Part VI: Give it another go, mate!


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Oceania
April 13th 2014
Published: April 13th 2014
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Seit der letzten Geschichte ist ja noch nicht viel Zeit vergangen, umso besser, denn so bleibt mir die Chance, diesen Blog vor meiner Rückkehr zu beenden - um ehrlich zu sein ist das auch die einizg logische Konsequenz, die aufkommt, sobald man einen Auslandsblog anfängt.
Also, wie bereits angedeutet will ich euch in diesem Abschnitt von der Reise nach Weihnachten berichten, denn nun ging es daran, die Südinsel zu bereisen, ein herrlicher Fleck Erde. Vorwarnung: Es werden wahrscheinlich wesentlich mehr Bilder hochgeladen werden, weil sich hier einfach so verdammt viele Motive bieten!
Nun gut, jetzt aber los:

Mit James, den ich in Blenheim kennenlerne, und seinem Freund Stefan zusammen soll es auf den Heaphy Track gehen, den mit etwa 80km längsten Wanderweg in Neuseeland. Für uns alle heißt es das erste Mal richtig wandern zu gehen und wir haben keine Ahnung, wie der Track sein wird. Es ist aber einer der Great Walks, also gut gepflegt und mit genügend Einrichtungen wie Toiletten und Wasser auf dem Weg. Wir buchen zusammen und wollen dann nach Karamea trampen, wo der Track losgeht. Doch auf halber Strecke in St Arnaud, einem sehr alpin wirkenden Dorf und Zentrum für den Nelson Lakes National Park, eröffnen mir die beiden sehr plötzlich, dass sie es sich anders überlegt haben. Sie wollen doch nicht mehr wandern sondern lieber zu Silvester in Nelson sein und sich die Kante geben. Oh oh, das soll nicht verurteilend klingen, aber das hätte sie sich echt vorher überlegen können und mich nicht einfach sitzen lassen sollen, denn allein will ich auch keine 80 km laufen. Sehr feige ist die ganze Situation und als kleinen Wiedergutmacher will James dann doch den Mount Robert Track im Nationalpark mit mir laufen. Naja, vielleicht ist die Entscheidung auch die bessere, denn es ist starker Regen angekündigt. Wie dem auch sei, nun machen wir uns daran, den Mt Robert zu erklimmen.
Dort oben, also über der Baumgrenze, die hier in Neuseeland bei etwa 1000 Höhenmetern liegt, sieht es ganz plötzlich ziemlich nach Herr der Ringe aus - wirklich! Überall ist dieses gelbbraune Gras und es stechen graue Felsen hervor, schon sehr mittelerdig, mal ganz abgesehn von der genialen Aussicht. Nun kann man auch in den Alpen gute Aussichten genießen, aber nicht nach einer Stunde wandern, denn die Baumgrenze erreicht man ja schnell.
Nach zwei Tagen auf einem von Sandfliegen verseuchten Campingplatz (meine Beine sehen 3 Monate später immer noch - oder schon wieder - schlimm aus, mit Stichen übersäht) versuche ich von St Arnaud aus zur West Coast zu trampen, denn die beiden anderen machen sich stattdessen auf den Weg nach Nelson um zu feiern.
Nach einiger Zeit werde ich von einer Israelin mitgenommen - Shlomit -, die auf dem Weg nach Dunedin ist. Moment, Dunedin und sie fährt erst die West Coast runter?! Ja, denn sie ist auf einer Art schnellem Roadtrip unterwegs und sieht sich Neuseeland wegen mangelnder Zeit aus dem Auto an. Eigentlich gut, dass ich mehr Zeit habe, als sie. Und da sie ja viel fährt, nimmt sie mich den ganzen Tag lang mit, wir halten in Punakaiki bei den Pancake Rocks an und auch am Arthurs Pass.
Die Pancake Rocks sind Felsformationen an der Küste, der verregneten Westküste der Südinsel Neuseelands. Es sieht echt so auf, als wären ganz viele Pfannkuchen übereinandergestapelt worden. Irgendwie ist das ja schon lustig. Etwas weiter südlich befindet sich Greymouth und Greymouth ist so unspektakulär wie der Name einfallsreich ist: Greymouth ist die Stadt an der Mündung des Grey Rivers - kreativ. Da gibt es wirklich nichts Aufregendes, nichts. Viel Industrie. Weiter südlich als Greymouth fahren wir nicht, sondern begeben uns auf den Highway nach Christchurch über den Arthur's Pass. Das ist so fantastisch schön, trotz des wolkigen Himmels, aber es hat mich wieder sehr an Herr der Ringe erinnert. Zuerst geht es ins Gebirge und man fährt eine lange Strecke pausenlos in steigenden Schleifen gen Pass, von wo man dann über viele Brücken durch wilde Flusstäler gigantischen Ausmaßes in kleine alüpine Dörfer gelangt. Immer wiedr kreuzt man dabei die Eisenbahnlinie von Greymouth nach Christchurch - eine der szenischsten der Welt.
Ich werde dann in Woodend abgesetzt und setze meine Reise von dort fort. An diesem Tag will ich noch nach Kaikoura - etwa 200 km nördlich - gelangen. Es gelingt mir tatsächlich. Zusammen mit einem Neuseeländer aus Dunedin werden ich von zwei Ravern aus Christchurch mitgenommen, die zum Surfen nach Kaikoura wollen. Die Muik ist so laut und dröhnend, dass die Wände des Lieferwagens wackeln, als sie anhalten. Ziemlich gutes Kidnapperprofil oder? Lieferwagen, Sonnenbrille, laute Musik. Uhh. Der Typ aus Dunedin traut den beiden offenbar so sehr, dass er im Rückraum einschläft und ich dann da allein sitze. Aber die beiden sind okay und am Abend komme ich in Kaikoura an, wo ich in das Albatross
Hostel einkehre. Leider ausgebucht aber über Neujahr buche ich schon mal und überraschenderweise ist auch Michi, den ich aus Blenheim kenne, dort. Diese Nacht muss ich aber auf den Campingplatz.
Neujahr feiere ich dieses Jahr zur Abwechslung mal am Strand und wir haben ein Lagerfeuer, in dem wir Zettel mit Wünschen verbrennen. Genau im 12 Uhr kommt ein Zug vorbei und pfeift laut, was von Gejohle am ganzen Strand beantwortet wird. Michi und ich beschließen, den Abel Tasman Great Walk zu machen und trampen unanbhängig voneinander nach Nelson, weil er noch ein Nacht in Kaikoura bleibt. In Nelson erklettern wir den Hügel, der Neuseelands mittigster Punkt ist und buchen den Track mit Kajaks und Walk und zwei Tage später befinden wir uns nach kurzem Aufenthalt in Motueka im Van auf dem Weg zum Abel Tasman National Park.
Am ersten Tag kajaken wir von Marahau (der letzte Ort vor dem Nationalpark) zur Anchorage Bay, einer großen Bucht mit kristallklarem, azurblauem Wasser und umgebenden Regenwald. Ein wahres Paradies. Wir treffen Julia und Annika, die auch gekajakt sind und beschließen, am nächsten Tag als Vierergruppe den Track zu laufen. Das bietet sich besonders an, weil die beiden auch zelten und zwar auf dem
gleichen Campingplatz wie wir. Leider ist der zweite Tag recht regnerisch und als wir am nächsten Tag von der wunderschönen (!) Tonga Bay weiterlaufen, bricht die Sonne wieder heraus. In der Tonga Bay mache ich mir aus Treibholz einen Wanderstock und schnitze auch den Fundort hinein. Dieser Tag gefällt mir auch am besten, vor allem, weil uns der Track endlich mal an den Strand führt. Das Awaroa Tidal Crossing ist ein Teil des Weges, man muss durch ein Flussbett direkt am Meer laufen, das nur bei Ebbe überquerbar ist. Wirklich toll!
Von Totaranui aus (Ende des Tracks) nehmen wir ein Wassertaxi zurück nach Marahau und den Shuttle nach Motueka, wo sich unsere Wege wieder trennen. Ich trampe wieder gen Süden und verbringe die Nacht in Punakaiki bei den Pancake Rocks, meine eine Chance, ein Sonneruntergangsfoto von den Pancake Rocks zu bekommen, doch es ist bewölkt. Schade.
Etwas weiter südlich liegt Hokitika, eine angenehme, kleine Gemeinde am Meer. Bekannt ist die Stadt für ihr Jadevorkommen. Überall findet man Läden, in denen geschnitzt wird und Glasbläserstudios. Auch hier spielt das Wetter nicht mit und ich verbringe fast zwei ganze Tage im Hostel, weil es in Strömen regnet. Zwischendurch ist dann immer Zeit zum Strand zu gehen, wenn es gerade nicht plästert. Aber eines weiß ich nun gewiss: Ich bin an der West Coast angekommen - regnerischste Region des Landes! Deswegen aber auch sattgrün wo man geht und steht.
Im Hostel genieße ich die lockere Atmosphäre. Alle sprechen Englisch, obwohl wir so einige Deutsche sind. Weiter südlich geht es für mich dann mit zwei Schotten - schottisches Englisch ist auch ziemlich cool, gefällt mit besser als neuseeländisch, aber nicht besser als britisch -, die auf dem Weg nach Franz Josef sind. Das ist ein kleines Gletscherdorf am Meer. Ja, am Meer, und ein Gletscher, der fast bis ins Meer reicht! Benannt nach dem österreichischen Kaiser aus der Entdeckungszeit bietet der Ort eine ganze Menge touristische Abzocke: Gletscherwanderungen, 400$, Gletscherflüge, 600$, und dergleichen. Als ich mich zum Gletscher begebe bin ich von Erwartungen geladen und kehre recht ernüchtert zurück. Alle reden so augeregt und vielversprechend von diesem Gletscher und was man sieht ist die dreckige Zunge eines drastisch schmelzenden Eisblocks in einem Tal. Da hat die Schweiz Besseres zu bieten. Okay, sicherlich ist das hier etwas Besonderes, weil der Gletscher von Regenwald umgeben wird. An meinem zweiten Tag in Franz Josef erklimme ich den Alex Knob, der gute Aussicht auf den Gletscher von oben bietet. Wiedereinmal bin ich weit schneller als die Zeitangabe auf de Schild (Schild: 8 hrs return; ich: 5 hrs return - 17 km). Von dort oben hat man echt einen wahnsinnig guten Blick! In alle Richtungen.
Mein nächster Stopp heißt dann Fox Glacier, wo ich für etwa 10 Tage im Hostel bleibe, denn ich kann mir dort durch tägliches Bettenmachen und Putzen ein Bett erarbeiten. Ein wenig Geld sparen kann nicht schaden. In Fox in der Ivory Towers Lodge treffe ich Flori aus Cordoba, Argentinien, die auch dort arbeitet, Marcel und Julius aus Stuttgart und Sam und ihre Freundin, deren Name mir entfallen sein muss. Zusammen sind wir eine lustige Bande und zuerst sind nur Flori und ich da und als die Anderen dazukommen, beschließen wird, dass ich so tue, als ob ich aus Norwegen komme. Klappt auch ganz gut, weil ich mir die Antworten zurechtgelegt habe, aber leider kein Norwegisch kann. Zum Glück fragt mich niemand nach ein paar norwegischen Wörtern und auch andere Norweger, die eventuell ihre Muttersprache sprechen wollen würden, tauchen nicht auf. Das Ganze fliegt dann dummerweise auf, als ich einen Anruf bekomme und mit "Hallo" drangehe. Die anderen wundern sich dann, weil "Hallo" hört sich schon sehr deutsch an. Hmm. 5 Tage hab ich es aber geschafft. Besonders Marcel verdächtigt mich die ganze Zeit über, weil er immer wieder Fragen über Norwegen fragt, die ich nur aus dem Gedächtnis heraus beantworte. Oder ich erfinde plausible Geschichten. Es ist definitiv lustig gewesen, auch weil Flori eingeweiht gewesen ist.

Eines Tages schnappe ich mir früh morgens ein Fahrrad und fahre zum 6km entfernten Lake Matheson, der auch als der Spiegelsee in den Reiseführern steht. Da ab 10 Uhr immer ein lässiger Wind aufkommt, der die Wasseroberfläche aufwühlt und so die Spiegelungen zerstört, muss man morgens hin. Um 7 Uhr stehe ich da und kann meinen Augen nicht trauen. Da sehe ich zum ersten Mal Mount Cook und Mount Tasman und dann gleich zweimal jeweils. Wunderbar!!

Noch weiter südich beginnt dann die Gegend um Queenstown, gespickt mit Drehorten von Herr der Ringe: Isengard, Edoras, Rohan, Minastirith. Aber dazu mehr in der nächsten Geschichte, die ich hoffentlich nciht wieder vergesse weiterzuschreiben, so wie diese hier.

Euer Jan


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