Blog 10: Peking - das Herz Chinas. Shanghai - das Herz der Welt.


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November 7th 2012
Published: November 7th 2012
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Beide Städte haben viel gemeinsam. Genauso unterscheiden sie sich jedoch auch voneinander. Diese Erfahrung habe ich zumindest in der letzten Woche machen können, als ich mit ein paar Arbeitskollegen am Mittwoch von Peking mit dem Zug in 5 Stunden nach Shanghai gefahren bin, um am Donnerstag einen Workshop an einer Shanghaier Universität zu besuchen.

Gut, ich fange mal von vorne an. Zuerst müsst ihr wissen, dass ich so ziemlich jede Möglichkeit nutze, um meine Small Talk Kompetenz auf Chinesisch ständig zu verbessern – sei es während der Arbeit, im Taxi oder eben wie letzte Woche im Zug Richtung Shanghai. Naja, bisher ist es wirklich eher „small“ statt „talk“ aber Übung macht ja immerhin den Meister. Als ich mich nun angestrengt im Zug mit meinem Sitznachbar „unterhalten“ habe, hat dieser sich vor Lachen kaum noch fangen können, was mir bis heute noch ein Rätsel ist warum. Trotz meiner fehlenden chinesisch Kompetenz, sagte er mir aber selbstverständlich am Ende trotzdem, dass mein Mandarin sehr gut sei. Als ich jedoch plötzlich meinte, die deutsche Nationalhymne aus den Lautsprechern hören zu können und ich dann ganz verwundert umher sah, war es nicht mein Sitznachbar, der laut weiter lachte, sondern ich. Nun ja, über die installierten Fernseher wurde wie im Flugzeug ein Film gezeigt. Und nun - wie viele Filme kennt ihr, in der die deutsche Nationalhymne gespielt wird? Na? Habt ihr euch schon an eine bekannte Szene erinnert? Ich muss zugeben, wenn ich als Kind nicht dazu gezwungen worden wäre, solche Filme mit den weiblichen Mitgliedern unserer Familie anzuschauen, dann hätte ich womöglich auf der Zugfahrt nicht so einen Spaß gehabt. Vor allem als es dann laut „Fraaanzl“ – „ja, Sissi“ aus den Lautsprechern tönte kamen wieder alte Erinnerungen hoch.

Nun ja, der am Folgetag stattfindende Workshop war sehr interessant. Es waren hauptsächlich finnische Firmenvertreter, die den Stand der Dinge in ihrer Entwicklung der Dienstleistungen für ältere Leute vorstellten. Auch hier gab es sehr interessante Situationen, die ich euch aber in einem extra-Blog schildern will, wenn es um das Thema „Arbeiten in Peking“ geht.

Als ich dann im Anschluss an den Workshop Abends ins Zentrum gefahren bin, um mir das wohl bekannteste Stadtbild Shanghais bei Nacht anzusehen, wurde mir erst einmal klar, wie unterschiedlich diese Städte alleine vom Stadtbild her sind. Diese Wirtschaftsmetropole mit ihrer beeindruckenden Skyline und ihrer Fußgängerzone, in der sich die gesamte Weltprominenz der Nobelhersteller jeglicher Firmen präsentieren, war überhaupt nicht mit Pekings eher flachem Stadtbild zu vergleichen. Schon der Taxifahrer meinte: Peking ist mit seinem Regierungssitz und der Geschichte das Herz Chinas – Shanghai hingegen ist mit der wirtschaftlichen Entwicklung das Herz der Welt.

Auch die Lebensart der Shanghaier ist im Grunde das Synonym des Stadtbildes: jung, aufstrebend, modern. Alleine am Kleidungsstil kann man beide Städte eigentlich ganz gut voneinander trennen (und wenn mir das auffällt, soll das schon mal was heißen. Schließlich bin ich ja auch nicht gerade bekannt als extravaganter Modeguru). Während in Shanghai die meisten sehr schick und modisch gekleidet sind und sogar die Taxifahrer meist einen Anzug mit Krawatte tragen, ist in Peking hingegen eher der gemütliche Sonntags-Schlabber-Look angesagt. Ha, und dabei spielt es keine Rolle, ob es Montag, Mittwoch oder Freitagabend ist. Ob es zum Einkaufen, während der Arbeit oder zum Feiern, ist vollkommen Wurscht. Ich muss sagen, dass ich es eigentlich ganz cool finde. Diese Mode habe ich mir in Peking dann natürlich auch gleich mal zu nutzen gemacht und bin Sonntags im Trainingsanzug ins Zentrum zum Brunchen gegangen – und das schöne ist: man wird nicht blöd angeschaut (was einerseits meiner Meinung nach hauptsächlich daran liegt, dass sich hier keiner für den anderen interessiert und andererseits ich mit meinem Nike-Trainingsanzug noch sicherlich einer der besser gekleideten Leute war).

Man merkt jedoch auch in Shanghai sofort, dass man noch in China ist, wenn man sich die Schuhe und den Kopfschmuck genauer betrachtet. Herrlich. Auch dass man in diesem Fall kein höhnisches Lachen erntet, bestätigt meine Theorie des Desinteresses gegenüber anderen Personen. Die Schuhe bestehen teilweise aus den ausgefallensten Mustern. Mein Highlight war ein Paar Schuhe in Tiger-Optik, welche sogar einen Schwanz von der Verse hinten weg stehen hatten. Ein ziemlicher Modetrend besteht ebenso darin, Tierohren am Kopf zu tragen. Egal wie groß, egal welche Form – Hauptsache Ohren.

Die jedoch auffälligste Gemeinsamkeit beider Städte ist das ständige Hup-Geräusch, welches einen 24 Stunden am Tag begleitet oder das charmante überall-Hinrotzen . Ob männlich oder weiblich (gut, die männlichen sind etwas in der Überzahl) - da kennen die lieben Chinesen ja wirklich nichts. Es ist definitiv nichts, was hinter vorgehaltener Hand geschieht – nein, das wird sogar durch ein lautes grollen aus dem Oberkörperbereich lautstark angekündigt, um den Grünen dann auf den Boden platschen zu lassen.

Nun ja, nachdem ich mir Shanghai in 4 Tagen genauer angesehen hatte und die ein oder andere Gemeinsamkeit bzw. Unterschied feststellte, muss ich sagen, dass ich mich auch auf das traditionellere und winterliche Peking wieder gefreut habe. Zurück ging es dann schließlich Sonntagabend mit dem Flugzeug. Unglücklicherweise verließen meine Arbeitskollegen Shanghai schon wieder am Donnerstagabend – was natürlich wieder die eine oder andere Herausforderung mit sich brachte. Am Flughafen wurde der Ausländer natürlich erst einmal ordentlich gefilzt. Als die nette Beamtin meinen Parfum-Goldbarren von Paco Rabanne in meiner Tasche länger begutachtete, dachte ich schon, dass ich den jetzt abschreiben kann – aber sie steckte ihn freundlicherweise wieder zurück.

Als ich schließlich wieder in Peking ankam, war ich über meine Errungenschaft aus Shanghai ziemlich froh. In einem leicht Schneebedeckten Peking konnte ich den Schaal ganz gut gebrauchen.

Nun gut, da ihr euch sicherlich vorstellen könnt, dass ich nicht ganz ohne Fasnacht sein kann, werde ich auch in Peking am Sonntag offiziell mit anderen Praktikanten in einer deutschen Gaststätte um 18.11Uhr (Deutsche Zeit: 11.11Uhr) ebenfalls die Fasnacht eröffnen. Darum verabschiede ich mich jetzt schon mal mit einem: Narri Narro!

Euer Philipp

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