Huckel-Alpträume und das angebliche Ende der Welt


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South America » Brazil » Rio Grande do Norte
December 18th 2012
Published: December 21st 2012
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Ach wie schnell die Zeit doch schon wieder vergeht, nun ist der Roadtrip schon zu Ende und fast ist Weihnachten. Ach ne, erst kommt ja der Weltuntergang. Aber mal der Reihe nach...

Nachdem Victoria, Steffi II und ich eine erholsame Nacht in Natal verbracht haben, sind wir am Montag Morgen wie geplant wieder Richtung Süden aufgebrochen. Vorher haben wir uns aber ausnahmsweise schon überlegt wo wir übernachten wollen und haben ein Hostel in Baía da Traição (was übersetzt übrigens "Bucht des Verrats" heißt) gebucht. Das liegt im Norden von Paraiba und davon hab ich nur dank meiner Vorlesung über Wasserökosysteme gehört. Irgendwas muss ich ja hier auch aus dem Unterricht mitnehmen, nicht wahr?

Unsere erste Zwischenetappe war schon nach 20 Minuten erreicht: Pirangi do Norte, wo wir den größten Cashewbaum der Welt besichtigt haben. Da war ich zwar erst vor 2 Monaten, aber ich war beeindruckt, wie doll das Teil der in der kurzen Zeit gewuchert ist. Das ist über seinen Zaun hinweggewachsen und hat schon halb die Straße bedeckt... Nur Cajús haben wir fast keine in dem Koloss von Baum gesehen, obwohl jetzt gerade Saison ist und der da so um die 70-80.000 Früchte tragen soll. Vielleicht wurden ja schon alle geerntet, man weiß ja nie. Anschließend haben wir noch kurz den tollen Strand bewundert und sind dann wieder aufgebrochen in Richtung Küstenstraße, natürlich nicht ohne uns mal wieder zu verfahren. Die sollten hier ihre Beschilderung aber auch echt mal überdenken. Andererseits glaube ich langsam daran, dass die brasilianische Erdölindustrie hinter dem Ganzen steckt. Denn wenn sich die ganzen Touris ständig verfahren müssen sie mehr tanken. Auch ein Weg seinen wirtschaftlichen Aufschwung zu sichern.

Außer der Küstenstraße selbst hatten wir dann allerdings keine konkreten Zwischenziele mehr und haben einfach nur überall da angehalten, wo es schön aussah und wir die Aussicht genießen wollten. So stell ich mir das doch bei einem vernünftigen Roadtrip in Brasilien vor. Wir haben auch echt ein paar richtig tolle Stellen gefunden und sind alle 3 aus dem Staunen gar nicht mehr rausgekommen. Der brasilianische Nordosten hat wirklich ungelogen eine atemberaubende Küste. In Búzios haben wir dann unsere Mittagspause eingelegt, indem wir uns an den Strand unter einen Sonnenschirm gesetzt haben und uns lecker Essen haben bringen lassen. So lässt sich das Leben durchaus aushalten.

Irgendwann mussten wir auch wieder auf die Bundesstraße um noch rechtzeitig in unserem Hostel anzukommen. Ab der
WaldbrandWaldbrandWaldbrand

auf dem Foto sieht es bei Weitem harmloser aus als in echt...
Abfahrt von der Bundesstraße - es war kurz nach 6 und schon stockdunkel - wurde die Fahrt zurück zur Küste wieder abenteuerlich. Obwohl der Weg diesmal relativ eindeutig war und wir uns deshalb auch nur einmal kurz verfahren haben, haben wir für eine Strecke von 30km über eine Stunde gebraucht. Einfach weil die Straßen hier der Horror sind: wenn sie asphaltiert sind, dann sind sie voller Löcher und ohne irgendeine Begrenzung, ansonsten sind sie schlecht gepflastert oder nichts von beidem. Dazu die fehlende Beleuchtung und die immer wieder aus dem Nichts auftauchenden Geschwindigkeitshuckel, von denen wir manche doch etwas spät gesehen haben und dadurch trotz Vollbremsung ein bisschen heftig mitgenommen haben. Ach und wir haben wieder Waldbrände gesehen, diesmal aber gleich 5 oder 6 Stück in einem relativ kleinen Umkreis, woraus wir geschlossen haben, dass das kein Zufall sein kann und die sicher zu einem bestimmten, wenn auch für uns nicht ersichtlichen, Zweck gelegt wurden. Gruselig ist es trotzdem, wenn das nachts das einzige Licht ist, was man außer seinen eigenen Autoscheinwerfern sieht.

Aber wir sind irgendwann in dem kleinen Örtchen Baía da Traição angekommen, wo wir von Eseln, Pferden und Kühen auf der Straße begrüßt wurden. Wir mussten auch nur 3 Runden durchs Dorf fahren und einen Einheimischen 15 Minuten rumtelefonieren lassen bis wir unsere Unterkunft gefunden haben. Die war dafür super schön, wenn auch gerade noch im Umbau, dafür mit Meerblick und Pool. Da die Sommersaison immer noch nicht angefangen hat (32°C im Schatten sind ja auch eher noch Frühling, oder?) waren wir auch die einzigen richtigen Gäste. Wie wir kurz nach Ankunft merkten, waren die Hostelbesitzer ein schwules Pärchen - ein Brasilianer und ein Franzose, wobei von letzterem gerade die Eltern zu Besuch waren. Weil ich meine große Klappe ja nicht halten kann, wollte ich gleich mit meinen Französischkenntnissen herausplatzen und bin damit voll reingefallen. Jedes zweite Wort, das aus meinem Mund blubberte war Portugiesisch! Gott, war mir das peinlich! Dabei konnte ich Französisch mal besser als Englisch.... Zum Glück konnte die Mama ein bisschen Portugiesisch und ihr Sohn sowieso, denn der lebt schon seit 7 Jahren in dem Kaff, dass er selbst als das Ende der Welt bezeichnet. Kein Wunder bei der Anfahrt... Aber dafür, dass es das Ende der Welt sein soll, ist es echt ganz nett. Halt Dorf, aber wie überall hier ein wunderschöner Strand....

Dienstag Morgen sind wir früh aufgestanden, damit wir mittags zurück in Joao Pessoa sind um das Mietauto zurückzubringen. Vorher wurde ich allerdings noch von einem ca. 4cm großen Skorpion neben meinem Bett, zwischen meinen Taschen überrascht. Mein erster Gedanke war: Wie war das nochmal? Die kleinen sind gefährlicher als die großen.... ist 4cm jetzt klein oder groß für nen Skorpion?? Mein zweiter Gedanke war: Wo ist meine Kamera? :D Hatte zwar schon bisschen schiss vor dem Teil, aber was ein echter Fotograf ist lässt sich davon ja nicht beirren. Immerhin muss die Gefahr für die Nachwelt dokumentiert werden.

Pünktlich um halb 12 haben mich die Mädels dann wieder bei meiner Gastfamilie abgeliefert, die sich gefreut hat, mich in einem Stück in Empfang nehmen zu können. Bevor wir aber viel reden konnten hieß es: geh duschen und zieh dir was Nettes an, wir gehen aus. Wohin blieb mir verschwiegen. Na gut, bin ja für Überraschungen immer offen. Letztendlich sind wir einfach zu irgendwelchen Bekannten gefahren, bei denen wir Mittaggegessen haben. Die waren bisschen seltsam, das fand auch Nazaré (Marias Schwester, hatte ich schon erwähnt, dass sie gerade für 3 Wochen aus Sao Paulo zu Besuch da ist?) und hat die ganze Zeit gedrängelt, wieder nach Hause zu fahren. Das war ja total ungewohnt, wo doch alle Brasilianer sonst so nett und freundlich nach außen bleiben und sich erst im Nachhinein aufregen. Aber da hab ich sie gleich ins Herz geschlossen für ihre Offenheit 😊

Das Fazit meines kleinen Ausflugs: spontane Ideen sind wirklich die besten. Mit anderen Verrückten durch Brasilien heizen macht mega Spaß und beschert einem unvergessliche Erlebnisse. Eine Kriegsverletzung habe ich davon getragen, von einem übersehenen Huckel auf der Bundesstraße, durch den ich unsanft durchs halbe Auto geflogen bin. Aber die Schuld gebe ich nicht Steffi II (die nebenbei bemerkt eine grandiose Fahrerin war), sondern den Huckeln selbst. Noch heute wache ich nachts Schweiß gebadet auf und rufe "HUCKEL!". Aber es gibt Schlimmeres. Außerdem habe ich mal wieder gemerkt, was für ein Sonntagskind ich bin. Denn im Nachhinein hat sich herausgestellt, dass die Montagsvorlesung, die ich verpasst hätte, sowieso ausgefallen ist. Alles in Allem war es also einfach GRANDIOS! Danke Mädels, dass ihr mich dazu überredet habt! 😊


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"Straße ohne Name""Straße ohne Name"
"Straße ohne Name"

und irgendiwe auch gar keine Straße... wie gut, dass wir ein Navi dabei hatten, da wussten wir wenigstens, dass wir im Nirgendwo sind.


21st December 2012

Ich muß es Dir jetzt endlich mal mitteilen: Dein Einträge sind einfach köstlich! Und die Fotos sind wunderbar! Danke, daß Du uns alle so gut auf dem laufenden hältst!
21st December 2012

Na das freut mich ja, wenn ich meinen Lesern Freude bereiten kann mit meinen Erlebnissen. Schön, dass es dir so gefällt :)
22nd December 2012
meine morgendliche Überraschung

zur überraschung
das hat nichts mit der größe zu tun ob die giftig sind oder nicht, es ist ein giftiger übrigens, das erkennt man daran das er dünne scheren hat und einen dicken schwanz, wenn er nicht giftig (weniger giftig ist, giftig sind sie alle) haben die dicke scheren und einen dünnen schwanz.
22nd December 2012
meine morgendliche Überraschung

Danke für die Aufklärung mein Liebster :* Zum Glück wusste ich nicht, dass der giftig ist, sonst hätte ich vermutlich das ganze Dorf zusammengeschrien vor Panik :D

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