Danach ist davor

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So, das ging jetzt doch relativ schnell. Vorgestern um 10 haben wir den Rest der Exkursion am Flughafen abgeliefert. Ich bin danach mit den Weikerts zurueck nach Korcula gefahren. War auch schoen, dort nochmal vorbeizuschauen.
Von Korcula bin ich dann vorgestern um 19:45 Uhr losgefahren. Auch mal eine Gelegenheit, die Mauer von Ston mal beleuchtet bei dunkel zu sehen.
6 Stunden spaeter war ich quasi wieder am Anfang der Exkursion, in Split, wo ich eine Woche zuvor angekommen war. Diesmal allerdings mitten in der Nacht. Wer den Busbahnhof Split bei Tag kennt, wird sich nachts wundern. Das ist fast schon deprimierend.
Nun ja, wie auch immer. In dem Wissen, dass es um 16 Uhr einen Bus nach Frankfurt geben sollte, bin ich dann bei 3 Grad Außentemperatur in Zagreb angekommen. Mitten im Sonnenaufgang. Wahrscheinlich hab ich Zagreb Unrecht getan. Anstatt mir die Stadt anzuschauen bin ich zum Bahnhof gegangen. Dort gabs nen Zug um 07:50 Uhr nach München. Warum also nicht die Alpenquerung bei Tag mitnehmen, und bissel slowenische Berglandschaft gucken? Ich dacht mir, wenn sie beim Preis was sagen, was mit 8 anfaengt, nehm ich die Fahrkarte. Nun ja, sie sagten was, was sogar nur mit 6 anfing. So fand ich mich 40 Minuten spaeter im Zug nach München. Schneller als gedacht, aber auch nicht unbedingt zu frueh ;-)

Im Zug hab ich gemerkt, wie froh ich war, dass ich das Angebot mit dem Rueckflug ausgeschlagen hatte. So hatte ich nämlich bis München 9 Stunden Zeit, um (mit freundlicher Unterstützung meines Mp3-Players) diese Reise in eine Erinnerung zu verwandeln. Es war ja auch das erste mal seit 30 Tagen, dass ich mich in eine Richtung bewegte, um die ich mir keine Gedanken zu machen brauchte, also auch das erste mal seit 30 Tagen, dass ich in der Art zur Ruhe kam, dass ich über alles nachdenken konnte.

Dabei habe ich gemerkt, dass ich diese "Erinnerungsbastelei" in 1,5 Stunden Flug niemals gebacken gekriegt hätte.
Es ist nämlich eine viel zu große, um in so kurzer Zeit zusammengeschustert zu werden.

Eine Erinnerung an Belgrad, Topola, Vrsac, Istanbul, Plovdiv, Sofia, Split, Trogir, Hvar, Korcula, Dubrovnik...Städte die mich, manche für sehr lange, manche eher für kürzere Zeit aufgenommen haben, und mich ein Stück weit an dem Leben, das in ihnen stattfindet teilhaben ließen.

Eine Erinnerung an ungezählte Orte, die mich beim Umsteigen oder auch nur im Vorbeifahren mit ihrer Schönheit beeindruckt haben, und dennoch (zumindest für mich) ohne Namen geblieben sind.

Eine Erinnerung an viele Menschen: Kioskfrauen, die mir über mein Telefonkartendilemma hinweggholfen haben. Die Büroartikelhändlerin, die sich trotz Schlange noch Zeit nahm um mich zu fragen: "Superman ili Spajderman?".
Die Bedienung im Bistro Slavija, die mich auch bei 12 Grad Außentemperatur noch bedient und mein serbisch korrigiert hat.
Die "Dame vom 'Grill"Slavija', die erkannt hat, dass ich meine Pljeskavica immer mit Tomate, Zwiebel und Ketchup bestell, weil ich den Namen vom anderen Gemüse net kenn, und mir über diese Lücke hinweg geholfen hat.
An die Leute vom Sprachkurs, die einige Tage zu einem wahren Vergnügen gemacht haben.
An Ben, mit dem ich den ersten Tag in Istanbul rumgebracht habe, und den ich danach nie wieder gesehen habe, weil er verschlafen hat.
An Tibi und Liz, mit denen ich im Zug nach Zagreb den Beweis geführt habe, dass es manchmal wirklich nur eine Sekunde braucht, um eine Verbindung zwischen Menschen zu schaffen. Selbst wenn sie es nicht einmal merken.
Diesen Gedanken weitergesponnen, eine (verblasste) Erinnerung an wer weiß wie viele Menschen, mit denen genau diese unbemerkte Verbindung entstanden ist.

Und natürlich eine Erinnerung an Ivan, Tina und Filip, die mir mit ihrer Freundschaft in Belgrad etwas geschaffen haben, was nah an den Begriff Heimat herankommt (und nur daran scheitert, dass sie kein Schwäbisch sprechen ;-) )

Und natürlich bleibt der Gedanke an ungezählte Stunden in Bussen, Bahnen und auf Booten. Einige in Begleitung, viel mehr davon allein.
Ich gehe davon aus, dass mich jeder Kilometer weiter gebracht hat, nicht nur geografisch. Einige mögen mich von Dingen entfernt haben, die mich vor der Reise "verfolgt" haben.

Und ich hoffe dabei, dass mich mehr dieser Kilometer näher an etwas herangebracht haben, von dem ich noch nicht weiß, was es ist, von dem ich aber wieder etwas mehr Ahnung bekommen habe.

Ganz sicher bin ich mir allerdings, dass das Ganze definitiv nicht geschadet hat ;-)

Die Vielfalt der gewählten Verkehrsmittel würde es mir erlauben, eine essentielle Stelle aus dem Film "Im Juli" zu zitieren. Aber ich wills mit dem Schmalzen net übertreiben.

So bleibt mir nur noch, mich bei allen zu bedanken, die mich bemerkt oder unbemerkt über diesen Blog, oder anderweitig unterwegs begleitet haben.

Und damit soll, genauso, wie gestern meine Reise zu Ende ging, auch der Blog an dieser Stelle zu seinem Ende kommen.

Und sosehr ich mich gerade auch freue, wieder zuhause zu sein, freue ich mich genauso darüber, dass es einem auch möglich ist, "zuhause" wieder zu verlassen.

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Photos

Hotel Slavija
So lässt sich der Trg Slavija immer leicht finden. Unten drin is des Internetcafe, von dem ich als telfoniert hab

Better times
mit Ivan und Tina...

Bosporusbrücke
hab noch net raus, wie man als Fussgaenger da drauf kommt

uff nem Buckel bei Plovdiv
mit viel zuviel Rucksack fuer nen Buckel

schliesslich kam Tim...
...Krykel doch noch zu seinem Recht ;-)

Comments

[Edina]

David :-) Deine "Erinnerungsbastelei" hat mich irgendwie voll mitgenommen... Du bist echt klasse! ;-) Ich wünsche mir deine Ruhe, um einmal meine eigene "Erinnerungsbastelei" zu erleben :-)