Still Alive - Tag 43 - Ich mag zwar chaotisch sein, aber wenigstens habe ich noch nie eine ganze Stadt verloren


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South America » Colombia » Santa Marta » Ciudad Perdida
October 28th 2019
Published: November 9th 2019
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Wir müssen einen fast hüfthohen Fluss überqueren
Auf die gestrige Erkenntnis, wie gut man um 8 schon einschlafen kann, folgte jene, wie gut man um 5 schon aufstehen kann. Nach dem Frühstück brachen wir ohne Gepäck zur Ciudad Perdida auf. Nach wenigen Minuten Fußweg erreichten wir die Stelle, an der vor 20 Jahren noch eine Brücke gestanden hatte (sie war bei einem Erdrutsch zerstört worden). Jetzt hingen stattdessen zwei Seile über dem Fluss, an denen man sich festhalten konnte, wir mussten den teils (für die Anderen, ich bin zu groß) Hüfthohen Fluss zu Fuß überqueren. Nach einer Weile waren schließlich alle Zwei- und Einbeiner auf der anderen Seite, unser Dreibeiner hatte jedoch leichte Probleme. Erst bellte er kurz den Fluss an, dann versuchte er durchzuschwimmen, die Strömung war jedoch zu stark, er wurde ein Stück runtergespült und musste schließlich auf seiner Seite wieder aus dem Fluss herausgehen. Schließlich ging unser Übersetzer Victor noch einmal zurück um unseren Bodyguard durch den Fluss zu tragen. Ich bekam leichte Zweifel, ob Dieser wirklich in der Lage war, uns auf dem Weg in die verlorene Stadt vor wilden Flusspiraten der Karibik zu beschützen. Am Ende schaffte er es jedoch trotzdem während der ganzen Tour alle Piraten abzuwehren, wenn auch dies vor allem
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Victor trägt den Hund über den Fluss
daran lag dass es keine gab.Auf der anderen Seite gab es eine Treppe. Wir liefen die insgesamt angeblich 1200 (wobei ich nur 1048 zählte, aber vieles nicht als Stufe interpretierte) steinalten Steinstufen hinauf, bekamen an einer Hütte ein kleiner Büchlein und waren dann in der Verlorenen Stadt!

Teyuna, wie die Indigenen die Stadt nennen, war die Hauptstadt des Volks der Tairona gewesen, die hier vor der Ankunft der Spanier gelebt hatten und einer der am weitesten fortgeschrittenen Völker waren. Krankheiten und ein 80-jähriger Krieg mit den Spaniern zermürbten sie jedoch, die verbleibenden Tairona zogen sich weiter in die Berge zurück. Als infolge der von den Spaniern eingeschleppten Krankheiten viele Leute krank wurden, hielten sie Teyuna für verflucht und gaben die Stadt infolgedessen auf. Bis heute lebt dort nur mehr der Mamo, das spirituelle Oberhaupt der Völker der Sierra Nevada de Santa Marta, mit seinen beiden Frauen (Mamo's sind die einzigen, die zwei Frauen haben dürfen). Was mit den ursprünglichen Tairona passiert ist, ist unbekannt, manche Indigenen glauben, sie würden weit oben in den Bergen noch leben, versteckt von der Außenwelt. Auf jeden Fall gibt es heute in der Sierra Nevada de Santa Marta vier indigene Völker, die Wiwa (unser
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Die Treppen nach Teyuna
Guide war ein Wiwa), Kogui, Arhuaco und die Kankamo (wobei letztere ihre Kultur fast komplett aufgegeben haben), die alle von den Tairona abstammen, sich jedoch auch in grundlegenden Dingen wie Sprache und Kleidung unterscheiden, jedoch eine Religion teilen. Jedes Dorf hat einen Mamo, der zugleich spirituelles Oberhaupt, Arzt, Lehrer und Anführer ist. Außerdem gibt es noch eine art ober-Mamo, einen obersten Mamo, der eben in Teyuna lebt. Heute hat die Stadt (die einst aufgegeben wurde, weil sie verflucht ist) ironischerweise heiligen Status unter den Einheimischen. Nachdem sie aufgegeben worden war, wussten die Europäer zunächst sehr lange nicht von ihrer existenz oder wollten schlichtweg nicht die Mühen auf sich nehmen, extra dorthin zu laufen (El Dorado war verlockender als ein großer Steinhaufen), jedoch kamen natürlich über die Indigenen (von denen die meisten von der Existenz Teyunas wussten) Gerüchte in die Außenwelt, sodass sich manchmal Grabräuber auf die Suche nach Teyuna machen. 1972 folgte schließlich Einer dem Buritaca-Fluss, bis er auf die Brücke stieß und so die Stadt fand.

Es folgte ein paar Jahre, in denen diverse Gangs sich teils um die Stadt bekämpften, um dort nach Gold zu suchen, das die Teyuna teils als Opfer hinterlassen hatten, oder um auf
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Die Treppen nach Teyuna
den Terassen Marihuana anzubauen (unter anderem wurde dort ein Sohn des Entdeckers getötet). Schließlich entsandte die Kolumbianische Regierung 1976 (nach der offiziellen Entdeckung 1975) eine archäologische Mission mit Militärschutz, um den Ort zu untersuchen. Seitdem sind dort stets ein paar Soldaten stationiert, womit der Ort auch für Touristen sicher ist. Seit ungefähr 20 Jahren werden Touren ähnlich wie die Meine angeboten, in den letzten Jahren ist die Zahl der Anbieter auf 6 gewachsen, vor allem seit dem Rückzug der FARC boomt der Tourismus und ersetzt weitgehend illegale Geschäfte.

Bevor wi jedoch Teyuna betreten konnten, mussten wir ein kleines Ritual durchführen (keine Angst, wir mussten nicht unseren Bodyguard opfern) , um keine negativen Gedanken in den Ort hineinzutragen (dies war nur bei den Touren von Wiwatours der Fall, da wir einen Indigenen Guide hatten. Die zweite Gruppe, die an diesem Tag hier war, durfte ihre Depressionen mit reinnehmen), dabei stellten wir uns auf einen kleinen Steinkreis, jeder nahm ein paar Kokablätter in die linke Hand, sollte die Augen schließen und an alles negative in seinem Leben denken. Dann sollte er sie in die rechte Hand geben und an das Positive denken. Schließlich sollten wir sie einzeln in der Mitte auf
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Die Treppen nach Teyuna
einen Stein (auf dem bereits ein kleiner Kokahaufen war) legen, um quasi die negativen Gedanken mit den Blättern hier zu lassen. Dann durften wir in die Stadt gehen.

Die ursprünglichen Hütten sind heute natürlich nicht mehr erhalten (Hütten, wie sie z.B. die Wiwa verwenden, haben, je nach Höhenlage und Klima, nur eine Lebensdauer von 10-50 Jahren), jedoch sahen wir Steinterassen. Viele Steinterassen. Sehr viele Steinterassen. Insgesamt liefen wir (laut Victor) an ca. 170 runden Terassen vorbei, wobei es noch mehr gab, die jedoch unter dichter Vegetation versteckt waren. Alle Wege waren mit großen, flachen Steinen bedeckt, die großen Terassen waren vor allem dahingehend beeindruckend, dass das Gelände sehr hügelig war und die Tairona sie alle unter reinem Einsatz von Muskelkraft (ohne Werkzeuge) transportiert hatten (manche der Steinplatten waren ca. 1x2 Meter groß!). Victor erzählte, dass es unglaublich sei, wie viel die Leute heute noch tragen könnten, er hätte öfters schon Leute mit großen Steinen rumlaufen sehen, die er selbst bei weitem nicht einmal aufheben konnte. Zusammen mit dem die Stadt umgebenden dichten Wald und den so gut wie unbesiedelten (ich sah kein Dorf o.Ä. in der Nähe) hatte der Ort eine sehr coole Atmosphäre und war echt beeindruckend. Wir
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Teyuna, beim Eingang
kamen an einem großen Stein an, von dem uns Rafael erklärte, dass er eine Karte sei - die zwei weißen Punkte auf der Oberseite seien der Cerro Colon und der Cerro Colombo. Wenn es Probleme gäbe, würde der Mamo diesen verwenden, um herauszufinden, wo die Quelle des Problems läge. Dann müsste jemand dorthin gehen, um mit irgendwelchen Ritualen (meist Opfergaben) das Gleichgewicht wiederherzustellen. So könnte es z.B. sein, dass es Probleme auf einem Ackerfeld gäbe, der Mamo jedoch sagen würde, die Quelle des Problems sei einer der Bergseen hoch in den Bergen. Dann müsste jemand den ganzen Weg dort hinauf laufen, um oben z.B. mit Opfern das Gleichgewicht wiederherzustellen. Dafür diente der Stein als Karte - die Linien stellten meist Flüsse dar, die Löcher Seen.

Wir gingen ein Stückchen weiter und kamen zu einer zweiten Karte (einem zweiten Stein), der wieder eine Karte war, nur dass er diesmal vielmehr der Orientierung diente - verschiedene Linien stellten hier jeweils entweder Wege oder Flüsse dar. Dann gingen wir weiter rauf, bis zum höchsten (freigelegten) Punkt von Teyuna. Dort hatte man eine gute Übersicht über zumindest einen Teil der Stadt - kein Wunder, dass 80% der Fotos, die man findet wenn man
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Ein Vogel. Er kann fliegen.
"Ciudad Perdida" sucht, genau aus dieser Perspektive geschossen wurden. Auf der höchsten Terasse brachte schließlich Victor wieder eine kleine Marende. Nach kurzer Pause setzten wir unseren Rundgang durch Teyuna fort, nach ein paar weiteren leeren Terassen erreichten wir zwei kleine Hütten, in denen der Mamo und seine beiden Frauen wohnen. Der Mamo selbst war nicht da, aber eine seiner Frauen saß vor einer der Hütten und bot Armbändchen an (streng genommen verkaufte sie sie nicht, sondern verschenkte sie, doch es war angebracht, dafür eine kleine Spende zu geben, wie Victor erklärte). Victor zeigte uns, dass Teyuna, der Mamo und diese Frau auf dem 50.000 Peso Geldschein abgebildet waren - somit fügte ich "Mir von jemandem, der auf einem Geldschein ist, ein Armband geben lassen" zu meiner "done"-Liste hinzu. Weiters sahen wir auf dem Rundgang noch den Bereich der Stadt, in dem früher die Verstorbenen in großen Töpfen beerdigt worden waren und eine Terasse, auf der die alten Werkzeuge (Steine) waren, mit denen diese Töpfe hergestellt worden waren. Dort zeigte uns Rafael noch, wie aus irgendwelchen Pflanzen lila Farbe herstellen konnte, dann gingen wir zurück zum Eingang, die 1200 Stufen hinunter zum Fluss, durch den Fluss und zurück zum Campo Paraiso.
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Ein anderer Vogel. Er sitzt
Dort gab es dann Mittagessen.

Nachmittags gingen wir dann zurück bis zum Campo Wiwa, wo wir gestern Mittagessen hatten. Der Weg war wieder schön, wenn auch nicht mehr so interessant wie am Vortag, da ich ihn jetzt schon kannte. Abgesehen von vielen Vögeln und Schmetterlingen trafen wir noch auf ein paar Wiwakinder, die um "Dulce" (Süßes) fragten. Eines davon hatte eine Art Sack auf dem Rücken, in dem ein Baby hing - ich fragte mich, ob man Wiwas wohl so wie die Bremer Stadtmusikanten stapeln konnte, und falls ja, bis zu welcher Höhe, doch ich traute mir mit meinem spanisch nicht zu, Rafael das zu fragen (abgesehen davon, dass die Frage "Hey, kann man euch eigentlich stapeln?" nicht besonders Respektvoll klang). Einmal wurde ich von einem entgegenkommenden Esel mit der Tasche ein bisschen vom Weg geschubst, glücklicherweise ging es an dieser Stelle jedoch nicht steil runter (eigentlich hatte uns Victor gesagt, Esel immer auf der Talseite passieren zu lassen, doch weil er sehr plötzlich um die Ecke kam war ich etwas überrascht gewesen). Nach einer weiteren relativ kalten Dusche (aber vermutlich nicht mehr der kältesten meines Lebens) gab es Abendessen. Bei Elizabet hatten sich auf den Füßen (sowohl auf
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Der Kreis mit den Kokablättern in der Mitte
dem gebrochenen als auch dem nicht gebrochenen) auch noch Blasen angesammelt. Es gab eine längere Diskussion, ob und wie es am besten wäre, die Blasen aufzuplatzen, schließlich mischte sich noch Rafael ein, der eine stachelige Pflanze holte und als Alternative statt einer Nadel vorschlug. Tatsächlich wurde diese dann auch angenommen, was dem ganzen einen hübschen Flair gab.

Später hockten wir uns noch in einer kleinen Hütte hin, in der uns Rafael noch ein bisschen was über die Indigenen erzählte. Als erstes zeigte er uns, wie die Fasern für ihre Kleidung, Taschen etc. gewonnen werden. Die Wiwa selbst züchten (im Gegensatz zu den höher in den Bergen lebenden Kogi) keine Schafe, stattdessen nehmen sie große (ich schätze 1.50-2 Meter lange) Blätter einer gewissen Pflanze. Mit einem speziellen Werkzeug, das ein bisschen einem gebogenen Spaten mit einem längeren Stock ähnelt, schaben die Männer dann die Oberfläche der Blätter ab. Nach einer Weile bleiben so nur die langen Fasern aus dem Inneren des Blattes übrig, aus denen die Frauen dann Fäden spinnen und schließlich Taschen oder Kleider herstellen.

Als nächstes erzählte er uns ein bisschen etwas über den Poporo, den er schon die ganze Tour über mit sich rumtrug und der
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Ein Soldat in Teyuna
dem Kokakauen dient. Der Poporo bestand aus zwei Teilen: Einem Gefäß, in dem gemahlene Muscheln aufbewahrt wurden, und einem Stab. Wollte Rafael Koka kauen, sprich fast immer, dann holte er mit dem Stab etwas Muschelstaub aus dem Gefäß. Diesen Staub kaute er dann zusammen mit den Kokablättern. Auf dem Stab bleiben jeweils Reste von Koka, Muscheln und Speichel zurück, weshalb er mit der Zeit an der betroffenen Stelle immer breiter wird. Kokakauen ist unter den Indigenen Völkern nicht nur hier, sondern allgemein in großen Teilen Südamerikas eine relativ Zentrale Zeremonie, wobei nur die Männer Koka kauen, während die Frauen die Blätter dafür sammeln. Sobald ein Mann erwachsen wird, bekommt er in einer längeren Zeremonie vom Mamo seines Dorfes seinen Poporo, auf den er dann gut achten muss. Nach einigen Jahren können die Poporos durch häufigen gebrauch wegen der Muschel-speichel-koka-sedimente sehr breit und schwer werden (Rafael zeigte uns einen, bei dem bei dem Stab quasi ein Zylinder mit ca. 20cm Durchmesser dranhing), deshalb haben Leute wie Rafael, die viel herumreisen, oft für die Reisen einen neuen, leichteren Poporo.

Anschließend erzählte uns Rafael noch ein bisschen über das Erwachsenwerden. Die Taironanachkommen glauben, dass man der Natur immer so viel zurückgeben soll, wie man ihr nimmt. Entsprechend müssen sie auch z.B. wenn sie Felder vergrößern wollen oder auf andere Weise etwas von der Natur nehmen, dies Kompensieren (wobei der Mamo weiß, was sie nehmen dürfen und wie sie was kompensieren müssen). Als Kind ist es jedoch natürlich und toleriert, "Blödsinn" zu machen - z.B. beim Spielen unnötigerweise Tiere zu töten oder Pflanzen kaputtzumachen. Sobald man jedoch mit 18 Erwachsen wird, muss man dies kompensieren, quasi wieder reparieren, was man als Kind kaputtgemacht hat. Auch hier bestimmt wieder der Mamo, was, wie viel und wie lange zu tun ist, häufig geht es z.B. um Opfer oder um Fasten. Insgesamt fand ich diese Philosophie des nehmens und gebens von der Natur und des Respekts vor dieser sehr schön, gerade in heutigen Zeiten in denen Raubbau und die Arroganz, sich so viel wie nur geht von der Natur zu nehmen zum Klimawandel und Plastikmeeren führen. Die Indigenen glauben, dass wenn man von der Natur nimmt, ohne zurückzugeben, die Natur dafür später ihren Tribut fordert - z.B. in Form von Naturkatastrophen, weshalb das Gleichgewicht zwischen nehmen und geben immer aufrechterhalten werden muss.

Ein weiteres Kapitel des Erwachsen werdens, und vermutlich der interessanteste Teil dessen, was er erzählte, betrifft das Heiraten. Dies läuft bei Männer und Frauen jeweils gleich ab, nur jeweils geschlechtlich gespiegelt. Sobald ein Junge alt genug, sprich ca 18 wird, können ihm die Eltern eine Lehrerin aussuchen. Diese ist eine verwitwete Frau, meist mindestens 30-35 Jahre alt. Sie machen mit dieser einen Preis aus, den sie ihr zahlen - dieser kann z.B. Essen, Vieh, oder auch die Konstruktion eines Hauses sein. Wurden sie sich einig, so gibt es eine große, mehrtägige Zeremonie mit abschließendem Zeremoniell geforderten Koitus. Anschließend lebt der Junge eine Weile mit seiner Lehrerin, die ihn darin unterrichtet, was es bedeutet, Erwachsen zu sein. Wird die Lehrerin von ihm schwanger, so ist er verpflichtet, weiter mit ihr zusammenzuleben. Wird umgekehrt ein Mädchen von ihrem Lehrer schwanger, kann sie sich entscheiden, ob sie mit ihm zusammenbleiben will oder nicht, er muss jedoch am Ende ihre Entscheidung mittragen. Nach einigen Monaten kann sich der Junge Erwachsene, sobald er alles gelernt hat, entscheiden, ob er mit seine Lehrering zusammenbleiben will oder nicht. Falls nicht, so geht er zum Mamo, erklärt ihm warum es nicht funktioniert und wird dann quasi geschieden.

Ab dann kann der Junge Erwachsene sich dann eine ähnlichaltrige Partnerin suchen. Hat
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Rafael zeigt uns die Karte (der große Stein). Man beachte die zwei Weißen Spitzen, den Cerro Colombo und den Cerro Bolivar, sowie die Furchen (Flüsse und Wege) und Löcher (Seen)
er eine gefunden, so muss er erst zum Mamo gehen. Diese findet dann heraus, ob er und seine Angebetete dafür bestimmt sind, zusammen zu leben. Sagt er nein, so muss eine neue Partnerin gesucht werden, ansonsten kann er dann zu ihren Eltern gehen, um einen Brautpreis auszuhandeln und sie nach weiteren Zeremonien schließlich zu Heiraten. Anschließend zieht der Mann zu der Frau. Dass ein Wiwa z.B. eine Kogi heiratet, ist sehr selten, aber möglich. Will er dies tun, so muss er beide Mamos, die seines Dorfes und die seiner Zukünftigen konsultieren, und anschließend in ihr Dorf ziehen. Dort muss er dann die neue Sprache lernen, sich wie ein Kogi kleiden und insgesamt deren Kultur übernehmen. Insgesamt fand ich dieses volkommen andere Konzept als unseres ziemlich faszinierend, vor allem den Teil, dass jeder einen Lehrer hat, der ihn in das Erwachsenenleben einführt (im Gegensatz zum heutigen westlichen Konzept, dass die jungen Erwachsenen dies durch Ausprobieren selbst herausfinden und dabei halt häufig die ersten paar Beziehungen in den Sand setzen), auch wenn ich doch froh bin, nicht selbst eine Fünfzigjährige heiraten zu müssen. Zum einen starten so erwachsen werdende bereits mit einer gewissen Erfahrung in das Erwachenenleben, so wie ein kleines Praktikum,
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Eine lange Treppe in Teyuna. Sie besteht aus drei Reihen von Steinen, die für den Mamo, seine Frau und seine andere Frau stehen
andererseits können sich so auch die Älteren in die Gesellschaft einbringen, haben eine Art "Sozialversicherung" in einer Gesellschaft, die intern kein Geld kennt.

Die Völker leben großeils Autark, ein bisschen Geld verdienen sie durch den Verkauf von Kaffee oder durch Tourismus (so bekommen sie z.B. eine Provision dafür, dass wir ihr Territorium passieren). Jedoch brauchen sie auch kaum Geld - wofür auch, so gut wie alles das sie brauchen stellen sie selbst her. Das Geld, das sie verdienen, sammeln sie meist, um dann entweder in schweren Krankheitsfällen nach Konsultation ihres Mamo zum Arzt gehen zu können oder verwenden es, um Bauernhöfe zu kaufen und so ihr Territorium zurückgewinnen zu können. Die meisten sprechen kein Spanisch, vor allem viele der näher am Rand der Sierra Nevada lebenden Wiwa lassen heute jedoch ihre Kinder auch Spanisch lernen, auch im Hinblick darauf, sich wehren zu können und ihr Territorium verteidigen zu können, wenn z.B. der Staat irgendwo eine Straße bauen will oder irgendwo Reservate verkleinern will.

Eine kleine Anmerkung: Es kann sein, dass ich manches nicht ganz richtig erzähle oder verstanden habe - alles wurde durch Rafael von Wiwa auf Spanisch, von Victor von Spanisch auf Englisch und von mir von
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Eine andere Karte. Leider nicht zusammenfaltbar und auch nicht im Taschenformat vorhanden
Spanisch und Englisch auf Deutsch übersetzt und zwischendrin noch für ein paar Tage als Erinnerung in meinem Kopf zwischengespeichert - wer einmal stille Post gespielt hat, kann sich die Genauigkeit der Information infolgedessen Vorstellen. Aber hey, immer noch besser als bei Ladislavs Blog, bei dem noch die zusätzliche Übersetzung Deutsch-Tschechisch meinerseits dazukam.

Als ich schließlich schlafen ging, fand ich noch einen großen grünen Käfer, der wie ein Blatt aussah. Jedoch weiß ich als gebildeter Mensch, dass an Betten keine Blätter wachsen, weshalb ich das große, sehr schöne und nur ein bisschen eklige Ding als Käfer entlarven konnte.


Additional photos below
Photos: 46, Displayed: 34


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Ein Gruppenfoto (ich bin der Lange Dünne hinten rechts)
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Ein Foto aus derselben Perspektive, aus der 80% der Fotos der Ciudad Perdida sind


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