My Eurovision: Workaway in Europa - Step 8: Aalborg


Advertisement
Denmark's flag
Europe » Denmark » Region Nordjylland » Aalborg
January 18th 2017
Published: January 19th 2017
Edit Blog Post

20170118_14362120170118_14362120170118_143621

Aalborgs Christiania
Tag 140 – Putzauftrag & Abschiedshygge

Am Vormittag hatte Anna Mari wieder Training, und die Zeit nutzte ich, um nochmal in die Stadt zu gehen. Um neun machte ich mich auf den Weg.
Eine halbe Stunde später war ich bei Nordkraft, die öffneten zum Glück schon früh am Morgen. Als ich hereinkam, entdeckte ich an der Infotafel noch eine neue Ausstellung, doch als ich dann den Ort gefunden hatte, wo sie sein sollte, waren es nur ein paar Portraits aus einem S0S Kinderdorf in Cambodia.

Also ging ich gleich wieder runter zum Klavier; deswegen war ich ja auch hergekommen. Auf einer Bank in der Nähe saß ein vermutlich Obdachloser. Ich setzte mich ans Klavier und begann mit Nuvole Bianche. Als ich die ersten Akkorde spielte, nahm ich war, dass der Obdachlose aufgestanden war. Er hatte etwas um die Ecke gesessen und stand nun ein paar Meter entfernt und hörte mir zu.
Als ich das Stück schließlich fertiggespielt hatte, stand er immer noch dort. Er hatte mir tatsächlich die ganze Zeit zugehört. Ich glaube, ich habe ihn mit der Musik ein bisschen den Tag versüßt. Und auch ich musste lächeln, weil ich mich freute, dass er mit gerne
20170118_09540320170118_09540320170118_095403

Bibliothek
zugehörte hatte, auch wenn ich nicht so gut spielen konnte. Als ich aufstand, sagte er irgendwas, dass ich jedoch nicht verstehen konnte, aber war ja auch egal. Ich lächelte ihm einfach zu und verließ das Kulturzentrum.

Nun warf ich noch einen Blick in die Stadtbibliothek. Die war echt richtig schön, ein großes Regal-Feld in der Mitte mit Info und Flügel und außen herum lauter Räume mit verschiedenen Themen. Neben Themen wir Krimis etc. gab es auch einen großen Kinderspielbereich (mit vielen Spielen und sogar einem Kicker), eine Gamezone wo man Computerspiele spielen und Filme gucken konnte, sowie ein Arbeitslabor. Ausleihen konnte man die Bücher eigenständig an verschiedenen Stellen. Es waren schon einige Leute da, die recherchierten, arbeiten oder mit ihren Kindern spielten.

Nun war es kurz vor zehn, und ich ging rüber zu der zweiten Fußgängerzone, wo ich noch nicht gewesen war. Die Läden machten ja zu dieser Zeit gerade auf. Ich schaute ein bisschen im Buchladen und machte ein Superschnäppchen: Ich kaufte etwas für 20 DKK sowie eine Postkarte. Laut Schild sollte die Postkarte eigentlich auch 20 DKK kosten. Als die Kassiererin die beiden Sachen jedoch eingebucht hatte, sollte ich 28 DKK bezahlen. War anscheinend Winterrabatt; sie hatte nämlich vorher auch erst gedacht, es gebe im Moment überhaupt keine Ansichtskarten. Ich gab ihr 30 DKK, und bekam einen 5 DKK wieder. Nun hatte ich statt 20 DKK nur 5 DKK bezahlen müssen, das war doch ein gutes Schnäppchen! Mehr sollte so eine einfache Postkarte ja auch eigentlich nicht kosten.

Gegen halb elf machte ich mich dann wieder auf den Heimweg; um elf kam Anna Mari nämlich wieder nach Hause.
Nun musste ich noch meine Fahrt für den morgigen Tag auf gomore.dk buchen. Das war das dänische BlaBlaCar, und da Anna Mari es mir auch empfohlen hatte (sie nutzte es selbst) und es nur die Hälfte des Buspreises kostete, wollte ich es jetzt mal ausprobieren.

Nachdem wir etwas gegessen hatten, brachten wir kurz Ivana etwas in der Schule vorbei und fuhren dann zu Gunnars Haus. Bereits am ersten Tag, als ich dagewesen war, hatte Gunnar mich gefragt, ob er mich nicht mal für zwei Stunden ausleihen und seine Toiletten putzen lassen könne. Ich hatte ihm erzählt, was für unterschiedliche Arbeiten man mit Workaway machen konnte, und er meinte, das sei ja eigentlich fast wie Sklavenarbeit für bloß Kost und Logie (war es ja nicht, man bekam ja meistens eine Menge dafür, vor allem Erfahrungen). Naja, er fand das Ganze jedenfalls toll und meinte das auch eher spaßeshalber.
Die Tage darauf kam er aber immer wieder darauf zurück und bot mir schließlich 200 DKK an, wenn ich seine Toiletten putzen würde (sie waren wohl ziemlich dreckig und er extrem faul). Schließlich lautete sein Angebot dann 300 DKK, wenn ich die zwei Toiletten putzte und noch im ganzen Haus staubsaugte. Ich meinte, ich würde darüber nachdenken. Manja fragte er auch im Spaß aber die winkte nur ab. Als Gunnar vorige Woche schließlich weggefahren war, er musste ja zehn Wochen am Stück auf einem Schiff arbeiten, hatte er noch mal gesagt, dass er das Angebot ernst meine, und ich es gerne immer noch machen könne, wenn ich wolle.
Lange Rede, kurzer Sinn – jetzt hatte ich mir letztendlich überlegt, es zu machen, ich meine, das ließ sich locker in eineinhalb Stunden erledigen und ich bekam fast fünf Mal mehr als eine deutsche Putzfrau dafür. Außerdem war es irgendwie auch eine Art Triumpf für mich – da hatte ich zum Beispiel in Hellevad Stunden um Stunden staubsaugen müssen, oder auch mal woanders das Bad geputzt, und rein gar nichts dafür bekommen. Das war doch mal ein tolles Gefühl, wenn man auch mal für eine solche Arbeit bezahlt wurde. 😊

Anna Mari wischte in der Zeit etwas Staub räumte die Sachen der Kinder auf. Danach zeigte sie mir noch eine Agrikulturschule, die gleich nebenan lag. Die Lehrlinge waren gerade dabei, den Hof zu fegen. Hier gab es einige Nutztiere und sogar Waschbären und Schlangen. An den Hof grenzten auch einige Felder an, wo das Bewirtschaften erlernt werden konnte.
Daraufhin fuhren wir zurück in die Stadt. Anna Mari fragte, ob es noch irgendwas gab, das ich gerne sehen wollte. Ich wusste erst nicht so recht, und so drehten wir einfach eine Runde durch die Stadt. Wenn wir im Auto unterwegs waren, wies sie mich auch immer auf die Dinge hin, an denen wir vorbeikamen.

Da erzählte sie mir von einer Art kleinem Christiania (Freistaat in Kopenhagen) in Aalborg, und das wollte ich gerne sehen. Es handelte sich eigentlich um eine Kleingartenkolonie, aber auf den kleinen Grundstücken befanden keine richtigen Gärten, sondern kleine Hütten und Häuser. Es gab viel zu gucken, denn alle Häuser waren anders gestaltet - mit kleinen kreativer Deko, Recyclingmaterialien, allem Möglichen, aber auch einige neue Häuser waren dabei.
Im Gegensatz zu Anna Maris Kleingarten (und vermutlich auch jedem anderen) durfte man hier ganzjährig wohnen, was die meisten auch taten. Es war eine kleine, individuelle Community, die auch Feste zusammen feierte und ein kleines Versammlungshaus hatte, wo man sich auf einen Kaffee/ ein Bier traf. Da man hier keine Steuern zahlen brauchte, war es recht billig, hier zu leben, jedenfalls war es das mal gewesen, bevor die Wohnanlage attraktiver wurde. Von einigen Häusern aus konnte man direkt auf den Fjord blicken, eine wirklich traumhafte Lage! Zudem bauten sie gleich nebenan nun auch noch ein neues Freibad.
Anna Mari hatte selbst mal überlegt, herzuziehen, aber leider war die Stromversorgung wohl nicht so stark. Es war jedenfalls echt interessant, zwischen den Häusern entlangzulaufen und sich umzuschauen.

Als wir weiterfuhren, zeigte mir Anna Mari noch hier und da ein paar Dinge, und ich erzählte ihr, dass ich irgendwas von einem Kulturhaus „Huset“ gelesen hatte. Wir waren wohl gerade in der Gegend und so fuhren wir dort noch vorbei. Hier fanden wohl vor allem Vorträge, Workshops und Konzerte statt. Auf einem Plakat vor der Tür entdeckten wir, dass gerade auch eine kleine Ausstellung war, und
20170118_10255420170118_10255420170118_102554

Gibt sogar eine Eislauffläche
so schauten wir uns die an.
Danach setzten wir uns ins Café und unterhielten uns bei Kakao und Kuchen. Es war ein richtig hyggeliger Raum, und als wir schließlich gingen, war es schon Zeit, Adrian abzuholen.
Auf dem Rückweg hielten wir noch bei Super Brugsen, um Pfandflaschen anzugeben. Als ich mit dem Bon hinein ging, wollte Adrian gerne mit – beim Bäcker bekamen Kinder nämlich immer ein Brötchen umsonst. Weil wir einige Flaschen nicht losgeworden waren, fuhren wir auch noch eben zu Føtex, und dort holte er sich auch noch eins. Das durfte er dann aber erst nach dem Abendbrot essen!

Nach dem Abendessen legte Anna Mari Arthur ins Bett. Ich hörte erst Adrian beim Lesen zu, und dann spielten wir noch mit dem Bamse. Eigentlich spielte ja Arthur hauptsächlich damit, aber wir stellten den Ton aus, und so war es schwerer, ihn zu finden. Gegen acht musste Anna Mari Ivana vom Schulfest abholen. Ich sollte Adrian die Zähne putzen und ihn ins Bett bringen – und das bekam ich schließlich auch hin.

Als die beiden zuhause kamen, setzten wir uns zusammen aufs Sofa und schauten eine Fernsehsendung, „På rejse med Riising og mor“. Dabei ging es um einen jungen Mann, der mit seiner 74-jährigen Mutter durch die Welt reist – dabei machten sie immer total verrückte Sachen, zum Beispiel haben sie beim Tanz der Gefängnisinsassen in Thailand mitgemacht und sind sie an ein Geschirr gekettet im Liegen über ein Tal gesaust. Als die Episode zu Ende war musste Ivana schlafen gehen.
Anna Mari meinte, sie hatte eigentlich noch große Schokoküsse kaufen wollen, mit denen wir uns hyggen könnten (war ja mein letzter Abend), aber die hatte es wohl bei Fakta nicht gegeben. Dafür hatte sie aber Eis und Karamell-Bonbons. Wir schauten noch zwei andere Folgen der Serie, danach noch eine Dokumentation, und dann unterhielten wir uns noch ziemlich lange, vor allem über Wohngemeinschaften, also keine normalen WGs sondern richtige Communitys wie zum Beispiel Ökodörfer. Sie würde nämlich am liebsten in so ein Wohngemeinschaftsdorf mit Familien ziehen, und ich fänd so eine Community auch toll; das hatte ich beim Workaway-Reisen gelernt. Sie erzählte mir auch von Camphill Village, eine Gemeinschaftshof mit Behinderten, wo alle zusammen lebten und arbeiteten. Sie war dort wohl mal als Volunteer in Kanada gewesen. Wir recherchierten noch ein bisschen im Internet und ich ging gegen zwölf ins Bett –
20170118_10303020170118_10303020170118_103030

Ziemlich diesig heute...
es würde verdammt früh werden am nächsten Tag.


Additional photos below
Photos: 18, Displayed: 18


Advertisement

20170118_14513620170118_145136
20170118_145136

Versammlungshaus
20170118_15144620170118_151446
20170118_151446

Ausstellung im Huset


Tot: 0.097s; Tpl: 0.017s; cc: 11; qc: 32; dbt: 0.0517s; 1; m:domysql w:travelblog (10.17.0.13); sld: 1; ; mem: 1.1mb