Ich glaube, ich werde alt


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April 18th 2013
Published: April 19th 2013
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1kg Lebensmittel + eine Eintrittskarte = gültig für 2 Personen1kg Lebensmittel + eine Eintrittskarte = gültig für 2 Personen1kg Lebensmittel + eine Eintrittskarte = gültig für 2 Personen

ganz rechts steht übrigens noch der Vermerk, dass Salz von dem Angebot ausgenommen ist....
Kann mir mal einer verraten, warum die Zeit plötzlich so rasend schnell vergeht? Meine letzte Woche in Brasilien verging wie im Flug, ich weiß gar nicht so richtig, wo die Zeit hin ist.

Am Montag habe ich mich erstmal von meinem aufregenden Wochenende erholt. Da einige Leute am Samstag nicht zu meiner Abschiedsfeier kommen konnten bzw. ich ein paar Freunde nochmal sehen wollte, habe ich am Dienstag einen spontanen Aufruf gestartet, abends in den Universal Park zu gehen (nicht ganz uneigennützig, schließlich wollte ich auch endlich noch die für Kinder ungeeigneten Fahrgeschäfte ausprobieren). Letztendlich waren wir dort auch nur zu viert, was aber dem Spaß keinen Abbruch getan hat. Was mich etwas stutzig gemacht hat, war, dass sie die Eintrittspreise plötzlich geändert hatten. Statt 15 wollten sie nun 20 Reais und man musste dazu ein Kilo Lebensmittel kaufen, dafür durften dann aber auch 2 Personen rein. An sich war es so pro Person sogar günstiger, aber mal ganz ehrlich: Wer bitte kommt auf so eine absurde Idee, Eintrittskarten in einen Freizeitpark nur in Verbindung mit 1kg Reis oder Zucker zu verkaufen? Jeden Tag überraschen mich die Brasilianer von Neuem, bis zum Schluss!

Ausprobiert haben wir so ziemlich alles, was sich dreht und überschlägt. Solche Sachen machen mir ja Spaß. Nur schon nach der ersten Runde merkte ich, wie mir leicht flau im Magen wurde. Nach der zweiten etwas mehr. Nach der dritten habe ich beschlossen eine Pause einzulegen. Komisch, Schaukeln und Drehen hat mir sonst nie was ausgemacht. Großartig gegessen habe ich vorher auch nicht. Ich hatte wirklich das Gefühl, ich werde alt. Mich überkam direkt ein kleiner Schauer: sollte ich jetzt schon zu den Leuten gehören, die nur noch Riesenrad fahren, weil ihnen alles andere zu "verrückt" ist? Ich hoffe, es lag nur am allgemeinen Klima.... Nachdem sich mein Magen etwas beruhigt hat, bin ich auch mit den anderen Fahrgeschäften noch mitgefahren. Mir war den Rest des abends zwar leicht übel, aber ich dachte, ich muss meinem Körper mal zeigen wer hier der Boss ist! :D

Nachdem wir also nur zu viert waren, habe ich mich am Mittwochabend ein letztes Mal auf den Weg zur Uni begeben, um mich endgültig von allen Freunden zu verabschieden. Ich habe sogar noch ein paar kleine Geschenke bekommen, viele Tränen sind geflossen, es war alles in allem schon sehr traurig. Aber war ja klar, dass es so wird.... Ich bin trotzdem froh, dass ich so viele tolle Menschen kennen gelernt und Freunde gefunden habe, die mir fehlen werden bzw. denen ich fehlen werde.

Die ganze Woche habe ich mich erfolgreich vorm Kofferpacken gedrückt, heute Morgen wurde ich dann doch mal dazu genötigt. Zusammen mit Carol und Maria wurden all meine Sachen im Zimmer verteilt, aussortiert und anschließend neu in meinen Koffer und meinen Trekkingrucksack einsortiert. Ich musste eigentlich gar nichts weiter machen außer zu sagen, was ich mitnehme und was nicht, den Rest haben die beiden ganz professionell übernommen. Abends sind wir mit der ganzen Familie in eine Pizzaria essen gegangen. Nicht nur, dass die Pizza dort super lecker war, wir haben sie auch noch in Form eines Rodízios zu uns genommen. Rodizío ist etwas typisch Brasilianisches, in dessen Genuss ich bisher leider nicht gekommen war. Es bedeutet, dass man wie bei einem Buffet frei wählen kann was und wie viel man isst, mit dem Unterschied, dass man nicht zum Buffet laufen muss, sondern das Buffet an den Tisch gebracht wird. Ich dachte immer, das gibt es nur mit Fleisch, aber so war es auch ganz interessant. Die ganze Zeit liefen Kellner von Tisch zu Tisch, mit verschiedenen Pizzas und haben gefragt, wer ein Stück möchte. Eigentlich mega praktisch, denn so kann man richtig viele Sorten probieren. Eine weitere Eigenart ist, dass es hier auch süße Pizza gibt. Zuerst war mir der Gedanke etwas fremd, eine Pizza mit süßem Belag zu essen (und trotzdem mit Käse). Letztendlich fand ich es aber ziemlich lecker, hab gleich zwei Stückchen mit Banane und Schokolade gegessen. Ein paar letzte Familienfotos wurden geschossen, dann sind wir wieder nach Hause gefahren.

Alle sind schon ganz traurig, inklusive ich. Die Stimmung im Haus ist richtig seltsam, einerseits diese Wehmut, dass ich weggehe und andererseits die Erinnerung an die schönen Erlebnisse, die wir zusammen hatten. Morgen früh macht mir Maria noch meine Haare, sprich eine Haarkur und Spitzen schneiden (mehr darf von meinem Dornröschenhaar nicht ab, kann kaum fassen wie das hier gewuchert ist :D), gegen Mittag bringen mich dann alle zusammen zum Busbahnhof. Von dort fahre ich nach Recife, wo ich am frühen Abend in meinen Flieger nach Frankfurt steige. So richtig glauben kann ich es noch nicht, dass mein Abenteuer Brasilien nun schon vorbei sein soll. Auch wenn ich viele Probleme hatte, viele Sachen schief gelaufen sind, war es letztendlich doch eine wunderschöne Zeit, voller interessanter Erfahrungen, toller Erlebnisse und spannender Begegnungen. Ich bereue es nicht, mich für mein Auslandssemester für dieses Land und diese Stadt entschieden zu haben, im Gegenteil: es war genau die perfekte Entscheidung. Ich hoffe, ich kann mich noch lange an diese schöne Zeit erinnern und kann eines Tages zurückkommen!

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