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Diese Geschichte ist zu lustig um ihr nicht einen eigenen Blogeintrag zu widmen. Wer ein paar Minuten Zeit hat und etwas zum Schmunzeln braucht ist hier genau richtig.
PS: Reisen ist geil.
Heute habe ich einen Ausflug zur Isla de Mujeres gemacht. Ich habe mich sogar noch spontan umentschieden, eigentlich wollte ich in einen kleinen beschaulichen Ort in Richtung Playa del Carmen fahren (abseits des Massentourismus) dann hat mein Airbnb-Host Marco allerdings die Insel vorgeschlagen und von dem feinen Sandstrand geschwärmt, da wusste ich, ich muss da hin. Anscheinend hat die Insel mit dem Playa Norte einen der Top 10 Strände der Welt... und dazu muss ich sagen: er hat nicht enttäuscht!
Mein Tag war anfangs sehr ruhig, unspektakulär, geprägt von halbnackten braungebrannten Latinos und eher rotbraunen Amerikanern die mit Bierdosen im Meer trinkend und laut diskutierend einen Football hin und her werfen. Später des Nachmittags, als die größte Mittagshitze vorbei war und ich beschloß die Insel abseits des allseits bekannten Strands Playa Norte noch zu erkunden, machte ich mich auf den Weg gen Süden. Mein Ziel war ein Schildkröten Konservatorium das anscheinend fußläufig erreichbar wäre, nach einem Viertel des Weges wurde ich allerdings schon des
Gehens müde (es waren doch noch über 30°C) und fing an mich nach Mitfahrgelegenheiten umzusehen. Fast alle Touristen mieten hier ein Golf-Caddy, kurz darauf wurde mir schon ein „ride“ angeboten. Ich sprang also hinten auf den Caddy, nach kurzer Absprache war dann auch schon klar, dass wir gemeinsam die Insel umrunden würden. Die beiden Jungs schienen nett und vernünftig zu sein, zwei Brasilianer, wobei der eine kein Wort Spanisch oder Englisch verstand, was mir schon etwas komisch vorkam. Kurze Zeit später wurde ich dann aufgeklärt: er sei Israeli. Somit startete eine merkwürdig unterhaltsame teils peinliche Reise... Ein verrückter Brasilianer aus Rio, der Portugiesisch, Spanisch, Englisch und Hebräisch spricht, gemeinsam mit seinem israelischen Freund, der keine Sprache außer Hebräisch spricht.
Der Ausflug verlief soweit gut, wir fuhren einen Teil der Insel ab und stoppten immer wieder für Fotos und auch das (wenig spektakuläre) Konservatorium, solange bis die Frage nach Essen oder Trinken aufkam. Ich hatte schwer das Gefühl, dass der Israeli mich unbedingt zum Essen einladen wollte, denn er drängte immer wieder mit der Frage, was wir nun wo konsumieren sollten... Wir fanden dann am Weg ein kubanisches Lokal mit einem indischen Kellner, der weder Spanisch, Englisch, Portugiesisch, Deutsch, Italienisch
noch Hebräisch gesprochen hat. Wir wollten eigentlich ursprünglich einfach nur Kaffee trinken - weil auch niemand so richtig Hunger hatte aber der Israeli auf eine Einkehr bestand. Der Inder präsentierte uns sogleich, dass er nur Cappuccino anbieten kann, keinen Kaffee. Da ich wenn möglich auf Laktose verzichte, bat ich ihn um laktosefreie Milch. Der Israeli bestellte ohne dem viel Aufmerksamkeit zu widmen (die beiden hätte sich ohnehin nicht verstanden), der Brasilianer war schwer beschäftigt damit eine Toilette zu finden und immer wieder zu verschwinden. Der erste Cappuccino kam zehn Minuten später geliefert, gemeinsam mit der Nachricht, dass es keine laktosefreie Milch gibt. Er könne keinen Kaffee ohne Milch bringen - also bestellte ich einen zweiten Cappuccino um dem Wunsch des Israelis nachzukommen und in der Hoffnung, dass wir nach dem Kaffee bald weiterziehen. Zum Thema Essen konnte sich währenddessen auch niemand entscheiden: ich wollte nicht essen, der Brasilianer war ständig unterwegs, der Israeli erklärte mir (über ein App am Handy mit Google Translate), dass er Jude sei und Essen daher „ein Problem“ ist. Er wollte aber unbedingt, dass ich esse, also erklärte ich ihm (schriftlich), dass ich etwas mit ihm teilen kann. Als der "sprachlose Inder" mir dann meinen Cappuccino
(mit Laktose...) brachte, tauchte auf einmal der Brasilianer wieder auf und erklärte aus dem Nichts, dass der Israeli keine Milch trinken dürfe, weil er Jude ist und heute schon Fleisch gegessen hat. Der Inder war sichtlich sehr verwirrt:
1) Weil ich davor meine Probleme mit der Milch bekanntgab, der Israeli allerdings bisher gar keine Anstalten machte. Eher im Gegenteil, er sprach gar nicht. (Dass der Israeli keine uns bekannte Sprache spricht wusste der Inder natürlich nicht) Der Israeli rührte den Cappuccino allerdings wortlos seit 15 Minuten nicht an, was mir schon aufgefallen war.
2) Weil der Brasilianer sein Glück auf Spanisch versuchte, der Inder aber gar kein Spanisch versteht. Auch mit etwas ungehaltenem Englisch kam der Brasilianer nicht weit, man einigte sich aber schließlich darauf, dass der Inder einen schwarzen Kaffee in einem großen Glas bringt (was bei mir vorher noch nicht möglich war, bzw. wohl aufgrund der Kommunikationsprobleme nie so durchgedrungen ist)
Etwas später bestellte der Brasilianer dann Salat, aber bitte alles roh, ohne Marinade, nur Salat, Tomaten und Avocado. Einen Teller. Und auf die Frage des Inders ob er auch etwas trinken wolle, antwortete er etwas genervt „Wasser“. Zunächst wurde dann erstmal der Cappuccino wieder
abserviert und der neue Kaffee im großen Glas aufgetischt. Auch dieser wurde vom Israeli gekonnt ignoriert. Als der Salat dann relativ schnell aus der Küche kam, rührte auch diesen wieder niemand an, der Israli bestellte aber aus dem Nichts heraus einsilbig: "Cola". (Was der Inder wieder nicht verstand, mit einer kurzen Übersetzung zu "Coke" war das Problem aber schnell gelöst) Ich bat den Inder noch um kleine Teller, damit wir den Salat teilen können - zu diesem Zeitpunkt konnte ich ihn nur mehr anlächeln und mich 100x entschuldigen. Der Inder nahm die Situation allerdings mit einem Schmunzeln hin - wahrscheinlich weil er 90% von dem was wir sagten ohnehin nicht verstand.
Ich bat dem Israeli dann an das Essen auf die kleinen Teller aufzuteilen, weil dieser nach wie vor sowohl das Essen als auch die mittlerweile zwei Getränke die vor ihm standen ignorierte. Er nahm sich daraufhin eine Tomatenscheibe, eine Avocadospalte und drei Gabeln Salat. Das wars. Fünf Minuten später wurde seitens des Brasilianers Druck gemacht - wir müssten jetzt endlich gehen - die einzige Sorge des Israelis galt dem Kaffee. Immerhin hatte er gerade erst damit begonnen Zucker einzurühren. Der Brasilianer ließ sich nicht erweichen, als ich fragte
ob denn niemand den Salat essen wolle, erklärte er, sie hätten beide keinen Hunger. Der Israeli warf schleunigst ein paar Scheine und Münzen in das Körbchen mit der Rechnung - die jetzt wirklich schnell bei uns am Tisch landete - mit einer Wertlosigkeit wie ich sie noch nie erlebt habe. Dabei waren die beiden eigentlich stundenlang äußerst freundlich, sie dürften ihr Verhalten auch gar nicht als unhöflich interpretiert haben. Mein Blick galt wieder nur dem Inder und dem kubanischen Inhaber des Lokals, der in der Ecke saß und die Szene nur mit komischer Miene begutachtete.
Ich entfernte mich noch kurz ein paar Meter an die Bar, entschuldigte mich nochmal für die Situation und bat den Inder um einen Becher für den Kaffee - immerhin hatten wir schon einen verweigerten Cappuccino verschwendet. Der Bitte mit dem Becher hat er zugesagt, auch wenn er mich offensichtlich nicht verstand. Ich gestikulierte dann wenig später nochmal und bekam tatsächlich über Zeichensprache einen Plastikbecher für den sehr gut gezuckerten Kaffee... der Israeli war ganz begeistert.
Wir verließen das Lokal: der Brasilianer leicht erzürnt, der Israeli mit seinem Google Translate fähigen Handy in der einen Hand, dem vollen Becher Kaffee und der Flasche Cola in der anderen. Der halbe Salat blieb stehen. Das Wasser haben wir nie bekommen...
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