Nach Mumbai


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Asia » India
April 21st 2012
Published: June 20th 2017
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Unsere letzten Stunden in Palolem sind gezählt.

Nachdem wir einmal mehr unsere Sachen gepackt haben und das Zimmer bezahlt haben begeben wir uns ein letztes mal in Richtung Palolem Strand.

Wir setzen uns gemütlich in den Laden mit dem leckeren Instant Kaffee und Frühstücken bei Meeresrauschen. Schnell werden noch ein paar Adressen im Internet recherchiert und ein letztes Kaltgetränk verzehrt und schon geht es wieder auf Reisen. Wir beschliessen auch die letzten Rupees zu sparen und nehmen den Lokalen Bus direkt ab Palolem Strand. So zahlen
wir bis Margao nur 60 Rupees für 2 – die Motorikscha bis zum Bus-Stand am Ortsrand allein hätte 70 Rupees gekostet...

In gemähchlichem Tempo und mit vielen Stops geht es also nach Margao. Wir werden vor dem Busbahnhof herausgelassen – von hier sollen es nur 10 Minuten zu fuß sein. Nach 10 Minuten gehen fragen wir nach dem Weg und obwohl wir bisher alles richtig gemacht haben heißt es hier es wären noch 2.5 Km bis zum Bahnhof. Gar nicht so ohne bei 40 Grad und mit je einem Rucksack auf dem Rücken und einem vor dem Bauch... Da sich aber auch keine Alternative in Form eines Taxis oder einer Rikscha anbietet, gehen wir weiter unseres Wegen und kommen, gerade als wir uns fragen, ob wir wirklich richtig sind, endlich am Bahnhof an. Wir haben noch eine Stunde Zeit und probieren noch etwas leckeres zu finden um unser Wasser aufzupeppen. Ich kaufe einen kleinen Kanister mit (so denke ich) Cranberry-Sirup. Dieser wird natürlich auch gleich ausprobiert, aber als ich Netti's Gesicht sehe, ahne ich schon Böses. Der Sirup ist sowohl mit Kümmel als auch mit Salz versetzt – für unsere Geschmacksnerven eine echte Katastrophe, aber die Inder finden Salz an so ziemlich jedem Obstsaft toll... Nun gut – es sollte nicht sein.

Als wir kury später im Zug sitzen sind wir erfreut über unsere Mitreisenden. In unserer Ecke sitzt außer uns ein älterer Engländer (John) sowie eine größere Familie mit einigen Kindern zwischen 10 und 16. Das hätte wirklich schlimmer sein können. John lebt jeweils ein halbes Jahr in Indien und dann ein halbes Jahr in England, wie er uns erzählt und ist irgendwie ein typischer Indien-Liebhaber. Er findet das Land und die Leute ganz toll – und dann fängt er an ganz viele Geschichten zu erzählen, bei denen man denk „nee – ist klar – ganz toll hier alles...“. So erzählt er von seiner Lieblingsstadt Varanasi und seinen bleibenden Eindrücken wie einer
Krementierung eines Kindes, dessen Eltern nicht genug Geld hatten um eine Bahre zu kaufen, die wirklich groß genug war und dass man also später hätte die Beine einmal umklappen müssen, damit diese auch verbrannt würden...! Was für ein tolles Erlebnis... Außerdem sei er 5 Stunden im Ganges geschwommen (armer Irrer) und da wo er dann wieder raus gegangen sei wäre dann einer ins Wasser gesprungen, der so auf einen Stein aufgekommen sei, dass er dabei starb... Und dann natürlich noch das tolle Erlebnis, dass auf der anderen Seite des Ganges die Kinderleichen nur versenkt würden, weil sich die Eltern eine Krementierung nicht leisten können und dann natürlich irgendwann nach Oben gelangen würden. Ich weiß wirklich nicht, was das alles bei dem guten Mann für positive Emotionen freisetzt, wobei ich nicht einmal
denke, dass er es wirklich positiv fand, nur dass es eben hier so ist, hat ihn scheinbar fasziniert und ist für mich einfach nicht nachvollziehbar.

Ach, ein weiteres Beispiel fällt mir gerade noch ein: er hat einen jungen Inder kennengelernt, der ein ganz feiner Mensch war und nur Gutes wollte. So wollte er auch von John für seine Hilfe kein Geld, sondern wünschte sich nur einmal mit ihm irgendwohin zu fahren, welches nicht Varanasi ist. Da John gerade nach Kolkata wollte, nahm er ihn mit und schleppte ihn auch gleich mit zur Mutter Theresa Stiftung. Der Junge mann war total begeistert und angetan von der Arbeit dort, sodass er, als John in ein Jahr später wiedergesehen hat, in Varanasi für eine Französische Wohltätigkeitsorganisation arbeitete und Leprakranken die kranke Haut entfernte. Als John ihn noch ein Jahr später wiedersah, war der Mann verheiratet, hatte eine Frau und ein Kind und es ging nur noch ums Geld verdienen. Und das war dann auch wieder ein Grund, warum Indien so toll ist.
Also ich weiß nicht...

So, nun aber genug der Schaudergeschichten. Die Zugfahrt war insgesamt wirklich okay.
Wir spielten alle noch mit einem 13 Jährigen Jungen ein Brettspiel (Netti sogar zwei) und der Fratz war wirklich ganz aufgeschlossen und nett sowie zudem höflich. Er will einmal Computerfachmann werden – Hardware. Was allerdings wirklich eine interessante Beobachtung war und ist: Kinder hier sind weniger Frühreif als bei uns. Den Jungen hätte ich auf maximal 11 geschätzt und das zieht sich auch durch die Bank durch. Aber auch hier bleibt natürlich fraglich, ob man dann unbedingt mit spätestens 18 als Mädchen verheiratet werden muss.

Ein interesanter Nord/Süd Unterschied ist uns übrigens noch bei den Zügen aufgefallen: in diesem Zug konnten wir gegen 20 Rupees Leihgebühr Kopfkissen und Laken mieten. Das war wirklich nicht schlecht.

Geschlafen haben wir natürlich trotzdem nicht besonders, aber so haben wir zumindest den Sonnenaufgang mitbekommen und ein paar Fotos schießen können.

Mit etwas über 2 Stunden verspätung kommen
wir dann auch in Mumbai an – zumindest hatte somit auch das Hotel schon auf...

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