Parque Provincial Aconcagua


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March 10th 2009
Published: March 10th 2009
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Parque Provincial Aconcagua - ... ueber gewonnene Erfahrungen beim (Hoehen)Bergsteigen am Cerro Aconcagua

Tag 1 - Heute ist Samstag, der 21.02.2009

Ich befinde mich auf dem Weg zum Busbahnhof. Mit der Fahrt von Mendoza nach Puente del Inca beginnt das bisher groesste Abenteuer dieser Reise und meiner noch nahezu jungfraeulichen Bergsteigerlaufbahn. Ohne bisher selbst die 4.000er Grenze ueberschritten zu haben, liegt vor mir nun, zumindest theoretisch, die Besteigung des 6.962 m hohen Cerro Aconcagua.

Ca. 180 km westlich von Mendoza liegt unweit der chilenischen Grenze an der Ruta Nacional 7 mit dem Cerro Aconcagua nicht nur der hoechste Berg beider Amerikas, sondern gleichzeitig der hoechste Berg ausserhalb Asiens. Dessen Erstbesteigung ueber die heutige sogenannte Normalroute vom 14.01.1897 geht auf ein Team von Kletterern unter der Leitung von E.FitzGerald und den Schweizer M.Zurbriggen zurueck.

Erste Station eines langen und mit zunehmender Dauer in jedweder Hinsicht ueberaus beschwerlichen Weges ist dabei die Hosteria Puente del Inca, gelegen an einem 47 m hohen und 28 m breiten, auf natuerlichem Wege durch Erosion entstandenen (Bruecken)Bogen ueber den Rio Mendoza. Seine charakteristische rotgelbe Faerbung erhaelt das Gestein durch eine hier entspringende heisse schwefelhaltige Quelle.

... von hier aus bis zum Gipfel - 4.182 m

Tag 2 - Heute ist Sonntag, der 22.02.2009

Es wird ernst. Nach einer letzten Nacht im Bett, nach einer letzten Dusche, nach einem letzten gemuetlichen Fruehstueck wartet um 10 Uhr mein Transfer zum Parkeingang. Von den Guardaparques wird hier das vorab in Mendoza fuer 500 Pesos erworbene Permit kontrolliert und ein mit einer Nummer versehener Muellbeutel ausgegeben. Selbstredend ist dieser beim Verlassen des Parkes (gefuellt) zurueckzugeben.

Vor mir liegt nun der Aufstieg zum Campamento Confluencia, gelegen auf einer Hoehe von 3.400 m, und so benannt nach dem Aufeinandertreffen des Rio Horcones und des Rio Horcones Inferior.

... von hier aus bis zum Gipfel - 3.562 m

Tag 3 - Heute ist Montag, der 23.02.2009

Nach einer ersten unruhigen, bis zum Verlassen des Parkes sollte ich die wenigsten auch nur annaehernd durchschlafen, Nacht wartet am folgenden Vormittag der erste Hoehepunkt der Expedition auf mich - die nahezu 3.000 m hohe Suedwand des Aconcagua, die ohne Frage zurecht als eine der beeindruckendsten Waende dieser Erde gilt und dessen Erstdurchsteigung durch eine franzoesiche Expedition bis in das Jahr 1954 auf sich warten liess.

Angekommen am hiesigen Basislager Plaza Francia gewinnt man einen ungefaehren Eindruck von der schieren Dimension der Wand und ist fuer einen kurzen Moment einfach nur sprachlos. Ist der erste 'Schock' ueberwunden faengt man allerdings sogleich an, nach moeglichen Routen durch die Wand zu suchen und sich auszumalen, was waere wenn ... .

Zurueck im Campamento wartet am Abend der erste routinemaessige Check beim (staendig anwesenden) Arzt auf mich. Auf freiwilliger Basis werden hier Blutdruck, Puls und Sauerstoffsaettigung des Blutes ueberprueft um so den Prozess der Akklimatisierung mitverfolgen und ueberpruefen zu koennen.

... von hier aus bis zum Gipfel - 3.562 m

Tag 4 - Heute ist Dienstag, der 24.02.2009

Vor mir liegt heute der Aufstieg zum Basislager Plaza de Mulas, gelegen auf einer Hoehe von 4.300 m auf der Westseite des Berges. Fuer die kommenden knapp zwei Wochen sollte dies mein 'home away from home' sein.

Nach ca. sieben zermuerbenden Stunden erreiche ich gegen 15.30 Uhr vollkommen erschoepft den Beginn des Lagers, die Station der Guardaparques. Nach einer kurzen Einweisung in die hiesigen Gegebenheiten erhalte ich hier einen fuer den Gebrauch in den Hochlagern gedachten, und von mir so getauften 'shit bag'. Fuer diesen gilt Gleiches wie fuer den am Parkeingang ausgegebenen Muellbeutel.

Kurz nach meiner Ankunft beginnt es leicht zu schneien. Schon jetzt freue ich mich auf den Aufbau meines Zeltes im Schneegestoeber. Um den hierfuer vorgesehenen Platz zu erreichen muss ich bis ans jenseitige Ende des Lagers, bis zur site der Firma Aymara, die gegen ein entsprechendes Entgeld von 160 $ mit Hilfe von Maultieren einen Teil meines Gepaecks bis hierhin transportiert hat, gehen.

Wir befinden uns am Anfang der low season. Die Begruessung und Uebergabe des Gepaecks faellt dementsprechend kuehl und kurz aus. Bereits am 27.02., also neun Tage vor mir, sollte Aymara samt jedweder bereitgestellter Infrastruktur das Basislager verlassen.

... von hier aus bis zum Gipfel - 2.662 m

Tag 5 - Heute ist Mittwoch, der 25.02.2009

... ein Tag im Basislager, ein Ruhetag. Nach dem gestrigen gezwungenermassen eiligen Aufbau meines Zeltes ist heute home improvement angesagt. Gruendlichst ueberpruefe ich saemtliche Heringe, spanne Leinen nach, erhoehe den freundlicherweise bereits vom 'Vormieter' errichteten Windschutz aus Stein. Nur fuer den Fall ... . Penibel wie ich zumindest in dieser Hinsicht bin, sollten diese Taetigkeiten den groessten Teil des Vormittages beanspruchen.

Am Nachmittag unternehme ich einen Spaziergang zum Hotel / Refugio Plaza de Mulas, gelegen auf einer Hoehe von 4.370 m, das sich selbstbewusst als hoechstgelegenes Hotel der Welt bezeichnet. Hier angekommen muss ich bedauerlicherweise feststellen, dass dieses aufgrund der low season bereits geschlossen ist. Wild verstreut rund um das Gebaeude finden sich Teile der (Dach)Verkleidung - ein erster dezenter Hinweis auf die Staerke der hier auftretenden Winde.

Zurueck im Basislager wartet ein weiterer routinemaessiger Besuch beim Arzt. Bis auf den nach wie vor zu hohen Blutdruck von 145 - 95, dieser ist in erster Linie auf eine zu salzhaltige Nahrung und zu wenig Fluessigkeit zurueckzufuehren, sind alle Werte im gruenen Bereich.

Am spaeteren Nachmittag beginnt es erneut zu schneien. Zuerst nur leicht, dann aber deutlich staerker. Gegen 21 Uhr, kurz vor Einbruch der Dunkelheit, sehe ich mich gezwungen, mein Zelt 'auszugraben' um dieses so von der weissen Last zu befreien. Als Schaufel benutze ich hierfuer den Windschutz meines Kochers.

... von hier aus bis zum Gipfel - 2.662 m

Tag 6 - Heute ist Donnerstag, der 26.02.2009

Wider Erwarten empfaengt mich der folgende Morgen mit einem strahlend blauen Himmel. Die umliegenden Haenge sind jungfraeulich frisch verschneit - ein perfekter Wintermorgen zum Ende des hiesigen Sommers.

Gegen 9.30 Uhr erreichen mich die ersten Sonnenstrahlen - ein dezenter Hinweis, (bei aller Hektik) die Sonnencreme nicht zu vergessen. Gegen 10 Uhr mache ich mich auf den Weg zum Hochlager 1, dem Campamento Canada, gelegen auf einer Hoehe von 4.900 m. Gegen 12.15 Uhr erreiche ich dieses erschoepft und errichte, ohne die Absicht heute hier zu uebernachten, mein (Hochlager)Zelt.

Aus Richtung Nordwesten schieben sich alsbald drohend erste dunkle Wolken ueber die umliegenden Gipfel - eine ernste Ermahnung, zuegigst den Rueckweg anzutreten. Gegen 14.30 Uhr erreiche ich mein (Basislager)Zelt. Gegen 15.30 Uhr setzt zuerst Hagel, spaeter dann erneut Schneefall ein.

... von hier aus bis zum Gipfel - 2.662 m

Tag 7 - Heute ist Freitag, der 27.02.2009

Nachdem mein Koerper durch den Aufstieg vom gestrigen Tage bereits einen Vorgeschmack auf die bevorstehenden 'Aufgaben' gewonnen hat, wartet heute die erste Uebernachtung im Hochlager 1 auf mich.

Bereits frueh am Morgen kuendigen erste, linsenfoermige Wolken ueber dem Gipfelbereich eine bevorstehende, dramatische Wetterverschlechterung an. Gegen 12.30 Uhr erreiche ich, nach dem Aufstieg ueber im Gegensatz zu gestern bereits gespurte Haenge, mein Zelt.

Bevor sich gegen 15.30 Uhr erneut der Himmel verfinstert schmelze ich Schnee, um so Trinkwasser zu gewinnen. Aufgrund der niedrigen Temperaturen der vergangenen Nacht ist dieser pulvrig. Um einen Liter Wasser zu gewinnen bedarf es dementsprechend Unmengen an Schnee.

Erst gegen 20 Uhr, puenktlich zum Sonnenuntergang, laesst der Schneefall nach. Unterhalb der Wolkengrenze bahnen sich letzte Sonnenstrahlen ihren Weg und lassen die umliegenden, mittlerweile tief verschneiten Haenge, in einem surrealen Licht erscheinen. Ein Abschluss des Tages, den man sich, im Schlafsack eingemurmelt vom Zelt aus bestaunend, eindruecklicher nicht wuenschen koennte.

... von hier aus bis zum Gipfel - 2.062 m

Tag 8 - Heute ist Samstag, der 28.02.2009

Um den Prozess der Akklimatisierung weiterhin positiv zu beeinflussen ist fuer heute der Aufstieg in Richtung Hochlager 2, Nido de Condores, bis auf ca. 5.200 m und der abschliessende Abstieg ins Basislager geplant.

Ueber Nacht gefallener Neuschnee zwingt mich allerdings bereits auf ca. 5.000 m zur Umkehr. Die ungemein erschoepfende Arbeit der Spuranlage in dieser Hoehe vollkommen auf mich alleine gestellt zu leisten, das waere einfach nur Kraftverschwendung und damit im Hinblick auf die kommenden Tage ueberaus unsinnig.

Zuerst in Falllinie, spaeter dann im whiteout nach Wegspuren suchend mache ich mich auf den Rueckweg. Das Basislager erreicht muss ich zu meinem Entsetzen feststellen, dass Aymara samt jedweder bereitgestellter Infrastruktur dieses bereits jetzt verlassen hat.

... von hier aus bis zum Gipfel - 2.662 m

Tag 9 - Heute ist Sonntag, der 01.03.2009

Aufgrund der Wettervorhersage, fuer den 3. und 04.03. ist Sturm vorhergesagt, faellt die Entscheidung, erneut zum Hochlager 1 und von hier aus am kommenden Tag zum Hochlager 2 aufzusteigen.

Gegen 12 Uhr verlasse ich das Basislager. Gegen 14.30 Uhr erreiche ich mein Zelt im Hochlager 1. Aufgrund des starken Schneefalls des vergangenen Tages und der vergangenen Nacht muss ich dieses wieder einmal 'ausgraben' um es auf diesem Wege fuer die kommende Nacht herzurichten.

Durch das Schmelzen von Schnee gewinne ich das dringend benoetigte (Trink)Wasser zur Zubereitung des (Abend)Essens - einmal mehr ein aeusserst schmackhaftes Pastagericht der Marke Knorr ... .

Gegen 16.30 Uhr setzt erneut starker Schneefall, spaeter dann zusaetzlich starker Wind ein. An Schlaf ist bei diesem ohrenbetaeubenden Laerm mitnichten zu denken. In der Enge meines Schlafsackes gefangen, mich von links nach rechts und wieder zurueck umherwaelzend, fuehle ich mich stark an die Nacht am Refugio Frey im Parque Nacional Nahuel Huapi erinnert.

... von hier aus bis zum Gipfel - 2.062 m

Tag 10 - Heute ist Montag, der 02.03.2009

... der folgende Morgen, noch immer starker Wind. Uber Nacht hat dieser Schnee in mein Zelt geweht, so dass ich, mit einer dem Puderzucker aehnlichen Schicht aus Pulverschnee ueberzogen, verwundert aufwache.

Schnell faellt die Entscheidung, dass ein Aufstieg zum Hochlager 2 aufgrund der vorherrschenden Wetterbedingungen erneut nicht moeglich ist. Was bleibt ist der Rueckweg ins Basislager. Von Schneefahnen begleitet und zur Sicherheit mit Steigeisen ausgeruestet mache ich mich auf den Weg nach unten und erreiche gegen 11.30 Uhr mein einmal mehr stark verschneites Zelt.

Am fruehen Nachmittag laesst der Wind merklich nach, so dass ausreichend Zeit bleibt, den Rucksack aus- und das Zelt einzuraeumen. Erste Sonnenstrahlen erreichen mich vorsichtig tastend und so nutze ich diese viel zu schnell voruebergehende Schoenwetterphase fuer wieder einmal ausgiebiges home improvement.

Am spaeteren Nachmittag pruefe ich erneut die Wettervorhersage fuer die kommenden Tage. Zwar gehen die Meinungen, wie eigentlich immer, diesbezueglich weit auseinander, allerdings scheint der 'Ansturm' auf den Gipfel zwischen dem 5. und 07.03. durchaus moeglich zu sein.

Einem ruhigen Nachmittag folgt ein stuermischer Abend, folgt eine stuermische Nacht ... .

... von hier aus bis zum Gipfel - 2.662 m

Tag 11 - Heute ist Dienstag, der 03.03.2009

... der folgende Morgen, einer stuermischen Nacht folgt einer ebensolcher Vormittag.

Ich mache mir Sorgen um mein zurueckgelassenes Zelt im Hochlager 1. Gegen 13 Uhr setzt zusaetzlich zum immer noch starken Wind erneut Schneefall ein. Geruechte ueber eine in 6.000 m Hoehe hoch oben am Berg bei Windgeschwindigkeiten von ueber 150 km/h und huefttiefem Schnee festsitzende Expedition machen die Runde. Im Gipfelbereich wurden waehrend der vergangenen Nacht Windgeschwindigkeiten von ueber 200 km/h gemessen. Weiter unten am Berg, im Campamento Confluencia, hat der Wind in der vergangenen Nacht zwei der ueberaus widerstandsfaehigen Veranstalterzelte zerstoert.

Eine erneute Ueberpruefung des Wetterberichtes bestaetigt das vorhergesagte Wetterfenster zwischen dem 5. und 07.03. Als moegliche Gipfeltage fasse ich aufgrund des derzeitigen Standes meiner Akklimatisierung den 6. bzw. 07.03. ins Auge.

Der Tag neigt sich dem Ende entgegen. Hoffnungsvoll erwarte ich den folgenden Morgen. Ist ein Aufbruch eventuell schon am Nachmittag des 04.03., was mir sehr entgegen kommen wuerde, moeglich? Allgemein ist die Stimmung im Basislager ueberaus angespannt. Alle noch am Berg Verbliebenen, und das sind aufgrund der low season sehr wenige, hoffen auf das angekuendigte Wetterfenster.

... von hier aus bis zum Gipfel - 2.662 m

Tag 12 - Heute ist Mittwoch, der 04.03.2009

... der folgende Morgen, wider Erwarten ist es windstill, der Himmel strahlend blau. Das sehnsuechtig erhoffte Wetterfenster, es ist da! Im Basislager herrscht Aufbruchstimmung, ueberall werden Rucksaecke gepackt, Zelte abgebaut, letzte Vorbereitungen fuer den 'Ansturm' auf den Gipfel getroffen.

Gegen 11 Uhr mache ich mich auf den Weg zum Hochlager 1, welches ich gegen 13.30 Uhr erreiche. Mein hier zurueckgelassenes Zelt ist vom starken Schneefall und Wind der vergangenen Tage und Naechte eingedrueckt. Es ist (stark) beschaedigt, aber zumindest noch an Ort und Stelle ... . Notduerftig repariere ich alle Schaeden soweit wie moeglich und hoffe auf drei aufeinanderfolgende Naechte ohne Wind bzw. Sturm.

Den Rest des Nachmittages verbringe ich relaxend im Schnee vor meinem Zelt und beobachte die anderen, teilweise weiter ins Hochlager 2 ziehenden, Kletterer bei ihrem ueberaus muehvollen Aufstieg.

Gegen 20.30 Uhr, heute allerdings weitaus weniger dramatisch als noch am 27.02., verschwindet die Sonne hinter den gegenueberliegenden Gipfeln. Trotz der notwendigen Reparatur meines Zeltes sollte ich diesen im Nachhinein als durchaus perfekten Tag ganz ohne Wind und Wolken betrachten.

... von hier aus bis zum Gipfel - 2.062 m

Tag 13 - Heute ist Donnerstag, der 05.03.2009

Jetzt wird's wirklich ernst! Mit dem Aufstieg zum Hochlager 2, Nido de Condores, gelegen auf einer Hoehe von 5.400 m, rueckt der Gipfel immer mehr in Reichweite. Vom hier aus ist die eigentliche Gipfeletappe teilweise einsehbar.

Nach zweieinhalb Stunden im Campamento angekommen baue ich mein Zelt geschuetzt von Felsen, Steinmauern und Schneewehen auf. Trotz der Hoehe fuehle ich mich erstaunlich erholt und bin ueberschwenglicherweise fast geneigt zu behaupten, ich haette die vergangene Nacht durchgeschlafen.

Fuer den Rest des Nachmittages steht wieder einmal Schneeschmelzen und darueberhinaus viel viel Ruhe auf dem Plan. Um dem der Akklimatisierung ueberaus foerderlichen Prinzip des 'climb high - sleep low' gerecht zu werden unternehme ich am Abend noch einen kurzen Spaziergang bis auf ca. 5.500 m.

... von hier aus bis zum Gipfel - 1.562 m

Tag 14 - Heute ist Freitag, der 06.03.2009

Einer stuermischen Nacht folgt einmal mehr ein stuermischer Morgen. Zwar ist der Himmel strahlend blau und wolkenlos, allerdings zeugen Schneefahnen weiter oben am Berg von der Staerke der dort vorherrschenden Winde. Im Laufe des Vormittages sollten diese sogar das relativ geschuetzte Hochlager erreichen. Umherwirbelnde Schneekristalle erschweren die Sicht zusaetzlich und machen jedwedes Vorankommen gegen den Wind nahezu unmoeglich.

Gegen 15 Uhr faellt nach sechsstuendiger Diskussion aufgrund folgender Fakten

- Noch nie zuvor bin ich so hoch gestiegen. Wie reagiert mein Koerper hierauf?
- Bei den vorherrschenden Wetterbedingungen muss meine Ausruestung, und hier vor allem Schlafsack, Schuhe und Zelt, als unzureichend angesehen werden.
- Fuer den kommenden Tag ist zwar ein Wetterfenster vorhergesagt, allerdings reicht dieses nur eventuell aus, um sicher zum Gipfel und wieder zurueck zu gelangen. Niemand kann genau vorhersagen, wann es sich oeffnet und wann wieder schliesst.

die Entscheidung, ins Basislager abzusteigen.

... von hier aus bis zum Gipfel - 2.662 m

Tag 15 - Heute ist Samstag, der 07.03.2009

... der folgende Morgen, der Himmel ist strahlend blau. Zwar zeigen sich hier und da vereinzelt Schneefahnen, allerdings ist die eigentliche Gipfeletappe vom Basislager aus nicht einzusehen und eine endgueltige Beurteilung der Lage somit nicht moeglich.

Bereue ich die Entscheidung, gestern Nachmittag abgestiegen zu sein? Nein! Aergere ich mich darueber? Natuerlich! Wuerde ich unter den gleichen Vorzeichen erneut genauso entscheiden? Mit Bestimmtheit kann ich das zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen, hoffe aber dennoch sehr auf diese, auf meine Vernunft.

Bereits jetzt faellt die Entscheidung, in einigen Jahren besser ausgeruestet, aber vor allem weitaus erfahrener und zu einer anderen Jahreszeit zurueckzukehren um einen erneuten Versuch der Besteigung zu unternehmen.

Wie sich durch die Rueckkehr diverser Kletterer aus Hochlager 2 schon am Nachmittag herausstellen sollte, war die Entscheidung, den Rueckzug anzutreten, die absolut richtige. Der Sturm in der vergangenen Nacht hat noch weitaus staerker gewuetet als selbiger in der Nacht zuvor und einige der zurueckgelassenen Zelte wenn nicht zerstoert, dann doch zumindest stark beschaedigt. Dennoch gibt es selbst unter diesen Bedingungen einige wenige freiwillig am Berg Verbliebene ... .

... von hier aus bis zum Gipfel - 6.962 m

Tag 16 - Heute ist Sonntag, der 08.03.2009

Vor mir liegt heute der lange (26 km) und beschwerliche Rueckweg nach Puente del Inca.

Gegen 19 Uhr erreiche ich nach fast acht Stunden vollkommen am Ende die Hosteria. Als absoluter Tageshoehepunkt wartet hier die erste Dusche seit dem 22.02. auf mich ... . Zum Abendessen - Huehnchen mit Salat - genehmige ich mir eine Flasche Wein und nehme die bereits jetzt vorhersagbaren Kopfschmerzen waehrend des kommenden Vormittages nur zu gerne in Kauf.

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War es all das wert?

Eine durchaus berechtigte Frage, allerdings kann diese auch ohne den angestrebten Eintrag im Gipfelbuch ohne Zweifel bejaht werden. Die hier gewonnenen Erfahrungen werden mir hoffentlich, werden mir sicherlich noch lange in positiver Art und Weise erhalten bleiben.

Hatte das Wort 'Expedition' fuer mich bis jetzt eine vor allem durch Buecher, Dokumentationen und Filme gewonnene theoretische Bedeutung, so durfte ich in den vergangenen knapp zweieinhalb Wochen sozusagen live miterleben, was es wirklich bedeutet, sich auf einer Expedition zu befinden.

Ich habe gelernt, was es bedeutet, die Bequemlichkeit des eigenen Wohnzimmers gegen die allzu oft oede und triste Welt des Basislagers einzutauschen. Ich habe gelernt, was es bedeutet, sich selbst unter den unbequemsten Umstaenden dennoch zurechtzufinden. Ich habe gelernt, was es bedeutet, schutzlos den Elementen ausgeliefert zu sein. Ich habe gelernt, was es bedeutet, fuer Alles, aber auch wirklich Alles, hart arbeiten zu muessen. Ich habe gelernt, was es bedeutet, ... .

Vor allem Anderen aber wird mir der Ausspruch eines argentinischen Kletterers in Erinnerung bleiben -

'THE TRUE SUMMIT IS BACK HOME.'


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