Gebaut, um von oben schön auszusehen


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South America » Brazil » Distrito Federal » Brasília
December 27th 2012
Published: December 31st 2012
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Gestern sind wir in Brasília angekommen, der noch sehr jungen Hauptstadt Brasiliens. Leider hat unser Couchsurfing-Host uns versetzt und hat sich auch nicht mehr gemeldet. Zum Glück haben wir einen spontanen Ersatz gefunden und wie sich herausgestellt hat, war das das Beste was uns passieren konnte. Wir haben zwar eine Mini-Einraumwohnung mit unserem Gastgeber Misael teilen müssen, bei der mit 3 Matratzen dann auch der ganze Fußboden voll war, aber er hat den Platzmangel zu 100% mit Sympathie wett gemacht. Er hat uns abends direkt am Flughafen abgeholt und erstmal ne Stadtrundfahrt bei Nacht mit uns gemacht. Mit der ganzen Weihnachtsbeleuchtung sah das ganz nett aus. Und ich hab im Vorbeifahren ein Capivara gesehen (auf Deutsch auch Capybara), das größte Nagetier der Welt. Das war echt fast so groß wie ein Schäferhund!

Um Mitternacht haben wir es endlich in einen Supermarkt geschafft, um uns noch Abendessen zu holen. In der Schlange an der Kasse habe ich mich mit Johannes und unserem Gastgeber immer abwechselnd auf Deutsch und Portugiesisch unterhalten, weswegen sich die Frau vor uns irgendwann umdrehte und mich fragte, aus welchem Teil Brasiliens ich komme. Als ich sagte, ich sei aus Deutschland und verbringe nur ein Austauschjahr hier, war sie total baff und meinte, sie hätte das Gegenteil gedacht: nämlich dass ich Brasilianerin sei und mal eine Weile in Deutschland gelebt habe. Komplimente kommen bei mir zu jeder Tageszeit gut an 😊

Nach einer sehr kurzen Nacht – bis das Abendessen fertig und gegessen war und wir fertig waren mit quatschen, war es doch schon halb 4 – haben wir uns zur richtigen Stadtbesichtigung aufgemacht. Misael hat bei jeder Sehenswürdigkeit angehalten, damit wir Fotos machen können und dann hat er wie ein professioneller Touristenguide ganz viel darüber erzählt. Obwohl alles für Touristen Wichtige zwar im Zentrum ist, mussten wir übrigens trotzdem das Auto nehmen. Das liegt daran, dass Brasília eine Planstadt ist, extrem weitläufig und nicht für Fußgänger ausgelegt. Es gibt über die 6-spurige Hauptstraße nicht einmal einen Zebrastreifen! Von oben sieht die Stadt aus wie ein Flugzeug, im Fluggastbereich befindet sich alles, was mit der Regierung zu tun hat, sprich der Senat, die Abgeordnetenkammer, das oberste Bundesgericht, die ganzen Ministerien usw. In den Flügeln befinden sich dann alle Dinge für die Einwohner. Dabei ist die Stadt in Sektoren eingeteilt, in denen es immer nur eine Sache gibt: Im Krankenhaussektor sind alle Krankenhäuser, im Hotelsektor alle Hotels, im Restaurantsektor alle Restaurants usw. Größtenteils ziemlich unsinnig wie ich finde, aber wer weiß was sich die Architekten dabei gedacht haben. Auf jeden Fall ist die Stadt riesig und total unübersichtlich, weil alles irgendwie gleich aussieht, die Straßen aber keine richtigen Namen haben, sondern Zahlen-Buchstaben-Kombinationen, die sich auf den Sektor und den Abschnitt beziehen. Die Regierungsgebäude sind ganz interessant, da sie alle in etwas futuristischer Bauweise konstruiert sind (oder zumindest das, was man in den 50ern als futuristisch empfunden hat), aber sonst ist die Stadt echt nicht schön. Halt nur von oben, wenn man den Flugzeuggrundriss sieht.

Später am Nachmittag ging plötzlich ein riesen Gewitter mit Platzregen los. Das Gewitter war direkt über uns, sodass sich jeder Donner angehört hat als würde uns gleich der Himmel auf den Kopf fallen. Dazu hat es geschüttet als gäbe es kein Morgen und innerhalb weniger Minuten ist die Temperatur von 32°C auf 18°C gesunken…. Als es etwas nachgelassen hat sind wir zum Auto gerannt und ein bisschen weitergefahren. Letztendlich sind wir im Centro Cultural do Banco do Brasil gelandet, einem Kulturzentrum, das von der brasilianischen Bank gesponsert wird. Dort gab es eine interessante Ausstellung eines englischen Künstlers. Als wir damit durch waren haben wir nur kurz zu einer anderen Ausstellung geschaut, die war über einen lokalen Schriftsteller und nicht besonders interessant gemacht. Ich habe nur kurz die Plakate überflogen und plötzlich standen ein Kameramann und ein Moderator von der Rede Globo neben mir (das ist Brasiliens größter Fernsehsender). Natürlich wollten die uns interviewen, dummerweise waren wir auch die letzten die noch da waren. Aber schlau wie ich bin, hab ich gleich erklärt, dass mein Bruder kein Portugiesisch kann und ich nicht so besonders gut. Und wenn man EINMAL wirklich keinen gebrauchen kann, der eine Fremdsprache spricht, trifft man natürlich einen. Als wir sagten, wir sind aus Deutschland, begann der Moderator fließend Deutsch mit uns zu sprechen. Mir ist innerlich erstmal die Kinnlade runtergeklappt. Also doch Interview. Und ich hatte keine Ahnung, was ich sagen sollte, denn ich fand die Ausstellung eigentlich doof und war müde und wollte nur noch nach Hause und in frische Klamotten. Ich hoffe, mein Ausschnitt kommt nicht im Fernsehen. Mal sehen, ob mich demnächst jemand drauf anspricht, dann weiß ichs ja…

Zur Aufmunterung waren wir später abends in einer coolen Bar namens Godofredo. Dort gab es ne eigene Bierkarte mit bestimmt 200 Biersorten aus aller Welt – selbstverständlich auch viel aus Deutschland. Leider sind diese ganzen importierten Sorten natürlich ziemlich teuer und deshalb hab ich mich nur an ein Eisenbahn-Bier gewagt, das aus Südbrasilien kommt und scheinbar von deutschen Einwanderern gegründet wurde. Auf jeden Fall ist es nach dem deutschen Reinheitsgebot gebraut, was auch auf Deutsch auf der Flasche vermerkt ist. Geschmeckt hat‘s!

Morgen früh wollen wir uns dann ein Auto mieten und damit Richtung Goiânia fahren, das ist die Hauptstadt von Goiás, dem Bundesstaat, der an Brasília angrenzt. Tagsüber wollen wir uns Pirenópolis und seine Umgebung anschauen, denn dort soll es wunderschöne Berge und Wasserfälle geben. Ich bin gespannt, wie das wird.


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"Tempel des guten Willens" - das ist der Tempel irgendeiner Sekte, in der Spitze oben drin ist ein Kristall, der die ganzen positiven Energien Bündeln soll, na dann...
Nationalmuseum und im Hintergrund die Catredral MetropolitanaNationalmuseum und im Hintergrund die Catredral Metropolitana
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hier bekommt man einen kleinen Eindruck davon, wie weitläufig hier alles ist
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Ob der Apostel Johannes in den Augen der Brasilianer ein Vulkanier war?
KongressKongress
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links die Kuppel gehört zum Senat, sie soll die Gedanken nach innen reflektieren; rechts die "Schüssel" ist die Abgeordnetenkammer, sie wiederum soll die Stimmen des Volkes einfangen
die Flaggen der brasilianischen Bundesstaatendie Flaggen der brasilianischen Bundesstaaten
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die zweite ist die von Paraíba :)
Verrückte gibt es überall...Verrückte gibt es überall...
Verrückte gibt es überall...

... wenigstens wollte der nichts verkaufen.
Panteao da PátriaPanteao da Pátria
Panteao da Pátria

Hier sind alle brasilianischen Nationalhelden verewigt, daneben brennt eine "ewige" Flamme für ihren ewigen Glanz. Ironischerweise ist durch das starke Gewitter die ewige Flamme ausgegangen...


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