nach Cerro Sombrero, 200 Meilen, 320 km


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South America » Chile
November 29th 2013
Published: December 2nd 2013
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Wir fuhren von Tres Pasos um 8.00 ab, es hatte gerade mal 10 Grad. Aber im Gegensatz zu den Tagen vorher, war der Himmel nicht blau und strahlend, sondern grau, trübe, bedeckt. Entsprechend dieser Stimmung kamen wir gleich an einigen Dramen vorbei: Zwei Kälber waren aus der Weide ausgebrochen und standen jetzt dumm am Strassenrand herum; sie waren immerhin alt genug, sich selbst zu ernähren, aber auch dumm genug, um sich überfahren zu lassen. Immer wieder liegen Skelette am Strassenrand - Guanakos, Schafe, Rinder... Aber ein paar Kilometer weiter war dann ein echtes Drama, hier war ein ganz kleines Kalb entwischt; die Mutter stand auf der Weide, hinter dem Zaun, das Kalb ausserhalb, blökte kläglich und fand das Loch nicht mehr, durch das es entschlüpft war.

Der Tag fing also schon nicht sehr gut an und wurde zusehends schlechter: die Temperatur sank auf 5 Grad, es fing an zu regnen und ich lernte, dass der Beifahrer auf einem Motorrad blitzschnell einen nassen Hintern bekommt (auch wenn es den Hintern nicht direkt anregnet), weil es vom Hinterreifen raufspritzt. So war ich also durchgeweicht, da half dann auch die Regenhose nicht mehr allzuviel. Ein unerwartetes Stück Schotterstrasse, wegen Strassenneubau entlang des Magellan Sundes. Eine Hacienda, gegründet 1879, jetzt verlassen - eine richtige Geisterstadt; zwei Schiffswracks und dann waren wir bald bei der Fähre über diese Magellan Wasserstrasse. Beim Warten sprach mich ein LKW Fahrer an - die üblichen Fragen: woher, wohin, und als er Ushuaia hörte, erzählte er mir, dass es dort vor 1 Tag geschneit hatte. Ich wusste das schon von der Webcam in Ushuaia und war nicht so arg erschüttert; deshalb zeigte er mir gleich noch ein Video auf seinem Handy, wo er seinen LKW durch eine Winterlandschaft steuerte. Solche Unterhaltungen finden natürlich auf Spanisch statt und ich bin ganz gut, solange es um so alltägliches Zeug geht.

Die Fähre wurde begleitet von Porpoises, das sind schwarz-weisse Delfine, die in grosser Zahl um die Fahre rumgeschwommen sind und gespielt haben.

Dann kamen wir endlich in Feuerland an - es breitete sich flach und öde vor uns aus. Die einzigen Viecher, die wir sahen waren Guanakanos und Schafe. Unser Nachtlager war in Cerro Sombrero - in einem Ort mit gleichem Namen hatten wir schon in den USA uebernachtet: Mexican Hat. In beiden Orten ist ein Berg, der wie ein Sombrero aussieht, namengebend. Allerdings ist Cerro Sombrero fast noch scheuslicher als Mexican Hat: Die Stadt wurde in den 50er Jahren aus dem Boden gestampft, weil es in der Region reiche Erdgasfunde gibt. Also wurde ein Kino, eine Bank, ein Supermarkt, eine Bibliothek, eine Schule und Wohnhäuser gebaut. Ein Krankenhaus gibt es auch - es wirkt sofort. Man braucht es nur anschauen und schon ist man von allen Wehwehchen geheilt, denn da möchte man keinesfalls hin. Das Hotel hatte zwei Abteilungen: normale Hotelzimmer, wenn auch schlicht und einfach und Nachtlager für die Arbeiter in der Gasförderung mit Stockbetten und wenig Komfort. Insgesamt war es fast gespenstig, wie sich die Situation gleicht: Sowohl am nördlichen als auch am südlichen Ende unserer Reise Abbau von Rohstoffen, Pferdekopfpumpen, Pipelines, die zu Tanks führen, Arbeiter, die in Containern wohnen, trostlose Umgebung, der man wirklich keinen Reiz abgewinnen kann.

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