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Published: July 24th 2008
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Hi,
Nun bin ich schon seit fast 4 Wochen hier in Casablanca und habe mich schneller als anfangs geglaubt, an das marokkanische Alltagsleben in dieser teils extrem chaotischen, aber interessanten Stadt gewöhnt.
Relativ schnell hört man auf sich über diverse marokkanische oder afrikanische Eigenheiten zu wundern und sieht es als normal an tagtäglich am Weg zum Büro 8-spurige Boulevards ohne Ampeln im Eiltempo zwischen fließendem Verkehr zu überqueren, immer im Versuch sowohl den irren Taxifahrern als auch den Esel-Karren auszuweichen - ganz zu schweigen von den Mopedfahrern, für die hier offenbar überhaupt keine Straßenregeln existieren. Fußgänger müssen nur aufpassen, dass sie den Vorrang der Autofahrer nicht verletzen und nicht in eine Motorhaube hineinlaufen. Anstatt der Bremse wird nur die Hupe verwendet, Fußgängerampeln dürfte der Durchschnitssmarokkaner in seinem Leben noch nie gesehen haben und Zebrastreifen sind in dieser Stadt eine reine Verschwendung an Farbe.
Kurz und bündig - wenn es einen Grund gibt sich vor etwas in Casablanca wirklich zu fürchten ist es der Straßenverkehr. Um Terroranschläge sollte man sich eher im London und Madrid Gedanken machen…
Verschreien will ich jetzt aber natürlich auch nichts - die Islamisierungsbewegung aus anderen afrikanischen Ländern, speziell Algerien, ist kaum zu übersehen.
Nichtsdestotrotz ist
Marokko vermutlich eines der modernsten arabischen Länder und man kann mit Recht behaupten, dass man sich hier sicher fühlen darf.
Polizisten sieht man wenige - dafür umso mehr private Sicherheitsleute, die vor jedem Büro und jedem auch nur halbwegs normalen Apartmenthaus sitzen. Auch in den Betriebskosten meiner Wohnung scheint neben Strom und Gas, der Posten „securité / gardien“ auf.
Das Nightlife hat ebenfalls viel zu bieten… wenn man die richtigen Leute und die richtigen Orte kennt ;-)
Bars und Nachtclubs gibt es zu Hauf… wirklich gute sind aber rar. Es gibt sie aber trotz allem und dort ist die Stimmung dafür umso besser.
Die besten Parties finden aber auf den Dächern der Privathäuser statt und damit meine ich kein nettes Beisammensitzen von einer Handvoll Freunden, sondern WIRKLICH grosse Feiern. Wir selbst wohnen zu zweit in einer 50m2 Wohnung (ein ausgebauter Dachboden), haben aber eine 300m2 Dachterrasse - und diese wird auch dementsprechend genutzt.
Unter sternklarem Himmel, mit toller Musikunterlegung und noch besserem Ausblick erlebt man so eine Stimmung, die kaum mit einer europäischen Party zu vergleichen ist!!!
NOCH GRÖSSER als diese Feiern sind aber die Musikfestivals hier in Marokko! Da ich bisher leider konsequent jeden Sommer alle Festivals
in Österreich verpasst habe (ich habe es mir aber vorgenommen dies zu ändern!), ist mir das hier nicht passiert.
Vor zwei Wochen war ich so im Norden des Landes in Chefchaouen, einem echt tollen kleinen Ort komplett in weiß-blau gehalten, auf einem großen spanisch-marokkanischen Musikevent. Die Stimmung ist ausgelassen und getanzt wird bis spät in die Nacht (Pausen gibt es immer dann wenn der Muezzin von der nächsten Moschee zum Gebet ruft - aber man gewöhnt sich ja wirklich an alles...)
Von Flamenco über Ska bis hin zu verschiedensten arabischen Musikrichtungen wie Rai, war alles zu finden.
Erst vor wenigen Tagen ist außerdem ein 4-tägiges Festival mit 5 Stages hier in Casablanca zu Ende gegangen. Echt toll!
An den Wochenenden, wenn ich nicht arbeiten muss, bin ich natürlich immer unterwegs um das Land zu erkunden.
Tanger, eine moderne Großstadt die mich positiv überrascht hat, und nicht ganz das Bild von einem Schmuggler- und Drogennest widerspiegelt, das man sonst vermittelt bekommt. Ausserdem war es ein witziges Gefühl einmal aus Afrika über die Straße von Gibraltar hinüber nach Europa zu blicken...
Fès, eine unglaublich interessante alte Stadt, mit einer der größten Medinas der Welt, in der man sich stundenlang
verlaufen könnte, ohne einen Teil des Bazars zweimal gesehen zu haben.
Und schließlich Chefchaouen - einer der schönsten arabischen Orte die ich bis dato gesehen habe, aber auch Haupstadt des marokkanischen Drogenanbaus - AUFPASSEN!
Bei einer kleinen Wanderung auf den nahe gelegenen Berg, von dem man einen tollen Blick auf die Stadt hat, sind wir querfeldein in der Einöde durchs Gestrüpp spaziert und haben uns plötzlich sehr unvermutet inmitten einer gigantischen Hanfplantage befunden. Da man ja nicht unbedingt den Eindruck erwecken will, dem dortigen Besitzer seine Jahresernte streitig zu machen, sind wir aber sehr rasch wieder verschwunden.
Dass man hier wirklich nie unbeobachtet ist merkt man aber erst, wenn man 2 Stunden später auf der Strasse von einem Fremden gefragt wird, ob man nach der „Besichtigung" seines Kräutergartens auch etwas kaufen will…
Alles in allem kann ich aber sagen… bisher ist Marokko eine WAHNSINNS Erfahrung und ich genieße jede einzelne Minute! (Fortsetzung folgt…)
lg Georg
PS: Und vielen Dank für alle eure netten e-Mails! ;-)
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