Moldau


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Romania's flag
Europe » Romania
August 29th 2021
Published: August 30th 2021
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Schwarze Wolken, tropischer Regenguss bis 10.00. Dann fuhr ich los. Chisinau hat so viele Kreisverkehre, dass das Wort Rundfahrt gleich eine ganz andere Bedeutung annimmt. Dann auf der Haupt Nord Süd Straße Richtung schwarzes Meer. Der Plan war eigentlich, dass ich bald abbiegen und auf kleinen Landstrassen die Grenze entlang rumschleiche. Aber als ich sah, wie schlecht die Hauptstraße war hatte ich plötzlich kein Bedürfnis mehr, rauszufinden, wie schlecht die Nebenstraßen sind. Ich bräuchte acht Stunden für knapp 250 km, teilweise nur geschlichen. Dafür war die Grenze erfreulich. Jeder wußte, wie herum man den Pass halten muss, Deutschland war auch bekannt und keiner hat mich meinen kleinen Seesack aufmachen lassen um sicher zu gehen, dass ich keinen Menschhandel betreibe. Moldau war nicht besonders reizvoll, da wo ich war jedenfalls. Nur die Walnuss Bäume entlang der Straße waren toll, Kilometer lang auf beiden Seiten.

Galati war dann die erste Stadt in Rumänien. Eine Hafenstadt am Donaudelta. Ich malte mir aus, dass der Apostel Paulus hierher seine Briefe geschickt hat und die Bevölkerung ermahnt hat: Und seid's fei recht brav. Und als Nachsatz vielleicht noch: Vergesst nicht den Hund zu füttern, auch er ist ein Geschöpf Gottes. Aber meine ganzen Vorstellungen treffen nicht zu, die Galater scheinen irgendwo in der Gegend von Ankara gelebt zu haben.

Immer wenn ich am Unterlauf der Donau bin, dann stelle ich mir vor, dass die ganz kleine Welle, die manchmal ans Ufer schwappt, der letzt Rest von den Wellen ist, die das Faltboot meiner Eltern auslöste. Sie hatten nämlich ein Faltboot, Holz-Skelett und drüber eine Klepper Haut. Das Ganze konnte in zwei riesige Rucksäcke verpackt werden und mit diesen auf dem Rücken machten sich meine Eltern eines Tages auf zum Hauptbahnhof um mit dem Zug nach Donaueschingen zu fahren, dorthin wo Brigach und Breg die Donau zuweg bringen. Ich sah ihnen vom Erkerfenster des Herrenzimmes aus nach und war traurig, wütend, verletzt, alles gleichzeitig. Es war eindeutig Zeit für eine Revolution. Ich ging also hin und bohrte direkt vor Oma und Kindermädchen in der Nase. Es gab sogleich einen Riesenkrach und die Welt nahm ihren Lauf. Die Eltern fuhren dann die ganze Donau hinunter bis zum Schwarzen Meer. Was sie mitbrachten außer Dias waren zwei Rezepte: das serbische Fischgericht und die Agramer Speise. Beides noch in Gebrauch. Am Abend eines jeden Paddeltages gingen sie an Land, bauten ihr Zelt auf, kochten sich was und dann ab ins Bett. Manchmal bekamen sie Besuch von Mitgliedern lokaler Faltboot Clubs, die sie eventuell sogar zum Essen einladen, daher sind die Rezepte. Außer Donau fuhren sie auch den Tiber, die Drina. Jedenfalls bin ich kein adoptiertes Kind sondern der Abkömmling dieser reiselustigen Menschen.

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30th August 2021

Das Reise-Gen der Deutschen
… ist definitiv existent! Ich kann mir dich bildlich vorstellen, sehe dich auf dem Teppich stehen, trotzig, Bauch nach vorne, leicht den oberen Rücken nach hinten gebeugt, herausfordernder Blick und ab mit dem Finger ins Nasenloch…. Du hättest vielleicht Wolfgang diese Geschichte beim Kennenlernen als erstes erzählen sollen, dann wäre er gleich gewarnt worden! Ehrlich, deine Schreibweise und Humor ‚make my day‘ - die Choreographie brachte mich auch zum Lachen, ich kann mir das Alles so richtig Bildlich vorstellen. Der erste Kaffee morgens mit deinen Beschreibungen ist zur Zeit ein doppelter Genuß. Schreib mal ein Buch…

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