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Published: March 10th 2009
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Soo, lange habe ich nicht mehr in mein Travelblog geschrieben, aber nun ist es endlich wieder soweit. Ihr fragt euch sicher, was ich die Woche über so treibe. Fleissig wie ich bin, gehe ich jeden Morgen und jeden Nachmittag zur Arbeit. Ich arbeite an drei verschiedenen Orten: In Thi Nghe, einem staatlichen Kinderheim für behinderte Kinder, in Ky Quang ebenfalls einem Kinderheim für behinderte Kinder aber von buddhistischen Mönchen geführt und in Tu Xuong, einer Schule für Kinder, die nicht in die staatliche Schule gehen können, da sie nicht registriert sind.
Alle drei Orte sind mir sehr ans Herz gewachsen. Ich liebe meine Arbeit und die Kinder, wenn auch die Umstände nicht immer leicht zu ertragen sind.
Das Unterrichten ist eine Herausforderung, doch die Kinder sind sehr lehrnwillig und schätzen es sehr, dass ich in ihr kleines Klassenzimmer komme und ihnen dreimal die Woche englisch beibringe. Manchmal ist es auch zum verzweifeln. Lernmaterialien fehlen an allen Ecken und Enden. Die Kinder sind müde wenn sie in die Schule kommen, da sie schon seit fünf Uhr morgens auf sind. Zeit für Hausaufgaben haben sie nicht immer. Manchmal frage ich mich, ob sie überhaupt verstehen, was ich ihnen beibringen will. Doch dafür
freue ich mich umso mehr, wenn sie etwas begriffen haben.
Die Arbeit mit den behinderten Kindern war am Anfang sehr hart. Doch entweder habe ich mich daran gewöhnt oder die Zustände wurden besser. Ich tippe jedoch auf Ersteres. Thi Nghe fand ich am Anfang furchtbar. 400 Kinder liegen verteilt in ungefähr 7 Räumen in ihren Betten ohne Beschäftigung. Doch nachdem ich eine Weile in dem Heim gearbeitet habe, fand ich es gar nicht mehr so schlimm. Wir können einen Teil der Kinder draussen auf einen Teppich legen, wo sie mit Spielzeug spielen können. Ich konnte sogar Musik auftreiben und so können sie Yellow Submarine und andere Songs, die sie anscheinend sehr mögen, hören.
Letztens haben sie sogar life Musik im Park gespielt und alle Kinder wurden in ihren Stühlen nach draussen gebracht. Die Schwestern sind anständig mit den Kindern, das Heim ist sauber, wenn es auch nicht unseren hygienischen Ansprüchen entspricht.
Die Kinder in dem Heim sind mehr behindert als die Kinder in Ky Quang. Es ist schwer eine Reaktion von ihnen zu bekommen, doch je öfter man hingeht desto mehr reagieren sie auf einem. Was mich übrigens immer sehr freut und mir schon manchen Tag gerettet hat.
Ky Quang ist eine grosse Enttäuschung. Der Tempel, in dem das Heim untergebracht ist, ist sehr pompös und sauber. Als ich das erste Mal in dem schattigen Garten war, hab ich mich gefühlt wie im Paradies. Doch so bald man den grossen Raum betritt, in dem die c.a 20 Kinder tagsüber untergebracht sind, ist jeder Glanz verloren. Es ist dreckig, ich würde sogar behaupten unhygienisch und die Kinder werden mehr oder weniger sich selbst überlassen. Viele von ihnen können laufen und sind sehr clever, doch das wird nicht gefördert. Die Schwestern in dem Heim wirken eher gelangweilt und obwohl es besser wurde, sind sie nicht sonderlich sanft im Umgang mit den Kindern.
Die Kinder jedoch sind grossartig. Es macht wahnsinnig Spass mit ihnen zu spielen. Sie malen Bilder aus oder machen Puzzle, wir spielen Fangen und lachen viel mit ihnen. Einige sind jedoch schwer zu handhaben. Sie sind relativ gross und schwer. Sie hängen sich an deine Schultern und können ganz schön grob werden. Doch mit der Zeit findet man heraus, wie man diesem Verhalten am Besten begegnet.
So, nun etwas mehr zu meinem Tagesablauf. Ich verlasse das Haus zwischen halb Acht und Acht. Meistens mit einer Gruppe von
anderen Volunteers, ich bin nur alleine, wenn ich Unterricht gebe. Ich geniesse es wirklich, mal nicht umringt von Leuten zu sein, da kommt ganz klar das Einzelkind in mir zum Vorschein.
Bei der Arbeit angekommen, kümmern wir uns erst einmal um die Kinder. Nehmen sie aus ihren Betten oder holen Spielzeug und albern mit ihnen herum. Wir sind nicht zuständig für Arbeiten wie Windeln wechseln oder so. Die Kinder werden in beiden Heimen zweimal am Tag gefüttert. Also viel Zeit verbringen wir damit, den Kindern den täglichen Reisbrei zu verabreichen. Um 11 Uhr bringen wir sie dann zurück ins Bett und gehen nach Hause.
Weiter geht's dann um 14 Uhr bis halb fünf. Ich arbeite 4 bis 6 Stunden am Tag, bin also nicht Burnout gefährdet...
Dennoch ist jeder Tag sehr ausgefüllt. Wir unternehmen natürlich viel, oder ich muss die Schulstunde für den nächsten Tag vorbereiten oder ich finde endlich die Zeit wieder in meinem Travelblog zu schreiben.
Ja, so sieht mein Arbeiten hier aus. Generell gesehen macht es mir grossen Spass, doch ich merke immer wieder wie ich an meine Grenzen stosse. Wie ich manchmal hilflos vor einer Situation stehe und nicht weiss, wie ich handeln soll. Dennoch
versuche ich immer so zu reagieren, dass niemand sein Gesicht verliert (Ich darf mein Gesicht auch nicht verlieren ansonsten haben die Schwestern keinen Respekt mehr vor mir was das Arbeiten erheblich erschweren würde) . Das heisst also immer lächeln nie die Wut zeigen, die man innerlich spürt. Dennoch möchte ich am nächsten Morgen noch in den Spiegel schauen können, deswegen ist nichts zu tun auch nicht immer die beste Lösung. Irgendwie muss ich eine Balance finden, doch ich bin mir sicher, das wird mir jeden Tag etwas besser gelingen.
Ich möchte auf jeden Fall die Kinder nicht mehr missen!
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