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Published: September 5th 2008
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Teil 1 - Die Anreise
Nach 22 Stunden Reisezeit, zwei Flughafenzwischenstopps, drei Air-France- und einem Avianca-Tiefkühlmenü bin ich endlich sicher in Cali gelandet. Dort werden mich die Mutter von Anton, meinem kolumbianischen Mitbewohner, und seine Freundin abholen. Ich muss sagen, dass ich trotz aller Abendteuerlust, die man natürlich immer mit so einer Reise verbindet, in diesem Moment sehr froh bin, dass ich mich jetzt nicht mit Taxi-Suchen und Unterkunft-Organisieren rumschlagen muss.
Während ich an der Gepäckausgabe stehe, läuft in meinen Kopf nochmals der Film der letzten 22 Stunden im Zeitraffer vor meinem inneren Auge ab.
Um 4.15 heißt es aufstehen und los zum Flughafen. Da ich bisher leider nur 13 Semester Politikwissenschaft und Rhetorik studiert habe, nicht jedoch über ein Zusatzstudium zum Einchecken an den Air France „Self Check-In Terminals“ verfüge, lasse ich mir von einem Mitarbeiter der Airline helfen. Auch er wundert sich dann aber plötzlich, als das Gerät ein Stück Papier nach dem anderen ausspuckt und gar nicht mehr aufhören will. Na ja, ist ja eigentlich auch egal, denn laut Anton wird mein Gepäck so wie so erst ein paar Tage später in Cali ankommen. Dafür bekomme ich dann von dem Mitarbeiter eine Landkarte für den
Flughafen Paris Charle de Gaule gefolgt mit den Worten: „von ihrem Ankunftsterminal zu Terminal E2. von welchem sie aus weiterfliegen, sind es ca. 30 min Fußweg“ in die Hand gedrückt. „Putain de merde!“
Der Flug nach Paris verläuft recht unspektakulär und auch die kleine Gepäckwanderung erweist sich schließlich als weniger schlimm wie erwartet. Dafür ist der Vogel umso besser. Ein fetter Boing 747 Jumbo Jet, also der Doppeldecker unter den Flugzeugen. Standesgemäß nehme ich in der oberen Etage platz. Meine Mine erhellt sich, als ich bemerke wie wir langsam auf die Startbahn rollen und die beiden Sitze neben mir immer noch leer sind. Dafür ertappe ich meine Rechte Hand dabei, wie sie verzweifelt versucht meine iPod Kopfhörer in die Armlehnenbuchse der 747 zu rammen, damit meine Ohren endlich durch die Bordmusik von dem abartig nervigen Gelaber der fünf deutschen Passagiere, die direkt vor mir sitzen, abgelenkt werden. Rico, Sabine, Thomas, Sandy und Hase (kein Scheiß - er wurde anfangs ausschließlich von seiner Freundin so genannt, später dann auch von allen anderen, inklusive der französischen Stüardess) kommen ihrem Dialekt nach zu urteilen mit ziemlicher Sicherheit aus Berlin oder aus dem Osten - wahrscheinlich aber aus der Kombination von beidem. Auf jeden Fall haben sie „riiiiiiesig“ Spaß auf dem Flug. Der lustige Rico hat schon nach weniger als fünf Minuten die Augenbinde gedacht zum Schlafen, die in dem kleinen Service-Pack in der Zeitschriftenhalterung vor einem liegt, auf aufgesetzt und dabei die Binde auf seine Stirn hochgezogen. Dann läuft er in seinem ossi-berlinerischen Akzent laut quäkend durchs Flugzeug um allen zu erzählen, dass es hier oben ja viel besser ist als unten und wir bestimmt versehentlich in die erste Klasse gebucht wurden. In diesem Moment sehne ich mich nach Kolumbien, dem Land, in dem man für eine Hand voll Pesos einen Auftragskiller engagieren kann, falls die Option mit dem Kopfhörer schief gehen sollte.
Wenig Minuten später ist dann aber Gott sein Dank Ruhe und ich kann ganz entspannt meine drei Sitzplätze genießen. In einem Air France 747 Jumbo drei Sitzplätze für sich alleine zu besitzen, bedeutet, dass man damit auch automatisch drei Bildschirme zur Verfügung hat (jeder hat seinen eigenen kleinen Fernseher, der in das Rückenteil des Fordermannsitzes eingebaut ist). Nachdem ich ca. 20 Minuten lang Indiana Jones 4, Simpsons und die BBC Reportage über Mozambique aus Entscheidungsfaulheit simultan angeschaut habe, bekomme ich Kopfschmerzen. Diese werden sofort mit einem Plastikbecher Champagner, den mir die Stüardess anbiete, bekämpft. So vergeht der Flug nach Miami recht entspannt. An diesem Punkt soll ernsthaft erwähnt werden, dass Air France, mal abgesehen von der Eincheck-Prozedur, wirklich hervorragend war.
Gelandet in Miami gilt es nun die nächste Hürde zu nehmen - US-Customs. Ich werfe einen Blick auf meinen Reisepass und stelle fest, dass meine Reise-Vita, der eines Mohammed Atta gleicht. 2006 Studentenvisum für die USA, 2007 nochmals USA als Tourist (oder Terrorist?), 2007 und 2008 zwei Mal ein fetter ägyptischer Einreisstempel, und jetzt schließlich auf der Durchreise nach Kolumbien.
Eine recht nette Kontrolleurin stellt mir ein paar Standartfragen, macht ein Foto von mir, holt sich meine Fingerabdrücke, meine Iris, eine Blutprobe, einen Darmabstrich und eine Stuhlprobe und fragt mich dann wo die Reise denn hingehen soll.
„Cali“ sage ich und sie schaut mich sehr interessiert an.
„Schön“ sagt sie. Ich bin etwas perplex.
„My dad is from Cali. It’s not as bad as everyone tells.“
Wow - ziemlich entspannt diese Kontrolleurin. Sie schaut mich wieder mit einem freundlichen Lächeln an und fragt dann.
„What did you do in Egypt twice?“
Völlig überrumpelt von der Frage, stammle ich „scuba diving“.
„You don’t have any terrorist ties, do you? “. Ich versuch ernst zu bleiben, nicht zu lachen, aber in diesem Moment schaffe ich es einfach nicht den Titelmelodie aus „Team America World Police“ aus meinem Kopf zu bekommen.
„Nooooooo!“ antworte ich gekonnt und dann wünschst mir die Latino-Kontrolleurin eine gute Reise und winkt mich durch.
Der Flug in der Holzklasse von Avianca, einer kolumbianischen Airline, ist bei weitem nicht so komfortable wie der in meinem schönen Air France Jumbo, dafür aber auch um einiges kürzer. Relativ schnell nach dem Start schlafe ich ein und wache kurz vor der Landung wieder auf. Leicht schockiert erblicken meine müden Augen wie mein kolumbianischer Sitznachbar sich bekreuzigt als der Pilot zum Landanflug ansetzt. Danach strahlt er mich wie ein Mondkalb an und fragt, ob ich das erste Mal in Kolumbien sei und was ich denn dort vorhabe. Wir kommen schnell und unkompliziert ins Gespräch. Am Ende drückt er mir noch seine Telefonnummer und die Handynummer eines bekannten Polizisten, einem seiner persönlichen Freunde in die Hand - echt nett diese Kolumbianer!
Ganz entgegen der Aussagen von Anton kommt mein Gepäck doch munter, aber etwas nass (es regnet draußen ziemlich heftig), auf dem Förderband des Flughafens angefahren. Nach einem kurzen Koffercheck durch einen Zollbeamten steige ich ins Auto ein und wir machen uns auf den Weg zur eingezäunten Wohnanlage, in der Antons Mutter wohnt...
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