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Published: August 12th 2010
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So ihr lieben oder Oi! wie der Brasilianer kurz sagt,
gut 1 Monat bin ich jetzt schon hier und hab aus reiner Faulheit noch nichts von mir hören lassen. Schande über mein Haupt! Und auch jetzt schreib ich ehrlich gesagt nur mal wieder auf den letzten Drücker, aus Angst gar nicht mehr mit dem Erzählen hinterher zu kommen. Denn in gut 2,5h fährt schon unser Bus ab. Ziel: RIO DE JANEIRO!!! 😊
Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll und werde auf keinen Fall noch alles zuammen kriegen, was passiert ist, aber ich geb mein Bestes:
Also, los ging das ganze Abenteuer natürlich am Flughafen in Belo Horizonte. Völlig planlos wie ich nunmal angereist bin hab ich mich mit nichts weiter als einer Adresse von meinem Hostel mit den örtlichen öffentlichen Bussen auf die Suche nach selbigem gemacht. Spätestens beim Umsteigen in der Innenstadt hat dabei - mit einer Mischung aus kaltem Angstschweiss und heißem physischen Schweiss vor Anstrengung - in einem völlig überfüllten Bus und mit 150 kg Gepäck (davon 50 kg Medikamente!) der Spaß bereits voll begonnen. Nach einigen lustigen Gesprächen mit Busfahrern und Passagieren, bei denen kein Teilnehmer den anderen auch nur im Ansatz
verstanden hat, bin ich trotzdem irgendwie im "O Sorisso do Lagarto" - meinem Bestimmungsort - gelandet!
Am Rande schonmal eine kleine Anekdote zu den Bussen hier: Ich zitiere frein aus meinem letztjährigen Blog: "Sorry Jungs, aber gegen die Achterbahnen im Magic Mountain stinkt die G-Force echt ganz schön ab!". Nun, daraus wird jetzt: "Die Achterbahnen im Magic Mountain sind Kindergeburtstag gegenüber einer Fahrt in einem brasilianischen Bus!"
Vollkommen ungefedert brettern hier selbsternannte Schumis (oder besser: Ayrton Sennas) durch schlaglochübersähte, steilhangartige, überfüllte Pisten, ungeachtet jeglicher Ampeln, Verkehrsschilder und vor allem Fussgänger.
Als Fussgänger hat mans hier echt nicht leicht. Wenn man in Deutschland über eine Straße geht und sieht ein Auto um die Kurve kommen, das freie Sicht auf einen hat, denkt man sich ja schonmal "Komm, lass ich mal den Dicken raushängen...der bremst schon runter, hehe". Hier: Fehler! Das wäre dein sicherer Tod 😊 Die Beschleunigen hier eher noch! Hier gilt nur die Devise "Lauf Forest, lauf!"
So, zurück zu dem was ich eigentlich erzählen wollte. Die Anfangszeit war definitiv nicht immer leicht. Ich konnte mich echt überhaupt nicht verständigen, hatte keine Wohnung, keine Sprachschule, kein Plan wo, wann, wie und mit wem mein Praktikum sein wird... einfach
gar nix. Vor allem die mangelnden Sprachkenntnisse waren echt teilweise schlimm, denn da kaum jemand englisch spricht, hab ich mich schon teilweise wie ein Alien gefühlt. Im Nachhinein denk ich aber schon wieder gerne und mit einem Lachen dran, wie ich in den ersten Tagen in den Oi!-Shop bin, um mir ein Handy zuzulegen und mit dem Verkäufer in Zeichensprache und über den Google-Übersetzer am Bildschirm versucht habe mich verständlich zu machen. Oder wie ich in der Buszentrale nicht gecheckt hab wie ich durch die Sicherheitsvorkehrungen zu gehen hab. Dafür wurd ich dort 3 Wochen später beim zweiten Besuch vom Security mit Handschlag und einem kleinen Lachanfall begrüßt (kein Scherz! 😊).
Ums kurz zu machen: im Endeffekt hat alles super geklappt. Ich hab im Hostel super coole Leute kennengelernt von denen einige wenige auch länger hier bleiben, hab mir Sprachunterricht an der Uni und in der Cultura Alema organisiert, mache schon erste Fortschritte, hab eine coole Wohnung für Callo und mich gefunden und hab auch sonst alles bekommen, was ich irgendwie haben wollte 😊
Und das beste: ich hab ein supertolles Praktikum!!! Gena, die Therapeutin mit der ich hauptsächlich zusammenarbeite ist der netteste Mensch der Welt, kümmert sich
um alles, ist super hilfsbereit (wie sooooo viele Brasilianer!!!) und nebenbei noch eine tolle Therapeutin.
Sie und ihre Kollegen die ich auch begleiten darf, arbeiten hauptsächlich mit Autisten, Behinderten, hyperaktiven Kindern und alten Menschen. Also alles Fälle auf die ich NULL in meinem Studium vorbereitet wurde! 😊 Ich hätte mir aber nie vorstellen können, dass das Arbeiten mit diesen Menschen mir soviel Spaß machen könnte. Es ist natürlich nicht immer leicht und ich weiß immer noch nicht, ob das wirklich was für meinen späteren Beruf wäre, aber ich bin echt sehr, sehr positiv überrascht. Die Therapeuten pflegen hier einen so herzlichen und offenen Umgang mit ihren Klienten, das ist glaube ich schon ein bisschen anders als bei uns. Andererseits wahren sie aber auch kaum Distanz, was bestimmt auch manchmal problematisch sein kann.
Wie auch immer. Das Praktikum ist toll und neben Orgakram und Sprachschule hab ich in den ersten Wochen natürlich auch schon ein bisschen was erlebt. So bin ich schon fleißig die Stadt abgewandert, hab mir teilweise allein, teilweise mit Freunden aus dem Hostel die schönen Parks angeschaut, war im berühmten Stadtteil Pampulha, wo eine Kirche von Oscar Niemeyer steht, dem Architekten der Brasilia später entworfen hat. Ich
hab die Barszene in Savassi ausgecheckt, war auf Jazzfestivals, kleinen Kneipenkonzerten, heißen Noites Cubanas und auf einer witzigen Party in Santa Lucia, einem kleinen Kolonialstädtchen ganz in der Nähe.
Seit 1,5 Wochen ist jetzt endlich auch Callo angekommen. Genau einen Tag nachdem ich eine Wohnung für uns finden konnte. Gutes Timing also 😊 Wir waren mittlerweile auch in Nova Lima, dem Vorort etwas außerhalb, in dem sie ihr Praktikum machen wird. Zu zweit ists natürlich gleich noch ne Spur schöner, schließlich hab ich mir die größeren Unternehmungen auch noch für die Zeit mit ihr aufgehoben. Bisher lassen wirs uns mal richtig gut gehen! 😊 Ihr Praktikum hat noch nicht angefangen und wir schauen uns viel in der Stadt an, gehen auf Märkte, hören Livemusik, gehen abends essen oder was trinken und planen unsere Reisen (die jetzt in mittlerweile nur noch 2h losgehen werden 😊).
Mein bisheriges Highlight mit ihr - nein meine 2 persönlichen Highlights - waren zum einen ein Sonnenuntergangs-Sushipicknick auf einem Aussichtspunkt mit Blick über ganz BH, und zum anderen unvergesslich Callo "O Camarao" Kessler in Aktion bei einem Vorglühdinner mit Freunden bei uns. 😊
Wir hatten 2 Jungs, die ich im Hostel kennengelernt hab - Keith
und Felipe - zum Spaghettiessen bei uns einladen, weil wir später zusammen weggehen wollten - fatalerweise Spaghetti mit Scampis!! Und Frau Kessler muss sich spontan gedacht haben "Och, komm, wo ma schomma hier sinn, können wir ja auch grad ma gucken, wie die brasilianischen Krankenhäuser so sind" und hat spontan eine Lebensmittelallergie auf Garnelen entwickelt! ^^ (die sie vorher in Deutschland natürlich nie hatte 😉).
3 Tage hat sie ausgesehen wie das was sie gegessen hat!!! :D Mittlerweile ist Gott sei dank alles wieder gut... nachdem sie Sonntags morgens in einem brasilianischen KH 3 Liter Cortison intravenös verabreicht bekommen hat.
Was ein Schock! 😊 Keine Woche hats gedauert. Rekordverdächtig! 😉 Naja, vielleicht kommen wir dafür diesmal um die obligatorische Magen-Darm-Infektion rum. Das wär doch mal was!
Leutz, ich muss auch schon wieder Schluss machen. Ich versuch mich bald wieder zu melden und mehr zu erzählen von Rio, Sao Paolo, Ouro Preto und wos sonst noch überall hingeht. Wenn ich nur nicht so schrääääääääcklich faul wäre!! 😉
Ich vermiss euch alle sehr! Fühlt euch gedrückt!!
Oi-er Marco
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Svenja
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Oi!
Schön wieder was von dir zu lesen und damit zu wissen, dass du noch lebst und nicht von Drogen-Kartellen gegen horrende Summen bzw. als neuer Commandante entführt wurdest... oder so. Arme Callo! Schön dass das für sie um ist und ihr jetzt viel tolles gemeinsames vor euch habt :) Und ADHS-Kiddies - geil! Bring mir ein bischen Ritalin mit! ;) Scheinst dich jedenfalls echt locker zu schlagen. Viel Spaß noch!