Es regnet im Regenwald


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August 20th 2014
Published: August 21st 2014
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Der Reise zweiter Teil


Bukit Lawang

Endlich angekommen. Im Regen. Wie es hier aussieht, wissen wir noch nicht wirklich. Jedenfalls ist alles recht feucht, vor allem das Toilettenpapier im Openair-Bad. Und auf der anderen Seite vom Fluss - wir mussten eine Hängebrücke überqueren zu unserer Unterkunft - findet eine Hochzeitsparty statt, mit laut hämmernden Bässen. Soviel zur Vorfreude, endlich wieder in den Dschungel zu kommen. Udin ist unser Guide für morgen und hat uns in Empfang genommen. Netterweise hat er auch unsere Taschen über den Fluss getragen, während wir nur den Schirm halten mussten und die Balance auf der schwingenden Brücke.

Die Fahrt von Medan hierher sollte vier Stunden dauern. Gebraucht haben wir 5 1/2. Am Anfang war alles noch sehr spannend. So viele Eindrücke! Nach dem sehr entspannten Malaysia, war man hier voll im Chaos. Hier wird wieder gehupt, im Sinne von: Achtung, ich bin direkt neben dir, mach jetzt bitte keinen Schlenker. Alle, und das sind Autos und vor allem Motorräder und Motorradrikschas, sogenannte Bejas (sehen aus wie bei uns die Fahrradanhänger für den Kindertransport mit einem Motorrad nebendran statt Fahrrad davor, und alles irgendwie sehr selbstgebastelt aussehend), fahren irgendwie: auf vierspurigen Straßen oft achtspurig, einschließlich Seitenstreifen und Fußweg. Straßenmarkierungen werden genauso wie rote Ampeln meist ignoriert. Wenns passt fährt man auch mal auf der Gegenfahrbahn dem Verkehr entgegen, am Rand wenigstens. Oder wenn man rechts abbiegen will (hier wie auch in Malaysia herrscht Linksverkehr) und die anderen Rot haben, fährt man einfach auf die Gegenspur, da ist ja dann gerade frei. Den Führerschein kann man sich, wenn man siebzehn ist, bei der Polizei abholen. Kostet für,jeweils fünf Jahre 250.000 Rupiah (ca. 17€). Es soll aber demnächst eine Prüfung eingeführt werden. Zur Zeit lernt man das Autofahren am Simulator und die Verkehrsregeln .... welche Verkehrsregeln?

Neben dem Verkehr gabs natürlich noch alles andere, was sich so am Straßenrand abspielt, zu beobachten. Als wir aber nach zweieinhalb Stunden immer noch nicht aus der Stadt raus waren, sei es, weil unser Fahrer irgendwo eine Flasche Wasser kaufen musste, die er dann irgendwo anders seiner Frau vorbei brachte, sei es weil Wochenendefeierabendverkehr war, und wir dann im Stau standen und umdrehten und immer kleinere Sträßchen fuhren, die uns aber auch nicht wirklich voran brachten, und man nur wieder auf die größeren Straßen drauf kam, weil an den Kreuzungen selbsternannte Verkehrspolizisten stehen, die einen gegen ein Trinkgeld, das ihnen im Vorbeifahren aus dem Autofenster heraus zugesteckt wird, in den Verkehr einfädeln ... Na ja, dann war es doch eher nervig. Nach drei Stunden, Viertel vor sieben, waren wir immer noch nicht aus dem bebauten Gebiet heraus. Die Stadt Binjai schloss sich nahtlos an Medan an. Langsam wurde es dunkel, es fing an zu regnen, die Schlaglöcher nahmen zu, der Verkehr endlich etwas ab, wobei man viele Motorräder auch nicht mehr sah, da sie ohne Licht fuhren. Nach vier Stunden wars dann einfach nur noch lang, nach 5 1/2 Stunden waren wir da. Juhu!

Tangkahan:

(Gegen Ende der 1990er Jahre, haben umweltbewusste Einheimische beschlossen, sich gegen die Ölpalmenplantagenbesitzer, die immer mehr Regenwald abholzen wollten, zur Wehr zu setzen. Sie patrouillierten die Gegend mit Elefanten, um das Fällen der Bäume und die Wilderei zu unterbinden. Schließlich überzeugten sie die Regierung, das Gebiet, in dem es nicht nur Orang-Utans, sondern auch Nashörner, Tiger und andere Großtiere gibt, unter Naturschutz zu stellen.)

In diesem Gebiet sind wir jetzt, noch tiefer im Busch, was nicht heißt, dass hier endlich nur Dschungelgeräusche zu hören sind. Auch hier gibt es Strom und das ist gleichbedeutend mit lauter Musik. Irgendwie muss man doch die Kundschaft anlocken. Zum Beispiel morgens früh um fünf, wenn der erste Bus nach Medan abfährt. Auch singen die Indonesier gerne. Am liebsten laut.

Tangkahan liegt 50km nördlich von Bukit Lawang, wofür wir zwei Stunden gebraucht haben. Wir wohnen im Mega Inn, den man auch wieder über eine Hängebrücke erreicht, diese ist aber wesentlich länger und wackliger als die letzte. Die Unterkunft eine Hütte aus Bambus und etwas Sperrholz. Aber trotzdem irgendwie nett. Mit bequemen Stühlen und Hängematte auf einer kleinen Veranda Richtung Fluss. (Den man allerdings leider nicht sehen kann vor lauter Bambus und anderem Gewächs.)

Da wir im bzw. am Rand des Regenwalds sind, regnet es jetzt auch jeden Tag. Man muss halt aufpassen und auf das Gewittergrollen hören und immer ein Regencape und/oder einen Schirm dabei haben. Hoffentlich bleibt es morgen bei unserem Elefantenritt trocken. Wobei wir sie ja auch waschen und da werden wir sicher sowie nass. Heute nach dem Mittagessen sind wir einmal zum Fluss runter. Ohne Kamera. Hab ich nicht gesagt, immer die Kamera dabei haben??? Kaum waren wir unten, kamen die Elefanten von ihrem Camp. Nur mit ihren Mahouts. Und überquerten direkt vor unseren Augen den doch recht tiefen Fluss. Rüssel in die Luft und ab ging's. Der eine Kleine hatte wohl keine Lust zu stapfen und fing an zu schwimmen, so dass der Mahout auf seinem Rücken stehen musste, um zu verhindern, dass seine Hosen nass wurden. Der letzte Elefant in der Reihe meinte sogar, er müsste noch einmal ganz abtauchen. Das war sehr spannend zum Zusehen. Ob die das morgen mit uns auch machen?

Eben kam unser Guide Sigess (das ist in Lautsprache geschrieben), um uns auf morgen einzustimmen. Leider ist sein Englisch so schlecht, dass man nicht wirklich alles verstehen kann. Auch seinen Freund Dino???, den Sigess morgen zur Trecking Tour mitbringen will, haben wir nicht verstanden. Das macht mir die Aussicht auf ein paar Stunden Auf- und Ablatschen nicht schmackhafter. In der Hängematte ist es doch schön.

Die Fahrt heute hierher ging durch endlose Ölpalmenplantagen. Immer mal wieder konnte man am westlichen Horizont den Gunung Leuser Nationalpark sehen, in dem wir gestern in Bukit Lawang getreckt sind. Und ein Orang-Utan Weibchen mit ihrem Jungen gesehen und eine Zeit lang verfolgt haben, wie sie sich von Baum zu Baum weiter schwangen. Wie Mama ihrem Baby immer wieder geholfen hat war total schön zu beobachten, auch wenn das etwa 30 weitere Touristen ebenfalls und zum Teil sehr lautstark empfanden.

Viele Thomas Leaf Monkeys und ein paar Langschwanzmakaken haben wir auch gesehen. Ach ja, und ein Flying Squirrel mit seinen leuchtend roten Ohren von ganz nah, so dass man die Häute zwischen den Gliedmaßen, mit deren Hilfe sie von Baum zu Baum segeln können, gut sehen konnte.

Fast vier Stunden waren wir unterwegs bis wir durch die Gummibaumplantage und an einigen Kakaobäumen vorbei völlig verschwitzt wieder zu unserer Lodge zurückkamen. Und erstmal einen Mittagsschlaf halten mussten. Obwohl es wieder recht laut war. (Von wegen Wohnen im Dschungel.) Es war eben Sonntag und Bukit Lawang ist anscheinend das Sonntagsausflugsziel der Stadtbewohner. Außerdem war gestern der 17. August, der Tag der Unabhängigkeitserklärung (1945) und deswegen war sicher besonders viel los. Zu hunderten bevölkerten die Einheimischen die Flussränder, plantschten im Wasser, oder ließen sich mit großen aufgeblasenen Lastwagen-Reifenschläuchen den Fluss runtertreiben. "Tubing" nennt man das hier. Gegen vier sind wir dann noch mal los, um das Geschehen etwas näher zu studieren. Und endlich mal das uns noch unbekannte Obst zu probieren. Ein ganzes Büschel Mangosteen haben wir verdrückt (und dabei natürlich an dich gedacht, Anke.) Die Jackfruit haben wir zumindest probiert aber für scheußlich befunden, für die stinkige Durian fehlte uns dann der Mut. Rambutans dagegen schmecken gut, aber leider ist an der Frucht wesentlich mehr "Verpackung" als Fruchtfleisch. Witzig ist, dass wir immer mal wieder angesprochen werden, ob man ein Foto mit uns machen könne. Auch von Männern, die dann mit uns posen und sich mit ihrem Smartphone aufnehmen lassen, um dann zu Hause mit ihren europäischen Freunden anzugeben, wie uns unser jetziger Guide erklärte. Und immer und immer wieder werden wir angesprochen, ob wir Zwillinge wären. Wir finden eigentlich nicht, dass wir uns sooo ähnlich sehen.

In der Dämmerung kamen dann noch mal mehrere Familien der Thomas Leaf Affen direkt vor unser "Haus". Sehr lustig. Und dann fing es wieder ordentlich an zu regnen und man konnte nur mit Regenschirm auf der Open-Air Toilette sitzen.



Insel Samosir, Lake Toba (im Regen)

11 Stunden Fahrt heute von Tangkahan bis hierher. Wir werden jetzt 5 Tage mit Fahrer und Guide unterwegs sein, um Nord- und Westsumatra zu durchqueren. Gut, dass wir uns gestern dann doch lieber ausgeruht haben. Wir haben nämlich tatsächlich auf das Dschungeltrecking verzichtet. Tiere würde man eh nicht sehen. Naja, vielleicht eine kleine Echse. Toll. Und letztlich war es die absolut richtige Entscheidung, denn mitten am Nachmittag gab es ein richtiges Gewitter und das hörte bis spät abends nicht mehr auf.

Der Vormittag bot eigentlich auch ausreichend Abenteuer für den ganzen Tag. Um 8 Uhr ging es zu Fuß los Richtung Elefantencamp. Zuerst mussten wir aber wieder den Fluss überqueren. Diesmal ging's aber nicht über die Hängebrücke sondern mit einer "Fähre" hinüber (s. Foto). Beim Camp scharrten die Elefanten schon mit den 'Hufen', denn sie freuen sich angeblich auf das Baden im Fluss und was zu Fressen gibts dann auch. Oder mussten sie nur alle aufs Klo? Sie sind nämlich darauf trainiert, dass sie, bevor sie ins Wasser dürfen, am Ufer ihr Geschäft verrichten, denn weiter flussabwärts wird im Fluss gewaschen und gebadet. Das Plantschen hat ihnen auch sichtlich Spaß gemacht. Für das Schrubben der Haut, für das wir Touristen zuständig waren, haben sie sich dann ganz brav ins flache Wasser gelegt. Sind Elefanten eigentlich kitzlig? Wir waren jedenfalls ziemlich vorsichtig. Ich für meinen Teil habe gehörigen Respekt vor diesen Tieren. Es kommt ja auch immer wieder zu Todesfällen. (Von dem Unfall im Tabin Reservat, siehe letztes Blog, habe ich gar nicht erzählt. Dort ist 2011 eine junge Frau, die es m.E. eigentlich hätte besser wissen müssen, da sie Tierverhaltensforscherin (Veterinary Scientist) war, von einem Elefantenbullen aufgespießt, zu Boden geworfen und totgetrampelt worden. Sie war bis auf 10 Meter an das Tier herangegangen und hat es dann mit Blitz fotografiert. Keine gute Idee.)

Nach der Säuberung bekamen wir jeder einen Beutel mit Obst und Zuckerrohrstücken und durften die Elefanten füttern. Es gab ein magisches Wort, das ich leider vergessen habe, dann hoben sie gehorsam den Rüssel, öffneten das Maul und man konnte ihnen die einzelnen Stücke direkt auf die Zunge legen. Nach einem abschließenden Fototermin wurden sie gesattelt und wir haben sie durch den Wald und mit mehrfacher Flussüberquerung bis zu unserer Lodge zurück geritten. Zwischendurch durften wir auch mal vorne sitzen, wo eigentlich der Mahout seinen Platz hat. Das war gewaltig wackelig. Vor allem drohten mir immer meine Flipflops vom Fuß zu rutschen. Insgesamt ein gelungener Ausflug. Klar, touristisch, aber man würde diesen Tieren doch sonst nie so nah kommen.

Es regnet immer noch. Wehe es ist morgen nicht schön, wenn wir uns die Insel Samosir ansehen und viel über die hier lebenden Toba Batak lernen wollen.


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