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Published: February 10th 2005
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nach einem guten monat auf der insel, besser: den inseln, die mit obigem slogan fuer sich werben, ist die zeit reif fuer einen weiteren travelblogeintrag.
palau ist der kleine trotzkopf des pazifik. seit 1994 unabhaengige, eigenstaendige republik, hat dieses 18.000 koepfe inclusive der ca. 2000 einwanderer zaehlende voelkchen im vorfeld der unabhaengigkeit entschieden, dass es nicht in die foederation der mikronesischen staaten (f.s.m.) will; dass es amerikas “trusteeship“ (amerikanischer begriff fuer kolonie, elf buchstaben), das seit dem Zweiten Weltkrieg bestand, abloesen will; und dass es nicht zulassen will, dass die USA im militaerischen ausnahmefall nukleares material in seinem gebiet lagern oder durch sein gebiet transportieren darf. in letztem punkt haben die insulaner, nach zehn jahren debatte und zig volksentscheiden, kleinbeigegeben. unterm strich bleibt: sie sind offiziell eigenstaendig, wenn auch sicher nicht ueberlebensfaehig ohne die weiteren millionenzahlungen der USA (die den japanern ja doch nicht wirklich ueber den weg trauen).
aber so einfach ist das dann doch alles nicht. gewählte regierung ist schoen, wie bei den grossen: dummerweise kollidiert das regierungssystem aber mit den indigenen hierarchischen strukturen, die auch 100 jahre fremdherrschaft nicht gaenzlich ausrotten konnten. manche der traditionellen clan chiefs &c. liessen sich mit politischen aemtern ruhigstellen (und sind
dafuer nun honorarkonsular in tahiti oder aehnliches...), andere gehen ganz profanen berufen nach. wieder andere, zumeist jene, die die hoechsten traditionellen titel tragen, sind in positionen, die eigentlich ganz verwandt mit ihrer traditionellen aufgabe sind: die hoechste frau in der hauptstadt z.b. steht dem kulturzentrum vor, und diese damen wurden eigentlich immer als kulturtraeger (d.i. als oral history-lexikon) angesehen. sie werden nicht mit namen angesprochen, und ueber sie wird nicht mit ihrem namen gesprochen. jeder kennt die titelinhaber, also muss aus respekt der titel zur eindeutigen identifizierung reichen („mein name tut nichts zur sache.“). nicht, dass es grossartige reibungen gibt zwischen den beiden ‚systemen’ (traditionell und gewaehlt): es ist nur so, dass die regierung mit ihrem (mehr oder minder) geschliffenen amerikanisch nicht die einzige instanz ist. wenn der oberste herrscher von babeldaob, der groessten insel hier, etwas sagt, dann sind die ohren gespitzter, als wenn der präsident das mikro in die hand nimmt. ueber den praesidenten und seine yuppie-bagage darf man lachen - der ibedul, oberste herrscher, verdient und erwartet respekt, auch wenn er keinen gut sitzenden anzug traegt.
daraus laesst sich schon erahnen, dass es durchaus einiges auszugraben gibt, und zwar auch kulturell. das ist auch allerhoechste zeit, will
man es nicht dem vergessen ueberlassen, denn paradoxerweise scheint das interesse am ‚palauanersein’ (im gegensatz zum zur amerikanischen ‚kultur’ sich gehoerig fuehlend) gerade nach der unabhaengigkeit immer mehr abzunehmen. der irakkrieg hat dem amerikanischen ansehen auch hier gehoerig am lack gekratzt, aber hamburger und cookies sehen nach wie vor viel zivilisierter aus als taro und papaya, und wer in der oeffentlichkeit palauanisch spricht, der wird als ungebildet abgestempelt (sagen die alten, die ich vor mein mikro zerre - ich habe aber den eindruck, das ist ein bisschen uebertrieben.).
landschaftlich hat palau einiges zu bieten. nicht nur, dass der grossteil der gesamtflaeche unberuehrter dschungel und unzugaenglich ist (wenn man keine machete dabei hat); den bewohnten inseln vorgelagert sind die rock islands, kleine, dicht bewachsene inseln in einer schicken lagune. hier gibt es auch die sandstraende aus der bounty-reklame, und einige seltene tierarten (u.a. suesswasserquallen). das gros der besucher (auch das gros ist nicht gross) kommt aber nicht deswegen, sondern vielmehr um des tauchens willen - und schon beim schnorcheln (selbstverstaendlich nur an dienstfreien wochenenden) kann man ahnen, was es da alles zu sehen geben muss.
bananen, papaya, star fruit, ananas, pomelos, limonen, kokosnuss (wenn man ueber entsprechend lange arme verfuegt)...
kann man sich am wegesrand pfluecken (ist billiger als im supermarkt, habe ich herausgefunden). ich uebe taeglich, wie disneys balu bananen zu schaelen, aber die perfektion laesst auf sich warten. an jeder ecke blueht irgendwas, und zwanzig meter von der strasse weg faengt der dschungel an, wenn da keine haeuslein stehen. es gibt eigentlich nur eine richtige strasse hier im land, und die fauna dankt es.
was palau “proper“ nicht hat, sind die zahlreichen, kokospalmengesaeumten sandstraende, wie man sie in den rock islands findet. sie existieren zwar (man kann sie an einer hand abzaehlen), aber sie sind entweder (noch) unzugaenglich oder aber gehoeren (in einem fall) zu einem grossen hotel. der rest des inselrandes/der inselraender besteht zum einen teil aus mangroven, zum anderen teil aus felskueste. es kann gut sein, dass dieser makel im suedsee-image das land vor dem badebehosten touristenfallout bewahren wird. zusammen mit dem vielen regen und -wald gibt das ganze dem von lumuria traeumenden touristen ein sehr viel erdigeres bild, als er erwartet hat; und auch ein sehr viel vielseitigeres, -- und spannenderes.
das leben hier ist eher beschaulich. es gibt zum beispiel ein speed limit, das bei 25 mph liegt, aber so schnell faehrt kaum einer - immer mit der ruhe. hier ist alles so klein, da kommt man doch so oder so bald an. laufen kommt den leuten hier komisch vor - da haben die amerikaner wohl wieder ihre spuren hinterlassen. wenn ich laufe, werde ich regelmaessig gefragt, ob ich einen “ride“ braeuchte, und ein „ist nicht weit“ ist da ueberhaupt kein argument.
naechste woche begebe ich mich in die faenge der einheimischen religion, ein zu anfang des 20. jahrhunderts entstandener synkretismus aus palauanischem schamanismus und deutschem katholizismus (jesus und buddha sind da zwei dorfgoetter unter vielen). dazu muss ich richtig in die pampa, damit die high priests entscheiden koennen, ob ich etwas ueber ihre gesaenge lernen darf oder nicht. ganz so einfach ist das hier naemlich alles nicht: man wird erst einmal ausgiebig beaeugt, mit spaerlichen informationen versorgt, um dann spaeter vielleicht (!) fuer wuerdig befunden zu werden, die wirklich essentiellen dinge mitgeteilt/vorgesungen zu bekommen... dann verpflichtet der adel aber auch, wie etwa bei dem alten ehepaar, das beschlossen hat, ich sei fortan familienmitglied. die konsequenzen daraus manifestieren sich in haufen selbstgemachter coconut candies, die aparterweise nach roter bete schmecken. tja, andere laender, andere fritten...
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