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Published: October 6th 2008
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Kakteen
Hab ich in klein in meinem Zimmer! :) Ich bin wieder da, lebend!
Die letzten vier Tage habe ich Trampeltier in der freien und wilden Natur verbracht, umgeben von einem Haufen Halbstarker und einigen Professoren.
Als wir am Mittwoch Abigail ueber den Weg liefen, fragte sie mich spontan, ob ich Lust haette, nicht am campamento teilzunehmen. Ich hatte! Also packte ich Donnerstag hastig einige Sachen zusammen, duschte ein letztes Mal und machte mich mit Maglite und Schweizertaschenmesser ausgeruestet auf, zum Kampf gegen Natur und vorallem gegen Insekten (fuer Jan: Also, ich habe eine Mischung aus Hornisse und Tausendfuessler gesehen, ein Tier, dass sich duemmer bewegt als jedes andere und dazu rote Libellen mit einem Pelzkragen um den "Hals", sehr interessant jedenfalls.). Da ich als deutsches Maedel keine Pflichten scheue, bin ich auch gewandert, statt gefahren. Ich war einfach froh, mal aus der Stadt rauszukommen und endlich was von der puren Schoenheit dieses Landes zu sehen.
Wie es der Zufall will... wir verirrten uns. Um uns rum: ein Bach, Kakteen, Fels. Aber der Bach fuehrt doch zum Fluss? Und unser Campamento liegt am Fluss? Was liegt da naeher als sich Stein ueber Stein durch den Bach und anschliessend den Fluss zu kaempfen? Nach zwei Stunden waren wir dann tatsaechlich
Aussicht..
ist es nicht wunderschoen? da. Der Ort: wunderschoen. Das Arreal hatte sogar ein Schwimmbecken, das Wasser war in der Farbe grau-braun gehalten, ich bevorzugte also den kristallklaren Fluss.
Angekommen, fuehlte ich mich ein wenig sinnlos und verloren, hatte ich ja keine Aufgabe. Und dann fing es zu regnen an. Regen ist hier anders als in Deutschland. Regen bedeutet, dass eine Sturzflut einbricht. Um unser Zelt zu retten, trugen wir es auf die Veranda und dort blieb es auch. Aufgrund der zweiten Sintflut der Geschichte blieb uns nichts anderes uebrig als schlafen zu gehen. Vier Erwachsene (mehr oder weniger) in einem Zelt. Super. Es war eng, heiss und Yandhi schnarchte in mein Ohr. Zudem hatten mich die Moskitos so zerstochen, dass ich die halbe Nacht damit verbrachte, meine Beine blutig zu kratzen.
Geraedert wie ich war, liess ich die Morgengymnastik ausfallen, zum Hissen der Fahne war ich aber wieder einigermassen fit.
Als mich zwei braune Augen anstrahlten (¡Me llamo Max!) war der Tag doch gerettet, denn mit ihm konnte ich viel rumbloedeln. Anschliessend spielten wir in praller Sonne (die alles wieder gut machen zu wollen schien) Fussball, Abseits oder solch idiotischen Regeln aus Deutschland schien niemand zu kennen, der Schlamm wurde als lustige Rutschbahn mitgenutzt
und das Lachen der Kinder erfuellte die Luft. Was fuer ein Spass!
Dreckig und total ausgelutscht schlichen wir dann in der Hitze Richtung Fluss, dort badeten wir und ich fuehlte mich auch wieder halbwegs als Mensch.
Irgendeinen Workshop verbrachte ich rumluemmelnd auf einer Bank, aber sogleich betaetigte ich mich dann wieder, indem ich bei den Spielen half. Mit Shirley kletterte ich auf einen Berg, um dort Fahnen anzubringen.. was fuer eine unglaubliche Aussicht! Ich war so zufrieden in diesem Moment. 😊
Die Spiele liefen super, die Kinder (und auch die Betreuer) hatten jede Menge Spass. Fuer den Abend bereiten Christian, Max und ich schliesslich ein Lagerfeuer vor und so sassen wir nach dem Essen versammelt um die Flammen, waermten uns (in den Anden wird es nachts so scheisse kalt!) und sangen. Und so klang der Tag gemuetlich und friedlich aus.
Am Freitag spielte die Sonne verstecken. Sie war mal da, mal nicht, aber liess sich trotzdem dazu herab, uns zu waermen. (Um halb 7 kommst du mit allen deinen Klamotten aus dem Zelt gekrochen und bibberst trotzdem, um 8 hast du nur noch ein T-Shirt an und schwitzt dir dennoch die Seele aus dem Leib!). Der Morgen verging recht
Wuhuuuu
geschafft! ereignislos, am Nachmittag waren wir jedoch wandern! 😊
Der Weg hinauf war noch recht "einfach".. schweissgebadet, mit Basthy an meiner Hand kaempfte ich mich ueber Stock und Stein, um am Ende in Afrika zu landen. Ja, oben war nichts. Nur eine riesige, gelbe Steppe, ein paar verkrueppelte Baume und Kakteen. Die Aussicht: atemberaubend. Naja, und runter mussten wir ja auch wieder. Max war der Ueberzeugung, wenn wir den Weg hinter uns liessen, ginge es viel schneller. Also kraxelten wir in 3000 m Hoehe querfeldein um dann vor einer Klippe zu enden. Wie weiter? Wir hatten ein Seil, waren ca. 20 Leute. Wenn alle das Seil anpacken und ganz langsam runter? Ginge das? Das muss gehen! Es ging. Ich kann: ohne jegliche Sicherung in den Bergen rumklettern. Ich kann nicht: dabei keine Todesangst haben.
Die Kinder waren natuerlich begeistert. Nach dieser Tortur strandeten wir erneut vor einem Anhang. Mit einem Kind voraus und einer weiteren Erwachsenen an meiner anderen Hand stolprten wir Stein um Stein nach unten und kamen irgendwann tatsaechlich (nach ueber einer Stunde!) unten an. Im Campamento stuerzten wir uns gierig auf unser Essen, wahrend wir uns die Aufnahmen der letzten Tage ansahen.
Die Reste unseres Lagerfeuers schichtete Max
ein weiteres Mal auf und mit einer Menge Bezin brannte es sogar. "Juegos sociales" (soziale Spiele) standen auf dem Plan. Mit viel Gesang, Bewegung und Tanz irrten wir wie ein paar Klischeehexen um das Walpurgisnachtfeuer und so endete die letzte Nacht des Campamentos mit froehlichen Gesichtern und lautem Gelaechter.
Der letzte Tag ist nicht erwaehnenswert, da es sich nur um den Abbau drehte. Nur am Abend, angekommen in Ayacucho, nach einem weiteren Gewaltmarsch, versammelten wir uns ein letztes Mal in der Schule, um dort die Punkte, die die Kinder in den letzten Tagen gesammelt hatten, gegen Suessigkeiten zu tauschen.
Und so fand unser tolles Campamento sein Ende. Auch wenn mich einige Dinge nicht so begeisterten (dieses ganze Religioese, auch wenn ich das mittlerweile kenne oder das Militaerische (Einheiten, Disziplinsuebungen) waren es doch vier unvergessliche Tage.
Manu
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Marcel
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Hey, das klingt ja mal nach einer richtig tollen Aktion! :) War das jetzt von der Schule aus gewesen - also so eine Art Klassenausflug?