen Schriftzug tragen, fühlen wir uns in Baku wie „zurück in Europa“, irgendwo in einer Stadt am Mittelmeer. Die vielen modernen, glas- und stahlbetonten Gebäude machen Baku westlich, modern und eben europäisch. Aus einigen Gesprächen der folgenden Tage lernen wir, dass dies noch nicht lange der Fall ist und wir Zeugen dieser Transformation sind.
Ebenfalls unser Hotel knapp ausserhalb der Stadtmauern am Fontänenplatz ist wieder „wie zuhause“. Zuvorkommender Service, lächelnde Mitarbeiter an der Rezeption die Englisch können. Im Zimmer funktioniert alles (auch die Sanitäranlagen) und ist modern. Statt Kopftuch treffen wir westliche Kleidung an, die Fahrtrichtung von Aserbaidschan ist klar, weg von Moskau und hin zum Westen.
Mit den Öl und Gasvorräten ist Aserbaidschan ein interessanter Partner für den Westen, neue Pipelines und Verträge machen das Land unabhängiger von Moskau.
Aber die Spaziergänge an lauen Herbstabenden rund um den Fontänenplatz täuschen. Das Land wird mit harter Hand regiert (nicht ganz so despotisch wie Turkmenistan). Unter der schönen Baku – Oberfläche brodelt es.
Gezeichnet von diversen Militärputschen und einem fast 4 jährigen Krieg mit dem „Bruderland“ Armenien helfen auch die grösste wehende Flagge der Welt im Hafen von Baku nicht weiter. Jeder fünfte Aseri musste aus seinem Dorf flüchten und lebt in provisorischen Unterkünften. Ausserhalb Bakus soll vieles „muslimischer“ sein, und die übermächtige Partei von Aliev nicht unumstritten. Trotz 16 Jahren Waffenstillstand rechnen viele Aseris mit der Rückeroberung Karabachs. Das kleine Armenien hat in einem blutigen hin und her den Aseris rund 15% der Fläche abgerungen. Wie wir später sehen werden, haben die Armenier ihre schwierigsten Stunden der Wirtschaftlichen Isolation überstanden (ironischerweise nicht zuletzt dank dem treuen Partner Iran…). Aserbaidschan leidet fast mehr unter dem ungelösten Konflikt und beklagt sich als Opfer. Klar ist, dass beidseitige Dickköpfigkeit und Unverständnis zu einem Krieg zwischen Brudervölkern geführt hat. Aseris und Armenier sind ähnlicher als man denkt und sie selbst zugeben. Baku war eine internationale Stadt, mitgeprägt von zehntausenden Armeniern, die während dem Krieg auswandern mussten. Erst in den letzten Jahren sei Baku wieder von diesem mondänen Flair am zurückgewinnen.
Ein weiteres Problem scheint die riesige Korruption. Laut internationalen Organisationen ist sie hier besonders schlimm. Auf einem Ausflugstag in die Umgebung von Baku, meinte unser Taxifahrer, eigentlich sei er Zahnarzt. Da er für eine Stelle in der Stadt seinem Vorgesetzten hätte 1500 US-Dollar als Schmiergeld zahlen müssen, sei er nun lieber Taxifahrer….


Baku bleibt uns in guter Erinnerung, würde es näher an Westeuropa liegen, wäre es ein schönes Ziel für einen „Velängertes-Wochenende-Ausflug“.




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Mahnmal der letzten gewalttätigen Demo in der UdSSRMahnmal der letzten gewalttätigen Demo in der UdSSR
Mahnmal der letzten gewalttätigen Demo in der UdSSR

Nach Progromen gegen Armenier in Baku, hat hier die Rote Armee zum letzten mal eine Demonstration mit Waffengewalt beendet (mit über 100 Toten).


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