Woher sollen wir wissen wo wir sind, wenn wir nicht einmal wissen welcher Tag heute ist?


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South America » Brazil » Goiás
December 29th 2012
Published: December 31st 2012
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Route mit Johannes

Joao Pessoa - Brasília - Pirenópolis - Goiânia - Recife - Praia do Carneiro - Joao Pessoa

Gut, dass ich durch meinen Mini-Roadtrip mit den Mädels letztens schon halbwegs auf eine Mietwagenfahrt durch Brasilien vorbereitet war. Sonst wäre ich gestern vermutlich von der nächstbesten Brücke gesprungen. Habe meinen Bruder vorsichtshalber auch von Vornherein darauf aufmerksam gemacht, dass die Huckel in den Straßen sehr hinterlistig sein können und ein Navi nur sehr bedingt nützlich ist. So richtig vorstellen konnte er es sich nicht. Bis wir uns kurz außerhalb Brasílias völlig verfahren haben.

Wir wollten ja eigentlich nach Pirenópolis. Da das aber nicht auf direktem Weg zwischen Brasília und Goiânia liegt, gab es zwei Wegmöglichkeiten: den kürzeren oder den schnelleren. Uns wurde der schnellere empfohlen, da der kürzere sehr schlecht sein sollte. Das Navi hat uns natürlich über letzteren geschickt, was wir aber zu spät gemerkt haben. Wie ich schon von unserem letzten GPS wusste, ist dessen Zuverlässigkeit außerhalb von Großstädten eher mäßig. So wollte es uns irgendwann von einer ohnehin unasphaltierten Straße abbiegen lassen, nur war dort dummerweise nur Wald, nichts was einem Weg auch nur ähnlich wäre. So sind wir einfach der einzigen vorhandenen „Straße“ weiter gefolgt. Was ein ziemlicher Fehler war. Denn der führte uns nur immer weiter und weiter in die Pampa, über immer schlechtere Wege, bergauf, bergab – und meilenweit keine Ansiedlungen. Unser Navi hat schon nicht mal mehr Straßen angezeigt, geschweige denn versucht ernsthaft seinen Job zu erledigen und uns irgendwo hinzuführen. Also haben wir es abgeschaltet und gehofft, dass der Weg irgendwo endet. Nach fast 2 Stunden Irrfahrt durch die Wildnis sind wir doch noch auf ein Dorf gestoßen, wo ich jemanden nach dem Weg gefragt habe. Die Einheimischen haben ziemlich gelacht, als wir unser Ziel nannten – offensichtlich waren wir wirklich irgendwo im Nichts versumpft. Aber nach ihren Anweisungen mussten wir der Straße auch nur noch 40 km folgen, bis wieder Asphalt kommt. Was sind schon 40 km bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 20 km/h?! Am Ende sah unser Auto auch entsprechend dreckig aus. Aber das war nur ein Beweis für unseren kühnen Übermut, den Weg immer weiter fortzusetzen.

Letztendlich haben wir doch die asphaltierten Straßen wiedergefunden und ich glaube noch nie in meinem Leben habe ich mich so über Teer gefreut. Als wir in Pirenópolis ankamen war es schon Spätnachmittag, also keine Chance mehr für Ausflüge. So haben wir uns nur bei einem Touranbieter über die verschiedenen Möglichkeiten informiert und sind dann eine Runde durch das kleine historische Städtchen gelaufen.
Couchsurfing-AbendCouchsurfing-AbendCouchsurfing-Abend

am Stirnende der Belgier, daneben die Russinnen, dann mein Bruder und ich, vorne rechts unser Gastgeber Edu, links zwei Brasilianerinnen
Danach sind wir gleich weiter nach Goiânia, was wir zum Glück sogar ohne weitere Probleme gefunden haben. Wir sind auch eine Runde durch die Stadt gefahren um mal zu sehen, was es da gibt. Aber schon mein dicker Reiseführer hat der Hauptstadt Goiás‘ gerade mal eine halbe Seite gewidmet und damit hat er nicht untertrieben. Ich schätze, das ist die hässlichste Stadt die ich je gesehen habe, dagegen ist Chemnitz ein wahres Juwel.

Auch unseren neuen Couchsurfing-Host haben wir schnell gefunden, ebenfalls ein super symapthischer Typ, der in seinem riesigen Haus offensichtlich fast rund um die Uhr Couchsurfer beherbergt. Platz genug hat er auf jeden Fall, ich frag mich nur, was die Leute alle in dieser Stadt wollen… Zusammen mit uns war noch ein sehr lustiger Belgier da, dem ich bis zum Abendessen verheimlichen konnte, dass ich Französisch spreche. Denn nach meiner Pleite in der Pousada am Ende der Welt wollte ich mir nicht nochmal so eine Blöße geben. Erst als wir alle zusammen abends in einem netten Restaurant saßen, dazu noch ein paar Brasilianer und zwei russische Couchsurferinnen, hat mich Johannes verpetzt. Dann durfte ich mir aber was anhören und von da ab hat der Belgier schon aus Prinzip nur noch Französisch mit mir gesprochen. Da auch nicht alle Anwesenden Portugiesisch sprachen, entstand schnell ein Mix aus Portugiesisch, Englisch, Französisch, Deutsch und Russisch am Tisch. Zum Glück spreche ich „nur“ 4 dieser 5 Sprachen, aber permanent zwischen all denen hin und her zu schalten war echt mega anstrengend. Ich glaube, das war auch das erste Mal, dass ich wirklich 4 Sprachen gleichzeitig sprechen musste. Mein Kopf hat definitiv nicht nur vom Bier geschwirrt. Und eins weiß ich jetzt: es war eine gute Entscheidung, NICHT Dolmetscherin zu werden.

Wie man sich vorstellen kann, wurde auch dieser Abend ziemlich lang und wir sind erst nach 4 Uhr morgens ins Bett gekommen. Trotzdem hieß es früh aufstehen, denn wir wollten zurück nach Pirenópolis, um endlich die schönen Wasserfälle zu sehen und wir hatten bis dort knapp 2 Stunden Fahrt vor uns. Als Erstes haben wir eine Flussabfahrt in Wasserreifen unternommen. Zwar ist hier gerade Regenzeit, aber noch verspätet sich der Regen, weswegen nicht besonders viel Wasser im Fluss war. So war es keine besonders abenteuerliche Abfahrt, eher ein gemütliches Dahintreiben. Aber deshalb nicht weniger schön. Denn so konnten wir die Natur auf uns einwirken lassen, die Urwaldgeräusche, die Tiere, die
Cachoeira do AbadeCachoeira do AbadeCachoeira do Abade

immerhin stolze 22 m hoch
Ruhe…. Wir haben Flussschildkröten gesehen, Kolibris und riesige bunte Schmetterlinge, die man sonst nur aus Büchern kennt. Das war echt toll!

Zurück in der Kleinstadt haben wir uns kurz gestärkt um danach zur nächsten Tour aufzubrechen. Mit dem Auto sind wir wieder über steile, schlecht erhaltene Feldwege einen Berg hochgefahren – diesmal aber geplant. Bis wir bei der Cachoeira do Abade (Abade-Wasserfall) angekommen sind. Von dort aus sind wir zu Fuß weitergegangen über einen 2,5 km langen Trampelpfad, der bergauf bergab führte, immer durch die wilde Natur durch. Zwischendurch sind wir an verschiedenen Wasserfällen und Aussichtspunkten vorbeigekommen, außerdem führte eine Hängebrücke über eine 24 m tiefe Schlucht. Trotz dass es mindestens die Hälfte der Strecke geregnet hat, hat es unheimlich Spaß gemacht. Schließlich war es warm und am Ende der Runde waren wir sogar wieder komplett trocken. Wenn Regen in Bremen genauso wäre, könnte ich mich tatsächlich damit anfreunden. Aber das ist eine andere Geschichte.

Morgen müssen wir schon früh um 5 losfahren um rechtzeitig unseren Mietwagen in Brasília abzugeben und unseren Flug um 9.30 Uhr zu erwischen. Denn es geht schon wieder weiter nach Recife. Dort besuchen wir meinen Freund Riva, mit dem wir dann auch Silvester an einem paradiesischen Strand verbringen werden. Es darf also auf weitere spannende Geschichten gehofft werden 😉


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mit Ryu und Edumit Ryu und Edu
mit Ryu und Edu

wir vier haben sozusagen zusammen gesurft
und plötzlich war der Asphalt zu Endeund plötzlich war der Asphalt zu Ende
und plötzlich war der Asphalt zu Ende

auf dem Weg zu den Wasserfällen


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