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So, die Überschrift klingt ja schon mal vielversprechend. Auch ich weiß, als ich mich von Fox Glacier nach Süden aufmache,
dass mich ein Wunderland der Berg- und Seelandschaften erwarte. Besonders das Weltkulturerbe im Fiordland National
Park will ich auf gar keinen Fall verpassen. Leider ist es auch die regenreichste Region des Landes und es gehört ein wenig
Glück dazu, diese wunderbare Landschaft im Trockenen genießen zu können.
Von Fox Glacier trampe ich nach Haast, benannt nach dem Bonner Forscher Julius von Haast, der auch verantwortlich ist für
den merkwürdigen Namen Franz Josef weiter nördlich im Ortsnamen.
Er ist einer der wichtigsten Europäer gewesen, wenn es um die Entdeckung Neuseelands auf naturwissenschaftlichem Gebiet
geht. Doch eines haben Julius von Haast und ich gemeinsam: Ich kann mir kaum vorstellen, dass er die Sandfliegen gern hatte.
Wenn ich nach Europa zurückkomme, dann sind die ganzen Mücken und Mosquitos nichts im Vergleich zu diesen Biestern. An
der Westküste ist deren Auftreten so brutal, dass es hier einen eigenen Namen für die Sandfliegen gibt, anders als im Rest
Neuseelands. Sie lieben nun einmal das feuchte Klima, von dem die West Coast genug hat. Leider wirken
Lake Hawea vom State Highway 6
Vor 30 Jahren war dieser Higway, der die ganze Westküste entlanggeht, noch eine Schotterstraße. die Sprays auch nur
bedingt, weil es einfach so viele von den nicht mal 1 mm großen Insekten gibt, dass irgendwo immer eine Stelle vergessen
wird, wo sie dann Blut saugen.
Es ist echt krass! Ich erinnere mich noch an die Geschichte von einigen Forschern, die in die Sounds im Fiordland National
Park mit dem Schiff einfuhren und auch bald auf die Sandfliegen aufmerksam wurden. Wie es dann so kam, entwickelten sich
Mutproben unter den Matrosen, bei denen es darum ging, seinen Arm auszustrecken und ihn von den Sandlfliegen zerfressen
zu lassen. Als es dann nicht mehr auszuhalten war, wurden sie eine nach der anderen von einem anderen Matrosen entfernt
(ja, die bleiben da und saugen immer weiter, bis man sie entfernt!). Es hört sich vielleicht alles etwas übertrieben an, aber
diese Blutsauger sind teuflisch schlimm - der stärkste Juckreiz, den man sich vorstellen kann.
Von Haast aus ging es über den extrem schönen Haast Pass durch die neuseeländischen Alpen nach Wanaka. Gelegen am
Lake Wanaka erfreut sich der Ort an einem äußerst spektakulären Blick über den See und die dahinter aufragenden Gipfel
des Gebriges. In Wanaka verbringe ich
drei Tage und treffe mich auch mit Sam und Rosa (die beiden Niederländerinnen aus
Fox - mir ist der zweite Name wieder eingefallen). Zusammen klettern wir auf den Iron Peak, der einen guten Blick über die
Region verschafft. Am nächsten Tag allerdings erwartet mich eine wesentlich längere Wanderung: Roys Peak. Blickt man
über Lake Wanaka, erhebt sich zur linken eine sehr steile Bergkette. Da bin ich hoch und oben angekommen bin ich erstens
sehr fertig, zweitens sehr überwältigt. Ich habe mir einen heißen Tag ausgesucht, aber dafür auch klar und man kann bis
zum Mount Aspiring sehen - wie sein Name schon sagt, etwas, nach dem man strebt. Das ist die bisher beste Tageswanderung,
die ich Neuseeland gemacht habe.
Auf dem Weg nach Queenstown durch das Caldrona Valley erreicht man einen Punkt, an dem sich ein atemberaubender Blick
über den Lake Wakatipu, an dem Queenstown liegt, bietet. Die Engländerin, die mich mitnimmt, sagt: And here is the
presentation of Queenstown! Und ich: Wooooaaaah!
Bald geht es dann runter nach Queenstown, wo sich gleich fünf Drehorte von Herr der Ringe befinden und auch eine große
Menge an Freizeitangeboten - Bungy,
Paragliding, Skydive, Whitewater Rafting, Canyon Swing, Mountainbike Trails, Party
Party Party. Alles natürlich auch super teuer. Beispiel: Bungy ab 200$ (einmal springen). Natürlich ist das alles auch sehr
sicher und gut begleitet und vorbereitet, aber ich kann mir das einfach nicht leisten. Und weiß auch zugegebenermaßen
nicht, ob ich mich das trauen würde. Stell dir vor du stehst da und dein Gehirn schreit dich an: Nein, das ist Selbstmord, bist
du irre, hallooo?! Und du springst einfach. Hmm, ja ist ja sicher, aber es kann mmer was schief gehen. Mag mich langweilig
machen, aber nein, das traue ich mich nicht.
Bevor man aber ins eigentliche Queenstown kommt, ist da noch Arrowtown, eine alte Goldgräberstadt mit dem legendären
Postamt. Ich kenne es auch erst seit ich da gewesen bin. Keine Sorge.
In Queenstown selbst bleibe ich nur eine Nacht (bezahle für ein Zelt, schlafe aber in der Lounge auf dem Sofa, weil es so kalt ist) , denn am nächsten Tag soll ich zu Mark und Sharon nach Garston kommen,
denn dort kann ich ein wenig wwoofen. Meine erste Wwoofing-Erfahrung. Also die erste richtige.
Ich lerne ein paar nette Leute kennen
und von zwei Kanadierinnen werde ich am nächsten Tag dann mitgenommen und in Garston abgesetzt.
Die folgenden sieben Tage verbringe ich also irgendwo im Nirgendwo und meine Aufgaben reichen vom Polieren eines frisch aus Kalifornien eingeschifften Vintage-Airstream-Foodtrailers bis hin zur Nummer 1 Aufgabe für Wwoofer: Unkraut jäten.
Schon eine ganz schöne Verantwortung, einem, den man nicht kennt, diesen Buffer (Poliermaschine) in die Hand zu drücken. Ein paar Kratzer sind auch drin, glaube ich, aber glaubt mir, das Ding ist schwer zu halten, wenn es einmal läuft. Größtenteils glänzt und schimmert der Anhänger jetzt aber.
Marc und Sharon, meine Gastgeber wollen bald neben dem Betrieb ihres B&B, das äußerst schön gelegen ist und auch nächtlichen Besuch hat, in Garston in ihrem Anhänger Essen verkaufen. Ein Lebenstraum wird wahr für die beiden, schön! Sie kommen aus Kent, südich von London. Echt viele Engländer "fliehen" hierher.
Die beiden haben einen Hund, genannt Barkley, der der aufmerksamkeitsbedürftigste Hund ist, den ich jemals, JEMALS, gesehen habe. Man stelle sich vor, ich stehe da und poliere den Anhänger und der Hund sitz neben mir und hat den Tennisball im Maul und lässt ihn unnachlässig fallen, wedelt mit dem Schwanz und wenn ich
kein Interesse zeige, macht er das eben nochmal, bis ich den Ball wegkicke. Echt liebes Tier und er passte ganz genau zu dem Bild, das im Flur hängt: "Talking to a dog: Do you think I look fat in these stripes? - Throw the ball! - What do you think about my new shoes? - Throw the ball! - They say it's going to rain tomorrow! - Throw the ball!...."
Diese Woche hielt allerdings noch eine riesengroße Überraschung für mich bereit, denn eines schönen Tages fährt des Nachbars Auto in die Einfahrt und wer sitz auf dem Beifahrersitz? Chrissy, die ich in Blenheim und Fox getroffen habe! Was für ein Zufall, dass sie in der Einöde aller Einöden ausgerechnet beim Nachbar wwooft. Am Abend gibt es dann ein BBQ und an ihrem Geburtstag ein paar Tage später gehe ich zum Nachbarshaus rüber.
An einem freien Tag fahren wir zu dritt, Marc, Sharon und ich, nach Invercargill. Überraschenderweise ist diese Stadt nicht so uncool, wie alle sagen. Denn neben Dunedin ist es eine der wenigen Orte auf der Südinsel mit schönen Gebäuden. Okay, das spiegelt mein fotografisches Interesse wider und ist darüber hinaus eine echt unfaire Aussage, weil Christchurch
echt nicht mehr mithalten kann, leider (Erdbebenschäden).
Am letzten Tag in Garston werde ich noch von Marcel und Julius, die ich aus Fox Glacier kenne, besucht. Zusammen fahren wir mit dem Fahrrad ein bisschn am Highway entlang ins nächste Dorf, Athol, und gönnen uns einen Kaffee. An einer Brücke, die wir überqueren müssen, ist am vorherigen Tag ein Bus mit chinesischen Touristen durch die Barriere gebrochen, weil der Fahrer die Kontrolle verloren hat und alle Insassen sind gestorben.
Nach einer Woche Pause, die mal nötig gewesen ist, weil man nicht ununterbrochen reisen kann, geht es dann weiter in Richtung Fiordland National Park, der zweite Teil des Weltnaturerbes Neuselands (eines der zwei). Meiner Meinung könnte man ganz Neuseeland zu einem ganzen Weltnaturerbe erklären! Wusstet ihr, dass das Wattenmeer in Niedersachsen, Hamburg und Schleswig-Holstein auch eins ist? Cool, wa?
Weiter gehts dann bald in der nächsten atemberaubend spannenden Episode hier auf meinem Exklusivkanal mit merkwürdig unregelmäßigen Sendezeiten.
Euer Jan
P.S.: Bald geht es schon wieder in Richtung Heimat, ich hoffe, ich schaffe es, den Blog zu vervollständigen! Wenn nicht, es mag mir verziehen werden, doch lasst euch eins gesagt sein: Ich erzähle gern noch, auch wenn hier
schon (fast) alles festgehalten wird! Also gerne Fragen stellen! 😊
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