Willkomen auf Bali oder "jetzt kann ja eigentlich nichts mehr schief gehen"


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November 6th 2016
Published: November 6th 2016
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Das ist der Kommentar meiner Mutter als ich sie aus dem Taxi anrufe, dass mich gerade vom Flughafen Frankfurt mit Vollgas zurück nach Mainz bringt um meine Kreditkarte zu holen. Und dann wieder zurück nach Frankfurt. Warum? Weil man uns bei China Air nicht eincheckt, ohne dass ich die Kreditkarte vorzeige, mit der unser Flug bezahlt wurde. " Aha, aber Warum?" fragt man sich jetzt wahrscheinlich immernoch. Wir auch. Anscheinend stand diese Info auf der homepage und -ähm ja irgendwie auch auf unserem Online-Ticket- und wir hatten die Wahl zwischen den Optionen "neue Tickets für 645€ pro Person kaufen" oder " die Kreditkarte herbeischaffen". Letzteres war dann doch billiger und der Verkehrsgott hat es auch tatsächlich zugelassen dass ich nur 50 Minuten später wieder mit der Karte am Schalter stehe, und das lockere 10 Minuten bevor er schliessen sollte.

So weit, so gut, und wie immer hat Mama wahrscheinlich Recht und "jetzt kann eigentlich nichts mehr schief gehen".

Der Flug mit den schicken Stewardessen und vorzüglichem Essen versöhnt uns ein wenig mit der Unflexibilität und -freundlichkeit der Damen am Check-In-Schalter und nach elfeinhalb Stunden landen wir an unserem Zwischenstopp : dem laut Internetumfrage "viertbesten Flughafen Asiens" : Taipei

Hier soll es gratis Duschen und Gratis Tee Tasting, einen Schmetterlings- und einen Orchideengarten, etliche Themenlounges ( zum Beispiel eine Hello-Kitty-Lounge), kostenlose Massagesessel und auch sonst noch viel Aufregendes geben, weswegen man die 3 Stunden Aufenthalt die wir hier haben, eigentlich ganz spannend gestalten könnte. Leider entpuppt sich der Transitbereich jedoch als fade Aneinanderreihung von Duty-Free-Läden und noch geschlossenen Imbissen und bis wir gemerkt haben, dass der ganze Spaß sich eine Etage höher abspielt müssen wir schon fast boarden. Außer den nach dem langen Flug wirklich sehr angenehmen blitzsauberen heißen Duschen (mit Gratis Pröbchenset von Kiehls!!) und den sehr schick gestalteten Wartebereichen können wir also leider bislang nicht bestätigen, dass dieser Flughafen seine Platzierung verdient hat. Aber für den Rückweg haben wir uns vorgenommen, das nochmal zu testen. Als wir nach weiteren 5 Stunden Flug in Bali landen, erschlägt uns beim Aussteigem erstmal die Luftfeuchtigkeit. Hier beginnt gerade die Regenzeit bei Tagestemperaturen um die 27 Grad.

Wir sind schnell durch die Passkontrollen durch, der Zoll stuft uns auch als vertrauenswürdig ein und während wir in der Wartehalle Geld abheben, haben wir uns schon einen Fahrer angelacht, der uns nach Ubud fährt. Die Fahrt allerdings dauert auf Grund des Verkehrs rund um die Inselhauptstadt Denpasar dann doch etwas länger als geplant denn es ist mittlerweile Feierabendzeit.

Schon vom Fahrzeug aus können wir ein bisschen was davon sehen, was uns die nächsten vier Wochen erwarten wird. Bali überrascht uns mit sauberen Straßen, herausgeputzten Grünanlagen, pompösen haushohen Statuen in jedem zweiten Kreisverkehr und etlichen Tempeln am Wegesrand. Noch verwunderter sind wir allerdings dass gefühlt auf jeden der zahlreichen Tempel auch ein Beautysalon kommt. Und dann dieses grün. Ich habe selten einen so grünen Ort gesehen wie Bali. Palmen, blühende Bäume, Reisfelder, tropische Vegetation bedeckt sogar in der Stadt jeden freien Fleck. zwischendurch queren wir bewachsene Flussläufe und passieren Tempelanlagen, bei denen man vor lauter Bewuchs kaum die Gebäude sehen kann. Was für ein wunderschöner fruchtbarer Ort. Unser Fahrer, den wir zwischen dem üblichen (Asiaten-) Taxifahrer-Smalltalk (where you from/aaah, willkommen/first time in Bali?/how old are you/what's your job/you married?) um eine Empfehlung zum Essen gebeten haben, bringt uns dann noch zu einem wunderschönen Freiluftrestaurant mit Blick in die Reisfelder. Hier gibt es für Dennis sein erstes balinesisches Bier, für mich einen Papaya-Lassi und ausserdem "Crispy Duck" und Chicken Satay. Es schmeckt köstlich und auch wenn der erste kurze Regenschauer heruntergeht während wir essen, ist der Blick in die leuchtend grünen Reisfelder wunderschön. Als wir schliesslich gegen 18.30 Uhr in unserer Unterkunft abgeliefert werden wird es schon fast dunkel. Sie liegt etwas ausserhalb des quirligen Stadtkerns von Ubud umgeben von, was sonst, leuchtend grünen Reisfeldern. Hier ist es herrlich ruhig, man hört eigentlich nur Grillen, Vögel und Frösche als wir zu unsererm schicken kleinen Bungalow geführt werden. Und nach einem köstlichen Willkommensdrink in Form von frischem Wassermelonensaft und einer heißen Dusche fallen wir nur noch todmüde ins Bett.

Tag 2 beginnt mit einem leckeren Frühstück und wir begreifen erst jetzt bei Tageslicht wie wunderschön wir hier wohnen. Mitten in den Reisfeldern und doch so nah an der Stadt. Außer ein paar Reisbauern und einem jungen Paar auf dem Fahrrad stört niemand die Idylle und wir genießen unseren Tee, frischen Wassermelonensaft, eine Obstplatte und Omelette bzw. Melonenpfannkuchen in dem kleinen "Restaurant" am Pool. Wir scheinen die einzigem Gäste zu sein, mit vier Bungalows ist die Anlage aber sowieso recht überschaubar. Der shuttle bringt uns danach ins Zentrum von Ubud wo wir heute den Tag verbringen wollen. Aber wie immer kommt alles anders und wir lassen uns an der nächsten Straßenecke von einem privaten Fahrer überzeugen, heute den Tag mit ihm zu verbringen. Für knapp 35 Euro fährt er uns dafür den ganzen Tag im nordöstlichen Umland von Ubud herum. Wir fahren zunächst in die Reisfelder nur kurz außerhalb von Ubud. Hier sind die leuchtend grünen Halme terassenförmig angepflanzt und ziehen sich fotogen die Hänge hinauf. Das wissen aber natürlich alle örtlichen Taxifahrer und karren die Touristen scharenweise hier her. Und die Einheimischen kassieren "Spenden" für das Betreten der Bambusbrücke die in die Reisfelder führt. Dennoch ist es hier wunderschön und einen kleinen aber schweißtreibenden Spaziergang mit etlichen Fotostopps wert.

Danach fahren wir auf eine Kaffeeplantage wo der Berühmte Kopi Luwak produziert wird. Das ist dieser extrem teure Kaffee, der zunächst in Form der reifen Kaffebeeren von Schleichkatzen gefressen wird, welche dann die Bohnen unverdaut wieder ausscheiden. Und zwar wie wir lernen ca. 1 Bohne in 2 Stunden. Klingt ein bisschen eklig aber soll insbesondere in Japan eine Delikatesse sein, hier legt man für das Kilo Kopi Luwak auch mal gerne 300€ auf den Tisch. Und zur Beruhigung wird uns mitgeteilt, dass die Bohnen vor der Röstung auch nochmal gewaschen werden.

Wir bekommen eine kleine Führung durch die Kaffeeplantage, die eher einem wilden Urwald gleicht und wo neben Kaffeepflanzen auch Zimt, Papaya, Kakao und andere Früchte und Gewürze wachsen. Hier wohnen auch 4 hauseigene Schleichkasten in kleinen Gehegen, um den Kaffeeproduzenten das Kotsammeln etwas zu erleichtern. Danach gibt es eine kostenlose Kaffee- und Teeprobe auf einer luftigen Terrasse hoch über einem -mal wieder unfassbar grünen und unfassbar schönen- Tal bei der wir insgesamt 12 verschiedene Kaffee- und Teesorten probieren dürfen. Auf unseren speziellen Wunsch hin wird auch noch eine Kakaofrucht gepflückt und wir dürfen das weiße, weiche Innere probieren.

Der dazugehörige Laden ist allerdings so teuer, dass wir leider am Ende trotz des Engagements unseres persönlichen Guides nichts kaufen.

Danach fahren wir nach Kintamani, einem kleinen Ort mit Aussicht auf den immernoch aktiven Vulkan Mount Batur und dem Batur-See zu seinen Füßen. Allerdings hatten wir uns das Ganze etwas spektakulärer vorgestellt und so folgen wir keiner der Einladungen in eines der vermutlich völlig überteuerten all-you-can-eat -restaurants mit Aussichtsterrasse. Wenn man sich die Reisebusparkplätze im Ort ansieht, wird jedoch deswegen keiner der Läden pleite gehen. Später lese ich, dass Kintamani einer der beliebtesten Reiseziele in Bali ist, der Fahrer hat es bestimmt gut mit uns gemeint aber uns hat sich der Zauber dieses Ortes einfach nicht erschlossen.

Im Anschluss besuchen wir noch drei Tempel. Zunächst den Tempel des Heiligen Wassers Tirta Empul, wo etliche Balinesen ihre Baderituale im Heiligen Wasser vollziehen und sich im spirituellen Sinn reinigen. Das Ganze passiert zwar durchaus andächtig aber auch mit viel Spaß und Lärm. Uns fällt auf, dass die Religion hier in Bali sowieso irgendwie spielend in den Alltag integriert wird und so eine gewisse Leichtigkeit hat. Überall an den Straßenecken stehen kleine Schreine, jede Familie hat ihre eigenen Opferstätte und teilweise sogar ihren eigenen Familientempel, wo täglich Räucherstäbchen angezündet werden, kunstvolle kleine Blumengestecke und kleine Speisen den Göttern geopfert werden und kurze Gebetsrituale vollzogen werden. Es hat irgendwie etwas zwangloses, wie eine alte Frau in unserer Unterkunft zum Beispiel mal eben vor dem Frühstück die Motorräder und Autos der Anlage segnet und vor jedem Gefährt ein kleines Blumenkörbchen mit glimmenden Räucherstäbchen niederlegt. In Bali ist einfach alles sehr entspannt.

Am Gunung Kawi Tempel muss man erst ca. 150 Stufen in ein Tal hinabsteigen um die aus dem 12. Jhdt. stammenden Gedenkstätten bestaunen zu können, die hier fast 7 m hoch in den Stein gehauen wurden. Da es jedoch jetzt anfängt zu regnen, bleiben wir nicht allzu lange. Mittags essen wir am Wegesrand in einem nur von Einheimischen besuchten Freiluftimbiss. Wir bestellen auf gut Glück die Nummer 1 auf der Karte und bekommen ein genauso einfaches wie köstliches Gericht: klebrigen Reis mit Spinat und frittierten Frühlingszwiebeln und einem gekochten Ei in einer würzigen Soße. Zusammen mit einem frischgepressten Saft und einem Tee kostet uns das Mahl umgerechnet etwa 5 Euro. Und gratis dazu gibt es den wie immer traumhaften Ausblick in die Reisefelder und ein Entertainmentprogramm in Form von 5 indonesischen Teenie-Mädels die sich synchron im Reisfeld in Pose werfen und bestimmt 20 Minuten lang Selfies machen.

Zum Abschluss fahren wir noch in den Affenwald von Ubud. Hier lebt eine Kolonie von über 600 Makaken und bewachen einige kleinere Tempel aus dem 14. Jhdt. Man kann die Affen mit Bananen füttern (dann springen sie dir sogar auf die Schulter) oder einfach beobachten. Es gibt eine Menge Aufseher, die darauf achten, dass sich Menschen und Affen gegenseitig nichts tun, so ist es zum Beispiel verboten, nach den Affen zu greifen oder diese zu streicheln. Als wir einen etwas weniger belebten Waldweg entlang gehen, kommt ein kleiner Affe auf mich zu und greift nach dem Saum meines Kleids. Als ich stehen bleibe, setzt er sich auf meinen Fuß und wickelt sich in mein Kleid ein, wie ein kleines Kind das Verstecken spielt. Ich bin völlig entzückt während Dennis nach der aggressiven Affenmama Ausschau hält, die laut Parkbeschilderung sofort zähnebleckend angreifen soll, wenn man sich ihrem Baby nähert. Es kommt keine und so genieße ich noch kurz den kleinen weichen Affenkörper der sich an mein Bein schmiegt bevor ich ihn runterschubse und weitergehe. Ich finde die Affen super witzig und finde es auch immer wieder spannend, zu beobachten, wie sie in der Gruppe agieren und kommunizieren. Aber irgendwann ist es genug und wir lassen diesen langen Tag gemütlich bei einigen Drinks und einem leckeren indonesischen Abendessen in Ubud ausklingen. Unser Jetlag holt uns allerdings, obwohl eine richtig guten Band spielt, noch während des Essens ein und nicht mal die köstliche gegrillte Banane zum Dessert schafft es, dass wir uns noch zu einem größeren Abendprogramm aufraffen können.







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