Wwoofing Stay Chamba


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June 6th 2012
Published: June 6th 2012
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Wwoofing Stay Chamba 27.5 - 1.6

Am 27.5 Hab ich mich also auf den Weg zu meiner Farm (Darbar Farm Organic) nach Chamba gemacht. Das liegt so ehr am Anfang des Himalayas. Der Weg dort hin war eigentlich weitgehend problemlos. Der offizielle Kartenverkaeufer wollte mir zwar nicht wirklich Auskunft geben aber aufmerksame indische Reisende haben mir dann geholfen den richtigen Bus rechtzeitig zu erwischen. Die Fahrt war dann anfangs ueber die Haarnadelstrassen etwas gewohnungsbduerftig aber im Rueckblick sehr unaufregend.

Als ich bei der Farm angekommen bin, werd ich erst mal von einem jungen Mann Mann empfangen und werde durch ein grosses Zeltlager zu nem auf den ersten Eindruck groesserem Gartenhaus gefuehrt das 2 Zimmer und 2 Betten enthaelt und meine Bleibe sein soll.

Ich bin erst mal beeindruckt. Das ist ja ein riesiges Farmprojekt denk ich mir. Und meine Bleibe ist ja auch echt gemuetlich nur fuer mich Ja okay nein. Das Zeltlager steht zwar auf dem Boden der Farm, gehoert aber zu einer externen Organisation die Adventurelager fuer groessere Firmen macht. Das Gartenhaus beherbergt nicht nur mich sondern auch die Familie des Eigentuemers. Ich hab zwar tatsaechlich eines der beiden Zimmer aber die ersten 2 Tage muss die direkt angrenzende Minikueche etwa 20 Leute ernaehren, sodass ich beim ins Bett gehen und beim aufwachen immer Leute in der Kueche habe.

Gut s schlimm ist es nicht. Aber am ersten Tag empfinde ich es schon als nervig, dass als ich gern schlafen will noch 10 Leute auf meinem Bett sitzen und Cricket schauen.

Nochmal zum Anfang zurueck: Ich komm an und werd erst mal ein wenig verwirrt allein gelassen. Aber gemuetlich. Irgendwann kommt Bhandari der Koch und Depp-fuer-alles-Bedienstete (haaaaaard working, allday haaaard working) hier und kocht erst mal fuer mich und alle anderen Bediensteten und auch die des Zeltlagers. Bhandari ist schon eigentlich sehr nett, aber auch sehr einfach, spricht sehr schlecht English was ihn aber nicht daran hindert sehr viel sagen zu wollen. Etwas spaeter gesellen sich noch einige andere dazu, unter anderem der ultranette Ajeet der immer froehlich lacht, und auch auf seinem Handy gleich zusammen mit mir Pornos schauen will. Auch Bhandari vor allem gleich Interesse an meinem Handy und durchwuehlt es nach allem moeglichen. Zeigt dann auch stolz die tollen (extrem nervigen weil auf maximaler Lautstaerke) Musikvideos auf seinem Handy. Auch wird eigentlich ununterbrochen "Charas" geraucht, zumindest von den etwas Aelteren.

Bhawani der Besitzer ist gerade nicht da. Die Farm ist extrem ueberschaubar. Dafuer gibt es ein Hotel das gerade renoviert wird. Als mich Bhandari heumfuehrt ist es die reinste Baustelle. Daher bin ich etwas ueberrascht, als ich erfahre, das schon Uebermorgen die esten Gaeste kommen sollen.

Als Bhawani spaet Abends kommt laesst er erstmal Rauch in die Huette, weil alle vor der Glotze hocken und nichts aufgeraeumt ist. Zur Erklaerung: Die Huette ist fuer ihn auch nur Notunterkunft. Er besitzt 2 (bald 3) Hotels, ein Haus und ein dickes Auto mit einem Wappen auf der Stossstange, dass ich erstmal recht laecherlich finde.

Wie dem auch sei, nachdem der Aerger auf seine Bediensteten Verflogen ist begruesst er mich freundlich klaert mich mehr oder weniger ueber meine Arbeit an der Baustelle auf und erklaert, dass er seine Oekofarmprojekt mit Hotel als eine Art Aufklaerungsprojekt sieht. Da viele Bauern in der Region sich gar keine Pestizide oder Kunsduenger leisten koennen machen sie automatisch Bio. Das koennten sie daher besser vermarkten wenn sie sich dessen bewusster werden. Sein Hotel soll nur Bioessen der Region kaufen und servieren. Da seine beiden anderen Hotels genug Geld liefern kann es sich dieses Projekt leisten. Ich lass das mal dahingestellt. Es sind tolle Absichten aber ich sehe in ihm schon vor allem einen Unternehmer.

Am naechsten Tag also Arbeit. Ich wundere mich immer noch wie das funktionieren soll. Ich darf jedenfalls erst mal schwere Steinplatten schleppen fuer was weiss ich was. Naja warum auch nicht aber etwas mehr Erklaerung hilft bei der Arbeit normalerweise. Danach mach ich viele Kleinigkeiten, unter anderem den Muell aufsammeln. Jetzt will ich mich ja nicht ueber die Arbeit beschweren. Es freut mich ja sogar richtig mal den Muell der ueberall herumliegt aufzusammeln. Aber es ist dann umso frustrierender wenn man sieht wie ueberall weiter jeder seinen Muell auf den Boden wirft. Der Muell wird uebrigens nicht gesammelt sondern an jede Ecke die sich gerade ergibt als kleines Lagerfeuer verbrannt. Immerhin besser als ihn so in die Landschaft zu kippen.

Ansonsten kann ich ueber die handwerklichen Faehigkeiten der Inder eigentlich auch nicht viel positves sagen. Mit gelernten Handwerkern hat das hier jedenfalls ueberhaupt nichts zu tun. Teilweise finde ich es einfach sehr traurig wie dumm improvisiert wird um wenige Cents zu sparen. So sparsam muss Bhawani der Besitzer auch nicht sein. Zum Beispiel wird als Zement oft einfach nur der Staub vom Boden aufgekehrt und mit Wasser vermischt. Das funktioniert zwar, ist aber nicht unbeeingt von Dauer. Der kurze Fuss weg zum Hotel wird mit unterschiedlichen zerbrochenen Platten gelget und teilweise mit Zementstaub oder auch nur mit Dreck verfugt. Das das ewig dauert, scheisse aussieht und schon am naechsten Tag wieder auseinanderbroeckelt stoesst hier nicht auf Widerstand. Was die Elektriker will ich gar nicht wissen und ob sie wissen was eine Sicherung ist erst recht nicht. Alle elektrischen Werzeuge haben keine Stecker (nur Shiva weiss warum nicht). Stattdessen wird jedes Mal 10 Minuten rumgepopelt bist die losen Kabel in der Steckdose einen Kontakt finden. Auch alle Kabelkontakte werden nicht gestecktt oder verschraubt soner nur zusammengepfrimelt. Beim Bilder aufhaengen ist der Bohrer zu gross. Folgerichtig kann man in die Duebel nicht reinschrauben. Egal, sie werden vorher per Hand eingeschraubt und mit dem Hammer eingeschlagen. Klar geht ja eh nicht anders weil Zeitweise auf der ganzen Baustelle kein einziger Schraubenzieher vorhanden ist. Haelt ja auch alles solange man die Sachen nicht beruehrt. Auch sonst ist Werkzeug nicht wirklich verfuegbar. Jeder laesst immer und ueberall immer seinen Muell und Dreck liegen. Fuer jeden Hobbyheimwerker ein einziger Alptraum. Ich kann ja verstehen, dass wenn das Hotel nur in der Saison Geld liefert, das man etwas improviesieren muss und Abstriche macht um schneller fertig zu werden. Aber diese Art von Pfusch spart auf Dauer nicht mal Geld. So genug gelaestert.

Am naechsten Morgen geht es weiter. Alle Zimmer werden noch hingerichtet, Betten Ueberzogen, "sauber" gemacht. Fuer meine Begriffe ist es immer noch nicht Hotelsauber, aber als mittags die Amerikanische Reisegruppe anreist ist das Hotel tatsaechlich einsatzbereit. (es ist eine Collegestudiereise mit Studenten und Lehrern aus Vermont)

Fuer mich ist die amerikanische Reisegruppe ein riesiges Glueck. Da die Konversationen mit den anderen Jungs die hier arbeiten zwar ganz lustig sind, aber auch sehr anstrengend und nichtssagend bin ich sehr froh ueber gute Unterhaltung. Fast genauso wichtig ist, dass ich mit den Amerikanern derren gutes Essen essen darf und nicht weiter das Standardzeug bekomme. (Morgens trockene Brotfladen, Mittags viel Reis mit Dalsauce (sehr geschmacksneutral) und Abens scharfes Curry mit Chapatibrotfalden, (scharf und trocken)). Wie gesagt ist das Essen der Amerikaner (schon auch indisch aber in gut und lecker) ein Traum fuer mich.

Tagsueber sind die Amis dann unterwegs und ich darf weiter Putz und Handlangerarbeiten machen, was voellig in Ordnung ist. Nachdem die Amerikaner aber nach 2 Naechten abhauen, entscheide ich mich ebenfalls einen Tag spaeter abzureisen.

Ich hatte sowieso nur vorlaenger als eine Woche zu bleiben wenn es mir gefaellt. Jetzt bin ich halt nur 6 Tage hier. Bhawani stoert es nicht weiter.

Insgesamt klingt dieser Bericht sehr negativ. Fuer mich war es aber eine tolle Erfahrung. Mal das Leben der Bediensteten mitzbekommen. Hab mich leider nicht getraut zu fragen was sie verdienen. Sie muessen im Grunde jeden Tag von Morgens bis Abends arbeiten und sind sogesehen eben freiwillige und bezahlte Sklaven. Obwohl das Hotel nach den Amerikanern keine Gaeste beherbergt duerfen sie nicht in den Zimmern schlafen sondern alle zusammen in rigendeinem Nebenraum. Die Tische benutzen sie auch nicht. Insgsamt eigentlich sehr schade so ein Leben. Trotdem haben sie, auch in ihrer einfachen Art noch eine grosse Lebensfreude. ich arbeite zwar mit ihnen aber sie behandeln mich immer ganz arg nett (wenn auch manchmal zu nett und aufdricnglich) als ihren Gast und nicht als einen Depp den Bhawani ihnen vorgesetzt hat. Sie freuen sich riesig auf meine Fotos zu kommen, bringen mir Tee und wollen alles mit mir teilen.

Bhawani und seine Frau sind auf ihre Art auch voll in Ordung. In der Arbeitszeit geben sie mir zwar auch ohne grosse freundlichkeit Anweisungen die ich brav befolge auch wenn sie mir noch so unsinnig erscheinen. Trotzdem fragen sie mich auch nach meiner Meinung und in der Nichtarbeitszeit bin ich auch ihr Gast um den sie sich gut kuemmern. Seinen Umgang mit seinen Bediensteten kann ich nicht beurteilen. Macnhmal erscheint es mir hart aber auf der anderen Seit ist das hier eben normal und Alltag. Das er eben der Boss ist und sich auch so benimmt gehoert eben dazu.

Bhawani ist uebrigens nachkomme der lokalen Koeniglichen Familie. Sein Grossvater war General bei den Briten und dessen Bruder der Maharaja. Auch Heute noch traegt der Koenig von Tehri seinen Turban nur von Bhawanis Hand gewickelt. Mit dieser sehr stolzen Geschichte im Hintergrund ist sein jetziges Hoteliersleben bestimmt ein Abstieg aber er scheint klarzukommen.

Eimal mehr wird mir auch klar wie wichtig Beziehungen in Indien sind. Als ich sage, dass ich nach Gangotri will sagt er gleich, dass er da einen kennt dessen Vater in der "Forstbehoerde" arbeitet und diesen ruft er dann auch gleich an, damit ich problemlos die Erlaubnis fuer den Natiionalpark bekomme und nicht zuviel bezahle. Das hat mir mit Sicherheit ueberhaupt nichjts gebracht. Der Mann ist eher ungehalten als ich ankomme und seinen Namen weiss. Nichtdestotrotz zeigt es wie Dinge hier in Indien funktionieren. Mit Beziehungen und wie Bhawani selbst sagt mit Korruption.

Die Teilung Indien in Indien und Pakistan gab es laut Bhawani nur, weil Nehru (erster Premier Indiens) und Jinnah (erster Premier Pakistans) beide nicht auf die Ehre verzichten wollten erster Premier Indien zu werden. Das sogar obwohl damals schon klar war, dass Jinnah bald an Krebs sterben wuerde. Ghandi selbst so Bhawani wusste von alldem. Aber immerhin habe dieser nie gelogen. (Ob das so stimmt sei mal dahin gestellt aber ist schon moeglich, dass seine Vorfahren in der Fuehrungdes Landes andere Informationen hatten als das heutige Geschichtsbuch).

Wie gesagt, insgesamt ein sehr spannender und nicht zu langer Aufenthalt. Mache mich von Chamba auf den Weg nach Uttarkhashi und Ganotri wo ich an den Gletscher des Ganges trekken will.

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7th June 2012

Toll Eindrücke!
Danke Bruderherz für deinen ausführlichen Bericht. Man kann sich so wirklich ein Bild von Indien machen. Erzähle bald mal vom Himalaya Bin sehr gespannt. Lass es dir gut gehen und komme gesund wieder! Lisa

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