My Eurovision: Workaway in Europa - Step 14: Ebeltoft


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March 29th 2017
Published: March 30th 2017
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Himlen er grå
Tag 209 – Diskussion mit den Zeugen Jehovas

Da Hubert frei hatte, frühstückten wie alle zusammen erst um acht. Danach fütterte ich die Lamas und machte mit Hubert den Stall; er brachte Skuggi raus.
Daraufhin fuhren Beate und Hubert zu Freunden, die sich gut mit dem dänischen Recht auskannten, um ihnen von Eva zu erzählen und sich über ihre Handlungsmöglichkeiten zu informieren. Schließlich riefen sie gemeinsam bei der Polizei an, um eine Anzeige zu erstatten. Im Fall, dass Eva etwas Rechtswidriges machen würde, wie zum Beispiel Hausfriedensbruch, wären dann schon alle Daten aufgenommen.
Ich blieb also derweil zuhause bei den Hunden, saugte und wischte auf den Anrichten und in den Schränken Staub.
Hatte natürlich trotzdem ziemlich viel freie Zeit.
Am späten Nachmittag ging ich noch eine kleine Runde am Strand spazieren; nach dem vielen Lesen und Recherchieren brauchte ich dringend mal frische Luft.

Am Abend kam ein Ehepaar zu Besuch. Es gab ein zünftiges Essen: Als Aperitif einen Begrüßungswein, dann eine Tomaten-Essenz-Suppe, Hauptgericht war Knödel (fanden die Dänen sehr spannend), Rotkohl, Pilze, Braten und Rouladen, dazu einen Rotwein. Später gab es auch noch Nachtisch: Kuchen, so ein heller Kuchen mit Sahne und Marmelade, und selbstverständlich ein passenden Dessertwein. Mit dem Wasserglas standen da je vier Gläser auf dem Tisch, und feine Stoffservietten gab es auch. Da hatten wir hinterher eine Menge abzuwaschen.

Nun aber zu den Gästen. Sie gehörten den Zeugen Jehovas an und dementsprechend hatte Beate sie an der Tür kennengelernt. Sie hatte sie allerdings hereingebeten und sich mit ihnen unterhalten, und mittlerweile traf sich Beate regelmäßig mit ihr, um die Bibel zu lesen und zu diskutieren (Beate hatte ganz andere Überzeugungen, doch einfach interessehalber).
So kam das Thema natürlich auch heute schließlich auf den Tisch. Ich fragte sie eine Menge grundlegender Dinge, hörte mir ihre Ansicht dazu an und diskutierte mit ihnen. Das machte echt Spaß, und ich konnte endlich mal wieder richtig Dänisch reden. 😊 Und dank meiner mündlichen Prüfung in Religion und der Auseinandersetzung mit Religionskritik war ich auch ganz gut vorbereitet, um sie herauszufordern. Immer, wenn sie nicht weiterwussten, nahmen sie Bibelstellen von ihrem Handy zur Hilfe. Beate erzählte mir später, dass auch sie diese Fragen schon gestellt hatte.
Mittlerweile hatte ich recht gut gelernt, wann man diskutieren kann und wann man sich einfach die Ansicht des anderen anhört und sich dazu seinen Teil denkt. So eine
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Pinkelndes Lama ^^
Grundsatzdiskussion hatten Timea und ich ja mal mit Thomas über den Klimawandel geführt. Nun ging es um ähnlich feste und zum Teil in meinen Augen absurde Standpunkte.

Sie leugneten die Evolutionstheorie und waren überzeugt, dass wir unmittelbar als Menschen geschaffen seien.
Als ich sie mit der Theodizeefrage (einfach gesagt: wie kann es Leid geben, wenn Gott existiert) herausforderte, meinten sie, dass dies nur ein Übergang sei und Gott Satan freie Hand lasse, ihm zu zeigen, dass er die Macht über die Menschen gewinnen könne (hat mich gleich an Faust erinnert) und dass das Reich Gottes aber nahe bevorstehe (das sagt man ja auch schon seit 2000 Jahren).
Auf die Frage, was ihre Antwort auf die Flüchtlingsproblematik sei, erzählten sie erst mal, dass sie zum Beispiel bei dem Erdbeben in Haiti die ersten gewesen seien und immer Ärzte schicken würden, und generell den Leuten mit ihrem Glauben Hoffnung anböten. Aha, und wie genau sollte den ganzen Menschen jetzt geholfen werden, wenn Gott nicht eingriff? Das zogen sie den Ausblick aufs Paradies im Jenseits heran (das ist ja immer ein bequemer Ausweg).
Wenn das Gottes Reich dann käme, würden selbstverständlich die Zeugen Jehowas regieren, und das würde dann gut laufen. Das höre sich jetzt vielleicht hochtrabend an, aber sie würden sich ja an die Bibel halten und alles in sich schlüssig interpretieren, im Gegensatz zu den Widersprüchlichkeiten anderer.
Nun, davon sind andere Religionen sicher auch überzeugt, meinte ich darauf. Exklusivismus kann meiner Meinung nach nie der richtige Weg sein, und es wurde ja auch festgestellt, dass die Goldene Regel als oberste Leitnorm des menschlichen Zusammenlebens in allen Religionen enthalten ist. Ganz ehrlich, wenn es keine Religionen gäbe und jeder einfach auf sein Gewissen und die Natur achtgeben würde, hätte es deutlich weniger Streitigkeiten und Kriege gegeben und die Menschen ständen wesentlich besser da.
Eine Sache, die ich ziemlich interessant fand, war die Definition des Begriffs Glauben. Er meinte, es gäbe da ja zwei. Einerseits konnte man daran glauben, dass Australien existiert (weil es Karten gibt und Flüge dorthin etc.). Und andererseits gab es den Gottesglauben. Er meinte, auf die Aussage „Ich glaube nur, was ich sehe“ würde er einfach antworten „Dann glaubst du also nicht, dass dein eigenes Gehirn existiert?“ Echt schlagfertig, muss man sagen.
Alles in allem ein sehr interessanter Abend. Es machte doch echt Spaß, um des Diskutierens Willen zu diskutieren, besonders, wenn man kein Ergebnis brauchte (zu dem es ja sowieso nie kommen würde). 😉

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