Die Steigerung von Staub, Schweiss und Sunblock...


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Zimbabwe's flag
Africa » Zimbabwe » Victoria Falls
November 19th 2006
Published: November 19th 2006
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... ist Staub, Schweiss, Sunblock und Antimueckenspray. Ja, wir sind laengst in den tropischen Gebieten Afrikas angekommen. Hier, wo Malaria noch heimisch ist. Und so wird sofort nach der abendlichen Dusche der ganze Koerper mit dieser ekligen Substanz eingeschmiert. Man moechte ja kein Malaria kriegen. Besonders, da ich die Tabletten inzwischen abgesetzt habe. Zuletzt habe ich von komischen Traeumen berichtet. Das war ja ganz ok und lustig. Aber was soll ich sagen, Malariatabletten koennen im wahrsten Sinne des Wortes beschissene und verkotzte Nebenwirkungen haben. Und das ist bei 40 Grad nicht lustig. Da alle, die schon mehrfach hier waren, die Tabletten eh nicht nehmen, habe ich jetzt aufgehoert. Ausserdem gibts hier Tonic Water mit 67 Prozent Chinin. Bei uns ist das verboten, hier ist das normal. Und Chinin ist ja ein natuerlicher Schutz vor Malaria. Was soll ich sagen, mit 2 Gin Tonic am Tag habe ich damit meine Ration Malariamittel auch intus. Und ist eh billiger als die Tabletten...
Aber eigentlich wollte ich ja von der Reise an und fuer sich berichten. Es ist immer noch traumhaft, heute allerdings grad ein bisschen durchzogen. Erstens regnets zum ersten Mal und es hat abgekuehlt. Weil nur 25 Grad sind, tragen wir alle lange Hosen. Zweitens ist heute das grosse Abschlussessen, fuer die meisten ist die Tour hier in Vic Falls zu Ende, nur 8 von uns fahren bis Jo'burg und nur 4 bis zum Krueger, wobei in Johannesburg ein paar dazukommen. Das Essen heute wird komisch, da werden dann wohl auch ein paar Traenen fliessen. Immerhin haben wir zusammen drei unvergessliche Wochen, the trip of a lifetime, erlebt. Zuletzt habe ich mich ja aus Swakop gemeldet, das war gerade mal vor 12 Tagen, ich habe allerdings das Gefuehl, das sei in einem anderen Leben gewesen. Dort waren wir das letzte Mal wirklich in der Zivilisation, dort haben wir auch schwarze Plastiksaecke getragen. Im Hostel gabs ne Black Bag Party - wir mussten alle aus einem Abfallsack ein Kleid designen. Eigentlich fanden wirs ja alle doof, aber natuerlich wurde es total lustig, ausser dass ich bereits vor dem Essen in den Pool gefallen wurde, das war dann ein bisschen nass. Aber ja nu. Von Swakop gings zum Favorite Place on Earth unseres Guides, Spitzkoppe. Auch bekannt als das Matterhorn Namibias. Dort verbrachten wir unser erstes Bushcamp, keine Dusche, kein Wasser, irgendein Loch im Boden als Klo. Und es war der Hammer. So einen Sternenhimmel habe ich in meinem ganzen Leben noch nie gesehen. Wir haben uns alle alleine im Schlafsack hinter einen der Felsen gelegt, und vor dem Schlafen noch stundenlang die Sterne betrachtet. Einfach hach. Und das nach einem der ganz ganz grossen Highlights der Tour, einem Nachtessen in einer kerzenerleuchteten Hoehle. Waehrend des ganzen Essens hat niemand ein Wort gesagt, es war so unglaublich schoen und friedlich. Ausser natuerlich unsere beiden neuen Reisegefaehrtinnen Brooke und Sam aus den USA. Die hatten sich angemeldet, ohne zu wissen, dass sie Campen gehen. Oh, und sie campen nicht gerne. Ausserdem entspricht das Essen nicht ihrer Diaet. Ich bin noch nicht ganz sicher, ob ich Blondie morgen evtl. bei den Victoria Falls versenke. Die beiden quatschen ohne Punkt und Komma. Und meistens uebers Essen, Carbohydrates und so ein Zeug. Puh. Aber zumindest haben wir Weiber jetzt ein Thema zum Laestern. Am Anfang war ja alles nur eitel Sonnenschein. Und schliesslich gehts uns Frauen doch immer gleich besser, wenn wir ablaestern koennen. Und glaubt mir, das machen wir.
Eben, nach der Nacht unter freiem Sternenhimmel in Spitzkoppe gings auf eine Cheetah Farm. Die Familie kuemmert sich um Gebharde, die in Freiheit fuer Probleme sorgen. Die Tiere haben ein gigantisch grosses Gehege, leben praktisch wild, aber koennen halt niemandem was tun. Ein paar leben sogar im Haus der Familie, dort durften wir sie dann streicheln. Sehr cool. Am naechsten Morgen besuchten wir die Himbas. Das ist ein praktisch ausgestorbener Stamm, die Mitglieder schmieren ihren Koerper als Schutz gegen die Hitze mit roter Farbe ein, jede Frau muss taeglich ein mehrstuendiges Schoenheitsritual mit einer handgemachten Sauna unter einer Decke ueber sich ergehen lassen. Bei 40 Grad waere das nicht so mein Ding. Die Himbas waren naemlich so ein Programmpunkt nach dem Motto Let's get the hell out of here before it's getting really hot. Ehm, kurz nach 9 sind wir gefluechtet. Allerdings nicht ohne rote Farbe ueber und ueberall. Die Farbe ist noch jetzt ueberall, zusammen mit dem Sand aus der Namib. Das Zeug wird man hier auch in der Waschmaschine oder halt der Handwaesche nicht los. Nach den Himbas fuhren wir zum Etosha Nationalpark, wo wir zum ersten Mal auf die Jagd nach den Big Five gingen. Leider habe ich nur verschwommene Erinnerungen an die Zeit, da ich grad unter den Nebenwirkungen meiner geliebten Malariatabletten litt. Wir sahen aber Loewen, Elefanten, Zebras, Giraffen, hunderte Antilopen, Nashoerner etc. etc. Einen abendlichen Game Drive habe ich allerdings zu Gunsten eines ausgedehnten WC Besuchs nicht mitgemacht, ausgerechnet da haben die Anderen natuerlich eines der Highlights der ganzen Tour erlebt: sie haben sich paarende Loewen entdeckt. Habt ihr gewusst, dass ein Loewenmaennchen in der Paarungszeit 72 Stunden nonstop im Viertelstundentakt bei der Arbeit ist? Jedenfalls haben die Anderen eine Weile zugesehen, sich halbkrank gelacht und das ganze auf Video aufgezeichnet. Der Film wird in der Flut von bloeden Emails, die die Welt umrunden, ganz sicher ein Klassiker. Ihr werdet schon sehen. Nach der Ausfahrt aus dem Etosha habe ich mal wieder so einen deutschen Kraeuterschnaps trinken muessen. Seitdem gehts mir uebrigens wieder gut... Alle chemischen Mitteli hatten nix genutzt. Das soll an der Stelle unkommentiert bleiben.
Nach dem Etosha erlitten wir dann den lange faelligen Kulturschock. Wir sind naemlich in Black Namibia, dem richtigen Afrika angekommen. Alles zuvor war immer noch irgendwie ein bisschen europaeisch. Im Norden Namibias bettelten ploetzlich hunderte Kinder am Strassenrand, die Huetten sind wirklich heruntergekommen, und wir sahen den ersten gigantisch grossen Friedhof mit lauter neuen Graebern. Die AIDS-Rate im Norden Namibias liegt bei ueber 50 Prozent. Um uns Afrika wirklich naeher zu bringen, sind wir ausserdem einen Morgen lang durch eine Schule, eine Kirche und ein Dorf gefuehrt worden. Und um das Feeling richtig zu machen, mussten wir in der bruetenden Mittagshitze eine Stunde zurueck zum Camp laufen. Das Wasser in der Flasche kochte laengst, und wir hatten echt alle das Gefuehl, gleich einen Hitzeschlag zu kriegen. Das war so ziemlich das einzige Mal bislang, das wir unseren Guide am liebsten auf den Mond geschossen haetten. Wobei, eigentlich ists ja auch gut, dass wir diese Seiten Afrikas sehen. Ausserdem hatten wir die Zelte grad auf einem Camping aufgeschlagen, das etwas Paradiesisches hatte. Mit offener, Lodgeartiger Bar, Pool, in einem tropischen Garten. Einfach nur wow. Nach fuenf Minuten am Pool mit einem eisgekuehlten Wasser war der Kulturschock dann halt schon wieder in Vergessenheit geraten. Oh, und Blondie und ihre Freundin haben upgegradet, von Zelt in Zimmer. Weil aber nix mehr frei war, nahmen sie in der Lodge die Honeymoon Suite. Die fanden Bett und Badezimmer so toll, dass sie gar nicht mehr rausgekommen sind. Gut fuer uns. Hihi.
Ja und dann gings ins Okavango Delta. Janis haben wir zurueckgelassen, nur mit einem kleinen Rucksack (wenn ihr wuesstet, mit wie wenig ich waehrend drei Tagen ausgekommen bin...) dem Schlafsack und den Zelten fuhren wir mit 4x4 ins Basiscamp, von da mit einem Motorboot eine Stunde raus und schliesslich mit den einheimischen Ruderbooten, den Mokoros, auf eine kleine Insel im Delta. Einfach nur sagenhaft schoen. Die Poler sind uns 24 Stunden am Tag zur Verfuegung gestanden, sind mit uns zu Badestellen, Sonnenuntergangs-Viewings (aktueller Stand Fotos Sonnenuntergaenge: > 500...), Tierbeobachtungen gerudert. So was friedliches habe ich noch selten erlebt. Wir moechten ja alle gerne zu Hause unser eigenes Mokoro und uns damit zur Arbeit fahren lassen. Das Leben waere sofort viel angenehmer. Klar, dass es im Bushcamp gar nix gab. Zum ersten Mal mussten wir sogar unsere Toilette selber ausbuddeln. Da nachts aber sogar Kerzen daneben standen, wars richtig romantisch. Auch wenn ich wirklich in der Nacht nie und nimmer aufs Klo gegangen waere. Hippo-Alarm. Die Viecher sind ja sehr aggressiv. Und meine Zeltnachbarin wecken, nur um aufs Klo zu gehen - ne. Bei der Fahrt im 4x4 zum Basiscamp hatten wir uebrigens auch den bislang - Holz alaenge - einzigen Platten. Natuerlich hatte der Fahrer kein Werkzeug fuer den Ersatzreifen dabei. Aber hey, that's Africa...
Gestern bestand fuer die Mehrheit, die nicht zum Krueger kommt, die letzte Chance, die Big Five doch noch komplett zu machen. Da gingen wir im weltberuehmten Chobe Nationalpark in Botswana Game Driven. Den Leoparden haben wir bislang ganz verpasst, Bueffel nur von ganz ganz weit weg gesehen. Tja, ich habe ja noch meine Chance...
Botswana ist uebrigens ein komisches Land, da zahlt man mit allem, nur nicht mit der einheimischen Waehrung, Pula. Die Preise sind zwar so angeschrieben, im Supermarkt nennt sie dir auch einen Preis in Pula, den rechnet die Kassiererin dann Handgelenk mal Pi auf US-Dollar um. Eh Voila! Logischerweise wirst du verarscht, aber was solls.
Eben, und dann gings Game Driven. Ach, all die Elefanten, und Hippos, und Antilopen, und Krokodile, und Bueffel, und Adler, und Affen und und und. Leider wurde das Game Viewing durch einen empfindlichen Landregen, wie es ihn wohl nur in Afrika gibt, gestoert. Eine Minute wars noch schoen und heiss, und ploetzlich hat es so geregnet, dass nach fuenf Minuten alle Strassen ueberflutet waren. Wir mussten das Game Viewing abbrechen, kamen aber kaum noch zum Parkeingang, weil der 4x4 ueberall stecken blieb. Klatschnass aber lachend haben wir da das vorlaeufige Ende des Regens abgewartet. Und trotz kritischen Blicken unseres Guides sind wir alle zur anschliessenden Sunset Cruise aufgebrochen. Ja, ok, manchmal sollte man auf die erfahrenen Afrikareisenden hoeren. Aber wir wollten halt die Hippos von Nahem sehen. Irgendwie wurde es aber gestern nicht mehr warm, und so haben wir uns auf der dreistuendigen Kreuzfahrt die Aersche abgefroren. Es war wirklich unangenehm, kalt und nass. Aber die Hippos waren toll. So. Und jetzt sind wir in einem der merkwuerdigsten Orte der Welt, Victoria Falls in Zimbabwe. Das Land hat wegen der Mogabe Diktatur ja gar nix. Deshalb versuchen sie die Touris nach Strich und Faden zu verarschen. Wir hatten allerdings ein mehrstuendiges Breefing, damit wir uns nicht verarschen lassen. Die muessen nicht meinen. Ha. Schon der Zoll war abenteuerlich. Es gab mal wieder ein Diktat mit genauen Anweisungen, was wir beim Immigration Form Buchstabe fuer Buchstabe zu schreiben hatten (waren sie oder ein Verwandter schon mal im Gefaengnis? Die korrekte Antwort ist auch bei Hannibal Lector: Nein). Natuerlich musste man ein nettes Suemmchen in US Dollar an der Grenze lassen. Und natuerlich dauerte die Visums Ausstellung lange (wobei, es war knapp unter einer Stunde, und das scheint schon fast Rekordschnell zu sein...). Dann waren wir in Zimbabwe. Aber noch ohne Geld. In Zimbabwe gibts zwei Kurse fuer den einheimischen Dollar, den man fuer Sachen wie Shopping, Bars und so braucht. Den normalen auf der Bank. Und den auf dem Schwarzmarkt. Der auf dem Schwarzmarkt ist heute grad viermal besser als der am Automaten. Und so geht das dann: "I know a guy" - Dieser Satz unseres Guides hat uns schon so haeufig geholfen. Aber dieses Mal, das wird eine meiner liebsten Afrikageschichten. Jeder musste angeben, wie viel Geld er in Zimbabwe Dollar wechseln will. Die haben grad drei Nullen gestrichen, deshalb habe ich jetzt nur 60'000. Vor ein paar Monaten waerens noch 60'000'000 gewesen. Jedenfalls haben wir bei der Fahrt durch Victoria Falls mal eine ganz komische Schlaufe gefahren. In der Zeit hat offenbar der Geldkurier seine Tasche in den Truck (it's not a fucking Bus) geschmissen, wir haben das gar nicht mitgekriegt. Spaeter mussten wir einzeln bei unserem Guide im Zimmer antanzen, er hatte dann so groessere Geldbeigen auf dem Bett, fuer jeden eine. Ich kann so viele Noten gar nicht tragen. Aber Morgen werde ich schon etwas Geld unter die Leute bringen. Hier hats nen gigantischen Markt mit afrikanischen Erzeugnissen. Davon habe ich bislang noch gar nix gekauft. Und fuer umgerechnet 1 Franken ein nettes Armband. Warum nicht. Ach ja, und die wundertollen Victoria Faelle sind hier ja auch. Aber der Eintritt da ist 20 Us Dollar. Meine Waesche machen zu lassen kostet mich 10 US Dollar. Aber hey, ich hab sonst fast kein Geld gebraucht. Von dem her, immer was zu tun, bevor wir uebermorgen um fuenf vor Fuenf am Morgen wieder in Janis steigen und zurueck nach Suedafrika fahren. Wird eine weitere Premiere, zwei Grenzkontrollen an einem Tag, zuerst Botswana, dann Suedafrika. Da werden wir doch wieder etwas Zeit am Zoll verbringen. Aber wie heissts in Afrika so schoen: You've got the Rolex. We've got the Time.
In dem Sinn, ich geniesse meine Reise bis zur letzten Sekunde. Es ist einfach nur atemberaubend toll hier.

Liebe Gruesse aus Vic Falls

Ande

P.S.: Die Fotogeschichte - hm - ich muss wohl nicht erwaehnen, dass in einem Land, in dem es an der Tankstelle bei Benzin und bei Diesel No heisst, auch kein schnelles Internet gibt und ihr deshalb weiter auf Foeteli warten muesst. Tja. Liebes Miststueck, ich weiss, du bist schon ganz kribbelig, weil du die Bilder noch nicht gesehen hast...


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