Still Alive - Tag 96 - Ich bin ein Lappen


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Ecuador's flag
South America » Ecuador » North » Quito
December 20th 2019
Published: January 7th 2020
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ÄquatorÄquatorÄquator

Faszinierend, dass Leute auf der einen Seite des Äquators auf den Füßen und auf der anderen auf den Händen laufen. Weil er südlich des Äquators geboren wurde, dreht sich die DNA des Mannes im Hintergrund linksrum, weshalb er umgekehrt zu mir auf der Nordhemisphäre auf den Händen und auf der Südhemisphäre auf den Füßen läuft.
Heute ging ich vormittags wieder zur Italienischen Botschaft. Diesmal hatte sie sogar offen! Ich ging zu der Tür, vor der ich gestern stand, klingelte und wurde vom Securitytypen an eine andere Tür auf der anderen Seite des Gebäudes weitergeleitet. Dort fragte ich einen Polizisten, der vor der Tür stand, der an der Tür klopfte. Ein Mann kam und fragte mich, was ich denn brauchte, ich erklärte wieder mein Problem (dass ich meinen Pass verloren hatte) und er holte den nächsten Mitarbeiter, diesmal einen Carabiniere. Ich durfte ihm nochmal erklären, dass ich meinen Pass verloren hatte, dann verschwand er wieder für ein paar Minuten, vermutlich um zu fragen oder zu googlen, was denn jetzt zu tun sei. Schließlich kam er wieder und erklärte mir, ich solle mit einer Verlustanzeige und einem Passfoto wiederkommen. Von beidem wusste er selbst nicht, woher ich es bekommen könnte, doch der Polizist wusste zum glück weiter.

Er schickte mich zu einem Laden um die Ecke, der davon lebte, Dokumente etc. bereitzustellen für Leute, die etwas von der Botschaft brauchten. Ich ließ mich fotografieren und füllte online die Verlustanzeige aus, die ich im Laden drucken lies. Diese ist per se ein kleines kuriosum: Einerseits steht drin, dass ich mich mit meinem Pass ausweise und die Passnummer des (tschechischen) Passes. Zugleich ist als verlorenes Dokument mein (italienischer) Pass angegeben, das Feld mit der Passnummer ist leer, weil ich sie nicht weiß. Ich weiß nicht, warum bei mir immer alles so verwirrend wird.

Ich ging mit den Dokumenten wieder zurück zur Botschaft und wurde diesmal an die erste Tür zurückverwiesen. Dort ließ mich der Securitytyp rein. Ich musste alles elektronische in einem Schließfach lassen und durch einen Metalscanner laufen, dann wartete ich ein bisschen in einem Warteraum. Nach einer weile wurde ich zum Schalter gerufen und redete kurz mit einem weiteren Angestellten. Es kam leichte verwirrung auf, als er mich fragte, wo ich denn wohne, und ich es nicht sicher wusste ("Ich glaube in Deutschland"). Ich habe zwar meinen Wohnsitz in Deutschland angegeben, weiß aber nicht sicher, ob Italien davon Wind bekommen hat, deshalb kann es auch gut sein, dass ich in Italien offiziell in Italien wohne. Somit wohne ich vermutlich gerade bei aufsteigender Offizialität in Ecuador, Deutschland und Italien. Zum Glück meinte der Mitarbeiter, ich solle meine Italienische Addresse angeben, die Deutsche hätte ich vermutlich nicht gewusst. Zu meiner Verteidigung, ich war erst zwei mal an meinem
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Rechts ist Winter, links Sommer
Wohnort.

Auf jeden Fall bekam ich ein Formular auf Italienisch und Spanisch, das ich ausfüllen sollte. Dies gelang mir mit nur wenigen Fehlern (ich gab als Status, sprich ledig/verheiratet an "Italy & Czech Republic", als Hochzeitsdatum den heutigen Tag). Der Mitarbeiter meinte, ich würde dann in nächster Zeit eine Mail kriegen, er sei zuversichtlich dass ich es schaffen würde in dem Monat bis zu meinem Abflug einen Pass zu kriegen.

Als nächstes ging ich zu einem Park, dem Parque la Carolina. Dort traf ich meine Eltern - mein Vater war gestern abends in Quito gelandet. Wir nahmen ein Taxi und fuhren zu einem Ort namens "Mitad del Mundo", einer kleinen Touristenfalle, nördlich von Quito und nahe am Äquator gelegen. Dort steht ein großes Monument, um einerseits der ersten geodätischen Mission zu gedenken, die einst dort Messungen durchgeführt hatte um nachzuweisen, dass die Erde vielmehr eine Oblate als ein Football ist. Damals wurde dieser Ort für den genauen Standpunkt des Äquators verlaufen, was auch der zweite und eigentlich größere Grund für das Touristendorf an dieser Stelle ist. Mir selbst kam der Ort unheimlich lebensfeindlich vor - man hört immer, wie schlimm die Wüste sei, weil es da tagsüber heiß
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Ich hab vergessen den Fotoapparat auf Automatik zurückzustellen und ihn jemandem gegeben, um uns ein Familienfoto zu machen
und nachts kalt ist. Der Äquator ist viel schlimmer. Man steht südlich und genießt Sommer, doch kaum macht man einen Schritt nach rechts ist plötzlich Winter. Läuft man in Schlangenlinien am Äquator entlang ist die ganze Zeit abwechselnd Sommer und Winter - schrecklich!

Wir schauten uns das Monument an, darin gab es ein kleines Museum mit einem Teil über Ecuador und einem zweiten mit ein paar kleinen physikalischen Experimenten. Dann machten wir so wie alle Touristen ein paar Fotos bei der Linie. Anschließend schauten wir noch ein kleines Kakaomuseum an, bevor ich mich entschied ein schönes Foto am Äquator zu machen, wie ich einmal nördlich der Linie stehe und einmal südlich der Linie einen Handstand mache.

Was ich dabei nicht bedachte war, dass ich eigentlich nicht weiß wie man Handstände macht. Aber ich dachte mir "so schwer kann das nicht sein" und bat meinem Vater, einfach meine Füße aufzufangen und zu halten. Er stellte sich hin und ich stieß mich ab, ohne allzulange nachzudenken, wie ich wieder runterkommen würde. Ergebnis war, dass ich mich viel zu wenig abstieß. Meine Füße machten eine Bewegung nach oben, dann wieder nach unten und schließlich landeten mit einem "Tock" meine Knie auf dem Steinboden. Ich probierte dann noch zweimal, ob ich es nicht doch schaffen würde, diesmal auf dem Rasen 5 meter entfernt, dann tat mein Knie weh und ich gab auf. Fortan hinkte ich und fühlte mich dumm - ich habe selten von unnötigeren Verletzungen gehört.

Wir fuhren zurück zum Hostel, wo wir dann zu viert mit Mathis die nächsten Tage planten.

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